8/13/2012

Lonesome Dove, Larry McMurtry

Das hier. Erstmal Gesicht trocknen. Diese fast eintausend Seiten sind ein treues Brikett vorm Gesicht, eine grob gedruckte Einheit aus Recyclingpapier und Kleister. Dieses Ding lauert in Bücherregalen jahrelang, nur um dann in verblüffend hoher Geschwindigkeit zerkaut zu werden.

Es ist eigentlich eine Seifenoper im Wilden Westen. Es gibt eine Handvoll kämpfender Kämpfer und reitender Reiter und dann gibt es den Horizont. Die Frauen sind freilich entweder Mutter oder Prostituierte, meistens letzteres, und bezüglich der Lebenshärte dem Land teils ebenso angepasst wie die Männer. Es wird geschossen. Und dann wird notdürftig gewohnt und ausgehalten, bis wieder weiter geritten und geschossen werden muss. Es gibt keine singulären Helden, das dicke Ding gewinnt vor allem durch die Vielzahl der Statisten, Fluchthelfer und Bauernopfer an Fahrt. Die Dialoge sind markig, prägnant und nie zu reflexiv. Auf nach Montana, keine Zeit für Quatsch.

McMurtry ist noch epischer, als der Umfang des Konsumguts erahnen lässt - mit seiner sachlichen Erzählweise, die sich eher an den Bewegungen (nicht aber der Beweglichkeit) der Dinge und der Verletzungen (nicht aber der Verletzlichkeit) der Körper fest macht, kann er durch bloßes Weglassen den ganzen mythischen Horizont des Westens hinaufwuchten. Aus der Summe der großen und kleinen Taten der Helden und Heldinnen steigt das dicke W empor und man will zum einen erfahren, wer denn nun überlebt und wer nicht und man will auch mehr von diesem Bild haben, von diesem Horizonteffekt. Das ist vielleicht eine Küchenepik, aber immerhin: auf Seite neunhundert zeichnet sich ein rotglühendes Cinemascope-Ende ab, das einen weiter aus der Küche heraus entführt und dann rhythmisch seufzen lässt. Bei McCarthy ist das anders, da seufzt man ob der Menschenleere, ob der erschöpften Materialien. Bei McMurtry seufzt man ob des geschundenen Chors, ob der zähen Menschenmenge, die den Kühen, Flüssen und Steinen doch irgendetwas abringt - und sei es ein wöchentlicher Kuchen.

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