Der Mörder ist hierbei ein Hirnmanipulator der den Menschen auf seine synaptischen Schaltkreise und weiche Fleischlichkeit reduziert. Und eben weil er es kann, wird die einem Kriminalroman zwingende Hintergrundsethik (dieser humanistische Quatsch mit Vokabeln wie Verbrechen, Schuld, Sühne, Verantwortung...) deutlich invertiert. Wer ist denn wirklich am Werk bei bösen Taten: der Teufel? Ein Opfer? Die Amygdala? Hormonelle Stimmungsschwankungen? Bakker schafft es, "the argument" so richtig fein auszuformulieren und dialogisch aufzubereiten. Die unangenehme Erkenntnis: das sogenannte "böse" ist eine unter vielen Nervenverschaltungen. Man kann es auch abschalten.
Wenn man ein Weltbild hinzuaddiert, welches den Menschen als homo rapiens, als überbordenden Pilzbefall auf der Kruste des dritten Planeten dieses Sonnensystems begreift, verfinstert sich die Krimilektüre weiterhin. Gut so. Die Lektion des Neuropathen: es gibt Domänen, die gerinnen in die Nichtigkeit, wenn man sie überhaupt manipulieren kann. Das Gehirn ist kein Uhrwerk, keine zentrale CPU (die manchmal tickt und manchmal stockt): es ist ein immanenter Realitätsmörtel und keinesfalls ein neutraler Spieler im argumentativen Feld.