3/25/2009

Watchmen, Zack Snyder

Überlänge, Düsternis, Effekte. Das wurde alles erwartet. Doch Snyder hat sich auch in einem hohen Maße an die optischen Vorlagen des Comics gehalten. Überraschend viele Kameraeinstellungen imitieren die Motive auf Papier sehr gut: schön, dass sich Snyder hier so zurückgenommen hat. Sein Gesellenstück war ja auch 300.

Aber in anderer Hinsicht wurden die Schauplätze auch aufgewertet und einige Dinge wurden hinzugefügt: die Verschmelzung mit diesem chimärenhaften Zeitgeist, der im Comic die Jahre zwischen 1945, 1968 und 1989 so süffisant einfängt, wird verstärkt. Es gibt Warhol und Bowie und Kissinger und viele andere. Diese kleinen Erweiterungen stehen in keiner Weise im Widerspruch zur Aura des Originalprodukts.

Und der Soundtrack geht auch in Ordnung, auch wenn er niemals die musikalischen Verbrechen der 1980er zur Gänze sühnen kann.

Die überaus notwendigen Kürzungen des Originals sind gelungen. Watchmen hat als Film eine grenzwertige Spielzeit und eine Zerteilung der Geschichte in Sequels wäre grob und bemüht und bestimmt auch wirtschaftlich eher doof. Frohe Botschaft hinsichtlich Inhalt und Aufarbeitung kommt vom Wiki-Eintrag: A DVD based on elements of the Watchmen universe is planned for release; it will include an animated adaptation of the comic Tales of the Black Freighter within the story, starring Gerard Butler (!), and the documentary Under the Hood, detailing the older generation of superheroes from the film's back-story. An extended edition of the film, with Tales of the Black Freighter interspersed through the main storyline in a manner reminiscent of the comic, is also forthcoming.

Dickes Ding, das. Gut so.

The Collector, John Fowles

Ein Terrarium für Menschen. Der Sammler will erst nur schauen und dann in Ruhe schauen: er schnappt sich das Objekt seiner Blicke und sperrt es in den Keller. Aber er steckt keine Nadel durch das Objekt sondern bringt die Mahlzeiten und Geschenke.

Der Roman bietet die klassische Spannung eines Kammerspiels und ist angereichert mit britischem Standesdünkel: so ist die junge Gefangene nicht "in der Liga" ihres geschmacklosen Gefängniswärters und ihre Gespräche kreisen stets um die sogenannten unüberbrückbaren Differenzen, die beide verspüren. Freilich endet alles schlimm.

Aber warum hat Fowles Debüt von 1963 den Graben nicht erschüttert? Vielleicht wurden bislang zuviele Geisel-Gewalt-Stockholmsyndrom-Kaspereien hier konsumiert. Gewaltgewöhnung, quasi. Aber vielleicht ist es auch das Alter des Romans: für 1963 strahlt er eine erfrischende Finsternis aus, die die sonst nur aus dem pulp bekannten Szenerien in die sogenannte ernsthafte Literatur verfrachtet. Über vierzig Jahre später ist die feine Gewalt im mainstream sehr gängig und The Collector kann gar nicht mehr so wirken wie damals, vor den Toden von JFK und Sharon Tate und vor Beggars Banquet.