12/31/2014

The Lincoln Lawyer, Brad Furman

Hier. Da wurde mehr erwartet. Der angegaunerte Verteidiger in strahlender Rüstung wird selbst vergaunert und gaunert zurück. Der Gerichtssaal ist die tollste Bühne überhaupt, das wusste schon Matlock. Aber hier geht es letztlich nicht um gerontophile Gerechtigkeit sondern um die Wahrheitsproduktion, und freilich ist die in diesen modernen Zeiten immer fraglich.

Scarface, Brian De Palma

Hier. Klassisch ist hier alles: Wanne, Zigarre, finale Feuerwaffe. Weshalb gibt es soviel Merchandize von so einem alten Produkt? Ist da tatsächlich ein unsterblicher soziokultureller Zeitgeist drin? Kann man den heutzutage neu entfachen? Das bleibt fraglich. Mit den fortschreitenden Szenen kommt der Untergang immer näher, aber man weiss nicht wen außer dem Helden es mit hinunter zieht.

12/29/2014

Honig im Kopf, Til Schweiger

Hier. Machen wir eben mal einen Familienfilm. Das zieht. Bloss keine Experimente. Aber sei's drum: fast schon beängstigend unulkig ist Herr Hallervorden, der verhindert dass Demenz als Pointengarantie verunglimpft wird. Freilich gibt es hier kübelweise Schmalz, aber die teilweise fast schon debilen Dialoge der nicht-Dementen sorgen für Skepsis, aber eben auch Interesse.

12/26/2014

WALL·E, Andrew Stanton

Hier. Sehr feines Ding mit freilich charmantem Protagonisten und sanft kritischer Botschaft bezüglich Robotern, Arbeit und Anstrengung überhaupt. Zum Glück bleibt das Öko-Gesumse bei einem Minimum.


Annihilation, Jeff VanderMeer

Hier. Die Assoziation adelt den Autoren freilich: Poes Pym kommt in den Sinn. Auch dort geht es um unentdecktes Gebiet, seltsame Umstände und eine Hauptperson, der man nach und nach immer skeptischer entgegensteht. Dumpf kann man freilich auch Lost als Einfluss nennen. Wald, Bunker, Bauten, seltsame Umstände. Insgesamt aber ein schönes Ding, das bis zur letzten Seite verunsichert aber auch die Neugierde halten kann.

The Raid, Gareth Evans

Hier. Ein herrlicher Aktionsfilm mit brachialem Körpereinsatz. Die Choreographie lässt zucken und seufzen - freilich ist die Geschichte Nebensache. Hier ist das Haus, es gibt ein Innen, es gibt ein Außen: der Flur ist eng und alle müssen durch. Physik gegen Physik. Oldboy kommt in den Sinn: mit dem Hammer gegen die Scharen. Doch was dort episch und opernhaft daherkommt wird hier präzise und sehr schnell ausgeführt.

Child 44, Tom Rob Smith

Hier. So unterhält man mit Text. Stalinrussland ist wundervolles grausames Mordor und keiner traut irgendwem und jeder hat noch eine Rechnung offen. Der Autor hält die Spannung nicht durch feine Charakterstudien oder Zeitgeistdiskussionen, nein hier geht es direkt zur Sache. Sehr fein ist das Nachwort, in dem der Autor eben diese Absicht erläutert. Richtig so. Tolstoi passt nicht gut in den ICE.

12/21/2014

Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere, Peter Jackson

Hier. Jacksonfilm make fight long time, long-long. Wie erwartet wunderbare Dynamiken und Bewegtbilder und erfrischenderweise ein Zwergenfürst der direkt aus dem Warhammer-Universum importiert wurde. Wann kommt da eigentlich ein Film? Was Warcraft kann, könnte das schon lange...

Ist das Ende schnulzig? Diese Kategorie zählt bei den jetzt sechs Tolkienographien nicht. Jacksonfilm make end long time, long-long.

Alle drei Vehikel wurden im gleichen Kino geschaut, fast auf den gleichen Sitzen. Das könnte jetzt so weiter gehen. Besser als ein jährliches Erbrechen von Glühwein ist das allemal.

12/20/2014

Ghostbusters, Ivan Reitman

Hier. "Bist du der Schlüsselmeister?" Klassisch und rund und als Kernprodukt fast schon seltsam, wenn man den merchandise-Tross bedenkt, der auf dieses Vehikel folgte.

Flutsch und Weg, David Bowers, Sam Fell

Hier. Warum unterhält der Film nur und begeistert nicht nachhaltig? Weil es um Kanalisation geht. Pupu. Baba. Igitt. Pixel hin, Pixel her, die Kloake ist schmutzig und lustige Frösche können dieses Wissen auch nur zeitweise aushebeln.

12/19/2014

Batman: The Dark Knight Returns Part Two, Jay Oliva

Hier. Und der zweite gleich hinterher, jetzt also das Duell bzw. der Kontrast mit Clark. Hoffentlich bekommt der anstehende Blockbuster eine ähnliche Dynamik zwischen den gegensätzlichen Protagonisten hin.

Wunderbar wieder Reagan: ab wann darf man das? Ab wann weiss man, dass eine solche Sicht auf Präsidentschaften legitim ist? Ist Bush da schon drüber hinaus?

12/15/2014

Machine Gun Preacher, Marc Forster

Hier. Eine echte Geschichte als Vorgabe und Gerard Butler als Aufklärer, Darsteller und Epizentrum des Moralgewitters. Die echte Figur ist trotz Fürsorglichkeit und Einsatz recht unsympathisch und zum Glück wird hier nicht versucht, die komplette Läuterung zu beschreiben. So etwas gibt es eh nicht. Aber wenn zum Abspann die echten Menschen auftauchen und Raum bekommen fragt man sich, wie Afrika aus der Opferrolle jemals entkommen kann. Vielleicht liegt es an der Fetischisierung des Humanismus, der solche Tragödien braucht um ab und zu Buße zu tun und um das dann auf keinen Fall "Unterhaltung" zu nennen.

RoboCop, José Padilha

Hier. Oje. Muss das wirklich sein? Warum muss das sein? Als in den 1980ern der body horror salonfähig wurde hat RoboCop viel Platz eingenommen. Als cartoon lebte er dann Samstagmorgens weiter. Warum kommt er jetzt wieder?

Die Optik ist natürlich schön. Das Ende des Leibes, die Notwendigkeit eines Gesichts über allem: fein blasen sich die verwaisten Lungenflügel in ihrem Aquarium auf.

Bee Movie, Steve Hickner, Simon J. Smith

Hier. Dafür dass hier Seinfeld dabei war und das überall auch beworben wurde kommt BM relativ konservativ daher. Experimentell und frisch geht anders. Unterhaltsam ist das freilich alles, auch wenn man am Schluss zuviel Gelb in zu vielen Schattierungen sieht.

Jaja, der Honig. Zuckriges Zeug. Nachfrage und Angebot. Es wird ein wenig klaustrophobisch: die Wabenwände kommen immer näher. Kein Wunder dass hier geflogen wird, nicht nur weil dort die Wände fehlen.

12/11/2014

Batman: The Dark Knight Returns Part One, Jay Oliva

Hier. Frank Millers Comic, so sehr es auch gerühmt wird und in die Regale von Erwachsenen gestellt wird, hat ja schon polarisierendes Potential. Zumindest wird Selbstjustiz und Misanthropie erwähnt. Überraschend hat diese zwingend erforderliche und erwartbare Filmversion kaum einen Weichzeichner parat: der alte Herr Wayne ist fast noch rücksichtsloser.

Richtig so. Die Möglichkeiten der Figur werden weiter ausgereizt. Auch wenn die Zeichnungen hier ein wenig weniger neutral hätten sein können.

12/09/2014

The Hunger Games: Mockingjay - Part 1, Francis Lawrence

Hier. Der erste Teil des dritten Teils und zum Glück wurden die Vorgänger auch irgendwo aufgeschnappt. Jugendbuch-Medienkritik-Hybrid ohne Lustigkeit und Gemütlichkeit. Muss das so? Frau Lawrence ist so besorgt. Die arme Frau. Und die Haare sind nie so richtig gut. Mit Absicht? Man weiß nicht genau woran man ist mit diesem Film - ist es ein Teil, ist es ein Bindeglied, kommt nächstes das große Aha? Neugierde auf die Bücher will sich jedenfalls nicht einstellen, einfach weil die interessante Dystopie fehlt. Eine Landkarte wäre gut. Eine Chronologie. Was ist denn überhaupt das Problem hier?

Der Wixxer, Tobi Baumann

Hier. Der erste vollständig auf einer Autobahn konsumierte Film. Deutsche Autobahn, deutscher Film. Jawohl. In Bruchstücken einst belächelt, und nun zur Gänze erfasst stößt das Werk folgenden Gedanken an: brauchen die Deutschen den Humor? Können Nation und Unterhaltung überhaupt zusammen gedacht werden? In welchem Verhältnis stehen Nostalgie, Klischee, und Kalauer? Die Dreharbeiten müssen jedenfalls großen Spass gemacht haben. Schneiden vielleicht nicht, aber die Beteiligten wirken willig und konsequent.

12/02/2014

Leider geil, fett & faul: Warum uns der Körper auf den Geist geht und wie wir den Schweinehund zum Schoßhund machen, Christian Zippel

Aha. Hier. Ruppig aber eingängig geschrieben und vor allem viel länger als andere DIY-Fibeln. Der Autor gibt gern ein bisschen an und zitiert Nietzsche en gros, aber das steht dem Text gut, der tatsächlich wie eingangs auch erwähnt wird fein und süffig um sich selbst kreist.

Ein paar Leibesertüchtigungs-Do's und -Don't's gibt es freilich irgendwo hier auch. Ansonsten: eher über Tonart als Inhalt überzeugend. Kurzweilig.

11/30/2014

The Fountain, Darren Aronofsky

Hier. Weniger epische Bilder, mehr Geschichte bitte. DA verlässt sich aufs Auge und Herr Jackman tut wie ihm geheißen: kokett kostümiert eine etwas altbackene Thanatos-Geschichte darbieten. Na hui, Zeitverschiebung. Na hui, alles im Kopf. Denk, denk, leb, leb. Der nächste, bitte.

Ex Drummer, Koen Mortier



Hier und hier. Referenz wäre reflexartig Trainspotting, aber nur bis zur Hälfte. ExD ist komplexer, anders, aber mindestens ebenso brutal in Form und Wirkung. Alle sind verkrüppelt, das Leben ist eine Verkrüppelung, in einem Land voller Sumpf und Nebel geht der Punk nicht nur ab er zündet sich an. Ein richtiger Film, ein großartiges Werk jenseits aller FuckYou-Posen der viel zu gut ist für das Pack da draußen.

Pumping Iron, George Butler & Robert Fiore

Hier und hier. Eine Dokumentation für das Kino über die damals bizarr werdende Körperertüchtigung. Es ist der Spiegel, der hier Falten wirft: der Medienschirm zaubert Körper, die Körper werden kreiert die selbigem dann entsprechen. Eine schlackernde feedback-Schleife, die die Standard-Biologie der Standard-Sterblichen hinter sich lässt.

Es soll auch eine Folge-Doku geben: ob die auch so einen nüchternen und trotzdem verdutzten Blick auf die kollektive "Einverleibung" bietet?

