1/23/2008

RIP, gutes Konsumgewissen

Eine kleine Anmerkung bezüglich des unglücklichen Ablebens des Schauspielers Heath Ledger, nicht mehr und auch nicht weniger.

Der erste Gedanke beim Lesen der Nachricht betraf den bald anlaufenden zweiten Batman-Film von Christopher Nolan. Der Gedanke lautete nicht: ein junger Mensch starb viel zu früh, sondern: hoffentlich hat er den Film abgedreht. Hoffentlich muss der Kinostart nicht verschoben werden. Hoffentlich müssen die Produzenten nicht aus lückenhaftem Material eine neue, unbefriedigende Version zusammenhacken.

Das ist nicht nett.

Man beachte den unbedachten Tonfall im Konsumgraben-Eintrag bezüglich Batman Begins.

Es bleibt spannend, wie das Marketing auf das Ableben der zweiten Hauptrolle reagieren wird. Schließlich ist der Joker einer der bekanntesten Comic-Charaktere bei DC überhaupt. Man denke nur an Jack Nicholson, der ihn in Tim Burtons Erst-Neuauflage von 1989 verkörperte. Der Joker stand immer für eine einmalige Kombination von rasierklingenscharfer Ironie und war stets ein Bollwerk grotesker Düsternis, einer dem nichts heilig ist und der *aufteufelkommraus* nicht ernst sein konnte. Ein Massenmörder der Unterhaltung, der für das persönliche Amusement auf spektakuläre Art und Weise Menschen meuchelt - kindgerecht und publikumswirksam. Nicholson konnte damals so gut sein, da er vorher einmal das Shining hatte und somit schon einmal jokeresque Wege beschritt. Das Publikum hat ein Elefantengedächtnis.

Doch keine Angst, ihr Nerds. The Dark Knight ist abgedreht und angesetzt. Die Welle rollt und Ledgers Tod wird für das Einspielergebnis sicherlich von Vorteil sein. Das Echte, das Wirkliche hat eine (teure, aber freilich auch triviale) Comic-Verfilmung veredelt. Die finstere Aura des Jokers bekommt nun einen Beigeschmack der Einmaligkeit, der Letztmaligkeit. Schaun wir mal, was passiert. Es sei hier kurz an Hollywoodland verwiesen, einen Film der das Thema U-Produkt und den "Echten Tod" auch recht klug behandelt. Manche Dinge wiederholen sich anscheinend.

Die Filmplakate werden wohl überarbeitet werden. Die Frage "Why so serious?" lässt sich einfach zu gut beantworten.

Aber Mr. Ledger wird demnächst nicht nur als Todes-Clown zu sehen sein. Nein, er spielt auch eine Version von Bob Dylan - höchstwahrscheinlich popcorn-inkompatibel und etwas geistvoller. Dylan selbst ist ja auch eine fast mythische Figur, ein Etwas zwischen Ikone und Individualität in dem Mensch, Name, und Aura seltsam verschwimmen und ggf. auch polarisieren. Die Entscheidung, den alternden Musiker von diversen Schauspielern verkörpern zu lassen unterstreicht das komplexe Feld zwischen Massenkultur, Reproduktion und dem Un-Wort Person.

Der Titel jenes Films ist ebenfalls nicht frei von düsterer Komik: er heißt I'm Not There.

Die Bilder sind von der FAZ und von der offiziellen Seite von The Dark Knight.

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