11/09/2013

Watchmen, Zack Snyder

Hier und hier. Der wurde tatsächlich nur im Kino konsumiert, nur einmal. Das hat er nicht verdient. Watchmen ist eine große Freude. Warum kann er nur gelobt werden? Weil er den epischen Charakter der Vorlage respektiert - die graphic novel war eben keine Serie, kein merchandize, sondern ein Werk ÜBER serielle Dinge - Superhelden, kalte Kriege, urbanes Überleben, etc.

Aber es ist eben keine Satire. Denn wie soll man noch Scherze über Typen in Strumpfhosen machen? Die full frontal nudity von Dr. Manhattan ist folgerichtig und sehr fein. Mit Bedauern wurde zur Kenntnis genommen, dass DC einige Produkte in Comic-Form als prequels produzierte. Kann das klappen? Mal sehen.

Batman Vol. 2: City of Owls, Scott Snyder, James Tynion

Ein Sequel zu diesem. Hier. Leider entbehrt dieser zweite Sammelband die Genauigkeit und die Pointiertheit (?!) des Vorgängers. Die ganze Hintergrundgeschichte taugt aber immerhin noch für kurzweilige Unterhaltung: uralte Verschwörungen, Cryotechnologie, und ein Casting von Robin für den Feind... dafür dass Bruce weder Geschwister noch Eltern hat ist in seiner Familie ordentlich was los.

Die Eule geht nun den Weg von Hush und gesellt sich in den munteren Reigen der grenzdebilen und bewährten Gotham-Schurken ein. Smack. Wham. Pow. Sigh.

11/06/2013

No Country for Old Men, Cormac McCarthy

Encore. Beim vermutlich dritten oder vierten Konsum fallen tatsächlich Unstimmigkeiten (nicht Mängel) auf - die Kapitel sind wirklich sehr ungleich verteilt. Mit Interesse wurde irgendwo vernommen, dass McCarthy eigentlich eine 600-Seiten-Version plante. Das macht Sinn, egal ob es nun stimmt oder nicht. Es gibt viele Aktionen im Hintergrund, im Dickicht der kargen Sprache: die Wüste lebt. Wieviele Fraktionen sind denn nun wirklich hinter dem Geld her? Wer hat denn nun wirklich den armen reichen Moss auf dem Gewissen?

Und dieser herrliche Antagonist gewinnt an Tiefe, gerade durch eine im Film nicht verwendete Szene: Chigurh bringt die $ wieder zu ihrem Besitzer und zwingt ihm eine Art Vorstellungsgespräch geradezu auf. So macht das Sinn. So gewinnt die merkantile Machtdarstellung an Fahrt.

Weiterhin möchte der Konsument einmal mit einer cattle gun anlegen. Und Barracuda fahren.

11/05/2013

Nightwing Vol. 1: Traps and Trapezes (The New 52), Kyle Higgins, Eddy Barrows, JP Mayer

Seufz. Hier und hier. So ein Unfug. Hier wird eine storyline um den Ex-Sidekick versammelt, die ihn zurück zum Zirkus führt. Zirkus. Schnarch. Absolut vorhersehbar wirft sich ein recht öder Akrobat ins Getümmel.

Was wurde erwartet? Innovation. Aber Nightwing lebt von der Nähe zu Gotham City und kann als Kopfgeburt nie über den Status als Beihelfer hinauskommen. Höchstwahrscheinlich nicht. Jedenfalls nicht mit Produkten wie diesem.

Air, Vol. 2: Flying Machine, G. Willow Wilson, M.K. Perker

Teil zwei von jenem. Und der drollige Irrsinn geht weiter: Länder, Menschen, Abenteuer, und interdimensionale Verwirrungen.

Die Zeichnungen fallen ungerechterweise unangenehm auf: die sind so klar, dass es quietscht. Ebenmäßig und unprätentiös wird gesehen, was geschieht - keinerlei Karikaturen und Überzeichnungen (hihi) finden statt.

11/03/2013

The Descendants, Alexander Payne

Hier. Das ist eigentlich kein Kinofilm, das ist ein Urlaubsbuch für Ü40-Familien-Mitglieder. Der Film bemüht sich, Hawaii nicht als das Paradies erscheinen zu lassen, das es anscheinend doch ist. Das satte Grün ist trotzdem erhebend.

Clooney macht den leicht überforderten Vater, dessen Umgebung zerkrümelt: materiell, genetisch, sozial. Er läuft sehr seltsam, aber in der entsprechenden Situation passt das ganz hervorragend. Wird am Ende alles gut? Ein bisschen. Trotzdem fördert TD, vor allem dank der schlüssigen finalen Szene, eher die Misanthropie als die Euphorie hinsichtlich der sozialen Echtwelt.

Ender's Game, Gavin Hood

Hier und hier. Dieses Produkt gefiel nur bedingt aufgrund der vollkommenen Ermangelung von sympathischen Darstellern. Der Knabe ganz vorn, eine Mischung aus Opfer und Täter die über die intellektuelle Wertschätzung nicht hinauskommt, kann nicht viel. Er soll ja auch nicht viel können und vom Kopfe her ist das auch konsequent in der harten entmenschlichten Welt. Es fühlt sich aber kalt an, woran auch das in den letzten Minuten beginnende Erstkontaktszenario nichts ändern kann. Ford und Kingsley sind auch dabei, bestechen aber auch nur durch missmutige Unnahbarkeit.

Doomed, Chuck Palahniuk

Hier. Was bei diesem aktuellen Palahniuk auffällt ist sein Hang zu Zeug. Also Materie. Also Debris. Also Stücken, Fetzen, und Spritzern. Die Kontamination ist stetig und der Ekel ist allgegenwärtig. CP erschafft eine Welt, in der man sich wirklich nicht hinsetzen will, wo alles klebt und eitert und staubt.

Erzählt wird in den herrlichsten Kapriolen und der tiefe Humor des Werkes bedingt sich zu großen Teilen durch diesen Gegensatz des tiefsten Drecks und der höchsten Ausdrucksweise. Minimalismus war vorgestern: die junge Dame, die hier als Gespenst diverse Exorzisten und ihre Eltern in ein infernalisches Komplott verstrickt, bedient sich einer einmaligen Austen-Clueless-Lawrence-Poetik. Überhaupt Sprache: irgendwann wird hier eine neue Religion ausgerufen, in der deftige Ausdrucksweise prompt in den Himmel führt. Mit Kraft durch den Dreck ins Saubere.

Was in Erinnerung bleibt ist eine eigentümliche Unversöhnlichkeit auf der einen Seite, aber auch eine Unaufgeregtheit dabei auf der anderen. CP erzählt und lässt nichts heil. Alles ist toxisch, und die Menschen auch. Haut ist auch nur eine Membran unter vielen, die die einen Eiterbeutel von den anderen trennt. Jede Mahlzeit wird irgendwann zur Fäkalie - derlei Einsichten werden aber eben nicht mit lauter und bombastischer Thriller-Wucht erzählt, sondern aus der fast schon niedlichen Perspektive des letztlich schon fast schmerzhaft-unschuldigen kleinen Mädchens. Richtig so. Bitte nie verfilmen. Einfach bald den dritten Teil der Trilogie nachschieben, bitte.