10/15/2011

The Grapes of Wrath, John Ford

Hier. Dieser Klassiker verpackt die monumentale Wucht der Handlung in ebenso monumentale Bilder. Ernsthaft geht Ford vor und verpackt das Hauptwerk von Steinbeck in ein Filmepos, das die Prägnanz des amerikanischen Großprojekts schildert. Und das nur wenige Jahre nach der hier thematisierten Weltwirtschaftskrise.

Mehr noch als die Früchte die im Westen locken spielt der ewig tosende Wind im Osten eine Hauptrolle. Er fegt durch die Ebenen, durch die Hütten, durch die Lebensentwürfe der Okies und treibt sie vor sich her. Der kalifornische Traum wird ein Synonym für das erfüllte Leben im Allgemeinen. Und je näher man ihm geographisch kommt, desto nebulöser wird seine Gestalt. Ist es das alles wert? Kann es denn wirklich noch jungfräuliches Land hinter den Bergen geben, wenn es hier doch so vielen Menschen so schlecht geht? Wird sich der Mut der Aufbrechenden auszahlen?

Dicke Themen: das Mahlwerk der kollektiven Wirtschaftsordnung und das bürgerliche Einzelschicksal sind ein zeitloses Grundmotiv. Der Geist von Tom Joad kann somit immer wieder beschworen werden.

Allerdings ist der Roman freilich wie so oft besser, zumal er das souveränere Ende hat.

10/14/2011

Damned, Chuck Palahniuk

Hier. Muss ja sein.

Und man weiss nicht genau, welchen Weg CP einschlägt: als eklatanter Vielschreiber werden seine Bücher zunehmend wunderlich und weniger reißerisch. Es ist weniger Finsternis in diesem Buch, obgleich es in der Hölle spielt - in selbiger ist die Heldin gelandet, da sie gekifft hat und es wie so viele nicht überlebte und es überhaupt verdient, nicht in den Himmel zu kommen.

Es spinnt sich als Parabel (oder Parodie?) auf den mythischen Breakfast Club ab und gewinnt vor allem durch die dümmlich-sensible Erzählerin an Witz. Sie ist Opfer eines brangelinaesken Jet-Set-Paares und konnte in jener Welt voller anonymer Stiefgeschwister und haltlosem Freiheitswillen nicht überleben.

Vielleicht wird CP ein neuer JG Ballard oder ein Sam Delany. Mit Hitchcock und Raymond Chandler ist er durch (vielleicht sogar mit Stephen King, falls ihm das je vorgeworfen wurde).

10/10/2011

The Hunger Games, Suzanne Collins

Hier. Na, das ist ja mal ein schöner Quatsch. Von der Unterhaltungsindustrie als neues Harrypottertwilightteenpopschnulzensequel gehandelt und von vielen jungen Menschen als Bestseller ausgezeichnet schickt sich THG an, die traditionellen Adoleszenzprobleme der westlichen Welt marktgerecht darzureichen.

Könnte klappen. Hier treffen sich Blade Runner und Herr der Fliegen und vielleicht auch Buffy the Vampire Slayer. Bis Mad Max reicht es nicht, denn die Hauptperson ist ja ein Mädchen und mag keine Autos. Dafür kann sie fein Bogenschießen und sich verstecken und sich den Männchen, die sich als würdig erweisen, anbiedern und darreichen.

Die Dialoge sind sinnfrei, die Motivationen der Charaktere dürftig, die fiktionale Welt unglaubwürdig und der ganze Sexaspekt geradezu mittelalterlich verbohrt. Stoff genug für mindestens drei Sequels.

10/09/2011

Fargo, Ethan & Joel Coen

Hier. Wie viele wegweisende Filme kann man auch diesem hier einen herben Vorwurf machen: er hat zu viel Schund provoziert. Nach Fargo wurden die deutschen Sonntagabendkrimis seltsam, weil irgendein Drehbuch so schön "schrullig" sein wollte.

Fargo hat mehr, mehr von allem: die perfekt ausbalancierten Bilder machen die Einsamkeit von Menschen im Raum deutlich und lässt die amerikanische Ödnis ins Unendliche wachsen. Fargo ist ein Horizont-Film. Die Charaktere haben ihre desolate Lage im Raum gemein, doch wo einige mit Zwang und Not und Druck schlimme Dinge anfangen, da tragen andere sehr souverän ihren Babybauch herum und beweisen eine bewundernswerte Menschlichkeit.

Und auch wenn der Schnee sich türmt und es kalt ist und die Menschen schliddern und rutschen und versacken und sich festhalten müssen, dann kann man trotzdem eine anständige Person sein. Ein wundervoller Film.