8/01/2009

The Zombie Survival Guide: Complete Protection from the Living Dead, Max Brooks

Man kann es gar nicht genug betonen: auch heute noch geben sich einige Menschen der Illusion hin, dass sie die Invasion der wandelnden Toten einfach so überleben werden. Ganz ohne Vorbereitung! Wie soll das gehen?

Endlich hat sich ein junger Patriot und Humanist namens Max Brooks ein Herz gefasst und für all diese Lämmer einen Wegweiser verfasst, der über die Do's und auch die Don't's im kommenden Zeitalter der Verteidigung des lebendigen Fleisches aufklärt. Die einzelnen klaren Kapitel decken alle Fragen ab, die sich im Falle kleiner und großer Zwischenfälle mit den verdauungslosen Fressmaschinen ergeben können. Kampf unter Wasser! Der Segen eines Mountain Bikes! Ein Kettenhemd - ja oder nein? Warum gehört ein Kartenspiel in den Rucksack? Wieviel Munition braucht meine Machete?

Also: Seid bereit! SEID IMMER BEREIT!

Das Bild stammt vom Blog blackpoliticalthought.blogspot.com.

Flood, Andrew Vachss

Noiry Thrillerkost, dessen Titel von den Fanseiten des Herrn Palahniuk stammt. Und ein wenig Enttäuschung macht sich schon breit: die Femme ist fatal und kann Karate, der Haudegen-Held ist freilich grob und minimalst moralisch und die Widersacher sind außer bösartig nicht viel mehr. Was soll da so besonderes da sein? Die Nutten? Die Transen? Die Transennutten? Nee, das ist doch nichts neues. Charles Himes kann das besser.

In Büchern wie Flood beginnen die Pädophilen damit, auch den Leser zum Opfer zu machen: dank ihrer gnadenlosen Eindimensionalität. Kinderschänder sind immer egal, deshalb ist ihr gewaltsames Ableben auch weder kathartisch noch feierwürdig. Es ist ja nicht schlimm, wenn ein Genrewerk genretypisch simpel sein will... aber es muss stilistische Schärfe und Eindeutigkeit besitzen, einen dekorativen Mehrwert. Tarantino verstand dies. Einst.

Herr Vachss hat aber eine coole Augenklappe. Immerhin.

7/28/2009

The Rebel Sell, J. Heath & A. Potter

Untertitel: How the Countercultural Became Consumer Culture.

Das wurde ja auch Zeit. Endlich bekommen diese dumpfen Globalisierungsgegner, die sich von ihrem Antiwelthandelstreffen gern einmal ein Tshirt mitnehmen und die wegen bolivianischer Esel nur Fairtrade-Bohnen kaufen, hochwertige Informationen vorgesetzt. Heath und Potter entzaubern diesen chicen Hype des "alternativen" Lebens, des sogenannten politisch motivierten Einkaufens und bringen die simplen Zwänge der Verbraucheritis auf den Punkt. Von den Beats über die Hippies zu den GenXers: immer war der eigene Narzissmus Grund für das komplexe Gerödel an der Kasse.

Die Schreibe ist sehr schick: in fixen Kapiteln reiten die beiden Autoren durch die Konsumentenwelt und klatschen Alanis Morissette und Starbucks-Gegner ab, ohne auf ihren zerstörten Leibern herumzuwalzen. Muss ja auch nicht sein. Aber diese verkackten PR-Aushilfen mit ihren Biokarotten und Soja-Surrogaten nerven schon lange. Heath & Potter hätten sich aber an manchen Stellen auch kürzer fassen können, teils zerfasern die Kapitel in interessante, aber wenig apellative Episoden. Dankbar darf man für die Nennung von Thorstein Veblen sein, dessen Schriften weitere Perspektiven erschließen könnten.

Und es muss gestanden werden, dass der Konsumgräber sich freut, denn er fühlt sich bestätigt: Kalle Lasns Adbusters sind freilich ein guter Anfang, da sie die Warenströme des Lebens bemerkbar machen. Doch auch in diesem Blog wurde nach der Lektüre von Culture Jam bemerkt, dass Lasn irgendwie zu wenig Radikalismus an den Tag legt. Man könnte fast meinen, er ist noch in der Ästhetik gefangen, während er den erhabenen Anblick des totalen (wertneutralen) Kapitalismus vermeidet.

Auf zu Burger King. Wir brauchen mehr Transformers-Bausätze aus blindmachenden PVC-Derivaten. Der Feind ist kein Subjekt. Die Revolution wird nicht in Büchern angekündigt werden.

7/27/2009

Period, Dennis Cooper

Der letzte Teil von fünf. Da Herr Cooper nicht Agatha Christie heißt, gibt es auch keine "Auflösung" oder solchen Kinderkram. Vielmehr wird George noch mehr zum Gespenst, er hat irgendetwas mit dieser Geschichte um Satansanbetung und Verstümmelung zu tun. Was? Er ist nah, sein Schatten flackert durch das Fenster.

