9/03/2009

The Brothers Bloom, Rian Johnson

Huch! Fast verpasst, dieses Produkt. Sein Konsum war ein Unfall, aber gut so. Johnsons Film ist ein sympathischer Familienfilm mit leisem Humor und Tragik, und dazu auch sehr ansehnlichen außeramerikanischen Landschaften. Assoziationen zu Wes Andersons Oevre kommen auf (leider wurde der Darjeeling Express immer noch nicht konsumiert, verdammt, auf die Liste damit).

Die Brüder machen fiese Dinge und sind anfangs eins: einer mag das Geschäft, der andere nicht. Einer will voran, ein anderer zur Seite. Am Ende zerreißt es beide. Wie bei einem epochalen Scherz bleibem beim gelungenen Trickbetrug am Ende nur rauchende Trümmer.

Zum Glück ist das schöne Auto gelb und somit nicht superschön, da schmerzen die Schrammen nicht allzusehr. Rachel Weisz hat aber eine tolle Farbe und ist auch sonst eine wahre Pracht.

9/01/2009

The Dark Knight, Christopher Nolan

Ja, schon wieder. Immer wieder. Wieder und wieder und wieder. Fanboys haben einen Hunger, der in keinem Verhältnis zum Magen zwischen den Ohren steht.

"Wir haben die Dinge für immer verändert"... "Du brauchst mich"... "Ich kann diesen Bleistift verschwinden lassen". TDK ist einer der wichtigsten Filme des Jahrzehnts und bedient klassische Themen.

Vor Weihnachten wird das Ding bestimmt wieder konsumiert werden. Und wieder. Und wieder. "Wir müssen ihn jetzt jagen."

The Eden Express: A Memoir of Insanity, Mark Vonnegut

Mark ist der Sohn vom berühmten Kurt. Ja, der. Sein Wiki ist hier.

Mark war ein Hippie: seine Haare waren lang und seine Absichten easy. Mit einem Bachelor in Religionswissenschaft wollte er aufs Land, nach Kanada, und dort in einer Kommune die neue Zeit leben.

Doof nur, dass Mark an Schizophrenie leidet. Die so offene Alternativgemeinschaft hält ihn irgendwann nicht aus. Immer wird betont, dass die Leiden eines Menschen nur das Symptom einer gesellschaftlichen Erkrankung sind und somit sogar "gesund" und "vernünftig" sind. Doch irgendwann können die Freunde den lallenden Mark nicht mehr aushalten - und er selbst sich auch nicht.

Wortgewalt ist erblich: Wie auch Kurt weiss Mark zu schreiben. Allerdings ist er kein Romancier, sondern ein Erinnerer. Sein Text gewinnt an Fahrt, weil er die erste Person Singular so rein und klar verpackt. Mark vermeidet Mitleidspornographie durch Humor, Anstand und Ehrlichkeit; seine Absicht ist es, sowohl seine Geschichte zu erzählen als auch in verdauliche Brocken zu hauen. Das gelingt.

Am Ende des Buches wird alles gut. Das Nachwort überrascht: hier schreibt Mark, dass seine Schizophrenie heutzutage als manische Depression diagnostiziert werden würde. Er lobt die Errungenschaften der modernen Pharmaindustrie. Der ehemalige Patient hat sich die Haare geschnitten und ist heute etwas Wunderbares, nämlich Kinderarzt.

8/30/2009

Inglorious Basterds, Quentin Tarantino

Hu, da trauta sich was, hu? Ja und nein. Herr T. macht schon lange Filme über ein einziges Thema: nämlich sich selbst. Eines seiner Werke zu sehen heißt, sich ihm anzuvertrauen und einen groben Kontrast zum kinematographischen Einheitsbrei zu erleben. Es geht also vor allem um Gewalt, Frauen und die Füße derselben.

Kreativ? Ja. Lustig? Auja. Revolutionär? Nö - denn dafür müsste Tarantino einen nicht-Tarantino-Film machen. Seine Selbstdarstellung beinhaltet den Griff ins moralische Gedärm, da kann auch der olle Nazi-Schranz nichts dran ändern.

Die Verdauung der faszinierend un-postmodernen Faschistenwelt schreitet mit IB weiter voran. Erst wird geschindlert, dann gebunkert und nun also gesplattert. Denn letztlich ist Hitler nur ein Endgegner von vielen. Es geht eigentlich nur um die stylischen Bonuslevel, die Seitenarme im groben Plot.

Herr Pitt und vor allem Herr Waltz sind wirklich gut. Schön, dass es Herrn T. gibt und sie so zusammenführte.

Das ist ein Bingo. Neues Spiel, neues Glück.

Der Fremde in uns, Arno Gruen

Gruen mag Psychologe sein, aber zuerst ist er Humanist. In seinem leidenschaftlichen (und vielleicht auch deshalb preisgekrönten) Buch beschuldigt er lieblose Menschen, vor allem Eltern, leidende und fremdgesteuerte neue Generationen großzuziehen. Dabei nennt er zahlreiche Beispielbiographien aus der Ära des Nationalsozialismus - die schlimmsten Mörder waren einst die ärmsten Kinder. Gruen entschuldigt niemanden, zu keiner Zeit. Es geht ihm vielmehr darum, das Eindringen des Fremden in gesprengte Kinderseelen aufzuzeigen und wie leicht dann eine humanistische und gesellschaftliche Katastrophe wie das Dritte Reich begünstigt werden konnte. Sowohl Führer als auch Mitläufer werden nicht geboren, sie werden in Kälte und Einsamkeit herangezüchtet. Der (oder das) dann herrschende Fremde verdrängt dann die authentische, aber zerfrorene Seele des Menschen.

Der Autor zieht absolut nachvollziehbare Schlüsse: die gründliche und liebevolle Fürsorge muss Vätern und Müttern ermöglicht werden. Klingt gut. Mit polemischem Gekreisch nach Kindergartenplätzen und Verhütungsmitteln ist es aber nicht getan. Ein Staat, der seine Bevölkerung wie Vieh existieren lässt, ermöglicht das Auftreten der massenhaft Verfremdeten.