11/29/2014

A Field Guide to Getting Lost, Rebecca Solnit

Hier und hier. Wunderschöne Essays, die diese Bezeichnung sogar verdienen: das Thema ist weit und existentialistisch verbrämt, hier aber frisch angereichert und sähmig geschlagen.

Die Farbe Blau, Genealogien, Trauma-Täterä: alles da. Die Autorin bringt sich ganz zivil freilich selber ein und wirkt nicht nur sympathisch, sondern auch klug und bedacht.

Dauerläufig, Nina Queer

Hier. Na dann. Das Buch gehört zum Medienportfolio und wenn man es mit Frivolem füllt verkauft es sich vermutlich besser. Gut wenn die eigenen Biographie das alles hergibt. Mit etwas Abstand aber fast schon mehr Mediensatire als I'm Still Here. Auweia.

I'm Still Here, Casey Affleck

Hier. Ein Bezug zu I'm Not There lässt sich freilich herstellen. Eine Kopfgeburt, eine sogenannte "Satire", ein intermediales Dingens das den Tallahassee-Erstsemestern vielleicht ein, zwei Bong-Gespräche vorschlägt.

Ansonsten eher ein missmutiges, fadenscheinig echtes und letztlich sogar nerviges Produkt.

11/28/2014

Edge of Darkness, Martin Campbell

Hier und hier. Hier schon einmal. Hat wieder irgendwie nicht funktioniert. Gibson bleibt sympathisch, die Geschichte ist konsequent und stringent... aber es funkt nicht. Gar nichts. Können die bösen Schergen nicht vielleicht ein wenig tiefer sein? Und wenn sie das Potential haben: warum ihnen dann nicht mehr screen time widmen?

11/26/2014

Rampart, Oren Moverman

Hier. Woody Harrelson ist ja immer eine Schau, also fast. Die Haarsituation ist egal. Hier ist er mit Absicht ein Unsympath, aber das gab es schon dutzendfach - und hier ist das Drehbuch auch so sehr auf fremdschämende Szenensammlungen aus, dass man den sogenannten Showdown gar nicht mitbekommt. Ok, LA, alles klar. Der nächste Bitte. James Ellroy, übernehmen Sie.

11/24/2014

Soon I Will Be Invincible, Austin Grossman

Hier. Und hier. Douglas Coupland schrieb einen Blurb hierfür also kann man sich denken dass hier der Stil groß raus kommt, dieser abgeklärte, durchgestylte, trotzdem sorgfältig menschelnde und ohne-Lächeln-augenzwinkernde Charme.

Die Welt der Comichelden als Roman, mit "flachen" Hauptdarstellern; eine weibliche Retterin und ein männlicher Schurke im Wechsel. Längst scheinen Comics (nicht die graphic novels, nicht der Kram mit Pappe und Hochglanz sondern die Kioskware) ein beliebter Hintergrund für alles mögliche zu sein, hier helfen sie, bewährte Erzählformen durch stetige Wiederholung darzulegen. Gelingt sogar. Solang man nicht liest, um an Ende eine große Lektion zu erwarten, einen Cliffhanger, einen Riss in der Matrix, einen festen Tritt. Grossman schreibt mit großer Traurigkeit über eine viel zu schöne weil viel, viel buntere Welt.

The Artist, Michel Hazanavicius

Hier. Viel Ruhm, viel Ehre, Nostalgie ohne Trockenheit. Vielleicht entstand TA im Suff oder als Teil einer verlorenen Wette. Egal: das Werk ist liebevoll und genau gefilmte Filmkritik im Film, eine unterhaltende Einführung in die Unterhaltungsgeschichte und auch noch eine recht innovative weil dynamische Liebesgeschichte.

Ein zweites Mal klappt das nicht. Sei's drum.

11/22/2014

Repo Men, Miguel Sapochnik

Hier. Und wieder das Thema Kunstmensch und Selbstverbesserung. Hier als Massenmarkt: in diesem Remake geht es um den realen Organhandel, die man sich anschaffen kann und bei mangelnder Liquidität auch wieder aus dem zuckenden Leib herausgepfändet werden. Bewährtes Thema: unmenschlich, Kapitalismus des Körpers, Geldhorror ist Körperhorror, und so weiter. Moral hier, Ekel da.

Das Original ist hier unbekannt. Aber ist es so vorhersehbar wie dieser (allerdings recht schön bebilderte) Film? Freilich geht es zum Schluss in den Kopf. Das echte Drama der Marktwirtschaft spielt sich hinter den Augen ab.

Star Trek Into Darkness, J.J. Abrams

Hier. Nachdem Blade Runner gut wuppte und mit dem Replikanten der Übermensch beleuchtet wurde, hat sich das sequel zum Star Trek reboot angeboten, denn hier gibt es Khan: einen modifizierten und maximierten Gruppenleiter, der den Normalos mehr als die kalte Schulter zeigen will. Freilich ist das hier laut, freilich geht's hier im Galopp zu: aber das war die einzige Chance für das franchise. Die Änderung des Sterbenden und des "Khan!"-schreienden macht großen Sinn.

Doch, Teil Drei darf so weitermachen. Besser als nichts, oder?

Blade Runner, Ridley Scott

Hier. Eine neue Anschauung erbrachte: der Showdown ist durchaus lang. Die Handlung ist nicht so verstiegen wie früher gedacht: und das ist das unerreichte Epos, das Genres begründete und nur zaghaft imitiert wurde?

Der Monolog des letzten Replikanten wurde Gerüchten zufolge von Rutger Hauer improvisiert. Und man glaubt diesen hellen Augen alles: was sie alles gesehen haben, da draußen wo das Vieh namens Mensch sich nicht hintraut. Time to die.

The Perks of Being a Wallflower, Stephen Chbosky

Hier. TBA.

11/19/2014

Enemy, Denis Villeneuve

Hier und da. Der umtriebige Prince of Persia (kicher) in einer etwas ernsteren und vielleicht erwachseneren Abendunterhaltung: biederer Geschichtslehrer findet einen exakten Doppelgänger und kommt ins Stolpern. In zartem aber irgendwann bedrohlichem Sepia wendet sich sein fahriges und seltsames Unterfangen in eine (ja das Wort macht hier Sinn) kafkaeske Abwärtsspirale.

Toll die Spinne. Sie ist zum einen kein Käfer und tritt in diversen Inkarnationen immer wieder auf. Als Symbol taugt sie um die (eventuell) unbefriedigende Uneindeutigkeit des Selbstbildes zu verdeutlichen.

Auch toll die Stadt. Beton deluxe, und dann auch noch Brutalismus. Keiner entkommt der Masse, obgleich die Plätze und Schluchten oft verwirrend menschenleer sind. Was für Menschen gibt es hier eigentlich? Einmaligkeit wird gnadenlos überschätzt.

11/15/2014

The Brown Bunny, Vincent Gallo

Hier und hier. Der schlechteste Film der Welt? Kann sein. Auf jeden Fall einer der langweiligsten; Kunstaspekt und Geduld hin oder her. Hurra, Fellatio am Schluss, aber nicht schön und auch nicht wirklich sinnvoll. Aber was ist schon sinnvoll? Sich braune Kaninchen zu schenken macht ja auch keinen Sinn. Sitzen nur da. Näschen wackelt. Hoppel hier, hoppel da. Wie der Rennfahrer-Protagonist können sie eigentlich nur im Kreis laufen, ob nun schnell oder langsam. Kein Entrinnen.

Buffalo '66 war besser.

11/09/2014

Hawkeye, Vol. 3: L.A. Woman, Matt Fraction

Hier. Was sich Marvel da leistet: eine unterschätzbarer Zweitligist aus dem Rächer-Universum ist Held eines graphischen Romans, der so lässig und sympathisch daherkommt als wäre Matt Fraction ein alter Bekannter, der Seemansgarn zum Besten gibt. Im nunmehr dritten Teil reisst die weibliche Superheldin, die auch einmal Hawkeye war (ist ja nur Kostüm und Werkzeug, die die Mitte des Geschehens kennzeichnen, kein Hammer oder Gammastrahlenunfall oder Herzschrittmacher) aus. Und zwar ins schlimmstmöglich sonnige Kalifornien. Ist sie eine Art verwaister Robin (eine Robinette)? Nein, einfach eine stolpernde und angenehm junge Frau.

Hawkeye beweist das Superhelden-Gedöns keine Aliens braucht, um spannend, freundlich und gut zu sein.

11/06/2014

The Usual Suspects, Bryan Singer

Hier. Endlich einmal wach und mit voller Aufmerksamkeit geschaut. Ja, ein Kammerspiel, ja, ein Thriller mit feinen Wenn-Dann-Schleifen. Keyser Söze ist ein Chiffre, eine unbekannte Einheit, eine Fraktur, eine Linie: da kann die intellektuelle Brut feine Texte drüber zerkauen. Es ist wie bei einem epischen Scherz: die punch line lässt ein Echo, weit nachdem das Gelächter verstummt ist.

11/03/2014

Wreck-It Ralph, Rich Moore

Nochmal dies. Mit neuen Augen genauso geseufzt. Herrliche Pixelwelt und eine einigermaßen unvorhersehbare Geschichte. Und wieder nervt der Zuckerguss: warum dieses Rennen in der Süssigkeiten-Welt? Es scheint als sei der Film ein clash of materials: pixeliges Licht und Schein und leitfähige Dinge gegen Teig und Schaumzucker und Schokoladenblubb.

10/30/2014

L.I.E., Michael Cuesta

Hier und hier. "Ach!" klang es von der Couch als der Hauptdarsteller als grotesker Zwilling aus There Will Be Blood erkannt wurde. Die Tragödie hier setzt sich gut fort und das transgressive Element der minderjährigen Erwachsenheit ist latenter als der Trailer denken lässt.

Alles zerschmetterndes Symbol ist freilich die Schnellstraße. Richtung. Treibstoff. Einordnen. Road kill.

10/29/2014

Wer A sagt muss noch lange nicht B sagen, Eckhard Roediger

Oha. Hier und hier. Mit Argwohn wird die Tonart zur Kenntnis genommen: menschelnd trollt sich ein Kumpeltyp durch praxisorientierte Denkhilfen und Überlebensmethoden.

Wohl eher Teil einer Serie.

10/27/2014

American Studies, Mark Merlis

Hier und hier. Die ganzen gay themes werden abgegrast: Körper alt, Körper jung, Schönheit dahin, Schönheit fatal. Die Referenzen an die McCarthy-Ära bleiben subtil und der Roman wird nie so richtig argumentativ-politisch. Die etwas verstiegene Sprache des Erzählers macht das Lesen ein wenig müßig... ja, sein Leben spielt sich zwischen den Zeilen ab aber ein wenig mehr Plot und Aktion und laute Szenen hätten dem zeitlich ein bisschen zerzausten Erzählstrang gut getan.

10/26/2014

Beautiful You, Chuck Palahniuk

Hier und hier. Palahniuk hat sich anscheinend auf Dauer dort eingerichtet, jenseits der frühen eher schockierenden, düsteren, teilweise auch menschheitsverachtenden Romane. Hier legt er wieder eine Satire vor, diesmal mit Dildos. Nichts gegen Dildos aber selbige provozieren immer ein Kichern, immer und beständig. Weshalb sollten sie so zentral sein? Ja gut, insgesamt könnte dies ein Kommentar zur sexbesessenen Gegenwartskultur sein, aber... war das notwendig? Mehr Brutalität und Ehrlichkeit bitte. Satiren sind toll, aber letztlich umschmeichelt den Geist nichts so schön wie die finale Finsternis.

