Coming of Age, schon wieder. Doch nein: eher gleich Coming of Death. Krakauer hat ein längeres journalistisches Essay geschrieben welches Leben und Ableben des zornigen jungen Mannes Chris beleuchtet. Selbiger reiste mit Tolstoi, Gogol und einer second-hand-Flinte in die Wildnis Alaskas und verhungerte dort in dem Wrack eines Busses. Jaja, die wilden neunziger.
So weit, so finster die Geschichte. Doch sie ist doppelbödig. Gab es Chris wirklich? Schreibt Krakauer als Krakauer? Hier wurde absichtlich keinerlei Recherche betrieben, um die Lektüre so nüchtern wie möglich zu gestalten. Kann alles stimmen, muss aber nicht.
Zwei gequälte Seelen. Zum einen ist da Chris: zuviel gelesen, zuviel gezweifelt, zu sehr in die Arme des sibirisch-markigen Literaturpatriarchats getrieben. Jahre trampt er umher ohne wirkliche Ahnung. Er feiert sich selbst und stirbt jämmerlich. Er hat Jack London nie als großen Leider begriffen. Der Elch ist eigentlich ein Karibu und Inkompetenz kann nur zu den falschen Früchten führen. Zum anderen ist da Krakauer: als Alpinist, Naturbursche und Investigator steht er sich Fragen bezüglich Chris’ Drama und kommt letztlich bei sich selber an.
Warum muss (junge) Männlichkeit sich der Natur so unwirsch nähern? Sucht Mann Absolution, Ernüchterung oder Rausch? Der Autor benennt viele ähnliche Schicksale und Bedürfnisse: er erwähnt auch Thoreau und Konsorten nicht nur beiläufig. Wie legitim sind Nationalparks als Fight Clubs? Into the Wild ist das erste Werk, das von Chuck Palahniuks Lektüreliste konsumiert wurde.
Achso: bald kommt der Film. Der Weg wird kein leichter sein, denn Sean Penn wird einem wohl das Herzlein brechen. Den Soundtrack machte Eddie Vedder, der Anfang der neunziger auch einiges um die Ohren hatte.
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