5/28/2008

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels, Steven Spielberg

Erstmal SPOILER-WARNUNG, juhu, achtungachtung. Aber wer das Ding bisher nicht gesehen hat, dem ist eh nicht mehr zu helfen beziehungsweise dem ist das eh egal. So. Erledigt.

Dr. Jones passt wunderbar auf die Papp-Elemente eines Maxi Menüs und kann auch als Actionfigur für einen guten Jahresabschluss sorgen. Wie kann man nun ein derart spätes Sequel verantworten? Mit dem Spaß aller Beteiligten, inklusive dem Endverbraucher.

Keiner der Beteiligten hatte den vierten Teil wirklich nötig, im Gegenteil: alle riskierten ihren Ruf als Unterhalter. (Aber nur Mr. Lucas wollte vielleicht einfach mal wieder zur Kenntnis genommen werden: sein letzter Film, der nicht in ein Trilliarden-Dollar-Franchise eingebettet war, hieß Radioland Murders von 1994 (!). Nie davon gehört? Ja, so schlimm. Geh doch sternenkriegen, Junge.)

Sehr schön: Dr. Jones rät den Studenten, als gute Archäologen die Bibliothek zu verlassen, nachdem er selbige auf dem Sozius eines Motorrads durchquerte. Der Herr war ja schon immer eine perfekte Symbiose aus Geek und Cowboy, mit einer extrovertierten Peitsche und einem symbolisch eindeutigen Hut.

Auch schön: Der Indy der nächsten Generation ist dem Rock'n'Roll verpflichtet, dargestellt in Cinemascope mit dem Vorschlaghammer (Happy Days 2.0, American Graffiti deluxe). Die Sorge um die Tolle macht freilich keinen Sinn, wenn man einen Hut tragen soll, doch es zählt ja letztlich die Einstellung, nicht die Requisite.

Nicht minder schön: die gewohnte Oberflächlichkeit wird nicht durch weitergehende erzählerische Tiefe gestört. Auftrag, Reise, Schweiß, Effekte, Fanfaren, Ende. Zunächst war man ein wenig unsicher, wie das denn gehen soll mit Indy und den Aliens. Doch die genremäßige Nähe der beiden Konzepte ist recht fix klar. Wo könnte die Lade aus Teil eins sonst lagern, wenn nicht in der Area 51?

Ein schöner Film. Echt schön. Von einer Familie über eine Familie für alle Familien dieser Welt, die auch mal was als Familie machen wollen ohne selbige aufs Spiel zu setzen. Wie gesagt, schön. Und wenn jeder ein Maxi Menü bekommt, dann muss Muddi nicht in die Küche.

W., Oliver Stone

Es klingt logisch in der Theorie, doch es ist auch ein wenig gruselig. Herrn Stone ist auf jeden Fall keine Behäbigkeit vorzuwerfen:

Josh Brolin wird den 43. Präsidenten der USA fürs Kino verkörpern. Das Ergebnis soll 2009 zu verdauen sein.

Hier bei IMDb, hier bei wiki. Das Bild zeigt Josh als George. Es stammt von Entertainment Weekly.

5/26/2008

Blade: Trinity, David S. Goyer

Höher, schneller, weiter prügelt man sich hier. Die Prämisse des Action-Sequels wurde erfüllt. Die großzügigeren Außenaufnahmen und das Auftreten eines zentralen Antagonisten (freilich der olle Dracula) lassen den dritten Blade wuchtiger und teurer wirken (was er auch war). Für Verwunderung sorgt die fehlende Jugendfreigabe des Werks: wenn Teil zwei ab 18 war, dann sollte diese Familienunterhaltung (gesehen wurde die extended version) auch ab 16 ok sein.

Neu ist auch der Humor: das Reaper-Element wird als überholt abgehakt und lächerliche Hündchen fahren die Mandibeln aus. Oder: Blade steht seinen neuen Robins gegenüber (darunter Patton Oswalt aus King of Queens bzw. Ryan Reynolds aus Two Guys and a Girl) und fragt sie, ob sie das alles für eine Sitcom halten. Doch, im durchtelevisionierten Konsumgraben ist das witzig.

Mit Bestürzung muss bezüglich Humor und Gewaltfrage der entsprechende Eintrag auf der wiki-Seite zur Kenntnis genommen werden: "Ein zentrales komisches Element sind die dummen Sprüche, Witze und Beleidigungen, die Hannibal King [Reynolds] den gesamten Film über von sich gibt. Diese sind teils so drastisch, dass sie Jugendschützern eher als Argument für eine hohe Altersbeschränkung dienten, als die explizite Gewaltdarstellung." Das ist ja furchtbar! Da könnte man ja gleich Braindead indizieren... äh... ja. Ähem.