10/24/2014

12 Years a Slave, Steve McQueen

Hier. Oscar, Oscar: in Ordnung. Episch und humanistisch. Wunderbar anzuschauen sind die Bauten und die Materialien. Aber die versperren nicht die Sicht auf den enormen Hauptdarsteller, der das ganze Ding jeder Szene rockt.

Allerdings unsicher ob das Ende passte. Ja, reale Geschichte, aber war das nicht ein wenig zu heimelig? Zu versöhnlich?

10/08/2014

Mama, Andrés Muschietti

Hier. Eine altmodische Gespenstergeschichte mit toll animierten Schrecken. Die Familie ist ein Ort des Grauens, mit dem jeder etwas anfangen kann und deshalb klappt das hier sehr gut.

Am Ende allerdings sehr kitschig und ein wenig zu versöhnlich. Also doch ein Familien-Gruselfilm?

10/06/2014

DC One Million, Grant Morrison

Nochmal das. Tut immer noch ein wenig im Kopf weh. Eine sehr seltsame Geschichte, die sich vor allem mit dem Update der Kostüme einen Platz im Langzeitgedächtnis verdient hat.

Southland Tales, Richard Kelly

Hier. Nach langem einmal wieder durchgekaut. Es ist schöner als man denkt, aber nur wenn man keinen flüssigen Film erwartet: das ist eher eine schimmernde Landschaft, in der man ein wenig verweilt. Einzelne Motive addieren sich nicht zu einer befriedigenden (endlichen) Erzählung, aber das ist ja auch Absicht: das Ding wabert durch mehrere Medien und allein der Filmkonsum hilft nicht weiter. Aber wobei ist das schon so?

10/04/2014

Attack the Block, Joe Cornish

Hier. Oft und laut gelobt, nun endlich gesehen. Kurzweilige Thrill-Klamotte mit sehr schön animierten Aliens. Letztlich ist das eine formelhafte Nacherzählung, aber vielleicht wird es hip weil sogenannte Problemstadtteile in der Mitte der Aufmerksamkeit stehen.

9/24/2014

John Dies at the End, Don Coscarelli

Hier und hier. Für die Fans von den Fans? Das Buch war eine klabauternde Achterbahn mit Ektoplasma und Unreife. Der Film ist ähnlich - jedoch hält er sich zu nah an dem, was das Buch frisch macht aber im Film immer gut funktionierte.

Zeroville, Steve Erickson

Hier und hier. Ein richtig gutes und sehr kluges literarisches Begehen der Verbindung zwischen Filmen und Köpfen. Der Held ist abhängig, er ist mehr als nur ein Fan. Der Held hat etwas verstanden.

Dann wird alles auch ein wenig wie eine Quest nach den verlorenen frames - materielle Fetzen werden zum Gral einer unvollständigen Geisteswelt. Der Held begegnet Schergen, Schurken und Opfern: seine stoische und maschinenartige Existenz lässt ihn zu einer Art Bartleby werden.

James Franco soll in der Verfilmung den Helden spielen. Wenn Terry Gilliam mitmacht (oder aktiv erinnert wird) könnte das was werden.

9/19/2014

Der Grüffelo, Julia Donaldson, Axel Scheffler

Hier. Die verdammte Maus wird zum Helden eines finsteren Zeitalters in einer Situation, die derlei Protagonisten eigentlich längst in die präkoloniale Erzählhölle katapultierte. In einem doppelbödigen Kammerspiel hebelt sie die einzigen Verlässlichkeiten einer stetigen Erzählung aus und lässt den interessierten Leser ratlos und verunsichert zurück.

Der Wald ist von Anfang an zu grün und in einem irisierenden Gestrüpp aus Oberfläche marschiert sie als scheinbar einfacher Köder durch die Diegesis. Schon früh fallen dem Leser Ungereimtheiten auf. Was ist das für ein Pfad? Wieviele Mäuse gibt es hier sonst noch? Und dann diese Begegnungen. Warten die vermeintlichen Fressfeinde am Wegesrand oder bewegen sie sich auf die Maus und/oder den Leser zu?

Der namensgebende Grüffelo ist freilich das Opfer in diesem Drama, namensgebender Inbegriff der Hoffnungslosigkeit eines selbstbestimmten Lebens. Nicht nur furchtbar entstellt sondern auch hinterlistig verschaukelt taumelt er einem ungewissen Ende entgegen. Die symbolische Birke auf dem Cover ist eine Finte: keineswegs werden hier die drei Steine im Hintergrund als Teile eines archaischen Steinkreises entlarvt und eingesetzt. Die Maus setzt sich frei nach Beckett über den rationalistischen Imperativ hinweg und entspinnt ihr entropisches Spiel mit Kalkül. Dieses Werk wird noch in der hundertsten Auflage die Gemüter erregen und nachfolgend konsumierte Literatur nachhaltig prägen.

9/16/2014

The Master, Paul Thomas Anderson

Hier und hier. PTA kann nur groß. Und immer schön die Bilder parallel halten. (Ein-)Teilen und beherrschen, so lautet die Kameradevise.

Und die Herrschaften davor? Die oszillieren: der Gestrandete scheint manisch oder schizophren oder besessen zu sein und der Meister könnte ein Scharlatan sein oder eben nicht. Beiden Schauspielern wird erheblicher Raum gelassen - kalkuliert man so für beide die weiteren Oscars ein? Die sind aber auch wirklich gut. Sehr beeindruckend hauen sie sich die Worte um die Ohren. Ziemlich rührend ist das alles anzuschauen, allerdings ist keiner der beiden sympathisch und den "servant" bzw. "slave" geben beide irgendwann.

The Iceman, Ariel Vromen

Hier und hier. Der wundervolle Michael Shannon glänzt in einem brutalst konservativ erzählten Doku-Thriller und setzt einen liebenden Familienvater in Szene. Und wer hechelt aus der Einzelzelle? Stephen Dorff. Der hat beharrlich Jobs und keiner merkt es. Seine Rolle als gefallener Bruder ist ein Höhepunkt der ganzen Tragödie hier: er predigt was passieren wird und bleibt doch die arme Wurst zwischen kaltem Zement.

Bleibt zu hoffen dass Shannon sich nicht festlegen lässt. Der herrliche Take Shelter ist zum Glück schon auf seiner Haben-Seite.

9/11/2014

Hot Tub Time Machine, Steve Pink

Hier. OK, der whirl pool ist eben kein DeLorean und dieses Vehikel will ja auch eher spröde sein. Ist aktueller Humor so? Mäßig interessant ist die Umsetzung der 1980er... und letztlich ist die Geschichte von dumpfen Humanismus getrieben. Grotesk: das hätte noch böser sein können und es ist teilweise nicht böse genug.

Reality Hunger: A Manifesto, David Shields

Hier und hier. Formal innovativ und schmissig wie Bloggeblubber setzt Shields die schöne neue Welt ins rechte Licht und watscht die ganzen Textfetischisten ab, die noch an Dinge wie "Original" und "Fälschung" glauben.

Verwirrenderweise bietet das Ding auch eine kleine Kulturgeschichte, die dann auch den "Roman" oder wie das heißt hervorbringt aber mittlerweile auch wieder hinter sich lässt. Außerdem wird's persönlich und so erörtert Shields auch die Rolle des Autoren, des Kreativen, und des Urhebers. Manchmal sind diese Rollen deckungsgleich, aber nicht immer.

Das Register am Ende der schnellen Seiten hat er nur auf Drängen des Verlages angefügt und bittet den Leser, es mit einer Schere zu entfernen. So schaut es aus: die Quellen sind letztlich egal. Wer sich Autorität nur ausleiht, hat etwas zu verstecken.

Schmissig und mehr als plump provozierend - nur blöd, dass man die Platzhirsche in der Textwirtschaft jetzt noch bemühter und armseliger findet.

Electric Flesh: A Novel, Claro

Hier. Das ist eine kurzweilige und zeitversetzt erzählte Novelle. Wenn man letztere so definiert, dass sie wie eine Kurzgeschichte nur ein Thema prägnant inszenieren soll, dann ist EF aber keine. Hier wird auf mehrfache Art und Weise elektrifiziert: Houdini verblüfft die Massen und der elektrische Stuhl die todgeweihte Masse. Dazwischen ein Wärter, einer der Spuren sucht und sich selbst irgendwo im stetigen Strom verliert. Es ist schon sehr fein dass "Spannung" so viele Bedeutungen hat: materielle und physikalische und ästhetische und sonstige. "Strom" ja auch: reißt er mit oder setzt er in Bewegung? Und ist das Fleisch nicht eh schon von Impulsen durchsetzt?

9/10/2014

Guardians of the Galaxy, James Gunn

Hier und hier. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot.

I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot. I am Groot.

We are Groot - freilich wundervoll. Keiner lügt: bester Film des Sommers. Ende.

Nächstes Mal: Hulk smash.

Palo Alto, James Franco

Hier und hier. Vielleicht ist es die Gleichmäßigkeit die hier im Gedächtnis bleibt: in dem Land ohne brutale Jahreszeiten wird alles ähnlich und die Sonne bleicht langsam alle Konturen aus. Hier finden die Kinder der Hobbykeller und Skateparks einander, Waffen, Substanzen und keinen Ausweg. Im Originalton wird Absatz für Absatz der Ausweg zugemauert. Verwandte gibt es viele: Ken Park, Less Than Zero, aber nicht Clockwork Orange - das wäre zu stressig.

9/05/2014

Mud, Jeff Nichols

Hier und hier. Huck Finn und Tom Sawyer finden einen Jim: weiß und arm (nur ein Hemd) und auf der Flucht sorgt er für Aufregung und Entscheidungspflichten. Die unmögliche Hoffnung: ein Boot im Baum. In der Zivilisation: alte Wunden, Styroporhoffnungen. Das kleinere, weitere, südliche Nordamerika beeindruckt mit Morast und Schlangengruben. Eine Geschichte wie sie eigentlich nur als Jugenderinnerung existieren darf.

9/03/2014

Under the Skin, Jonathan Glazer

Hier und hier. So wird das gemacht: in der Gemütlichkeit des Genres (SciFi) einfach einmal mit beunruhigend ruhiger Kamera die Unbewohnbarkeit von Kubricks 2001 fortführen und dabei eine europäische Einöde bereisen. Die Heldin ist unglaublich glaubhaft und beeindruckt als Maschinenfrau. Die Effekte wirken auf unerhörte Art und Weise: karg, aber dröhnend wird die Fremdartigkeit betont und unterstrichen.

Ja, es gibt eigentlich auch bloss eine Reise und ja, das Ende ist wie Spielberg es verursacht haben mag, aber das hier ist ein zur Gänze herrlicher Film.

Straight White Male, John Niven

Hier und hier. Das ist etwas für drei Strandtage, denn Nivens hat die Formel der Unterhaltung verstanden und wendet sie rücksichtslos an. Verwandte hat die Geschichte freilich. Californication mit Hank Moody, freilich - und all das schreibende Volk die ebendeswegen (?) mehr Dionysos im Leben zulässt als normale Kunden. Prägnante Satiren gibt es auch bezüglich des Kunstbegriffes und der so entsetzlich oberflächlichen Unterhaltungsmaschine die Millionen Augenpaare regelmäßig zucken lässt. Die Schweine. Die armen reichen heteroweissmännlichen Schweine. Oink.

