4/12/2007

Endlich Sicherheit!

Hurra, meine Fingerabdrücke kommen auch in den Pass. Auf wieviele ASCII-Seiten kann man die dann wohl runterbrechen? Dann kann ich mich immer googlen, über mein WAP-Handy, damit ich nicht verloren gehe. Und wenn mein Antlitz erstmal als jpeg verewigt wurde, kann man es sicher viel besser auf myspace hochladen. Ei wie fein. Der wöchentliche Munitionskauf geht dann sicher viel schneller.

Ich war schon immer ein wenig bestürzt, dass der Pass sonst für so wenige Dinge gut ist. Koksspuren hacken war eine der wenigen Aufgaben, die man damit gut erledigen konnte. Oder alte Schlösser öffnen, wenn denn mal alle Kreditkarten schon durchgebrochen sind.

Ich fühle mich schon viel sicherer, danke. Meine alten Pass verkaufe ich am besten flux an den netten Herrn mit Schnauzbart und Akzent, der kann den ja erstmal aufbrauchen.

4/11/2007

Restless, William Boyd

"Lies mal was normales" haben sie gesagt. "Tu Dir nicht immer solch Randgruppenkram rein" haben sie gesagt. Ich möge mich mit einen aktuellen Standard-U-Buch unterhalten, baten sie.

Na gut. Allerdings habe ich jetzt drei Tage Buchzeit in den Sand gesetzt. Boyd's Roman ist dabei frisch und durchaus unterhaltsam, soistdasjanunich. Aber man hat das Gefühl, dass man sich nicht nach vorne liest, sondern zur Seite.

Es geht um Agentenjagd in den 40ern und den 70ern und die Hauptpersonen sind Mutter und Tochter. Das war eine nette Abwechslung. Es endet gut. Es beinhaltet ein paar Lektionen vom History Channel, von wegen Kriegseintritt der USA und so. Sogar die gute alte RAF kommt vor.

Aber das war's auch schon mit dem Buch und meinen Notizen. Weiter geht's.

Promotion vom frischen NIN Album

Ich wusste nicht, wie gediegen man die Veröffentlichung von "Year Zero" bisher zelebrierte. Auf einem entsprechenden Wiki-Portal kann das ganze verfolgt werden. Ja klar, es ist nur Pop für Geld, aber der Creative Director (im Zweifelsfall Mr. Reznor selbst) hat eine m. E. beachtliche Leistung vollbracht. Bei ominösen Seiten wie dieser verschwimmen die Grenzen von Fan und Produkt.

Seht es ein, ihr Zweifler: Paranoia ist nicht mehr Avantgarde sondern hat die Stadion-Unterhaltung erreicht.

Der ganze Aufwand wird sich allerdings nur auszahlen, weil NIN bereits eine so harte Marke geworden ist. Dem Nachwuchs bleibt so ein Mittel nicht. Oder doch? Und man nenne jetzt nicht das verfickte myspace.com. Wenn "Year Zero" rauskommt und saugt, bin ich traurig.

Wem das gefällt, dem sei mit Nachdruck DeLillo's White Noise empfohlen, zur Not auch auf Deutsch.

Und mit diesem Post habe ich dem Markt wieder ein wenig in die gierigen Hände gespielt. Tick, tack, meine Damen und Herren: tick, tack.

4/10/2007

John Henry Days, Colson Whitehead

Man muss zugeben, dass John Henry ein prima Mythos ist. Ein schwarzer Übermensch, der sich nur mit einem Hammer einem ganzen Berg stellte und der lediglich von der wogendenen, entmenschlichenden Industrialisierung besiegt werden kann. Eine bezeichnende Episode in der Erschliessung des Westens. Auch eine perfekte Tragödie, zuckersüss und rhetorisch vielseitig einsetzbar.

DC hat ihm gar einen Platz im Superman-Dunstkreis gesichert.

Whiteheads Roman baut John Henry nicht auseinander. Er macht sich über ihn und die Leute die auf vielerlei Art an ihn glauben auch nicht lustig. Trotzdem befällt den Leser Trauer, denn wenn einem Mythos soviel Verwurstung widerfährt, dann bleibt am Ende freilich keine vielfach benötigte Authenzität übrig. Für manche ist John Henry ein Idol, für manche eine Last in Form der väterlichen Devotionaliensammlung - für die nächsten ist John Henry ein Job, und für wieder andere mehr als das.

Beeindruckend ist die schmerzhafte Schilderung der Welt der PR-Menschen, der Lohnschreiber und Zeilenfüller der aktuellen Presse. Die Schnittchen-Clique hängt am Pool ab und schreibt Geschichte in winzig kleinen Fetzchen, wobei ihnen die Galle bis zum Hals steht.

Gutes Buch. Mit Geduld zu lesen.