Gerne machen sich feiertags aufgeklärte Europäer über den Glauben der nordamerikanischen Bevölkerung lustig. Fundamentalismus wird genannt und mit großem tststs wird die Bezeugung der Liebe zu Jesus dort belächelt. Vielleicht könnte deshalb ein kleiner Roman wie FoL hier nicht funktionieren. Muss er aber auch nicht.
Ein Gläubiger hat ein Problem. Er wütet in seiner Gemeinde und vergeht sich an ihren jungen Mitgliedern. Zum Arzt wird er geschickt. Den trickst er aus. Der Gemeindevorstand deckt ihn dabei, allerdings mit einer wahrlich bizarren Heilsrhetorik. Und dann reden auch noch seltsame Gestalten mit ihm, die nur er sehen kann. Das hat nichts mit dem filmischen Sakralhorror zu tun, der unter dem Chiffre 666 laufen könnte. Dies ist die Geschichte eines Vaters, der sowohl Opfer ist als auch Opfer produziert. Treudoofe Schafschristen und Thrillseeker stößt der Roman zwischen die (stumpfen) Hörner.
Evensons Sprache ist schnell und unbefangen, er wechselt mühelos zwischen der Perspektive des Triebtäters und des Vaters hin und her. Keine ist bequem. No line left behind. Vater unser? Vater derer.
Der Autor (hier online, hier wiki) selbst soll wegen eines Romans seinen Job in einer christlichen Institution verloren haben. Sei's drum - der kommt auch noch auf die Liste. Echt gutes Zeug, das. Die Neugierde auf The Open Curtain wächst.
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