9/02/2014

Dawn of the Planet of the Apes, Matt Reeves

Hier und hier. Gesichter, Gesichter, Gesichter sind nicht alles - aber sie sind prachtvoll hier. Neben den Gesichtern sind die Materialien und Texturen wunderschön: das Holz, der Regen, die Waffen, der Mob - alles bewegt sich, alles schwingt. Die Geschichte ist beeindruckend unprätentiös und wenn man einmal sprechende Affen akzeptiert sogar schlüssig. Keiner schwingt die Metaphernkeule, aber das Humanistenpack wird bestimmt wieder Gleichnisse erkennen.

So kann das weiter gehen.

8/30/2014

1Q84, Haruki Murakami

Hier. Der erste von drei Teilen. Die anderen beiden Teile sind auch in der vorliegenden Ausgabe vorhanden aber ein Teil reicht erstmal.

Ja, der Autor ist berühmt und ja, er erfreut viele Gymmi-Spackos weil er ja so magisch-realistisch oder verzwickt-Austerianisch schreibt ohne Delilloesk zu verstören. Und es gibt Essen und Sex. Gibt es mehr? Von einigen Blickwinkeln entspannt sich eine Geschichte, die durchaus episches Potential hat, aber eigentlich geht es um die Idee einer Parallelwelt, einer transdimensionalen Kopie des Hier und Jetzt. Freilich wird das Unterscheiden schwierig und die beiden Protagonisten scheinen das Gewebe von zwei Seiten anzuschneiden. Wenn das hier SciFi wäre, müsste in Band 2 die Maschine auftreten, die das alles zu verantworten hat. Aber es ist ja Murakami. Das Ende wird wohl nicht befriedigen.

Aber das ist in Ordnung, denn süffig bleibt das alles. Gemächlich wird heruntererzählt und dann gibt es Whisky. Wahrscheinlich.

North by Northwest, Alfred Hitchcock

Hier. Mit Erstaunen wurde zur Kenntnis genommen, dass NBNW der erste Actionfilm sein soll. Das macht Sinn: der episodenhafte Wettlauf gegen illustre Feinde, die Aneinanderreihung von verzwickten Situationen wird noch in einhundert Jahren zwei Stunden Zeit töten können. Und immer diese zarte Physis: abstürzen, klettern, laufen, verstecken, das berühmte Flugzeug ratatatatata von oben. Das wird Michael Bay irgendwann anders machen. Nicht besser. Anders.

8/28/2014

The Lookout, Scott Frank

Hier und hier. Wieder Verbrechen, wieder eine Variante von dem das man Noir nennt. Das wird nicht langweilig, weil Ursache und Wirkung nicht langweilig werden. Der Held ist freilich entstellt: die Wucht von beschleunigtem Metall hat ihn mehrfach zerfetzt. Die Vergangenheit eiert (Gedächtnis), die Gegenwart verunsichert (man kann dem Körper nicht trauen) und die Zukunft ist fraglich weil er das existentielle Update nicht verstanden hat, das ihm da widerfuhr.

Der sporadische Einsatz von Schusswaffen erfreut, denn Schusswaffen erfreuen fast immer. Sets und Hintergründe sind klug gewählt: die Enge der Bank, die Weite des Schneefeldes. Die Unentrinnbarkeit. Das entschuldigt fast den selten dämlichen deutschen Titel, wie immer.

8/24/2014

22 Jump Street, Phil Lord, Christopher Miller

Hier. So gehen Komödien: niemals den Zuschauer unterschätzen und direkt Scherze über Fortsetzungen, das franchising insgesamt und über die Aktionsfilm-Albernheiten der letzten zwei Jahrzehnte machen. Und die US-College-Mythologien werden auch standesgemäß durchgeritten. Prost.

Und in dieser Zeile steht noch etwas Kluges: "Etwas Kluges". Boooom.

Justice, Alex Ross, Jim Krueger, Doug Braithwaite

Encore! Hier. Was Ross kann, kann nur Ross. Episch überkandidelte Bilder in einer runden Geschichte. So bunt, so strahlend: das ist die Idee der Umhangwesen. Und die von DC sind ja eh noch ein wenig seltsamer, weil traditionsreicher.

8/21/2014

Dallas Buyers Club, Jean-Marc Vallée

Hier und hier und hier. Wieder prämierte Zeitgeschichte, die sich zum Glück eine einigermaßen eindeutige und unauffällige Kameraarbeit leistet. Das Bild des Rodeo-Reitens ist angebracht und passend und dient als guter Rahmen der eigentlichen Geschichte. Jene findet dann nicht mehr zu so rührenden höchst geladenen Metaphern zurück und zeigt stumpfe Oberflächen: matte Augen, zerknitterte Kittel, altes Papier, und vor allem lädierte Haut. Der Hauptdarsteller ist eine Wucht und soll zum Glück auch nicht gemocht werden und auch der Rest des Ensembles verzichtet auf die Schwebefigur in melodramatischer Feldforschung zum zivilen Massensterben.


8/18/2014

The Incredible Burt Wonderstone, Don Scardino

Hier. Das alte Problem, an dem auch die TV-Satire leidet: wie kann man die eh schon lächerliche Welt noch einmal humoristisch aufbereiten? Und bei Zauberern ist es ähnlich. Die sitzen im unreflektierten Las Vegas und ziehen ihren Kram durch und Hasen aus dem Hut. Toll wird TIBW vor allem durch slapstick und hier ist es der wundervolle, gnadenlose, herzzermalmende Jim Carrey der alles reißt. Warum nicht ihn als Helden im sequel? Achja, die Schraube. Und auch Buscemi hat nicht genug Aufmerksamkeit erhalten, obgleich er wohl nie wirklich Komiker wie Carell war.

Hannibal, Ridley Scott

Hier. Und nun den Scheinwerfer auf den mörderischen Popstar. Wie sehr rollt eigentlich Sir Hopkins mit den Augen wenn man ihn darauf anspricht?

Jedenfalls bekommt die Meute hier ihr Fleisch und jede Gier wird befeuert. Letztlich bleibt H. ein Ventil für die Bedürfnisse der atmenden und stinkenden Massen. Nachvollziehbar sind die Unterschiede von Film und Buch. Ende gut, alles gut. Dessert und noch einen Espresso, grazie.

8/17/2014

Red Dragon, Brett Ratner

Hier. Die Version mit Norton, blondiert und Eighties. Hannibal ist letztlich Beiwerk, die Zahnfee ist eigentlich mörderisch genug. Wohlige Schauer bei der finalen home invasion - aber wenn man sonst durch dünne Türen schießt könnte das weniger gut ausgehen.

Mit ein wenig Bitternis wurde nach dem Konsum P. S. Hofmann vermisst.

Hannibal Rising, Peter Webber

Hier. Der Kannibalenzirkus wird begonnen mit dem prequel. Und fein geht es zur Sache: Heldengenese und Zeitgeschichte werden souverän verhandelt. Das Finale erinnert ein bisschen an das A-Team, aber es begann ja auch alles mit WW2, da war schon genug Bums drin.

Das Bübchen könnte aber noch ein bisschen bedrohlicher sein. Auf jedem Schulhof kauern einige schlimmere Kreaturen.

8/14/2014

Immobility, Brian Evenson

Hier. Nicht. Ein. Gramm. Fett.

Evenson hat nicht mehr und nicht weniger als eine innovative SciFi-Endzeit-Geschichte geschrieben. Da kann man eine ganze Oper draus bauen. Oder einen richtig guten 88-Minüter ohne Geigen im Abspann.

Dieser Autor ist einmalig, aber auch unberechenbar.

This is the End, Evan Goldberg, Seth Rogen

Hier und hier.

Dies ist das Ende, und es ist klug und witzig. Man fragt sich, was die Zunft kalifornischer Unterhalter früher gemacht hat: waren nicht Jerry Lewis und Dean Martin auch eher Personen als Dienstleister? Entfernte Bekannte der Unterhaltungskunden? Tele-Kumpels? Dementsprechend ist das, was Rogen und Franco und die vielen anderen hier tun gar nicht so neu. Die Tonart ist es aber freilich: rabiat und brachial wird hier geflucht und persifliert. Persi-was?

Was sind die Darsteller hier? Berühmt? OK. Kreativ? Vielleicht. Selbstdarsteller? Das kann nicht sein. Passen denn ganze "Selbste" in die Unterhaltung? Authentisch ist das Ganze trotzdem nicht, aber der Glaube an Originale ist ja nur zombiefizierter Katholizismus, also beknackt. Ist das eine Parodie? Nein, denn da propagiert man ja auch nur das goldene Kalb vom "Echten".

Kniffliger Film. Man kann ihn aber auch mit Bier anschauen und viel, sehr viel Spass haben.

8/12/2014

(500) Days of Summer, Marc Webb

Hier und hier. Das Ende ist der Anfang und wenn nicht die Liebe, was sollte dann so zirkulär verstanden werden wollen? Der Held findet die Falsche und verbringt zuviel Zeit mit ihr. Meist ist alles anstrengend. Dann ist er allein.

Das fragmentarische Erzählen ist kein bloßes Streufeuer sondern trägt dazu bei, die Undurchdenkbarkeit des Ver- und Entliebens zu erforschen. Gut so.

Suicide: The Forever Decision, Paul G. Quinnett

Hier und hier (pdf) und hier. Ein Klassiker der Telefonseelsorge und der Therapie überhaupt. Geschrieben ist es so, wie man es von der anglo-amerikanischen Gemeinde erwartet: direkt adressiert, no nonsense, klar und fast schon ehrlich. Nicht ein Wort zuviel für die Hauptbaustelle der Zunft. Eine existentielle oder moralisierende Abhandlung oder reine Gutmenschenpropaganda ist das hier nicht.

8/08/2014

Heart-Shaped Box, Joe Hill

Hier und hier. Die Referenz zum Übervater gehört freilich zu jeder Erwähnung dazu doch ist zu vermelden dass es hier keineswegs schablonenhaft zugeht. Hill erschafft eine sehr bekömmliche und bis zuletzt fesselnde und stimmige Gruselgeschichte mit einem grandiosen Protagonisten. Kann Rock'n'Roll je etwas anderes als Klischee sein? Eben. Und deswegen geht es hier herrlich feist zur Sache und als geneigter Leser freut man sich über jeden Seitenhieb auf vergangene oder präsente Millionen-Dollar-Lärmkultur.

8/01/2014

Happy Birthday, Türke!, Jakob Arjouni

Hier und hier. Kurz und süffig und nicht so dämlich in seinem Lokalkolorit. Es ist eben *nicht* automatisch gemütlich wenn man die finsteren Hessen im Originalton auftreten lässt. Der Held mit dem einmal mehr und einmal weniger dramatischen Migrationshintergrund macht eine fabelhafte Figur und hält wie seine großen Vorbilder seine Moralismen unter Verschluss.

Das abgenudelte Frankfurt wird in teils wundervollen Absätzen beschrieben. Es ist und bleibt das beste Argument für lange Wanderungen im Taunus.

