4/09/2011

Knockemstiff, Donald Ray Pollock

Kurzgeschichten aus Ohio von einem der Überlebenden. Das Dorf gibt es wirklich! Wahrscheinlich einer der furchterregendsten Orte Nordamerikas. Die Berichte hier gehen einmal um den trailer park, dann in die Jauchegrube und quer über den alten Parkplatz zum Friedhof, wo diese kranken Kinder wieder ein bbq aufgebaut haben.

Der Siff trieft aus Menschen und Motoren, beide husten ordentlich und sind trotzdem in diese existentiellen Kuhle gefangen, die dem durch und durch heruntergewirtschafteten Ödland ihren Schwerpunkt gibt.

Was bleibt zu tun? Die einzige Anweisung wird halblaut ausgesprochen: Knockemstiff, hau'se alle um. Ob es nun die Termiten unter der Bar sind oder die verfetteten Drecksbälger der Exotik-Tänzerin, die sie dem Schlachtergehilfen unterjubelte: wer hier nicht möglichst hart und früh und mehrfach zuschlägt, wird bei den Futterluken nach unten rutschen.

Der Autor kennt diesen Ort. Der MFA kam spät zu ihm... schön, wenn dabei so ein herbes Brett herauskommt. Oh, Ohio.

Drugstore Cowboy, Gus Van Sant

Dieser. Flink manövert sich der Hallodri und seine Gang durch die Provinz, um chemische Ungleichgewichte auszugleichen. Dabei sehen alle gut aus und könnten zunächst als Green-Party-Sympathisanten herhalten. Aber alles bricht entzwei wie die konsumierten Molekülketten und so gefriert alle Leichtigkeit in Atemlosigkeit. Cold turkey, Sozialversicherungsnummer, ein Zimmer mit Etagen-WC.

Moralische Keulen gibt es hier keine, eher eine ästhetische Ehrfurcht vor dem schönen Gefühl, nicht nüchtern zu sein. Burroughs selbst referiert mit ungeniertem celebrity-Faktor über die Prinzipien, für die er steht. Den Van-Sant-Spielraum hier beginnen lassen zu wollen, gelingt: brechende (zerstaubende) Jugend als Zentralthema machen dieses sorgsam bebilderte Bühnenstück zur Hausmarke. Das Ding mit dem Mainstream und der aktiven Kamera kam später. Sei's drum: mit Drugstore Cowboy fing es an. Ordentlich.

Spun ist anders.

The Union: The Business Behind Getting High, Brett Harvey

Oh, Canada... hier. Eine durchaus erfrischende Dokumentation über das alte Thema der Legalisierung und Nutzung diverser Pflanzen. Besonders interessant ist der sehr bizarre nördliche Grenzverkehr.

Und obwohl Tommy Chong dabei ist wird nicht einfach nur das durchromantisierte Stoner-Exil beschworen: es ist ein Blick auf das Prinzip des Marktes, das immer wieder verschwimmt, wenn es nicht um Butterberge und Erdöl sondern um Wellness-/Genuss-/Heilmittel geht.

Hier die offizielle Seite.

The Union - Marijuana Documentary from British Columbia
The Union - Marijuana Documentary from British Columbia Hosted by Beer Steak Bullshit

4/08/2011

Mehr Vorfreude: Hesher

Nicht nur wegen Frau Portman Pflicht.



Danke, Nerdcore.

4/05/2011

Californication, Tom Kapinos

Vier Staffeln voller Strandgut. Hier. Jawohl, erfolgreiche Musikanten haben wegen des Titels bereits geklagt. Sehr kalifornisch.

Der Schock kam früh: was ist nur aus der Kleinen aus der verbratzten Nanny geworden?! "Fucking and Punching"?! Nagut, das kann für eine dramedy eine komfortable Mischung bedeuten. Vielleicht hat der Porsche auch deshalb nur ein Auge: er drückt das andere zu.

Jede Staffel hat ein Motto, eine Rahmenrahmenhandlung: somit hat jedes Staffelfinale eine gewisse Brisanz. Duchovny hat die Eskapaden des Helden formvollendet umgesetzt und ein sehr prägnantes Schreibäffchenschema in die Welt entlassen. Und etwas lernen kann man auch: von diesem und jenem lebt quasi der Grundton der Sendung wie auch die Welt, in der sie zu spielen droht. Und es gibt noch so viel mehr zu entdecken. Aber wer liest denn jetzt noch die Bücher, die weniger Sex und mehr Gewalt haben?

Grand Theft Auto IV: Episodes from Liberty City, Rockstar Games

Das hier nochmal. Einmal Motorräder und einmal Fallschirme... der beschleunigte Körper in einer Stadt aus Zitaten. Vielleicht wird GTA5 endlich einen weiblichen Protagonisten haben. Rockstar Games könnte das Echo von Lara Croft exorzieren.

4/03/2011

Letztes Jahr in Marienbad, Alain Resnais

Oh. Hier. Tatsächlich ein Klopper, endlich in Gänze konsumiert. Im barocken Schlosshotel huschen die Erinnerungen durch die Hallen. Doch: dieser Film hat eben keine bebilderte Handlung, sondern handelnde Bilder. Der ganze Film setzt sich mehr und weniger zusammen, er vibriert und schwingt. Die Szenen (Mensch und Mobiliar ähneln einander in Funktion und Farbe und sind gleichermaßen durchgestylt) fallen immer wieder in größere Zusammenhänge, ruhen kurz, und entspannen sich dann wieder. Intensiv, extensiv... freilich sehr leicht zu persiflieren. Und vollkommen werbeblockinkompatibel.