5/24/2014

The Bourne Legacy, Tony Gilroy

Hier und hier. Gesehen um es gesehen zu haben. In guter Erinnerung ist Herr Damon als abwesend greinender Agent, der mit Zeitungen Prügel verteilen kann. Nun also Herr Renner - nicht minder qualifiziert und überraschend rege.

Schade nur die formelhaft hineingefriemelte love story. Warum nicht mehr Drohnen und Radioaktivität wagen? Jetzt wo es diverse Bourne-Klone gibt könnte man doch so einige Agenten verheizen, denn zum verheizen sind sie da.

Milk, Gus Van Sant

Hier und hier. Das prämierte Bürgerrechtler-Biopic überzeugt mit Prägnanz und uneingeschränkter Spielfreude des Herrn Penn. Da wird weder übertrieben (so scheint es) noch wird übermäßig glorifiziert (so scheint es auch).

Man war ja nicht dabei, aber dank der Erinnerungsmaschine Hollywood können sich nun weite Teile verschiedenster Generationen mit dem politisch korrekt erinnerten Kapitel einer endlosen Geschichte von Xenophobie und individueller sowie kollektiver Identitätssuche auseinandersetzen. Wann beginnt eigentlich ein Dokumentarfilm und wann hört der sogenannte Spielfilm auf? Wann ist es eine Nachahmung des echten, wann ein erkennbarer Kommentar? Milk ist resolut und "straight" (hihi) in seiner Narration, denn er hat ja den nonlinearen Lauf der Geschichte hinter sich.

5/22/2014

Bad Neighbors, Nicholas Stoller

Hier und hier. Und endlich Kurzweil. Sehr simple Grundkonstellation: räumliche Nähe in der anonymen Vorstadt und die akustisch-ethische Behinderung umliegender Lebensstile durch den eigenen.

Nicht einen einzigen Moment bei diesem prägnanten Produkt denkt man an die Zeit, stetig sitzen die Dialoge und die wunderbar vertonten Akrobatiken. Die Protagonisten sind stets bei der Sache und es scheint, als wären viele Szenen eher frei nachgesprochen als exakt einstudiert worden: selbst in der synchronisierten Fassung wird angenehm viel gebrabbelt und durcheinander geplappert. Niemand wartet auf die Pointe des anderen und gemeinsam machen alle Unfug.

Hauptrolle spielt eigentlich aber das sprachlose Kind. Das ist das niedlichste und erheiterndste überhaupt in einem eh schon sehr lustigen Film. Klar ist das eine sehr unprätentiöse Art der Unterhaltung. Lebt Woody Allen eigentlich noch?

5/21/2014

X-Men: Zukunft ist Vergangenheit, Bryan Singer

Hier und hier. Die Effekte sitzen und das 3D wird zeitgemäß bedient. Die zentrale Stellung von Wolverine fällt nicht unangenehm auf - die Zusammenführung der franchise-Generationen gelingt eben durch ihn als zeitlich-räumlich-ästhetische Kopplung. Die bei den X-Men immer unüberschaubare Anzahl von spektakulären Freaks wird angemessen behandelt.

Zukunft, Vergangenheit, Unterhaltung als Verbrauchsprodukt: Patrick Stewart hat so etwas ja schon einmal mitgemacht, als er auf Shatner traf. Da war er der neue Alte: verschleppte 1960er trafen auf rotierende 1990er und die Enterprise war eleganter. In diesem Produkt hier wird dann auch noch der Chic der 1970er beschworen, und wie immer sieht man sich drolliger simulierter Vergangenheiten ausgesetzt, die sich teils sehr harmonisch mit der sogenannten echten Geschichte decken. Kirk erscheint sogar auf einem flimmernden Fernsehschirm. Dann war Magneto in Dallas für gekurvte Flugbahnen: wunderbar. Ein herrliches Kuddelmuddel.

Wie immer bei solchen Vehikel erfreut detailgetreue Abbildung der aus den Vorlagen zusammengestellten Handlungselemente und die sorgsame Aktualisierung und Neu-Konfiguration selbiger. Die Sentinels sehen hier sehr viel besser aus und ebenso verdient Mystique diese zentrale Rolle. Kann man hier von Werktreue sprechen? Mitnichten, aber das ist eher veredelnd als verurteilend. Die wunderbare Welt der globalen Unterhaltung hat längst pragmatischere Lösungen gefunden.

5/20/2014

Ich und Orson Welles, Richard Linklater

Hier und hier. Tanztee ist um fünf vorbei, denn um halb sechs gibt es Abendbrot. Dieser Film ist jugendfreier als Disneyland und ist in seiner Harmlosigkeit fast schon absonderlich. Die Klamotten von damals machen jeden Menschen hübsch und sorgen für optische Ruhe. Der Tyrann Welles ist eben auch ein Genie und so kann er als Objekt und Subjekt auch den schläfrigeren Senioren erklären, was eine intertextuelle Narration denn so ist (Cäsar, Faschisten, Regisseure, Patriarchen, yadda yadda yadda). Dass Efron das vanillezuckrige Zentrum dieses Bildungsromans ist, fällt wohlwollend auf und auch hier fügt er sich in das Große (zahme) Ganze sehr artig ein. Dass Claire Danes so jung aussehen kann, verwundert - durch Homeland war sie eigentlich als verhärmte Kriegerin in Erinnerung geblieben.

Insgesamt reiht sich IuOW in die lange Reihe der Tangenten-Biopics ein, die durch öffentlichen Ruhm Auftrieb erhalten. Aber dieser hier verquirlt alles zu einem zahnschonenden Törtchen, dass der heutzutage eher milden Subversion eines Orson Welles eigentlich auch ganz gerecht wird.