7/29/2014

50/50, Jonathan Levine

Hier. Krebs, yeah. Sagt der Arzt und schaut dem Patienten nicht in die Augen. Letzterer fängt an zu googlen und rasiert sich paradigmatisch mit seinem besten Kumpel die Haare ab. Überhaupt ist das hier eine Männerfreundschaftstragikomödie, die freilich auch davon lebt dass die dämliche Freundin dämlich ist und die Herren das mitkriegen. Eine Neue ist dann aber doch am Start.

Junger weißer Mann sucht Orientierung: seit Garden State ging das nicht mehr so gut. Scheiß Krebs.

Tammy, Ben Falcone

Hier. Tammy hat traurig gemacht. Verwirrt sitzt man im leeren Kinosaal und sieht wie unglaublich menschlich hier agiert wird: die freilich gewinnende Hauptdarstellerin spielt eine Uneinsichtige, eine Unreflektierte und Abgehängte. Der Humor ist zerbrechlich: man kann das auch alles als furchtbare Tragödie begreifen. Somit wurde der Kern aller Komödien hier irgendwo begriffen. Und Susan Sarandon ist enorm alt geworden, zumindest für Tammy.

7/25/2014

Dark Property, Brian Evenson

Hier und hier. Blood Meridian erreicht die Humanistenkeller und erschüttert das Gutmenschgekröse in den Gummibooten abseits der Wellen. Dark Property wird von denen gelesen die auf dem Dachboden versteckt sind oder auf dem Meeresboden liegen.

Eine archaische Geschichte aus der gegenwärtigen Endzeit, ohne die ganzen allegorischen Schnörkel und das Gewinsele der Spezies-Liebchen: eine Frau trifft einen Mann. Erst mit Steinen, dann nicht mehr. Mann packt sie in einen Sack und will sie verkaufen.

Es werden auch Zigaretten geraucht und es erscheinen auch seltsame Phantome: ent-individualisierte Bürokraten, die beharrlich zur Volkszählung anheben.

Der einmalige Evenson zeigt wie wenig Literatur braucht und wie viel Worte anrichten können - sein Wortschatz ist dabei so zerbrechlich wie die Fossilien unter dem Wüstensand der Protagonisten.

Snowpiercer, Joon-ho Bong

Jawohl, jawohl! Hier und hier. Ein herrlicher, kluger, konsequent erzählter und optisch innovativ gefilmter Triumph. Man kann mit der großen Humanistenschaufel dahergehen und freilich Zombie-Marx jagen/anfeuern oder aber das Aktionskino genießen. Die zweidimensionale Anordnung der Geschehnisse lässt freilich an die grandiose Szene aus Old Boy denken, die viele Stuntmenschen und einen Hammer beinhaltete. So muss Film sein: keine Adaption irgendeiner sonstwie klugen Kiste sondern selbstbewusst und kühn. Nicht eine einzige Szene ist hier eine Wiederholung. Snowpiercer ist eine stetige Überraschung. Freier Fall, quasi.

7/22/2014

Criminal, Ed Brubaker & Sean Phillips

Das hier noch einmal. Und wieder fällt zuerst Sin City als unfairer Vergleich ein: auch graphic novel, auch diegetisch begrenzt. Aber welches Noir-Vehikel ist das nicht? Die Geschichten flankieren einander und Biographien verschmelzen zu einem großen finsteren Scheitern. Nüchterne Linienführung lässt darauf hoffen, dass Filmemacher sich dieser Epik annehmen.

Latter Days, C. Jay Cox

Hier und hier. Drama, Romanze. Zwei Romeos können nicht zueinander kommen da die Lebensstile zu unterschiedlich sind. Strandschlampe und Mormone brauchen anderthalb Stunden und weite Reisen, um sich dann im Schnee zu finden. Das funktioniert als dummer Liebesfilm, aber auch als unhysterische Unterhaltung. Man sieht das überschaubare Budget an der konservativen Kamera und den Bauten, aber die Dialoge sitzen und funktionieren - nicht bloss um irgendwelche Scherze unterzubringen. Die Schauspieler sind größtenteils erfrischend unbekannt. Warum blieben die das eigentlich?

We the Animals, Justin Torres

Hier. Eine Novelle! Ein Text zum sofortigen Verschlingen, hier trotzdem in zwei Zügen genossen. Und bei der zweiten Portion kam die erste fast wieder hoch, denn das Ding dreht sich um 180 Grad, so scheint es.

Der Titel ist so weise, so prägnant, so genial wie nur irgendetwas: erst die Meute von kleinen Brüdern, einmalige Sprache und eindeutige Perspektive auf Eltern und einander und die Umgebung. Dann die Aussonderung, die Ablösung, die Erstarrung.

Tiere brechen Herzen, Tiere fressen Herzen, Menschen lassen alles verkommen. Es ist egal wie fröhlich ein Kind lacht, irgendwann liegt die gealterte Kreatur in der kalten Finsternis und speichelt auf den Boden.

The Beaver, Jodie Foster

Hier. Zunächst wurde das Ding im Kino gesehen, und da funktionierte es auch ganz gut. Jetzt, nachdem gefühlte siebentausendundvier Prozac-Geschichten konsumiert wurden, erscheint der Biber wie eine zu geradlinige, manchmal unangenehm rührselige Weissbrot-Geschichte, die keinerlei Einsichten oder Provokationen enthält.

Der Biber ist ein Bonus, ähnlich wie Alf, der die Allmacht der Familie nur erneut beschwört und dann bestätigt. Die Hauptdarsteller sind sympathisch und die Leichtbauweise amerikanischer Häuser wird außerdem offenbar.

7/21/2014

My Struggle, Book Two, Karl Ove Knausgård

Und weiter damit. Hier, hier, hier. Und gleich auch noch den zweiten Teil vertilgt, da das System KOK immer noch nicht so ganz verstanden wurde.

Diesmal ist er Vater und Ehemann und zeigt eine schlimme Person: eine Mutter und Ehefrau, aus deren Klauen sich der arme mittelalte Autor nicht befreien kann. Unleidliche Kinder helfen auch nicht, die Stimmung zu heben. Diese Frau: was für eine penetrante, selbstsüchtige, egozentrische, debile Furie. Eine schizophrene Kleinstadttussi-Notaufnahmenhusche-Sofakissenschlägerin die dem Karl seine Testikel in einem Safe hinter ihren Eierstöcken festgemacht hat.

Schwierig zu sagen: Warum heiraten Menschen? In diesem Buch ist das noch prägnanter: Warum heiratet dieser Typ genau diese Frau? War die in Band 1 geschilderte Jugend wirklich so schlimm?

Auch sehr fein hier: Karl erzählt wie er das Buchprojekt begann, dass hier konsumiert wird. Das Ende ist der Anfang ist das Produkt. Außerdem geht es um Freundschaft und wie sie sich ändert. Freilich wiederholt sich Karl hier, aber das ist sehr legitim und es wäre unaufrichtig wenn nicht: Menschen wiederholen sich nunmal, da sie an einem bestimmten Charakter festkleben, und "My Struggle" ist ja ein Menschenbuch.

Freilich liegt Band 3 schon hier. Verwirrend.

Harsh Times, David Ayer

Hier und hier. Schon wieder Bale, schon wieder Los Angeles. Abstieg, Euthanasie, große und kleine Verbrechen und nicht vorhandene Selbstdisziplin. Der Film konnte nur mäßig gefallen, da Ayer keine Freunde gewinnen wollte. Das wiederum beeindruckt beim Abspann. Kriegstraumata sind schwer umzusetzen, da sie um die Opfer|Täter-Achse oszillieren und oft nicht über neunzig Minuten hinaus tragen. Ayer will nichts tragen und nutzt seine Hauptdarsteller, um von Anfang an die Ausweglosigkeit derlei Entstellter zu zeigen. Katharsis ist was für Zivilisten.

7/14/2014

Bronson, Nicolas Winding Refn

Hier und hier. Ja, Refn von Drive und Hardy von Batman. Ähnlich wie Valhalla Rising ist hier der Kunstfilm, der Videoclip prominenter vertreten als die ehrliche Zurschaustellung eines berüchtigten Verbrechers und professionellen Asozialen. Bronson braucht seine Bühne und zeigt sich gern. Zieht sich aus und kloppt sich. Reine Physis als alternative Existenz. Dazu das Gefängnis: Zelle oder Hafen? Zuhause oder Ziel? Grab oder Kreißsaal? Vielleicht ist es der beengte Raum der Bronson schließlich Bühnen erfinden lässt, ein großes Publikum. Hardy wiederum konnte diesen Film als Casting-Video gut gebrauchen: die laute und plakative Art setzt ihn ins Zentrum und ein geduldiges Publikum ist dankbar, dass er dann doch auch noch in einem BMW ein herrliches Kopfdrama spielen kann.

The Fighter, David O. Russell

Hier und hier. Eine wahre Geschichte und dann auch noch die Themen Familie, Klassenkampf, Drogen und das Alter. Ausgeführt mit einem Mords-Cast und in Müll-Pastell abgefilmt. Sollte klappen, oder? Tut es aber nicht, da Bale den Junkie-Bruder zu gut spielt und sich keinerlei positive Emotionen einstellen - Wahlberg als zentraler Bruder bleibt nur eine Art Normalitätsreferenz. Vielleicht klappt The Fighter nicht, weil der Fight eben so erbärmlich ist. Das Motiv des Boxens polarisiert automatisch, gerade wenn man eher kopflastig (aber eben nicht hakenlastig) durch die Weltgeschichte wankt.

The War of Art, Steven Pressfield

Hier. Ein weiteres prägnantes Rüttelschüttelbuch von Herrn Pressfield. Es liest sich wie eine etwas ausuferndere Version seines Do the Work. Wieder bleibt die Einstellung in Erinnerung: unverwüstlich marschiert der Autor durch die sogenannten Blockaden und ist nicht dialogbereit, wenn es um ihre nachhaltige Beseitigung geht.

7/10/2014

Sex Criminals Volume 1, Matt Fraction & Chip Zdarsky

Hier. Ein richtig guter, leichter und kluger graphischer Roman zu einem Thema das schnell zotig und dumpf abgewirtschaftet wird.

Die Helden halten die Zeit an wenn sie kommen und setzen das dann gewinnbringend ein. Aber diese Formel à la "XXX-Men" reicht nicht aus: es wird in furiosen panels nicht nur das Mysterium Geschlechtsverkehr sondern auch menschliche Anziehungskraft im Allgemeinen behandelt. Das geht vor allem mit einem aufrichtigen und sehr sympathischen Humor, der die Dinge selten bis nie vereinfacht.

Fraction hat schon mit Hawkeye zutiefst beeindruckt und wahrscheinlich Marvel selbst überrascht. Jetzt schafft er das mit Chip Zdarsky zum ubiquitären Thema Sex. Wow.

7/08/2014

Mysterious Skin, Gregg Araki

Hier und hier. Richtig so. Was soll man Pädophilie auch ausklammern aus dem Kino? Weil das Marketing dann knifflig wird, achso. Hier also zwei Jungs, die nach dem Übergriff auf diametrale Art und Weise damit arbeiten. Einmal nach Außen (Stricher, bring it on, whatever) und einmal nach Innen (Flucht in die Entführung durch Außerirdische).