Die unvergleichlichen Cooper-Texte laden freilich zum wilden Fabulieren ein.

Wenn Charaktere in einer Geschichte ein Stück ihrer Selbst verlieren, dann ist das ein Gewalt-Event. Da ist ein Punkt der Abhackung, so wie ihn männliche Teenager erleben könnten. Wer tat was wem wie an? Aber wenn die Charaktere schon bei Beginn der Geschichte unvollständig sind und bereits (adoleszenzinduzierte?) Amputationen erfuhren, wie real ist dann dieser vergangene Abhackungspunkt?

Etwas eigenartiges geschah kurz vor dem letzten Lektüre-Akt: der Konsumgräber sah den Trailer zu Tron2 in HD und bekam die Bilder bei Period nicht aus dem Kopf. Cooper macht also Cyberwelten? Nunja: in dem Trailer gibt es vielerlei glänzendes Schwarz und einen leeren Himmel, einzelne Neonsterne beleuchten nur sich selbst und da unten, auf einer endlosen Ebene jagen die Partikel (Avatare, Protagonisten, Algorithmen?) dahin und teilweise auch einander. So nah sind die Arenen. Dennis Cooper und Disney, Facetten eines Ganzen.

Whoa, das kann es doch noch nicht gewesen sein.

Bild von SciFiCool.

He Was a Quiet Man, Frank A. Cappello

Capello hat auch Constantine gemacht. Soso! Das hilft bei einer Notiz zu HWAQM aber auch nicht weiter.

Das ist ja so eine Sache mit der schlechten Laune. Die muss ja auch verteidigt werden. Und wenn einem, der eigentlich fertig hat, doch etwas gutes widerfährt, dann folgt dem Erstaunen die Verunsicherung.

Ein verhinderter Amokläufer muss feststellen, dass er sein Leben nicht so beenden kann, wie er will: da sind noch Überzeugungen in seinem Kopf, deren Schlagschatten ihn irgendwie zum Weitermachen bringen. Phantom-Emotionen. Außerdem ist da die Liebe, gefangen in einem verkrüppelten Körper. Hier treffen geschundenes Inneres und Äußeres aufeinander und vermischen ihre Kontaktzone.

Beworben wird das Produkt als Mischung von Falling Down und Fight Club. Ja, gut. Mit denen hat es mehr zu tun als mit dem Teufelstänzchen Constantine. Aber für die Blockbuster-Liga ist HWAQM zu spröde. Gut so.

JCVD, Mabrouk El Mechri

So wird das gemacht, jawohl. Man muss sich eingestehen, dass Filme auf Basis von Echtzeit, -raum, -personen schon vor längerer Zeit das Kino erreicht haben. I'm not there, aber wo denn dann? Authentisch soll es sein - und weil Filme wie Karate Tiger (oder überhaupt Actionfilme) nicht mehr ohne weiteres für die Masse funktionieren, kann sich der Platzhirsch des Genres auch mal etwas so feines wie JCVD überlegen.

JCVD ist keine Satire, keine Angst - ein zweiter Last Action Hero musste von der UNO nicht verhindert werden. Nein, der Film lässt einen B-Movie-Bolzen einen B-Movie-Bolzen mit identischem Namen spielen. Und der macht das gut. JCVD ist auch kein Epos, eher ein Kleinstadtthriller. Aber immerhin kommt der entheldete Held zu einem wirklich guten Monolog, Authenzität (Authentismus?) hin oder her.

Monsieur Van Damme, hatten Sie die Idee zu diesem Film selbst? Kann nicht sein! Auf's Maul!

Hangover, Todd Phillips

Erfolgreich ist dieser Kater ja - wahrscheinlich weil er so sehr sommerlich daher kommt. Und wenn es warm wird, dann verdunstet mehr Flüssigkeit und der Elektrolytehaushalt gerät ins schlingern. Irgendwann ist dann nur noch zerknüllte Alufolie zwischen den Ohren.

Ein schöner Film. Aber brav. Doch, brav: hier ist alles zu vorgezeichnet. Las Vegas als Touristenattraktion der Mittelschicht, die sich ein Jahr in einem eierquetschenden Drecksjob abplagen muss um dann 32 Stunden orgiastisch zubringen zu dürfen. Las Vegas, das Ventil. Wo wäre man denn ohne? Wahrscheinlich bei einem ausgewogeneren Alltagsleben... aber egal. Hangover ist ja keine Sozialklamotte, sondern eine Komödie. Und das geht ok. Teils werden die herben Scherze aus dem Judd-Apatow-Kosmos simuliert, aber nur teils. Zumindest geht das Produkt in der zweiten Hälfte ein wenig von der Bremse.

Brav kann schön sein. Voll in die Fresse, ja, aber das Produkt hat freilich wenig mit Leaving Las Vegas gemein. Schön.

P.S.: Den Vegas-Wahn fängt Very Bad Things viiiiiiel besser ein. Da erreicht man den Abspann nicht so entspannt wie im klebrig-menschelnden Hangover.