7/21/2012

Against Happiness: In Praise of Melancholy, Eric G. Wilson

Hier. Dieses längere Essay wird von der Zielgruppe vielleicht aus Trotz gekauft, da selbige schlechte (also situativ irgendwie unpassende) Laune mit intellektueller Tiefe verwechselt. Oder von denen, die diese vielen, vielen Selbst-coaching-Fibeln durchprobiert haben und die erst spät feststellten, dass sie aktiv etwas suchten und ihren Bedarf erst danach formulieren konnten. Oder es sind Zeitungsleser, die auf den jahrzehntealten Prozac-Zug aufspringen wollen.

All diese Leser bedient der Autor sehr süffisant. Das ist merkwürdig und macht den Konsumenten betroffen. Mit der ganzen Wucht eines Englisch-Professors wuchtet Wilson klassische Zeilen heran und weidet sie fein aus. William Blake zum Beispiel.  Wilson lässt sich sogar zum Plumpen hinreißen: Melancholie ist doch tief und wir wollen doch alle nicht so oberflächlich wie die Grinsdeppen sein. Damit wehrt er sich (recht spät) gegen Peter D. Kramer und die Tyrannei der Oprah-nisten. Er sieht tatsächlich die Gefahr, dass Melancholie (deren klare Definition vor allem in Abgrenzung (oder Ergänzung?) zur Depression er schuldig bleibt) zum heilbaren Ausnahmezustand wird. Die schöne neue Welt der Emotionshygiene ist sein Feindbild.

Wilson taumelt also in den Begriff Gesundheit hinein und kann auf so kurzer Strecke freilich den Elfenbeinpalast nicht verlassen/rekonstruieren. Seltsam ist das Herbeizitieren moderner Popkulturauswüchse, die Wilson neben Blake etc. positionieren will. Naja. Yoko Ono? Echt? Hmm.

Aber OK. Ist ein feiner Keks, das Büchlein.