1/06/2012

The Flinch, Julien Smith

Hier. Wer zuckt denn da? Generell geht es in diesem Gute-Vorsätze-Routinen-Revolutions-Büchlein um die Überwindung des eigenen Zurückschreckens, des staunenden Unglaubens und der Vermeidung unangenehmer Begegnungen.

Gut so. Wichtige Sache, das. Besonders super ist an diesem Text seine Kürze. Er bleibt im Imperativ und stutzt die komplexe Wirklichkeit schön zurecht - Endziel ist stets die (Re-)Aktivierung eigener Impulse.

Das Ding war und ist umsonst, da es mit einem Haufen angeschlossener Leseproben ähnlicher Bücher kommt. Und das macht einen teils schon verlegen, dass es da so einen gewaltigen Markt gibt. Anscheinend sind Menschen im Buchkaufmodus oft von Zweifeln zerrissen und meinen, sich ihrer Vermeidungstaktiken stellen zu müssen. Ist das latenter Masochismus? Sei's drum. Ein praktischer Ausflug in die leicht testosteronoide Gebrauchsliteratur.

1/02/2012

Legion, Scott Charles Stewart

Hier. Ein kleiner Cast-Reduktions-Reißer mit theologischem Bezug und ökonomischen Kulissen. Legion krankt am Vorkonsum hier im Graben: das prächtige Supernatural dröhnt noch immer irgendwo in der Unterhaltungsmaschine und dagegen kann ein Film wie Legion eigentlich nur leicht abstinken. Ist unfair, stimmt aber. Die Zielgruppe (verpeilte Halbwüchsige mit Tendenzen zu D&D in der Papierversion) ist wohl die gleiche.

Wäre Legion Constantine, dann hätte er mir mehr gefallen. Aber der ist ja auch schon sieben Jahre alt. Was bleibt ist eine der bewährten Niederkunft-Messias-Umbruch-Geschichten die nicht nur mit Robotern sondern auch mit christlichen Vasallen funktioniert.

Capote, Bennett Miller

Hier. So sieht Oscar-Futter aus, mit dem die Allgemeinheit leben kann. Ein recht wichtiger Autor wird zu einer Hauptfigur in einer Geschichte, die er selbst nicht schreibt sondern die ihn zu einer anderen beflügeln.

Selten können literarische Bedingungen so simpel aufgezeigt werden wie in diesem Film. Vor dem Text ist nach dem Text, mit dem Ende kann man nicht anfangen, es geht immer noch echter, wenn es zu echt ist wird es zu textlich. Man könnte sogar sagen, dass es gar nicht um Capote selbst geht. Letztlich ist er ja auch nur eine Sollbruchstelle in einem größeren Plot, dessen Grenzen niemand so recht absehen kann.