1/18/2012

William S. Burroughs: A Man Within, Yony Leyser

Hier und hier. Hier stimmt alles: eine schwer zu fassende literarische und kulturgeschichtliche (und -theoretische) Figur wie Burroughs wird in klaren abzählbaren und stimmigen Kapiteln vorgestellt und nicht vorgeführt. Da will man fast herumseiern wie zur besten Sendezeit und fragen "Was ist ein Mensch? und "Wieviel hält er aus?" und "Ach!". Doch die Freude hält nicht lange... verstohlen schiebt sich das schlechte Gewissen herein und dann gleich wieder die Sorge. Wie kann denn so einer ein Inspirator sein? Burroughs ist eine einzige Komplikation, der Komplikationen auch noch auf einzigartige Weise darstellen konnte. Ist Inspirator nicht so etwas ähnliches wie ein Vorbild? Das kann doch kein gutes Vorbild sein! Halt die Fresse, Über-Ich. Jetzt wird ent-trigonomiert.

Burroughs ist nur etwas für Erwachsene, die den Status des entgültigen und erhellenden Erwachsenseins aus gutem Grund anzweifeln.

Ein wichtiger und umfassender Film, der sich weder zuviel anbiedert und in Rechtfertigungen verliert noch mit nebulöser Strukturhaftigkeit Teile des Gesamtwerkes zu replizieren versucht. Und Iggy ist dabei. Und Gus. Und Patti. Und John (Waters). Herr Depp stand bestimmt vor der Tür und wollte unbedingt auch noch mitmachen. Aber nichts für ungut.

Und jetzt erstmal die Waffe geladen. Auf zum Einkaufen.


1/17/2012

The Girl with the Dragon Tattoo, David Fincher

Hier. Klassenziel nicht ganz erreicht, Versetzung nicht gefährdet. In diesem viel zu langen Thriller wird in der ersten Hälfte viel gegessen und getrunken. Dann wird ewig lang und überraschungsfrei Ekel gefeiert.

Die Grundvorraussetzungen waren ja eigentlich eher schlimm: ein Bestseller mit einem voll starken weiblichen Protagonisten (uh!) aus dem mittelschichtlerischen Schweden der sich einer zweihundert Jahre alten gotischen Tradition bedient.

Immerhin wird durch die feine Oberklassenästhetik deutlich wie klar der Stil von Fincher mittlerweile sein kann und wie schlecht doch eigentlich der Roman (2010 konsumiert) war. Toll sind neben den Aktionsbildern auch die Töne. Reznor ist jetzt Komponist, kein Rockstar. Einer der verkabelten Freunde des gefährlich frisierten Mädchens trägt sogar einmal ein NIN-Shirt. Hihi.

1/15/2012

The Road, John Hillcoat

Hier. Ein alter Angstgegner. Angst, dass er zu schlecht ist: das würde einem den Roman verleiden. Angst, dass er zu gut ist: das würde einem den Roman verleiden.

Aber irgendwie geht alles gut denn Hillcoat kann tatsächlich den Grundtenor der kargen Sprache McCarthys in eindrucksvolle Bilder packen. Dabei hält er nie voll drauf sondern ergeht sich in Beige und Grau und dann Braun und wieder Grau.

Ist noch einmal gut gegangen. Das wichtigste Buch der letzten fünf Jahre wurde verdient behandelt. Der wichtigste Film ist nicht entstanden - aber man wird ihn trotzdem nur höchstens einmal im Jahr anschauen können. Das schaffen nicht viele.