Bei der Jugend nicht viel neues. Oder doch? Am Daumen zu lutschen ist wohl das berühmteste aller freudianisch interpretierbaren Symptome - der Film nimmt es als plakativen Ausgangspunkt für allerlei intrafamiliäres Drama. Oh wie schön ist Oregon!
Justin ist ja nicht der einzige Leider in dem Film. Der Kampf um Orientierung und Zielsetzung wird auch von Vater und Mutter (Tilda Swinton spielt erfrischend un-ätherisch) ausgestanden. Mal wieder ist das prä-adoleszente Kind der Familie sonderbar altklug und alltagsweise, so wie die Helden von South Park oder die Gören in Delillos Büchern. Besondere Erwähnung verdient schließlich uns' Keanu als hippiesquer Zahnarzt, der kein bloßer Mentor ist sondern ebenfalls diverse innere Renovierungen erledigen muss.
Den direkten Vergleich mit Hallam Foe verliert Thumbsucker knapp. Dafür sind die die Bilder ein wenig zu bekannt, die Weisheiten ein wenig zu breitgetreten. Das heißt freilich keineswegs, das die Welt nicht noch mehr von dieser Art Filme braucht. Coming-Of-Age-Geschichten müssen notwendigerweise beliebt sein, denn nirgendwo sonst können antike Dramen so leicht implementiert werden und nirgendwo sonst können Sex und Gewalt so unschuldig (sic) ausprobiert werden. Insbesondere Thumbsucker stellt artig die Frage, wieviel Pharmazie in die erkrankte Jugend hineingetragen werden sollte und wie man sich einen gesunden Teenager vorzustellen hat.
Hallam Foe und Thumbsucker stinken freilich beide gegen The Graduate ab, aber das war ja zu erwarten. Der Tauchanzug ist das Goldene Kalb der Adoleszenz.
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