1/28/2009

RIP, John Updike

Kaum erwähnt, schon verschieden. Updike hat mit seinem Rabbit einen Helden beschrieben, der ohne Machete und TNT infernalische Geschichten überstehen muss. Bitterschön war das.

Valkyrie, Bryan Singer

Es ist ja sowas von bratzegal, welche Teetassen der am besten bezahlte Schauspieler dieses Films anbetet. Er muss abliefern und hat er bei der Walküre abgeliefert? Ja, er hat abgeliefert.

Aber Cruise ist nicht der Hauptschuldige für diesen gelungenen mainstream-Kassenknüll-Blockbuster-Mega-Franchise-Feuilleton-Kunstaufreger. Frei von germanischer Behäbigkeit wird hier eine spannende Geschichte auf spannende Weise erzählt, die wie Spielbergs Ryan ein kompaktes Sprungbrett in den Geschichtsunterricht sein kann. Dralles dolles Ding, das.

Sehr gut auch: der Ton. Einmal fallen die Bomben und Wagner kommt im bebenden leeren Wohnzimmer knarzig von Platte. Muss nicht so gewesen sein, ist aber schön schaurig. Und der Führer? Der lobt nicht nur Wagner sondern spricht: durch die Magie der Stimme beendet er via Volksempfänger die Mär von seinem Tod und somit auch alle Hoffnung.

Als nächstes wird sich Bryan Singer dem neuen Superman widmen und das ist auch gut so, denn nur die ewig Prämillennialen werden versuchen, den mit Hitler erklären zu wollen.

Saving Private Ryan, Stephen Spielberg

Der wiederholte Konsum dieses Films bringt seine Rundheit hervor: beim ersten Mal im Kino vor vielen Jahren war man verstört und (im positiven Sinne) umhergeschleudert, jetzt auf DVD sehen die Dinge anders aus.

Spielberg rüttelt mit den brachialen ersten Szenen wunderbar auf, da diese Bilder neu waren - jetzt kennt man sie und weiß, dass ganze Regale voller Egoshooter sich mit dieser Optik verkauft haben. Pervers? Nein, zeitgemäß. Die Bilder funktionieren immer noch und der Film ist immer noch gut, denn er ist rund: mitten im Chaos des Krieges wird ein Quest für die Menschlichkeit angegangen und statt militärischer Anonymität darf charakterisiert und Western-mäßig gemenschelt werden. Ein schlechtes Gewissen kann beim schaulustigen Konsumenten nicht entstehen und am Ende wird das Drama mit dem Tod gesühnt, denn der hat immer das letzte Wort und heiligt alle Missionen. Ein guter Film, der irgendwie Lust auf Malicks böse gefloppten The Thin Red Line macht.

Born Standing Up: A Comic's Life, Steve Martin

Die Kürze der partiellen Autobiographie des sehr geschätzten Herrn Martin ist hervorragend. Sie beleuchtet die ersten Berufsjahre des Komikers und Unterhalters, die er klassisch als Witzeerzähler auf diversen Bühnen zubrachte. Dabei kommt die Kulturgeschichte nicht zu kurz: Saturday Night Live ist mehr als ein effektiv vermarktetes Produkt sondern das Aufkommen einer von Martin selbst "anti-comedy" genannten Art der Unterhaltung. Die Ehrfurcht kommt nicht zu kurz: Martin hat Bruce gehört, Pryor gesehen und Presley hat ihm seine Pistolen gezeigt. Und deshalb ist die Kürze gut: Martin hat sein Buch nicht mit mehr Bildern und Anekdoten angereichert als nötig und somit einen windhundschlanken Geschichtstext abgeliefert.

Die Kürze der partiellen Autobiographie des sehr geschätzten Herrn Martin ist enttäuschend. Es stellt sich bei so einem außergewöhnlichen Beruf doch die Frage, wie man die Kraft und den Mut zu selbigem findet - und diese bleibt unbeantwortet. Das schwierige Verhältnis zur Familie wird präzise geschildert, aber auch kühl und distanziert. Und wie genau sehen die Schusswaffen des Königs aus? Sind sie weiß und mit bunten Steinen besetzt? Sind die Griffe mit Erdnussbutter verschmiert? Ach, Steve Martin hätte so viel mehr erzählen können. Wenn man schon bei Disney beginnt und irgendwann Muddi ein Haus kaufen kann, dann muss das doch ein feierliches Epos ergeben.

Herr Martin hat die Kontrolle, ob nun mit Pfeil durch den Kopf oder ohne.