2/16/2012

Drive, James Sallis

Die Vorlage dieses Herrn für den derweil recht gelobten Kinofilm. Auch wieder so ein seltsam kurzer Noir-Brocken. Der leidende, kämpfende, umtriebige Held setzt seine Physis ein, um als Stuntman oder Schurke seiner Umwelt zu entkommen. Dabei ist er ausgehöhlt, ein Vakuum: kalt bewegt er sich durch die erbarmungslose Stadt und mit kalter Präzision haut er auch die Gänge hinein.

Und dann bekommt er einen Sprung und das Vakuum will sich füllen. Es zischt: der Fahrer kommt vom Kurs ab.

Drive ist sehr elegant durch seinen Minimalismus. Es geht weniger um die Geschichte, die irgendwann enden soll, sondern um die Ordnung, die solch ein Kosmos vermittelt: es gibt nur Fahrer und Gefahrene. Man sitzt im Auto oder nicht. Ereignisse sind manchmal kompliziert aber immer endlich. Wer sich mit Geschwindigkeitsmaschinen einlässt, der sollte wissen was Beschleunigung bedeutet. Einschalten. Ausschalten. Hochschalten.

Hier ein Link zur logischen Konsequenz dieses Textchens.

2/13/2012

Imperial Bedrooms, Bret Easton Ellis

Hier. Keine Überraschung: einer der besten und tollsten und souveränsten und stimmigsten kleinen Merchandize-Artikel die seit langem konsumiert wurden. Man stellt sich als Konsument wahrscheinlich immer unbewusst den Produzenten der Unterhaltungsgüter vor und projiziert bei nachhaltigem und wiederholtem Konsum irgendetwas auf diese Person. Dann werden Erwartungen erfüllt und übertroffen und man freut sich.

Dazugehören kann so einfach sein.

Somit ist Herr Ellis so ähnlich wie Herr King, ein anderer Textzulieferfachbetrieb. Das hat er selbst in Lunar Park schon sorgfältig illustriert.

Nie zweifelt man bei IB an der Autorenschaft. Wenn das alles ein Hoax ist, dann ein Guter (wenn Ellis ein Hirst ist, dann soll er es bleiben wenn sowas dabei herumkommt).

Less than Zero, das Prequel aus dem letzten Jahrtausend, ist geradezu zahm in seiner Egomanie. Bei IB gibt es nur noch michmichmich. Genau richtig so. Der Held und Mittelpunkt will eigentlich gar nichts Neues erzählen und die Thriller-Versatzstücke werden halbgar angegangen. Über die Seiten hinweg zwinkert man Ellis zu und er zwinkert zurück: "Diese Welt ist müde Scheiße und wir wissen es und trotzdem sind Dexter und Entourage angemessene zeitgemäße Unterhaltung." Dazugehören kann so einfach sein.

Die letzte Seite ist wieder einmal besser als die letzten Seiten der vorangegangenen Romane. Alle reden von der unnützen Suche nach Wahrheit und Erkenntnis - Ellis liefert ab. Er hat kein sehr erbauliches Romänchen geschrieben. Aber er hat recht.

Das nächste Werk darf aber wieder mehr als 350 Seiten haben, hu?