Araki lässt laufen: die Kinder, aus denen später die besonderen Erwachsenen entstehen, werden in qualvoll langen Szenen der Gewalt ausgesetzt, die eben nicht die klassische allein physische Bemächtigung oder Einverleibung darstellt. Es ist alles viel komplizierter, denn die mysteriöse Haut, diese fleischliche Begrenzung des Ich, wird auch durch äußere Kräfte geformt. Blaue Flecken sind simpel, die gehen weg. Andere Verletzungen sind fundamentaler und setzen Wechselwirkungen in Gang. Treudoofe Deppen reden dann vom Trauma und von Strafe und Ursache und Wirkung - aber mit diesem Film kann man Gewalt eben in ihrer größeren Tragweite zumindest erahnen. Richtig so.

Quantum of Solace, Marc Forster

Hier und hier. Autos, Waffen, Ischen, Tourismus. Auch beim Re-Konsum zum Joghurt-essen überrascht Bond nicht, das darf er ja auch gar nicht. Wieder die Erkenntnis: Craig ist gut gecastet. Schade für den Menschen an sich, der bestimmt auch normaler Schauspieler sein möchte (er war enorm unterfordert im ziemlich witzigen Cowboys & Aliens). Bis dahin liefert er knackige Agentenaktionsunterhaltung, so verlässlich wie Ravioli aus der Dose.

7/04/2014

Super, James Gunn

Hier und hier. Eine kleine herbe Geschichte mit dem Motiv des Superheldentums und unter Verwendung einer Rohrzange. Aufpassen: hier ist tatsächlich der gleiche Regisseur am Werk der der Welt die Guardians of the Galaxy bescheren wird.

Hier heißt herb auch nah am Trash und am Splatter: wie auch beim herrlichen Slither geht es eher preisgünstig aber von Herzen zur Sache. Das Ende ist unversöhnlich, aber eben doch schön. Das Konstrukt des maskierten Rächers bleibt eine fruchtbare Provokation für Gut und Böse und anderen ausgedachten Mist.

7/01/2014

My Struggle, Book One, Karl Ove Knausgård

Hier. Scherze über skandinavische Klischees sind vollkommen unangebracht in dieser (zumindest laut Marktpropaganda) unerhörten Reichweite dieses Werkes. Da schreibt Herr K. also Dinge aus seinem Leben auf, aber mit einer Dichte und einer Feinheit und einer Atemlosigkeit die teils an ein Murmeln und teils an ein Zweifeln erinnert.

Der Konsum stand an, da amerikanische Postillen sich mit diesem Ding, dieser auf mehrere Bände ausgelegten Autobiographie eines Menschen der nicht Astronaut oder Verbrecher oder Politiker ist, aufopfernd beschäftigen. Vielleicht ist es die vermeintlich harte Ehrlichkeit eines exotischen Atheisten, die hier zur allgemeinen Begeisterung breitgeschrieben wird. Vielleicht liegt es daran, dass es hier um ein Buch-Buch geht - hier wird gelesen und nicht geschaut. Bei seiner Entstehung wurde keine Verfilmung in Aussicht gestellt.

Warum ist das auf deutsch tatsächlich "Mein Kampf" heißende Buch hier so schnell (400+ Seiten in 4 Tagen, Schlafentzug und Internet ignoriert und alles) konsumiert worden? Labels wie "Realismus" und "Fokalisierung" oder "Authenzität" (LOL) helfen freilich nur wenig um das Verschlingen zu beschreiben. Auch der ständige von der Presse aufgegriffene Vergleich zu Proust ist balla-balla denn wer hat schon Zeit für Proust wenn es Batman gibt. Und Knausgård schreibt auch keinen Krimi, obgleich er gern Informationen vorenthält (es sind aber auch zu viele).

Aber er hilft, profanen Quatsch besser zu verdauen und zu verstehen. Immer geht es um Dinge und Objekte und Teile und eben des Autoren Schreibe, die das alles in ein mäanderndes Universum einfügt. Assoziative Ketten bauen sich auf, vergehen, und nach ein paar Dutzend Seiten ändert sich die Klangfarbe - das macht Herr K. aber stets süffig und mit lebendiger, direkter Sprache. Er leistet sich Essays, Versuche des Nachdenkens über seine Erlebnisse. Min Kamp ist mehr als nur eine Erzählung, es ist auch eine orgiastische Grübelei, die aber stets rege und zumindest nachvollziehbar bleibt.

Wo wird denn gekämpft? Zunächst freilich in der Jugend. Bier besorgen und im Schnee verstecken. Vater aushalten. Mutter verstehen. Dann die Bitternis des Erwachsenseins: Vater beerdigen. Oma verstehen. Fäkalien aus Eigenheimen extrahieren. Saufen. Essen. Frauen im Allgemeinen.

Der zweite Band ist schon halb durch. Vielleicht lodert das Feuer noch bis zum dritten. Go, Karl, go.

Zodiac, David Fincher

Hier und hier und hier. Der kalifornische Ripper also wiederholt konsumiert. Das Rätsel an sich verspricht ja beste Unterhaltung und ist es nicht der Sinn des Krimis, dass der Konsument miträt und sich kognitiv einbringt? Hier haben wir auch noch die echte Welt auf unserer Seite und können uns fragen, was "true crime" eigentlich für ein Genre ist und ob Zodiac als echter Person oder Zodiac als Finchers Film hier einen Kommentar formuliert. Wer war Zodiac, was kann er sein? Das Rätsel steht in den Sternen und es kann saisonabhängig neu gelesen werden. Keine Antwort trägt durch alle Jahre.

6/29/2014

Pain & Gain, Michael Bay

Hier und hier. Dieser furchtbare Film ist wie erwartet viel zu lang und schlägt eine ähnlich aggressive Verrohung an wie Bad Boys 2, dem wohl erniedrigendsten Blockbuster des jüngeren Kinos.

In seiner Furchtbarkeit hat P&G aber Schauwert für Gaffer wie wir alle es sind, rühmt er sich doch auf wahren Begebenheiten zu beruhen. Das irrationale Verbrechen und Gier in Verbindung mit Dummheit lassen immer wieder aufhorchen und die supersimple "Kritik" am amerikanischen "Traum" stimmt in die Tonart des Dramas.

Das Ende der Zivilisation, das Ende der Maskulinität, der Abstieg in die moralische Schwerelosigkeit. Hey, das ist ja eine Dokumentation.

6/28/2014

End of Watch, David Ayer

Hier und hier. Dort am Pazifik lauert die Wahrheit, denn dort ist Los Angeles. Die widersinnigst benannte Stadt ist die Hölle, und alle Dämonenjäger sind nur so viel wert wie die Patronen in ihren Schusswaffen.

Es ist heiß, es ist wacklig, es ist unsicher und jeder Softdrink hat eine unangenehme Süße. Das Thema der Dokumentation wuppt dieses Polizeidrama ins Youtube-Selfie-Zeitalter, nutzt diese Technologie allerdings nicht radikal aus, so dass auch sehr eindringliches Aktionskino möglich bleibt.

Ziemlich klug, ziemlich beklemmend, und ziemlich lang im Abgang.

Boyhood, Richard Linklater

Hier. Klingt nach epischem Kopfkino (lange Drehzeit, Kind altert mit, Biographie im Großen mit dickem G), ist aber eigentlich vor allem lang.

Diese Länge ist berechtigt, denn es ist tatsächlich spannend, wie austauschbar und doch einmalig der Lebensweg des Jungen ist. Es gibt offene Fragen, unbefriedigende Antworten, nervige Akteure und vor allem die rein physischen Wandlungen, die so eine Adoleszenz mit sich bringen. Linklater schafft es wieder, einen zutiefst menschlichen und eben nicht akademischen Film zu drehen - vielleicht wird das auch nur deswegen hier geschrieben weil einem "Tree of Life" immer noch im Schädel spukt. Nein, Malick hätte das alles ganz anders gemacht. Nicht besser, nicht schlechter, aber anders. Linklaters Boyhood macht auf seine Weise Sinn.

Am herbsten ist das Finale mit der Mutter. Daddy kriegt den guten Text und es bleibt nichts mehr übrig.

6/24/2014

Clown Girl, Monica Drake

Hier. Man hat mehr erwartet. Die Protagonistin ist eben Unterhalterin und strauchelt sich so durch das Leben. Erstens gibt es kaum relevante Ortswechsel, zweitens bleibt die Dame auch recht dümmlich unentwickelt und unsympathisch. Clowns sind einfach großer Kot - und nur ein angefahrener und endlich abgeschminkter Clown ist eine akzeptable Kreatur. Die Autorin benennt die ganz natürlich Coulrophobie (und ihren finsteren Zwilling, die Coulrophilie) konkret (die Dame soll dann auch noch anschaffen gehen) aber tut dies nur für vermeintliche Lacher ohne jedwede Reflektion.

Clowns sind Abschaum. Niemand braucht die. Eine brennende Clownsschule ist eine gute Schule (aber jede brennende Schule ist eine gute Schule). "Clown" ist ein epochales Schimpfwort. Dann lieber "Kasper," aber niemals "Clown," ob nun Mädchen oder Junge.

6/23/2014

I Heart Huckabees, David O. Russell

Hier und hier. Nach langer Zeit ein Neu-Konsum. Bei Zweitsemestern aller Art bestimmt ein Hit. Für alle anderen eine Erinnerung an die Decke und ihre Falten und die Transdimensionalität der existentiellen Verlorenheit. Verkopft mit Charme - und gutem cast. Die wirklich wichtigen Fragen kommen fast alle dran und der Film verbiegt sich aufs seltsamste, um auch verbindliche Antworten zu geben. Verdächtig klug und süffig, das.

6/22/2014

21 Jump Street, Phil Lord, Christopher Miller

Hier und hier. Buddy-Cop-Filme waren ja vor langer Zeit der heiße Scheiß. Da wurde verarbeitet, was Daddy von 9 bis 5 für soziale Verpflichtungen eingeht, dramatisiert durch die mit der Polizeiarbeit automatisch einhergehende stunts und Ventriloquismen. Da war auch schon diese freundliche Selbstironie dabei, dieses einander-nicht-so-ernst-nehmen. One-liner, anlächeln, Musik wird eingespielt, Abspann. Bis ins TV hat das abgestrahlt (oder andersrum).

21 JS macht nun alles richtig. Es nimmt einen Artikel aus eben jener Zeit der vielleicht recht dümmlichen Unterhaltung und versucht nicht, es intelligenter sondern eben frischer zu machen. Und das schaffen die Hauptdarsteller schnell und gut und stetig. Dass ihnen beim Finale dann auch noch die alten Recken entgegenkommen und den popkulturellen Kuschelkurs komplettieren passt dabei ganz wundervoll. Noch ein letzter Scherz, lächeln, Abspann. Zwischendurch noch einen Penis abschießen. Sehr fein.

6/20/2014

Pam Ann – Non Stop – Live from NYC, Laurel Parker

Hier und hier. Erst war da der Zweifel wie viele Scherze man über Stewardessen machen kann. Und dann fällt es einem ein: Nationalitäten! Diese Unterschiede bieten freilich ein weites Feld. Ob nun "Luft-han-SAAA" oder "Air Coward" - da geht immer etwas.

Die Dame ist allerdings auch ein bisschen furchteinflößend - mit dem Cape und den Haaren und dem Lächeln, das selten gegen jemanden gerichtet ist. Sie scheint von einer sehr brutalen Welt zu erzählen, einer in der Tomatensaft und Kissen alles bestimmen und bei denen asiatische Flugreisende entweder Segen oder Fluch sein können.

