Gruen mag Psychologe sein, aber zuerst ist er Humanist. In seinem leidenschaftlichen (und vielleicht auch deshalb preisgekrönten) Buch beschuldigt er lieblose Menschen, vor allem Eltern, leidende und fremdgesteuerte neue Generationen großzuziehen. Dabei nennt er zahlreiche Beispielbiographien aus der Ära des Nationalsozialismus - die schlimmsten Mörder waren einst die ärmsten Kinder. Gruen entschuldigt niemanden, zu keiner Zeit. Es geht ihm vielmehr darum, das Eindringen des Fremden in gesprengte Kinderseelen aufzuzeigen und wie leicht dann eine humanistische und gesellschaftliche Katastrophe wie das Dritte Reich begünstigt werden konnte. Sowohl Führer als auch Mitläufer werden nicht geboren, sie werden in Kälte und Einsamkeit herangezüchtet. Der (oder das) dann herrschende Fremde verdrängt dann die authentische, aber zerfrorene Seele des Menschen.
Der Autor zieht absolut nachvollziehbare Schlüsse: die gründliche und liebevolle Fürsorge muss Vätern und Müttern ermöglicht werden. Klingt gut. Mit polemischem Gekreisch nach Kindergartenplätzen und Verhütungsmitteln ist es aber nicht getan. Ein Staat, der seine Bevölkerung wie Vieh existieren lässt, ermöglicht das Auftreten der massenhaft Verfremdeten.
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