12/21/2010

Supernatural, Eric Kripke

Fünfte Staffel durch. Alles am Ende.

Eigentlich war gar keine sechste Runde geplant, doch sie kommt nun doch - wegen des genialen Konzepts und der treffsicheren Durchführung. Denn es ist immer noch die optimale Mischung aus Buffy und den Dukes of Hazzard, die Supernatural so gemütlich macht wie die zentrale Rindsledercouch über dem Blutfleck im Wohnzimmer.

Ja, OK, irgendwann verlieren die dämonenpfählenden Brüder den Vater ans große Hollywood, aber sie sind ja groß genug. Mit dem schönsten Auto der Welt prescht man durch das Niemandsland zwischen Nebraska und Oklahoma - und das ist wichtig. Gotham ist fern, denn die Welt ist flach in dieser Welt. Kalifornien mit seinen apres-ski-Lykanthropen ist ebenso weit weg. Dunkle, nasse Tannen dräuen am Highway-Rand. Hier kommt der Tod weniger von oben sondern eher von der Seite. Der Teufel wartet an den Straßenkreuzungen und mitten im verlorenen ländlichen Idyll: nur ein Städter (irgendein iPod-Opfer halt) kann sich nicht vorstellen, dass Höllenadvokaten bei den Sauen im Stall erscheinen. Die Winchester-Brüder führen einen juvenilen Kampf weiter: kaum haben sie Benzin und einen (mit derben Dingen) gefüllten Kofferraum steuern sie die Ferne an und entkommen der Vorstadt mit ihren kleinen Rasenparzellen. Aber nur zeitweise: genau hier, bei den soccer moms und den F-150s schleicht sich die Höllenbrut ein, hier wandeln die Toten und töten die Wände. Die Brüder bleiben mobil. Motels sind die Hüllen. Jeans und Karohemd können auf dem Rücksitz kaum zerknittern. Was nehmen Sam und Dean noch mit auf die Reise? Die Posen der TV-Cowboys und unverwüstlichen classic rock. Es passt halt.

Wenn die Puritaner von Salem jetzt hinaufblicken aus ihrem lodernden Kerker dann sehen sie diese Fernsehserie und freuen sich. Mit so wenigen filmischen Mitteln und so effizienter Dramaturgie (eine Scheune ist eine Scheune und eine Lagerhalle ist eine Lagerhalle) auch noch so viel konsumkulturellen Charme zu versprühen ist wahrhaft edel. Die epochalen X-Files wollten zum Schluss immer mehr sein und sich des TVs entledigen (vielleicht schafft das ja der dritte Kinofilm) - Supernatural hingegen ist die Erbsensuppe im Werktagsmenü. Passt immer, und der Abwasch ist auch fix gemacht. Da kann man dann sorgfältiger Salz auf die Türschwellen streuen.

Bild ist von DC's/Wildstorm's Folgeprodukt.

Dead Men Don't Wear Plaid, Carl Reiner

Hier und hier und hier. Die Puppe kam herein und sie hatte Beine bis zum Boden. Das private Auge muss ermitteln und kann sich gar nicht an ihnen satt sehen. Dieses best-of des schwarzweißen Gangsterfilms ist ein Zusammenschnitt der greatest hits und so spielt Steve Martin mit allen üblichen Verdächtigen. Seine damsel in distress bekommt einmal tüchtig eine gelangt und kann dafür sehr gut (Kugeln aus Steckwunden) saugen.

Ein Klassiker. Witzlos für die Ahnungslosen. Wie im echten Leben.

Out of Our Heads, Alva Noe

Na, wo ist denn das Hirnchen? Und das Seelchen? Wenn die Augen zugehen, wie soll es dann noch feststellen, wo oben ist? Die Körperlichkeit ist furchtbar mundaner Ballast und mit der kartesischen großchristlichen Propaganda bricht Noe ebenso wie mit der bequemenen (fixen) Idee eines Ichs als CPU im Netzwerk der Suprakommunikation.

Flink kann Noe schreiben und ohne schwerste Worte. OK, es gibt popkulturelle Fragmente: aber The Matrix wird nicht gehypt und Blade Runner als immer noch spannende Inspiration entlarvt. Recht so. Embodied cognition scheint ein spannendes Feld zu sein - vor allem, da anscheinend bis vor einem Jahrzehnt kaum jemand die Umgebung in die Darstellungen von Identität und "persönlichem" Bewusstsein einbezogen hat.

Die weihnachtliche Zombiecalypse bekommt jetzt einen frischen Drall. Ist sie doch nur ein verzweifeltes Festhalten an der endlichen Fleischlichkeit und dem Wunschtraum einer unsterblichen Seele?

Der Wiki-Knoten ist gar nicht schlecht.

Orgazmo, Trey Parker

Oja. Hier. Der züchtige Mormone kommt nicht umhin und muss Geld verdienen. Das geht nur im Erotikfilmsegment. Als Orgazmo hat er einen sidekick mit Phallus auf dem Helm und einen stunt cock. Freilich ist der Humor berechenbar und nirgendwo lauert die ordnungsschaffende Instanz. Als bester im Film genannter Filmtitel muss "Schindler's Fist" gelten.

Uh, Ron Jeremy spielt auch mit. Anbei sei erneut Pornucopia: Going Down in the Valley empfohlen, eine HBO-Doku über das krisensicherste Geschäft seit der Erfindung der Kleenex-Box.