5/25/2008

Blade 2, Guillermo del Toro

Blade war als Comic-Figur eine eher unscheinbare Mischung aus Shaft und Dracula in den Siebzigern. Wer hätte gedacht, dass man mit ihm noch einmal ein paar ordentliche Spätvorstellungs-Blockbuster fabrizieren konnte? Der erste Teil hat enormen Spass gemacht, da er ironiefrei und rücksichtslos (somit also wie das Comic selbst) ganz auf Style setzte und das Ding dann auch noch funktionierte. Das Sprinkler-Blut in der Disko ist und bleibt unvergessen. Teil 2 macht ebenso Spass und wieder sitzt die Sonnenbrille wie festgenietet im grimmigen Gesicht. Markentreu wird hier umhergebolzt.

Dass getötete Untote in Flammen und Asche aufgehen ist sehr praktisch und folgt einer Computerspielästhetik: hier muss ganz zweckrational jede nicht mehr relevante Gegnerfigur das Feld verlassen, sonst müllt ja die Spielwelt zu. Inhaltlich geht es um die hyper-vampifizierten Reaper, die jenseits aller kieferorthopädischen Grundlagen ihren gewaltigen Schlund gegen die verschreckten Standard-Vampire richten. Leicht zombiesk formiert sich eine kahlköpfige Armee, die rasend schnell ihren nächsten oralen Input braucht. Echte ent-individualisierte Anarchisten, die die aristokratisch geprägte Weltordnung der Vampirnation bedrohen. Bei echtem Hunger ist Besteck eh irrelevant, wo Onkel Dracula umherverführte, da vergewaltigen die Reaper eher wüst durch die Gegend.

Wie ging es weiter? Hellboy hatte man del Toro nach solch einem Werk zugetraut, Pans Labyrinth allerdings nicht. Mit der unterirdischen Qualität der TV-Serie hat sich das Blade-Franchise selbst aber wohl zu Grabe getragen - für immer.

Bei wiki steht: "Die Reaper haben grünes Blut, hauptsächlich, um die Altersfreigabe des Films niedrig zu halten." Ein Geständnis: Das ist beim Konsum gar nicht aufgefallen, denn es gab genug andere Akteure, die rot umherbluteten und die Explosionen waren schon recht hübsch. Das Alter, das Alter.

Somit wurden die Hausaufgaben gemacht. Der dritte und letzte Teil der Reihe harrt des Erstkonsums.

American Gods, Neil Gaiman

Gaimans Comic-Epos Sandman wurde dem Graben bisher nicht zugeführt, da es entsprechend seines Umfangs arg teuer ist. Mit der Akquise des Romans American Gods wurde Gaiman die Chance gegeben, sich als Ablenker zu beweisen - diese hat er genutzt und das Rest-Werk inklusive Sandman kommt demnächst auf den Wunschzettel.

Gaiman ist Brite, wohnt in Minnesota und unterstellt dem Land der Freien eine durchaus existente Götterwelt: ein umtriebiger Pantheon, der mit den Amerikanern über das Meer kam oder schon da war, betrickst und belauert einander. Die neuen Götter machen Probleme: die des Internets, des Autos, der Fettsucht und des Kinos. Auf diesem Jahrmarkt der Göttlichkeiten wird der Sterbliche namens Shadow manipuliert und benutzt, und zwar von einem einäugigen Paten mit Rabenconnection (*zwinkerzwinker*). So durchquert Shadow mehrfach das Land auf heiliger Mission. Dabei begegnen ihm die USA in all ihrer Kleinigkeit und Weite: Mietwagen, Motels, Bars und spirituelle Entitäten pflastern seinen Weg.

American Gods ist ein Buch zum schnellen Lesen, die Reise des nicht-WASP-Protagonisten wird mit Staunen begleitet. Gaiman beweist eine enorme Phantasie und gleichzeitig eine taktvolle Aufgeräumtheit, die über weite Strecken auch einige Kübel Humor zulässt.

Ein wenig zäh liest sich das letzte Viertel des Buches, da das Reisen und Taktieren dann für einige Traumsequenzen und Apokalypsen beendet wird. Die Symbolkraft der Szenen beeindruckt weiterhin, doch alles wird ein wenig wagneresk überladen. Aufteufelkommraus, quasi. Konsumiert wurde hier allerdings auch die erweiterte Version, eine Neuauflage inklusive aufschlussreichem Nachwort des Autors. Vielleicht verzichtet die ursprünglich erschiene kürzere Version auf diese behäbigen Sequenzen.

Also wer schreibt jetzt das Drehbuch?