10/22/2007

Letters from Iwo Jima, Clint Eastwood

Gleich nach dem Zweitkonsum von Flags of our Father also Letters from Iwo Jima. Die Geschichte wird hier weitaus direkter erzählt – Kern der Handlung ist diese furchtbare Schwefelinsel, nicht auch noch ihre Rolle in der heimatlichen Öffentlichkeit.

Die japanischen Charaktere kommen nie hölzern daher, doch wirken sie ein wenig überzeichnet. Wenn die Herren wirklich so waren, dann ist die Realität mal wieder besser als die Fiktion. Mal ehrlich: ein Pferd im Stellungskrieg? Das ist grotesker als ein Hund im Büro.

Historisch gesehen ist die erbärmliche Ausstattung der Verteidiger höchst niederschmetternd. Durchfall und Munitionsmangel lassen Verzweiflung regieren – die Modernisierung des Krieges kam in Japan offenbar nur schwerlich voran. Feudale Strukturen bestimmen und besiegeln Schicksale. So könnte man auch das unsägliche Pferd erklären. Tote Tiere sind überhaupt allerhand: man bedenke noch den freundlichen Hund, den der Ex-Militärpolizist erschiessen musste. Tiere tragen keine Uniformen, sie sind blankes Leben und nie Vertreter von Ideologien und Machtstrukturen. Vielleicht ist deshalb ihre Rolle so seltsam in modernen Kriegs- und Friedenszeiten. Bedeutet zivilisatorischer Fortschritt auch das Ende der Abhängigkeit und der Huldigung des Tieres im menschlichen Leben?

Nochmal zurück zum Film. Die Kämpfenden begegnen sich nicht. Wer das Mündungsfeuer sieht, hat keine Zeit für Konversation. Das kurze Auftauchen des amerikanischen Kriegsgefangenen ist darum umso bedeutsamer – in der vorliegenden DVD-Version spricht selbiger auch unsynchronisiert Englisch. Er ist der Fremde.

Interessant wäre es zu erfahren, ob und wie der Film in Japan selbst aufgenommen wurde. Es ist nicht schwer, nach den beiden Filmen am Singular der Geschichte zu zweifeln – jede Nation hat ihre, jede/r Betroffene hat seine/ihre. In Flags of our Fathers wird sie noch einmal dupliziert und zum hyperrealen Massenspektakel. In Iwo Jima sind es die verlorenen Briefe der verlorenen Briefschreiber die die unbarmherzige Zersplitterung der einen Geschichte zeigen. Welcher Staatsakt könnte sich mit jeder einzelnen dieser Stimmen befassen? Der Aspekt der Pluralität destabilisiert somit die gewünschte Homogenität des Staatsgebäudes. Was sagen Kaiser hierzu?

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