Nie war die grossartige Mrs. Foster dem Schatten von Travis Bickle so nah. In vielerlei Hinsicht finden sich Parallelen, etwa bei der Angleichung des Outfits an die Wandlung des Charakters. Nach den ersten Erschiessungen (Mord ist anders, hu?) lässt sie die Jacken fallen. Sie will Schmauchspuren loswerden, sicher, doch auch will sie sich aus dem Kokon befreien und mit blanker Haut der schmutzigen Aussenwelt begegnen. Eine Taufe mit Blei und Blut. Dann, als sie ihren Kurs erkennt, kommt die Lederjacke. Dementsprechend derb ist die Tötung des fiesen Gangsters, der sie nie persönlich bedroht hat. Jodie braucht keinen Iro, dass will auch wohl keiner sehen.
Man bemerke hierbei Bacons Frisiermoment bei Death Sentence.
Foster ist erwartungsgemäss präsent in dieser Geschichte. Jede Einstellung ihrer Person drückt etwas aus und die deutsche Synchronstimme wirkt wie immer falsch und seltsam. Das Gewicht der Stimme kommt auch im Plot selbst zur Geltung, da Erica durchs Radio mit der Stadt zu sprechen versucht oder sie eben nur zum Zuhören bewegen möchte.
Leider ist der Film auf obskure Art und Weise unfreiwillig komisch. Komik ist ja immer gut, aber wenn Erica ihren Peiniger mit martialischen Sprüchen zu Leibe rückt, dann klingt das seltsam. Die Gewalt wirkt gleichzeitig verstörend banal und omnipräsent. War das Absicht?
Das Ende ist wunderbar. Der Abschaum muss sterben, so oder so. Der alptraumhafte Megaplex kann mit den gegebenen Kompetenzen der Exekutive nicht gereinigt werden. Filmtechnisch geht das auch in Ordnung, weil die Schläger einfach als Tiere dargestellt werden. Sie haben nicht genug screen time um dem Zuschauer irgendwie ans Herz zu wachsen.
Ethisch gesehen wird dem Zuschauer freilich die von Hollywood gewohnte stützende Hand vorenthalten. Ericas Wut ist nicht etwas, dass durch Tränen und Geigen und Zögern und dem Überreichen der Waffe getilgt werden kann. Heulkrämpfe lösen selten die Knoten der düsteren Vergangenheit, schön wär's. Dem Polizisten Mercer wäre durch Quengeln auch nicht geholfen.
Eine Wahrheit spricht der Film gekonnt NICHT an: Selbstjustiz ist letzlich das Ende der Zivilisation. Erica will keinen Richter, Mercer auch nicht. Staatliche Institutionen erweisen sich als obsolet. Ziemlich clever gemacht. Das Superhelden-Prinzip (caped crusader und so weiter) und noch viele andere Motive sind in dem Stoff versteckt - etwa die Rolle der bewegten Bilder dank Handy-Kamera, Hautfarben und die Überschneidung urbaner Sphären.
Was würden Rudy Giuliani oder einer von den junior thugs der Rütli-Schule dazu sagen?
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