7/17/2013

Identity Crisis, Brad Meltzer, Rags Morales, Michael Bair

Hier und hier und hier. Wieder so eine wuchtige Universum-ändernde Saga, die ein Grundelement des Genres auf seinen komplexen Unterbau hin untersucht. Diesmal ist es Identität und der Gebrauch von Masken.

Es wird gesagt, dass die Masken die Angehörigen der sogenannten Helden schützen. Hier klappt das aber nicht so ganz, denn es wird auch gleich noch mit Gedächtnissen herumgealbert. Mustererkennung, Gesichtserkennung, Heldenverehrung: irgendwie scheinen Hirn und Auge vereint. Bei IC funkt dann auch noch arg das Herz dazwischen: Rache und Wut und Liebe und Verlust und alles Mögliche wird sehr un-supermenschlich dargeboten.

Die Auflösung ist zwar schön, kommt aber eher unaufgeregt daher. Sie ist schön, weil es eben keine finsterer Dimensionslochherrscher, kein Äonen konspirierender Superschurke ist, der hier die Fäden/Masken zog.

7/14/2013

The Killer Is Dying, James Sallis

Hier und hier.

Äh, bitte was? Sallis hat irgendetwas gemacht, und man hat auch jeden Buchstaben gelesen, aber mittendrin ist etwas verschwommen, mittendrin ist etwas verloren gegangen und etwas (jemand?) ist erschienen. War es nur Unaufmerksamkeit auf Seiten des Lesers? Aber warum will er es denn jetzt so genau wissen, was da gerade passierte?

Sallis 1, Leser 0. Re-Konsum des Romans wird mittelfristig veranlasst.

The Call, Brad Anderson

Hier und hier.

Ok, er funktioniert: Telefon als Medium, das gesprochene Wort als affektiv aufgeladenes Halteseil (zetern, schluchzen, drohen), und Autos. Der Film mit seiner moderat spannenden Idee wurde um Frau Berry drumherum geschneidert, so dass sie möglichst oft und gut mitleiden kann. Ob das so realistisch ist? Das schönste Märchen ist doch das, dass man sich immer zweimal trifft.

Der Antagonist ist leider wieder nur ein Klon von Norman Bates. Es muss doch auch frische Mörder geben können? Unangenehm fallen die splatter-Elemente auf: was zu Saw gehört, muss doch nicht ins Hochglanzkino gesteckt werden, oder etwa doch? Wahrscheinlich ist das der Trend. Se7en konnte das damals besser. Oder hat Se7en das verursacht?

Besser das Ende: unaufgeregt, aber konsequent wird die Schauermär abgeschlossen. Aufgelegt wird. Kein Freizeichen mehr.

Sin City: Family Values, Frank Miller

Hier. Weiter geht die Gewalt, diesmal wieder mit der feinen stummen Ninja-Braut. Rollerblades hat sie an, Shuriken kann sie werfen. Feinde sind Mafiosis, aber sie sind freilich überhaupt keine Gefahr für das leise zirkelnde Aufschlitz-Abhack-Darling.

Rodriguez täte sehr schlecht daran, diesen Band für das Kino-Sequel zu ignorieren.

Sweet Tooth Vol. 1: Out of the Woods, Jeff Lemire

Hier. Seit langem wieder eine Überraschung: der scheue Junge ist Halbmutant mit Hirschhörnern und reißt ansonsten oft erschrocken die Augen auf. Im postapokalyptischen Niemandsland muss er sobald, wenn auch unwillig, seine juvenile Quest antreten.

Sweet Tooth ist aber schon eine ziemliche Lusche. Scheu im Sinne von unbedarft im Sinne von leicht zu verjagen. Bleibt zu hoffen, dass er im zweiten Band geeignete Maßnahme findet, sich seine Hörner abzustoßen. Oder mit Widerhaken tödlicher zu machen.