Affliction war so gut. Ein grimmiges Buch in der amerikanischen Arbeiterödnis, zu vergleichen mit nichts geringerem als Springsteens Album Nebraska. Schneematsch auf der Motorhaube, trüber Horizont, gestohlene 9 mm vielleicht im Handschuhfach, zusammengehalten von grauem Klebeband. White Trash ohne Ha-Ha.
Das vorliegende Werk, auch schon wieder ein Jahrzehnt alt, ist der Adoleszenz-Roman von Mr. Banks. Einige Kapitel sind vorab schon als Prosa veröffentlicht worden. Beim Lesen bleibt das Gefühl des Fragmentarischen, so als hätte sich der Autor nie ein Bild vom Ganzen gemacht. Die Odysseen des jungen Chappie aka Bone reihen sich wie Perlen aneinander und wie immer ist das Motiv der Reise verknüpft mit Lebenslektionen. Reisepartner kommen und gehen; manche retten, manche reissen den driftenden Erzähler in etwas rein. Wer kommt mit aufs Floss und wo geht es überhaupt hin und wo gibt es was zu rauchen? Diese Anordnung mag zunächst kurzatmig und allzu simpel sein, doch es trifft das Herz des Genres doch trotzdem: eine Vernarbung folgt der anderen und der junge Geist kann nichts anderes als weiteratmen bzw. –rennen.
Inhaltlich gesehen sind Ortswechsel und Bewegung ständige Pflicht beim Semi-Obdachlosen Bone. Der Stiefvater ein Triebtäter, die Mutter eine dämliche Kuh voller Angst, der beste Kumpel dumm wie Brot, der Chef der örtlichen Biker-Gang aufgepumpt und klotz-psychotisch und so weiter. Der Knochen-Junge gibt sich selbst einen neuen Namen, er will mit einem preiswerten Tattoo seine Herkunft wegtaufen.
Bone ist nicht so gut wie Affliction. Hier ist der Knochen in der Mitte und hält alles zusammen, konzentrische Kreise der Qual scharen sich um ihn herum. Bei Affliction wurde eine Verschachtelung des Unglücks und der Armut erreicht. Banks ist aber trotzdem super. Statt epischer Wucht liefert er rasend schnelle Unterhaltung ab. Jede Frisur ein Abenteuer und am Ende wird viel gestorben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen