3/05/2010

Shutter Island, Martin Scorsese

Die Vorlage dieses Produktes wurde bereits vor einiger Zeit konsumiert, hier der Report von vor zwei Jahren.

Das Blöde vorweg: wie kann sich Scorcese diese vielen Schnittfehler erlauben? Das ist ärgerlich. Aber ansonsten ist das eine feiste Sache hier. Vor allem traut man sich eine Menge Optik: so hat man die 1950er selten gesehen. Der Sturm ist sehr schön: da peitscht der Regen wie in Key Largo, nur in schön düsterkalter Farbe. Die Traumsequenzen sind überpathetisch und es steht ihnen gut. Stimmig dazu die Erinnerungssequenzen aus dem KZ, die sich wohlgeformt an erstgenannte schmiegen. Die Erinnerung, ein Traum, und der erinnerte Alptraum im Breitbild.

Für die enorme Länge und die ewige Präsenz des Hauptdarstellers war der Film äußerst kurzweilig. 140 Minuten sind bei anderen Produkten schmerzhafter. Was man allen Beteiligten hoch anrechnen muss ist dabei, dass hier im Graben der letzte Plothaken ja schon bekannt war - und trotzdem war es höchst unterhaltsam.

Am besten steht aber Dennis Lehane da. Er scheint wirklich ein mehr als famoser Autor zu sein: er legt eine Geschichte so gut an, dass so ein Film entstehen kann und schreibt auch nicht immer das gleiche. Sogar Ben Affleck konnte aus Gone Baby Gone keinen Mist machen. Und Mystic River ist ja auch ein dralles Ding Furchtbarkeit. Herr Lehane, hier wächst ein Fan heran.

3/01/2010

Long Weekend, Jamie Blanks

Hier bei Imdb. Dieses Kammerspiel hat die wuchtige australische Natur zum Thema, welche sich auf mysteriöse Weise gegen die zerzivilisierten Stadtmenschen verschwört und sich sehr ruppig ihrer entledigt. In diesem Werk soll der Thrill ganz klar nicht von identifizierbaren Halunken ausgehen, die irgendwie im Gebüsch lauern.

Herr Cavaziel war ja einst der Heiland für Herrn Gibson. Sympathien und Mitleid erarbeitet er sich hier als tumber Yuppie aber keinesfalls. Muss sein. Aber wer hat den zweiten Harpunenschuss abgegeben? Alles andere ist plausibel, aber diese Harpune... war es der Hund? Ha! Es war der Hund! Darum war er kurz vor Schluss verschwunden!

Gelingt der Thrill? Ja. Aber LW ist bestimmt kein Oscar-Geheimtipp. Denn dafür ist die Symbolik zu altbacken: nicht-nachhaltige Systeme kontaminieren das Makrosystem solange bis selbiges zu Entscheidung und Durchführung getrieben wird. Das sterile Paar zerbricht an jenem Attribut und wird von der ultrafruchtbaren Natur aus dem Paradies geworfen. Eine Schlange kommt auch vor. Nagut: Innovation ist ja nicht unbedingt mit Oscar gleichzusetzen. Aber dieses Jahr ist die Trendfarbe Blau, nicht Grün.

Pineapple Express, David Gordon Green

Erwartungsgemäß ein höchst respektloser Film, der für den mainstream sicherlich zu anti ist auf vielen Ebenen. Keine Helden, keine Gefangenen, kein erwartbarer Gag-Rhythmus. Wie auch bei der Seth-Rogen-Klitsche Observe and Report wird eine Komödie zweiter Ordnung geboten - eine, die für viele Menschen bestimmt eher ärgerlich und verstörend ist. PA ist aber ein klein wenig versöhnlicher als O&R.

Äußerst sympathisch dabei James Franco, der das vernachlässigte Kiffereumel mit inbrünstiger Labberigkeit spielt. Der Fuß in der Windschutzscheibe ist wundervoll und eine Sternstunde des infizierten Straßenverkehrs. Der Showdown ist erfrischend brutal in seiner Albernheit. Und auch hier wird jedwede mögliche Hollywoodheroik zerredet, zerschreddert und entkernt. Gene Hackman wäre damit nicht einverstanden. Oder?