Die Effekte sind einfach wundervoll. Ein Monsterfilm braucht ein Monster und dieses Monster ist monströs in jeder Beziehung. Vom anatomisch, äh, interessanten Maul bis zu den Geräuschen von Schritten und Knurren. Besonders entzückend ist eine der ersten Szenen, in der das Vieh über die Promenade angelaufen kommt, Menschenleiber umherschubsend. Was für ein Auftritt.
Korea, wo der Film enorm erfolgreich war, ist weit weg von hier und doch hat man eine gewisse Erwartungshaltung an asiatische Filme, gerade die mit Monstern. Japan kann durchaus als postapokalyptische Gesellschaft erachtet werden, schliesslich wurden dort zwei Atombomben gezündet. Und da die entropische moderne Konsumkultur nationale Kategorien missachtet, wird dieser Aspekt auch gleich auf den gesamten Kontinent ausgebreitet. Das fällt leicht bei Ländern wie China: die haben sehr viele Menschen und auch besagte Bomben. Wundervoller Nährboden für katastrophale Szenarien.
Und die gibt es hier durchaus. Menschen schreien, rennen nach rechts, rennen nach links, schwitzen und mühen sich ab, dem Vieh zu entkommen oder es zu erledigen. Ein weiterer Feind sind die uniformierten Soldaten und Bürokraten und, freilich, Wissenschaftler in Gummi.
Es ist recht bezeichnend, dass Schusswaffen lange keinen Effekt haben (auch Pfeil und Bogen schiessen zunächst ins Leere) - eine gefüllte Spritze in der Hand eines frisch Sedierten ist viel nützlicher. Die Waffen der Zukunft haben keine Projektile, sie kommen aus Labors. Es sind Viren oder entsprechende Anti-Viren: so soll die Seuche, die das Monster verbreitet, durch "Agent Yellow" (sic!) bekämpft werden.
"The Host" verarbeitet durchaus gekonnt das Erbe von SARS, Tsunami-Debakeln und problematischen sogenannten Notstandsgesetzen. Wie ist dies im regionalen kulturellen Gedächtnis verwurzelt? Beschaut man den Film mal isoliert, dann kann man sagen, dass Mitteleuropäer anscheinend einen dicken Kokon aus symbolischer Sinnwelt haben, so dass sie keineswegs so in Schmerz verbunden sein können wie die Genossen in Asien. Also wieder der Trend zum physischen Erleben, diesmal in Asien statt Afrika. Aha.
Pain-ploitation? Wahrheit des Körpers? Hauptsache Glibberschleim. Eine kleine Frage mag bleiben: wieviel Korea ist in "The Host" und wieviel "The Host" ist in Korea?