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7/12/2015

The Highly Sensitive Person: How to Thrive When the World Overwhelms You, Elaine N. Aron

Hier. Locker und simpel geschrieben und derzeit wohl eine Innovation auf dem Nabelschau- bzw. Selbstverständnismarkt. Hier geht es nicht um eine begabte, kluge, höherwertige oder sonstwie spektakuläre Art von Mensch. Jeder fünfte soll derart besonders sein, dass er oder sie die Welt roher und ungefilterter wahrnimmt. Das begünstigt die Ausformung einiger Eigenschaften, aber auch Gefahren. Die Nähe zum Autismus und seiner Diskussion ist freilich auch gegeben.

Hart wissenschaftlich geht es hier nicht zugange, das muss es auch nicht. Was möglich ist, ist aber ein Perspektivwechsel. Das Grübeln über Irritationen in Vergangenheit und Gegenwart wird neu befeuert, weil Sensibilität als Qualität und Erfahrungsmerkmal verstanden werden kann. Das Ding basiert nicht auf Foucault, aber es regt Foucaltismen an: man kann etwas in den Diskurs bringen und dann existiert es erst. Das kann klappen.

10/29/2014

Wer A sagt muss noch lange nicht B sagen, Eckhard Roediger

Oha. Hier und hier. Mit Argwohn wird die Tonart zur Kenntnis genommen: menschelnd trollt sich ein Kumpeltyp durch praxisorientierte Denkhilfen und Überlebensmethoden.

Wohl eher Teil einer Serie.

7/14/2014

The War of Art, Steven Pressfield

Hier. Ein weiteres prägnantes Rüttelschüttelbuch von Herrn Pressfield. Es liest sich wie eine etwas ausuferndere Version seines Do the Work. Wieder bleibt die Einstellung in Erinnerung: unverwüstlich marschiert der Autor durch die sogenannten Blockaden und ist nicht dialogbereit, wenn es um ihre nachhaltige Beseitigung geht.

5/14/2014

Do the Work, Steven Pressfield

Hier. Genau das. Jedwede Beschreibung ist nur heiße Luft, deshalb nur noch ein Satz hier: konzentrierter und direkter wurden das Thema, das Problem, und die vermutlich allen klare Lösung hier für den Konsumgraben noch nie formuliert.

4/26/2014

Shoplifting from American Apparel, Tao Lin

Hier und hier. Gibt ja einen kleinen Hype um diesen Autoren und seinesgleichen. Ob das gerechtfertigt ist, lässt sich wie immer nicht sagen, allerdings scheint HBO das auch mitbekommen zu haben: nirgendwo sonst wurde so oft an Lena Dunhams GIRLS gedacht wie hier. Die Lakonie, die Entropie, die Euthanasie (durch Belanglosigkeit).

Hier schwappen die entkräfteten jungen Menschen im neoliberalen Wasserglas umher. Sie fragen sich nie offensichtlich, ob das alles nicht schon mit Clerks oder Coupland oder eben Ellis für ihre Eltern getextet wurde. Hier ist das alles zumindest neu: die Einarbeitung von Email-Dialogen und text-messaging ist da nur rechtens.

Das Buch lag bei Urban Outfitters zum Verkauf aus. Hihi. So witzig ist Einkaufen oder dessen Gegenteil.

2/02/2014

Someone to Keep Me (Collars and Cuffs), K.C. Wells, Parker Williams

Dieses ebook wurde spontan gekauft, da mit Argwohn und Interesse der vanity-tumblr "noodlesandbeef.com" verfolgt wurde, bei dem der Autor und Hauptdarsteller in einer Dom/Sub-Beziehung steckt die sich durch allerlei teils seltsame Rituale auszeichnet. (Mittlerweile sind die Herren zu dritt und konsumieren aufs amerikanischste drauf los.) Das umfasst zwar auch das kernig-fleischliche aber eben nicht nur: auf Beziehungsebene geht es auch um die Erforschung des "subspace", einer Art mentaler (sozialer?) Frequenz der Unterwerfung.

Dieser BDSM-Roman selbst ist, literarisch gesehen, Schund in seiner schwülsten Form - sehr blasse und mit wenigen Worten beschreibbare Charaktere finden und treffen sich in denkbar simpler Kulisse. Das Happy End tritt ebenso sicher ein wie die vollkommen überzeichneten Widersacher. Einmalige Posen und großer Wiedererkennungswert fehlen. Der Text ist eher eine Reportage in Roman-Form - wer das Thema nicht irgendwie interessant findet wird auch in dem Geplänkel zwischen Kinderraub und dark room keine Spannung halten können.

