5/19/2012

Child of God, Cormac McCarthy

Nochmal dieses. Also eines der wenigen Werke, die dreimal konsumiert wurden. Hier und hier. Lester ist und bleibt ein Musterbeispiel für das fortschreitende Leben, für den Hunger, und für innere und äußere Härte. Er fliegt ins Gebüsch und kommt nicht mehr lebend heraus, er ist unbelehrbar und findet schließlich ein Ende auf den Seziertischen der Mehrheit, die ihm eh nie traute.

Wieder der menschenleere Raum, McCarthySpace(c): da ist das Land, da ist das Wetter, und da sind die Steine und die lichtlosen Höhlen. Ob Lester nun reflektiert oder nicht, bleibt unbewiesen. Vielleicht geht ihm am Ende nur die Kraft aus. Vielleicht versteht er endlich, was da passierte - aber menschliches Verständnis hat das Land und das Wetter noch nie beeindruckt.

Jack Kirby's Fourth World Omnibus Vol. 1, Jack Kirby

Hier und hier und hier. Bunt und grell und jenseits aller Vernunft. Kirby hat vieles verursacht: den großen Kioskcomicproduzenten hat er in Sachen Kreativität gezeigt, wo der Hammer hängt und vermutlich auch der Firma Mattel so einschneidende Charaktere wie He-Man und Skeletor geschenkt.

Für DC selbst hat Kirby Darkseid erschaffen - den wahrscheinlich besten intergalaktischen Schurken überhaupt. Als man ihm keine Ohren mehr zeichnete und das Röckchen verschwand, ging es nur noch aufwärts.

Die hier gesammelten Viertweltgeschichten sind genau so erzählt, wie man es erahnt: die infam gekleideten Gestalten sagen fortwährend, was sie gerade tun, da der Vierfarb- und der Zeitdruck keine diffizile Narratologien zulässt. Unfreiwillige Komik? Die gereicht hier nicht zum Nachteil. Immerhin fungiert Superman als überzeugender Beihelfer, nicht als Zentralinstanz. Alle berauschen sich gemeinsam am optischen Krach.

So'n richtig knallhartes buntes Süßgebäck, das schon seit vielen Jahrzehnten das Unterhaltungsspektrum zuckert.


5/18/2012

American Graffiti, George Lucas

Achja. Hier und hier. Es ist schon eine seltsame Sache mit der Nostalgie. In diesem alten Film geht es um alte Zeiten, die mit Heckflossen und Petticoats aufwarten konnte und anscheinend viele Menschen noch immer verbindet. Camp im Camp: freilich sind die 1950er adrett und freundlich und auch AG wird zu keiner Zeit vulgär oder keck. Das könnte man nun farblos nennen... ist es aber nicht. Irgendwie addiert sich das Alter des Films zum Alter des Gefilmten und es trifft sich in der allgegenwärtigen Hysterie und Freude des Adoleszenzsituation. Nur der Abspann sorgt für einen herben Nachgeschmack, denn Nostalgie ist ja bittersüß und nie reine Zuckerwatte.

Mit Farbdosen hat AG also weniger zu tun, eher mit dem, was sich in die nationale Gemeinschaft als Standardreferenz zu (einfacheren? besseren?) früheren Zeiten wohl eingeschrieben hat. Seufzen. Dann schaut man sich die Fingernägel an und blinzelt verhuscht auf den dunklen Bildschirm.

5/17/2012

Marvel's The Avengers, Joss Whedon

Hier und hier. Das war sehr überraschend - die Abwesenheit von Michael Bay hat einmal wieder allen geholfen. Sehr präzise und höchst verdaulich werden die bunten Metamenschen zusammengewürfelt, freilich unter Bezugnahme auf die zahlreichen Vorfilme, die bereits von den (vertraglich sicherlich sehr gut geschnürten) gleichen Darstellern erbracht wurden. Fast schon als elegant ist der Umstand zu benennen, dass sowohl die Unwissenden als auch die Comic-Spezialisten auf ihre Kosten kommen. Selten wurde mit solcher scheinbarer Leichtigkeit ein kleinster gemeinsamer Nenner gefunden.

Der Blockbuster lebt also nachwievor und höchst effektive Kinoökonomie muss nicht nur Lärm verursachen. Hoffnung? Ja, die stirbt zuletzt. Ob der letzte Nolan-Batman das knacken kann, ist fraglich.

5/13/2012

M – Eine Stadt sucht einen Mörder, Fritz Lang

Hier und hier. Theo Lingen!? Ja, in einer Nebenrolle. Dieser Metaklassiker langt für Wochen des erneuten Konsums. So viele Ebenen: Ästhetik, Rhetorik, Ethik, etc.

Über Zeichen kann man zum Beispiel nachdenken. Die Markierung an der Hand, das M wie Mörder oder Mann, kann als Makel (M!) gesehen werden, als Kennzeichnung. Kann aber auch ein Kommentar auf die Bewegungen des Mörders in der Stadt sein, auf sein hin und her in den Straßen.

Mit arg fiebrigem Blick bringt Peter Lorre den Krieg in die karge Stadt und fungiert als Altlast und Treibgut. Tote Kinder treffen den Nerv aller, aber am Ende wird er vor ein Tribunal gestellt, das sich selbst fast genauso viel vorwerfen muss wie dem Gejagten.

Lang bekommt sie sehr gut hin, diese Sache mit dem Minimalismus und der erhabenen Tragweite.