Die Lektüre gestaltete sich überraschend zäh doch nach ihrem Abschluss kann vermutet werden, dass Mr. H. dies beabsichtigte. Der amerikanische Aushilfsguerilla und Dynamitexperte Robert Jordan harrt mit anderen spanischen Bürgerkriegern in einer Höhle aus. Er ist verantwortlich für den großen Knall doch weit über 400 Seiten gehen dahin mit kleineren Versteckspielen und Scharmützeln. Alle warten und warten... bis eben die Stunde (akustisch vernehmlich) schlägt.
Jordan liebt Maria. Nicht nur ist ihr Name schön gewichtig, nein, auch ihre Vergangenheit läßt nicht auf ein happy end hoffen: sie hat ihre Unschuld an die rape squads des Feindes verloren und ihr geschorenes Haar wächst gerade erst nach. Jordan nennt sie rabbit und sie wirkt wie die fleischgewordene Allegorie auf den Kriegswahnsinn. Rabbit wurde so stark ihrer Subjektität und ihrer Würde beraubt dass sie fortan nur noch als Objekt in der Höhle herumsteht. Ein Häschen halt, an der Wand oder im Schlafsack. Im krassen Gegensatz zu ihr steht Pilar, die angewelkte und recht derbe Frau des wankelmütigen Bandenchefs.
Hemingway hat eine frotzelnde Ader. Manchmal bricht es aus ihm hervor und er lässt Robert Jordan und die anderen fluchen und speien. Drollig dabei die plumpe Benutzung des Wortes "obscenity" an den entsprechenden Stellen. Dabei wird der Roman aber nie lächerlich oder gar hard-boiled: nein, er ist und bleibt ein reichhaltiger (mitunter polarisierender) Textbrocken.
Wie schon bei A Farewell to Arms ist das Ende hier wuchtig. War das nicht Tschechow mit der Pistolenregel in einer Geschichte? Wenn eine Waffe im Schrank versteckt wird, dann muss sie auch irgendwann einer abfeuern. Hier ist es halt Dynamit. Ei, wie drängend da doch die Verbindung zum Nobelpreiskommittee ist...
Dann schlägt endlich die Stunde: Jordan bombt die Brücke, eine Verbindung zwischen zwei Punkten reißt ab. Außerhalb der Höhle zeigt sich der Krieg endlich zwischen Trümmern, Pferden und Panzern. Zeit an sich verändert ihre Relevanz. In einer sehr schönen Passage kurz zuvor meditiert/fiebert Jordan über dem Jetzt: Come now, now, for there is no now but now. Yes, please now, only now... one and one is one. Der Amerikaner ist nach einem Fluss benannt und somit ist Stillstand der sichere Tod. Aus Jordans Handfläche können die gypsies jedenfalls keine Zukunft lesen. Da kann man dann weiter fabulieren bezüglich der Rolle von Brücken, die ja auch Flüsse überspannen.
Doch, die Lektüre lohnt sich. Auf jeden Fall macht sie neugierig auf die Filmversion. Gary Cooper als Jordan in einem Blockbuster von 1943.
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