12/17/2008

Before They Are Hanged, Joe Abercrombie

Die Qualität des Vorgängers wird hier tatsächlich gehalten. Der noch ausstehende dritte und letzte Teil der Reihe ist bereits akquiriert und wird bald mit Optimismus seinen Weg in den Graben finden.

Inhaltlich gibt es sowohl eine Fortführung als auch diverse Variationen des im Genre so beliebten ewig gleichen. Es gibt ein transkontinentales Quest, Artefakt-Gehusche und Schlachten gegen moralisch irrelevante Angreifer. Immer noch erfrischend ist der angehärtete Ton mit fliegenden Körperteilen, öffentlichen Ausdärmungen und Zahnverlusten. Jawohl, Abercrombie referiert über die Rolle der Narbe in der Phantastik: der Barbarenberserker hat zuviele, der Florettist bekommt seine erste, der selbst verstümmelte Folterknecht produziert sie und das ominöse Dämonenweib (wie Grace Jones in Conan 2) hat sich durch Selbstvernarbung an ihrem Zuhälter gerächt.

Yippie ya yay, Schweinebacke.

The Promised Land, David Hewson

David wer? Die Lektüre dieses Thrillers war eine unangenehme und die erste Hälfte reichte nicht aus, um die zweite Hälfte auch noch zu durchpflügen.

Es geht um einen frisch aus der Todeszelle entlassenen Ex-Polizisten, der freilich die Umstände seiner Einkerkerung in Erfahrung bringen will. Dann gibt es noch einen deutlich jüngeren weiblichen Sidekick mit Migrationshintergrund. Gähn. Die Figuren sind unglaubwürdig und flach und des Autoren Stimme ist dünn und schlichtweg un-cool. Mit einem entsprechenden body count und sonstwelchen Gewaltphantasien wäre alles gut geworden, doch gegen so erhabene Noirologie wie Hustons Shotgun kommt dieses Ding überhaupt nicht ran.

Ein ähnliche Enttäuschung wie Becketts Chemiebaukasten.

Noch ein Link

Einen Blog jenseits der Unterhaltung und der Ablenkung findet man unter http://bigstormpicture.blogspot.com/.

Die hier zu findenden Inhalte sind entweder inspirierend oder niederschmetternd, jedenfalls verdeutlichen sie die eigene Nichtigkeit als Konsument recht gut.

12/15/2008

Verdauungshilfe durch Vorfreude dank Vorschau

Nach dem jüngst geschluckten Unsinn muss die Kategorie Kino tüchtig gespült werden. Dank des folgenden Trailers ist der Appetit auf Weltenende und (tatsächlicher) Menschheitsvernichtung (Anthrozid? Anthropozid?) wieder neu entfacht.

LINK

Es kann nur einen Messias geben, und der heißt John Connor und erlöst uns von den Konsequenzen unserer Handlungen. Und dieser John hieß sogar einmal Bruce, da kann doch eigentlich nichts schiefgehen.

Lieber McG, bitte mach es richtig und überlasse den Erfolg dieses Produktes nicht den Marketing-Affen oder dem Umstand, dass ein Kino Schutz vor schlechtem Wetter bietet.

Der Tag, an dem die Erde stillstand, Scott Derrickson

Nach Sichtung dieses Werkes eines Regisseurs, der sich durch Düstere Legenden 2 und dem Exorzismus von Emily Rose überhaupt nicht ruhmreich hervorgetan hat, stellt sich die Frage nach dem Grund für den Kassenerfolg dieses mäßig unterhaltsamen Remakes. Er scheint einfach zur rechten Zeit (nach The Dark Knight) am richtigen Ort (einem beheizten und besesselten Raum, der in der Freizeit aufgesucht werden kann) zu sein.

Das Original wurde hier noch nie verscharrt oder ausgebuddelt. Es ist aber über ein halbes Jahrhundert alt und wird wohl seinen Beitrag zur Begründung des Genres geleistet haben. Damals war die Geschichte bestimmt auch innovativ und beunruhigend. Heute langweilt der Ökoquatsch ein wenig und Herr Reeves erregt ein wenig Mitleid, da er in solchen Filmen wohl ewig der Neo-Klon bleiben wird. Aber Naniten rocken. Schade, dass die Effekte so spärlich sind.

Schade auch: die Abwendung der Apokalypse ereignet sich jenseits aller Argumente. Natürlich muss die Menschheit vernichtet werden! Die Rettung des Planeten ist ohne den unbezähmbaren karzinogenen Schleim, den die menschliche Population (die ja nunmal dem nachhaltigen Verfall einer ausdifferenzierten Welt förderlich ist) über seiner Geographie darstellt, viel sicherer als durch zweite Chancen. Ah, das ist der Begriff des Erhabenen im RTL-Eventkino. Doch. Doch!

Die Kassen klingeln freilich, da dieser Film neuartig beworben wird. Es wird sich zeigen, ob diese Art der Promotion sich nicht auch irgendwann abnutzen wird.