Es wäre schön zu erfahren, was die Dame noch so kann.

6/16/2014

Thor: Tales of Asgard, Sam Liu

Hier. Wenn Kinder das schauen wird ihnen irgendwann so übel dass die Froot Loops nach Cini Minis schmecken.

6/15/2014

Ever, Blake Butler

Hier und hier. Oh nein, Experimentalliteratur. Zum Glück ist BB manchmal seltsam und oft genial und meistens äußerst abendfüllend. In einem Rutsch wurde also diese Mär vom Untergang konsumiert, die von Zimmern und Häusern und Wänden erzählt. Kein Gruselstück und doch beunruhigend, keine Novelle und doch kurz und präzise. Traumhaft, fieberhaft, mit Bildern durchsetzt und durchaus mit der Form einer Queste zu verstehen. Was passiert, wenn die Perspektive stetig "passiert"? Wie soll man vom Phänomen des "Wohnens" berichten, wenn man das eigene Haus eben nie überflogen hat? Ever steht den anderen Werken des Autoren (Insomnia & Scorch Atlas) in nichts nach.

The Bell Jar, Sylvia Plath

Hier und hier. Ein Klassiker, der freilich unterschiedlichsten jungen Menschen in sogenannten Bildungseinrichtungen aufgenötigt wird. Bei seinem Erscheinen fix vom Meinungsmarkt vereinnahmt und dann vielleicht Ursache für einige anstrengende Gutmenschdiskussionen. Autorin und Helden leiden viel, jaja, everybody likes a trainwreck. Ach wie unangenehm die weiße Welt doch sein kann.

Jedoch.

Wenn man dieses ganzen Echtweltschrott abzieht bleibt eine Art Thriller, verblüffenderweise: die Heldin steigt ab und die Welt zieht an ihr vorbei. Es bleibt nicht nur bei der griffigen titelgebenden Grundmetapher des Einschlusses, der Isolation, und des Erstickens: irgendwann kippt auch die Stimme und als Leser sieht man sich einer Fremden gegenüber, die sich selbst ebenfalls nicht geheuer zu sein scheint aber eben viel zu erschöpft ist, das in Ruhe zu würdigen. Zu recht ein Klassiker und vielleicht Beihilfe zur effektiven Ablehnung des Humanismus. Das lässt hoffen.

Magic Mike, Steven Soderbergh

Hier und hier. Ziemlich gute Überraschung: in sehr fein eingefärbten Bildern wird eben von einer besonderen Art des Broterwerbs erzählt. Pseudo-Dokumentation trifft coming-of-age-Geschichte und zwischendrin wird sich ziemlich witzig ausgezogen.

Fraglich sind wie immer die Weiber. Das finden die gut? Da machen Sie "whooo-whooo" und kichern? Solang es keinem weh tut...

Das Potential für ein sequel ergibt sich allerdings weniger. Ist doch alles fein zu Ende erzählt. Ist es, weil die Fleischbeschau niemals endet? Darf die Fleischbeschau-Schau auch nicht enden?

Locke, Steven Knight

Hier und hier. So wird das gemacht mit dem Kammerspiel: bayrische Räder drunter, ab dafür.

Hier wird nur telefoniert und gefahren und der arme Herr Hardy muss alles selbst machen, und zwar ohne seinen Körper einzusetzen. Und toll macht er das. Kein Gewinner, kein Schuft, einfach ein Mann der nur Beton und Genetik im Kopf hat. Geht es gut aus? Weiss man nicht. Blinker setzen, durchatmen.

Super Idee und perfekte Ausführung.

6/11/2014

Punch-Drunk Love, Paul Thomas Anderson

Hier. Man könnte den Film hassen, weil man Sandler beschuldigen könnte nun doch nur etwas für den CV zu machen und ein bisschen Drama zu wagen. Muss man aber nicht. Problematisch ist sein love interest hier: klar dass die Lady keine Ultra-Ische sein darf, aber muss sie denn so farblos sein? Man weiss nicht genau, ob man die Dialoge oder die Leistungen der Schauspielerin als Grund dessen ansehen kann. Was bleibt ist ein eher unangenehm egomanisches kleines Rührstück.

Immerhin ein sehr erfrischender Philip Seymour Hoffmann.

Punisher Max - Volume 1: In the Beginning, Garth Ennis, Lewis Larosa

Hier und hier. Die ewige Geschichte der Rache wieder einmal neu bebildert, diesmal mit viel Munition und dem Mob - denn da kommt genug Kanonenfutter her. Frank Castle ist freilich eine dumpfe Figur und dient als Auffangbecken für etliche Motive der Aktionsunterhaltung. Sein "Kostüm" ist auch sehr dumpf und no-nonsense: knifflig wäre es, ihn in einem team-up unterzubringen. Cap würde nie mit ihm spielen. Spider-Man tat es mal, bereute es aber schnell. Thor könnte Frank nichts sagen. Black Widow? Die ginge. Keine echten Superkräfte und schwarze Klamotten. Mehr braucht es eigentlich nicht.

Bang, bang.

6/03/2014

Warum es die Welt nicht gibt, Markus Gabriel

Hier und hier. Weglesen, durchlesen, aufessen, blättern, blättern, aus: zunächst kommt einem die Fluffigkeit seltsam vor, denn hier wird recht aktuelle Philosophie äußerst verdaulich aufbereitet. Dabei verbügelt der Autor nicht die Sicht, indem er sich hinter einem Dickicht aus Zitaten versteckt. Im Gegenteil: Konkurrenten und Komplizen werden offen genannt und auch gleich für jeden klar evaluiert. Das schafft Orientierung.

Dass es die Welt nicht gibt, sollte eigentlich jedem klar sein. Beziehungsweise ist es doch eigentlich so, dass jeder der einem die Welt tatsächlich und endlich und "wahrhaftig" erklären will, ein abgehängter Brückentroll ist. Das gibt einen medium-sexy Titel und langt für Feiertagslektüre von abgebrochenen Pädagogik-Muttis, die nicht nur Brigitte lesen wollen. Kann man keinem vorwerfen und ist ja auch nicht schlimm. Aber Gabriel bereichert den Leser nicht nur mit seiner literarischen Chuzpe sondern auch mit einem Einblick in Philosophie als sinnvolle Praxis. Sein Programm eines perspektivenabhängigen Realismus ist "open source", es ist eher weltöffnend als definierend. Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Nicht viele Nicht-Romane schaffen es, so eine Stimmung auf der letzten Seite zu verbreiten.

6/02/2014

Batman Begins, Christopher Nolan

Hier und hier und hier. Schon wieder. Dem ist nichts hinzuzufügen. Vielleicht das: eigenartig schöne Parallelen: erst haut R'as al Ghul Bruce hinunter durch das Eis, dann, bei der eigenen Geburstagsfeier, kommt von oben ein brennender Balken. Vertikale Bewegungen allerorten. So ist das mit dem Aktionskino.

Jeff, Who Lives at Home, Jay Duplass, Mark Duplass

Hier. Nicht viel zu vermerken: der sehr kurze Film ist beileibe kein zweites Garden State und kann auch mit keiner wirklich überzeugenden "Botschaft" (bah!) aufwarten. Unangenehm fällt das Loch in der Logik auf: da ist der leidlich sympathische Held also zu etwas vorherbestimmt aber fängt erst an zu laufen, als das Auto schon im Wasser ist. Und dann kommt er gerade richtig, um das zu tun was zu tun ist. Er sieht gar nicht, wie es passiert. Man glaubt ja so einiges, aber das... knifflig. Außerdem ist es immer schade, wenn schöne Autos unprätentiös kaputt gehen.

Außerdem gibt es hier insgesamt eine nette Wasser-Metaphorik. Vertrocknet (ungewaschen) in der Wanne sitzen, Regen im Büro (Säuberung, Läuterung, Taufe), Gefahr durch Ertrinken (Tiefe, Sog, Zeitdruck). Eine treffliche Erweiterung des insgesamt vorgestellten konservativen Existenzentwurfs. So ein Durst.

5/30/2014

My Week with Marilyn, Simon Curtis

Hier und hier. Seufz, ach, seufz, die Legende, schnief. Was war sie doch einmalig, diese nicht gealterte Legende. Diese Biographie ist nun recht bescheiden in ihrem Umfang, zeitlich gesehen, und umreißt ihre Hauptattraktion doch maßgeblich: die Unsicherheit, die Unberechenbarkeit, die teils verstörende Verletzlichkeit und auch die uneingeschränkte Strahlkraft. Das Prinzip "star" übersteigt (überstrahlt!) gängige Konzepte von Person und Schauspieler. Dieser eigentlich recht leise Film (mit einer unglaublichen Hauptdarstellerin) hat das verstanden.

5/28/2014

A Serious Man, Ethan & Joel Coen

Encore von jenem. Diesmal fällt die Kürze auf, aber nicht unangenehm: es steuert alles sehr zügig auf das nachhaltige Ende hin, auf den dunklen Himmel. Das Erhabene und Unmenschliche lässt sich ja immer am besten erkennen, wenn es visuell zu erfassen ist und nicht durch Menschenworte erst kommuniziert werden muss.

Bleibt die Frage, wer der ernsthafte Mann ist. Der Verlassene? Der Frauenräuber? Der Sohn, der in einem vollkommen veränderten Amerika aufwachsen wird? Der driftende Bruder? Ernsthaftigkeit ist eines dieser Worte, die stets flüchtig und implizit erscheinen. Wenn der Tod männlich ist, dann ist er natürlich der ernste Mann. Der grim reaper macht eben seinen Dienst nach Vorschrift und lässt nicht mit sich spaßen. Der Humor der Coens akzeptierte das immer.

Fack ju Göhte, Bora Dagtekin

Hier und hier. Die Überraschung schlechthin: deutsche Filme können lustig sein ohne brachialst die RomCom-Sau durchs Dorf zu reiten. Freilich wird hier auch umherverliebt, aber vor allem geht es hier enorm schnell und bunt geschnitten zur Sache. Kinder beschimpfen kommt eigentlich immer gut, ist leider unpopulär. Hier ist es famos und zu recht. Junge Menschen sind aus besonderem Grund meist besonders verachtenswert. Lehrer sind in Theorie und Praxis sowieso furchtbare Beispiele für die Nichtigkeit der Welt. Hier auch.

FJG kommt nur ganz zum Schluss in die Nähe von "Hurra, die Schule brennt" (Wer würde bei einem Remake wohl Theo Lingen ersetzen?). Richtig so. Ansonsten ist das ein wirklich grundsympathischer atemloser Film, der Hoffnung gibt. Wenn das vergorene Lehrerpack eines Tages zu recht durch Cyborgs ersetzt wurde wird der Referenzrahmen leider fehlen.

Kiss & Kill, Robert Luketic

Hier und hier. Der Film ist amüsant durch kurzweiligen Schusswaffenhumor. Außerdem macht er Werbung für seine Vorbilder. Doris Day und Rock Hudson sind die Referenzen hier, die leider auch charmanter bleiben. Insgesamt eine Ansammlung von hübschen Landschaften, Häusern und zarten Genrezitaten. Für den richtig derben schwarzen Humor reicht es dann doch nicht, und deswegen wird es wahrscheinlich auch kein sequel und keine neue Kollaboration geben.

