1/12/2013

Darkness Visible, William Styron

Noch einmal dies. Warum? Weil mit etwas Abstand die Prägnanz und die Kürze beeindruckt: die depressive Entgeistigung wird von der Patienten- und von der Akademikerperspektive beleuchtet. Der Konsument kennt sonst nichts von Styron, aber dieses biographische Fragment hat einen sehr feinen Klang und ist seinem Thema durchaus angemessen.

Markige Worte finden sich auf fast jeder Seite. Das scheint zunächst polemisch, wenn auch intellektuell-heititei-polemisch. Aber wie kann man das Ende allen Denkens und Hoffens sonst beschreiben? Es wäre viel zu einfach, wenn man Texten eine heilende Wirkung zuschreiben würde. DV ist einer von vielen kleinen Werkzeugkästen, keine Reparaturanleitung.

Und hiermit wurde das Label "Buch" zum 400sten Mal verwendet.

1/10/2013

The Devil All The Time, Donald Ray Pollock

Hölle, ja. Hier und hier.

Dies wird einer der besten fünf konsumierten Romane des Jahres 2013 sein. Warum? Weil er nicht nur für alle toll ist sondern auch für den Konsumgräber im Speziellen.

Es gibt Mörder und Hoffnungslosigkeit und Schmutz und Verzweiflung und Dilettanten und Triebtäter und Familienstrukturen, die jenseits aller betulichen Traumadefinitionen explosive Mischungen erzeugen. Es gibt die Lektion, die gar nicht oft genug gelehrt und gelernt werden kann: wenn man ein Messer wo hineintut, dann wird etwas geschnitten. Wenn man Fotos von den Opfern macht, dann hat man eine mindestens ebenso einschneidende Zeitmaschine geschaffen.

Pollock hat nicht nur mit Knockemstiff eine der feinsten Darstellungen des mörderischen Landlebens in den USA des zwanzigsten Jahrhunderts gegeben. Auch hier serviert er keinen Faulkner-Klon und hat kein Drehbuch im Kopf: in epischen Zirkel kommt Blut zu Blut und Hieb zu Schuss.

Ja, der Teufel. Ja, die ganze Zeit.

1/08/2013

Detention, Joseph Kahn

Hier und hier. Was für ein Quatsch. Dieser ermüdend schnelle Film enthält eine Fülle von Referenzen, Querverweisen und Anspielungen auf sich selbst und seinesgleichen. Er lobt seine eigene Zielgruppe nicht im geringsten und stellt eher ihre Abstumpfung und klischeehafte Erstarrung dieser Art von Film in den Vordergrund.

Viele Zuschauer werden sich spätestens bei der Zeitreisenthematik verabschieden oder Ritalin nachwerfen - doch Donnie Darko lässt grüßen, und das ist einer der feinsten Filme überhaupt. Detention ist hübsch gezuckerter Quatsch. Abseits einer high-school-Kulisse könnte diese Art des Drehbuchs wirklich fein funktionieren und sogar innovativ sein.