5/25/2014

The Fuck-Up, Arthur Nersesian

Hier. Endlich: Bukowski, Rechy, der tränengesottene Asphalt der schlaflosen Stadt ohne Gewissen. Nersesian erzählt über die Bemühungen des Helden ohne Mitleid, aber auch ohne Scham und Urteil. Der Junge verpfuscht es einfach alles. Er kriegt es nicht hin und dies ist keine Tragikomödie, wo das Leben eines Taugenichts dann doch noch in warme Bettchen führt.

Der Held stolpert durch die 1980er und seine 20er und aus Beziehungen heraus und herein. Teils weiss er, dass nur die Bedeutungslosigkeit auf ihn wartet. Er weiss dass er eigentlich nur ein Simulant ist, der auf Zeit spielt. Ein illustres Ensemble verwirrt ihn nachhaltig und lässt ihn hoffen und natürlich wird auch viel gesoffen - schließlich muss er sich aber seinem Status stellen: männlich, blass, hetero, arm und kraftlos. Er wollte nicht durch die üblichen Ringe springen und wird somit zur bluesigen Version eines älteren Holden Caulfield (der leider immer noch die Referenz für New Yorks härteste Einsamkeit herhalten muss).

Total Recall, Len Wiseman

Alles neu. Seufz. Hier und hier. Leider ziemlicher Quatsch. Die Bauten rocken allerdings: Erdkerntunnel und Mehrstufenautobahn und Waffen und Sonden und Displays. Alles schick. In der Summe leider seltsam seelenlos und dem durchaus ruppigen Original nicht wirklich ebenbürtig.

Zum Glück haben sie die dreibrüstige Prostituierte drin gelassen. Die gehört dazu. Mars hin, Erde her: an den sex workern wird man eine Gesellschaft erkennen.

Dark Shadows, Tim Burton

Hier und hier. Es sollte eine eigene Genre-Bezeichung für Burton-BonhamCarter-Depp Filme geben. Wieder ist es schrullig und süss, wieder ist es düster und liebenswert.

DS ist also ein Film zu einer von vielen TV-Serien vergangener Zielgruppen, und so wirkt die Geschichte auch eigenständig leidlich originell. Schlimm wird nur so langsam, dass Depp scheinbar nur noch Depp spielen kann oder will oder soll. Freilich geht Karriere auch so. Aber liegt die Kunst in diesem Geschäft nicht auch beim Erzeugen von neuen Bildern, und keiner Reanimation bekannter Motive?

5/24/2014

The Bourne Legacy, Tony Gilroy

Hier und hier. Gesehen um es gesehen zu haben. In guter Erinnerung ist Herr Damon als abwesend greinender Agent, der mit Zeitungen Prügel verteilen kann. Nun also Herr Renner - nicht minder qualifiziert und überraschend rege.

Schade nur die formelhaft hineingefriemelte love story. Warum nicht mehr Drohnen und Radioaktivität wagen? Jetzt wo es diverse Bourne-Klone gibt könnte man doch so einige Agenten verheizen, denn zum verheizen sind sie da.

Milk, Gus Van Sant

Hier und hier. Das prämierte Bürgerrechtler-Biopic überzeugt mit Prägnanz und uneingeschränkter Spielfreude des Herrn Penn. Da wird weder übertrieben (so scheint es) noch wird übermäßig glorifiziert (so scheint es auch).

Man war ja nicht dabei, aber dank der Erinnerungsmaschine Hollywood können sich nun weite Teile verschiedenster Generationen mit dem politisch korrekt erinnerten Kapitel einer endlosen Geschichte von Xenophobie und individueller sowie kollektiver Identitätssuche auseinandersetzen. Wann beginnt eigentlich ein Dokumentarfilm und wann hört der sogenannte Spielfilm auf? Wann ist es eine Nachahmung des echten, wann ein erkennbarer Kommentar? Milk ist resolut und "straight" (hihi) in seiner Narration, denn er hat ja den nonlinearen Lauf der Geschichte hinter sich.

5/22/2014

Bad Neighbors, Nicholas Stoller

Hier und hier. Und endlich Kurzweil. Sehr simple Grundkonstellation: räumliche Nähe in der anonymen Vorstadt und die akustisch-ethische Behinderung umliegender Lebensstile durch den eigenen.

Nicht einen einzigen Moment bei diesem prägnanten Produkt denkt man an die Zeit, stetig sitzen die Dialoge und die wunderbar vertonten Akrobatiken. Die Protagonisten sind stets bei der Sache und es scheint, als wären viele Szenen eher frei nachgesprochen als exakt einstudiert worden: selbst in der synchronisierten Fassung wird angenehm viel gebrabbelt und durcheinander geplappert. Niemand wartet auf die Pointe des anderen und gemeinsam machen alle Unfug.

Hauptrolle spielt eigentlich aber das sprachlose Kind. Das ist das niedlichste und erheiterndste überhaupt in einem eh schon sehr lustigen Film. Klar ist das eine sehr unprätentiöse Art der Unterhaltung. Lebt Woody Allen eigentlich noch?

5/21/2014

X-Men: Zukunft ist Vergangenheit, Bryan Singer

Hier und hier. Die Effekte sitzen und das 3D wird zeitgemäß bedient. Die zentrale Stellung von Wolverine fällt nicht unangenehm auf - die Zusammenführung der franchise-Generationen gelingt eben durch ihn als zeitlich-räumlich-ästhetische Kopplung. Die bei den X-Men immer unüberschaubare Anzahl von spektakulären Freaks wird angemessen behandelt.

Zukunft, Vergangenheit, Unterhaltung als Verbrauchsprodukt: Patrick Stewart hat so etwas ja schon einmal mitgemacht, als er auf Shatner traf. Da war er der neue Alte: verschleppte 1960er trafen auf rotierende 1990er und die Enterprise war eleganter. In diesem Produkt hier wird dann auch noch der Chic der 1970er beschworen, und wie immer sieht man sich drolliger simulierter Vergangenheiten ausgesetzt, die sich teils sehr harmonisch mit der sogenannten echten Geschichte decken. Kirk erscheint sogar auf einem flimmernden Fernsehschirm. Dann war Magneto in Dallas für gekurvte Flugbahnen: wunderbar. Ein herrliches Kuddelmuddel.

Wie immer bei solchen Vehikel erfreut detailgetreue Abbildung der aus den Vorlagen zusammengestellten Handlungselemente und die sorgsame Aktualisierung und Neu-Konfiguration selbiger. Die Sentinels sehen hier sehr viel besser aus und ebenso verdient Mystique diese zentrale Rolle. Kann man hier von Werktreue sprechen? Mitnichten, aber das ist eher veredelnd als verurteilend. Die wunderbare Welt der globalen Unterhaltung hat längst pragmatischere Lösungen gefunden.

5/20/2014

Ich und Orson Welles, Richard Linklater

Hier und hier. Tanztee ist um fünf vorbei, denn um halb sechs gibt es Abendbrot. Dieser Film ist jugendfreier als Disneyland und ist in seiner Harmlosigkeit fast schon absonderlich. Die Klamotten von damals machen jeden Menschen hübsch und sorgen für optische Ruhe. Der Tyrann Welles ist eben auch ein Genie und so kann er als Objekt und Subjekt auch den schläfrigeren Senioren erklären, was eine intertextuelle Narration denn so ist (Cäsar, Faschisten, Regisseure, Patriarchen, yadda yadda yadda). Dass Efron das vanillezuckrige Zentrum dieses Bildungsromans ist, fällt wohlwollend auf und auch hier fügt er sich in das Große (zahme) Ganze sehr artig ein. Dass Claire Danes so jung aussehen kann, verwundert - durch Homeland war sie eigentlich als verhärmte Kriegerin in Erinnerung geblieben.

Insgesamt reiht sich IuOW in die lange Reihe der Tangenten-Biopics ein, die durch öffentlichen Ruhm Auftrieb erhalten. Aber dieser hier verquirlt alles zu einem zahnschonenden Törtchen, dass der heutzutage eher milden Subversion eines Orson Welles eigentlich auch ganz gerecht wird.

5/16/2014

The Thing, Matthijs van Heijningen

Remake von 2011. Hier. Blöd ist, wenn man Alien kennt und mag und liebt. Das Prinzip ist älter als Scotts Klassiker und geht vielleicht zurück zu Grendel oder Zyklopen oder Medusa oder Deinem Vater wenn er getrunken hatte. Manche Wesen werden zum Ding, zur unerklärbaren, aber dringlich zu bewältigenden Bedrohung. Das Ding wird hier auch mit Feuer bekämpft, wie schon Ripley es vielfach tat.

Hier ist die Lage klassisch: eine abgelegene Forschungstation, die finstere Verlorenheit des Nordlichtes und die Gerechtigkeit der Temperatur (brennendes Fleisch, schmelzender Schnee, sprödes Eis). Drollige Skandinavier. Und dann will ein Besucher nicht mitfeiern. Die Effekte sind zweifellos famos: durch seinen Status als Remake hat dieses Produkt ja auch entsprechend ausstaffiert sein müssen. Da kann es sich nicht auf die längst tradierte Idee verlassen, da muss etwas für's Auge her. Das Ding selbst ist also eine herrliche stets veränderliche Summe an Zähnen, Klauen, Fleisch und Sehnen, die sich geballt gegen die Humanoiden richten. Es ist Parasit, Simulant, und Gegenspieler.

Ein hübscher Winterfilm. Gern Grog dazu.

The Lucky One, Scott Hicks

Hier und hier. Eine weitere Episode in der Wonderboy-Themenwoche. Es fällt auf wie unterschiedlich ein Schauspieler inszeniert werden kann. Lucky One und Efron schaffen es, die Aufmerksamkeit weg von ihm und auf die süssliche und gegebenenfalls feierabendgefällige Romanze zu richten. Nicholas Sparks, der alte Triebtäter. Schluchz.

Freilich wird Efron mit Absicht gecastet, freilich erhofft man (die Castenden) sich (wie von allem, was auf und für den Bildschirm geschieht) Geld und Propaganda und somit mehr Geld. Vor dem Film hat der potentielle Konsument nur die Werbung und das Plakat und vielleicht den Trailer im Kopf. Alles kreist um eine Frage die so alt ist wie das kommerzielle (Film-)Theater: kann man etwas anderes außer sich selbst spielen? Wie würden Filme wirken wenn man von vornherein die daran Beteiligten nicht kennt, weder aus anderen Produkten noch aus der reißenden Populärkultur mit ihrem ADHS und ihrem Tourette? Gesichter merkt man sich. Gesichter werden aufgeladen. Gesichter entwickeln einen Drall, einen Mehrwert: der berühmte Kopf ist mehr als ein Knochenfleischzahnschmelz-Haufen mit sieben Löchern.

Es gab ja auch sehr flache Versuche der audiovisuellen Geldmaschine. Yellow Submarine oder Moonwalker. War Sting Sting in Dune? War Rihanna Rihanna beim Schiffeversenken-Film? Gesicht reimt sich auf Gewicht, und letzteres muss stetig auch als Marktwerkt verstanden werden, auf die entsprechende Anziehungskraft an dem Ort, der zählt: der Kinokasse und dem Pixelfeld wo man "Play" klickt.

Bei dem vorliegenden Film sind jedenfalls die Möbel sehr schön und auch die Landschaft kommt ihrer Pflicht als Idylle sehr gut nach.