Referenz zu Erotik, Libido und subspace oder sonstwelchen Räumen ist und bleibt und wird wohl für immer Lolita sein. Freilich ist das hetero und alt und von einem alten weißen Mann geschrieben. Aber hier gibt es die Unterwerfung viel nachdrücklicher: hier ist der Held selbst in sich faltenden Räumen zwischen Gier und Verzicht gefangen. Bei Lolita gibt es den "schizo-subspace" und ein Objekt, das eben mehr ist als bloßes Ding da draußen sondern Grundlage der Objektivierung überhaupt.

8/03/2013

Paper Towns, John Green

Hier. Ein weiterer Roman für junge Erwachsene von Herrn Green. Und auch noch ein guter, nicht zu gut wie Will Grayson, aber mindestenst doppelt so toll (obwohl ähnlich) wie Alaska.

Mutter aller Metaphern ist hier freilich die Landkarte. Jugend, Aufbruch, Abschlussball: böhmische Dörfer im Widerstreit mit potemkinschen Dörfer. Orientierung, Ausziehen, Navigation in der Welt da draußen und wo ist überhaupt dieses "Draußen" und braucht man da Pioniere. Vor allem der road trip am Ende ist sehr fein und kurzweilig, weil er doch das letzte Mal des aufregendenen Lange-Aufbleibens beschreibt, des Durchmachens, des freiwilligen Schlafentzugs im Interesse einer größeren Sachen. Wir sind nicht mehr in Kansas. Wo sind wir denn dann?

Bird by Bird, Anne Lamott

Hier und hier. Eigentlich ein Schreiblernbuch. Aber eigentlich erzählt Lamott vor allem durch enorm herzliche Passagen von ihrer Arbeit als Workshop-Chefin und selbständige Textarbeiterin. Das Privatleben wird nicht ausgeklammert, aber es wird auch nicht präsentiert wie eine Kur oder eine Wahrheit.

Der Titel spielt auf die Reihenfolge der Arbeit an. Nämlich nacheinander. So wie man Vögel einen nach dem anderen zählt, sollten die Kapitel, Absätze und Sätze chronologisch abgearbeitet werden. Das ist schon ein bisschen Zen. Aber Lamott ist zu burschikos um zuviel minimalistische Scheu aufkommen zu lassen.

7/14/2013

The Killer Is Dying, James Sallis

Hier und hier.

Äh, bitte was? Sallis hat irgendetwas gemacht, und man hat auch jeden Buchstaben gelesen, aber mittendrin ist etwas verschwommen, mittendrin ist etwas verloren gegangen und etwas (jemand?) ist erschienen. War es nur Unaufmerksamkeit auf Seiten des Lesers? Aber warum will er es denn jetzt so genau wissen, was da gerade passierte?

Sallis 1, Leser 0. Re-Konsum des Romans wird mittelfristig veranlasst.

3/07/2013

Bullet Park, John Cheever

Hier. Die Hölle, das sind die anderen. Insbesondere in der Vorstadt, einst der Traum der modernen zivilen Existenz, wurde die Misanthropie zwischen Einbauküchen und Vorgartenroutinen exzessiv geschildert und gelebt. Cheever war einer der ersten, der das verlogene Pack der ehrlichen Mittelschicht in all seiner dumpfen Unzulänglichkeit prägnant und erbarmungslos schilderte.

Hier geht es um zwei sich kreuzende Linien: auf der einen die krankmachende Enge der Familie und der Gemeinschaft und auf der anderen der Psychopath von außen, der sich durch entsprechende Lügen Zugang verschafft. Hammer und Nagel gehören zusammen, treffen einander, kollidieren und verändern die Gesamtsituation.

Besonders beeindruckend ist die Schilderung der scheinbar unverrückbaren Depression des Teenagers (die Erstarrung der Zukunft), die sich durch die Hilflosigkeit der Eltern freilich noch verschärft. We're afraid of Americans, we're afraid of the world.

12/27/2012

The Art of Fielding, Chad Harbach

Hier. Dieser recht umfangreiche Roman kam in den Graben aufgrund des Hypes/Lobes diverser amerikanischer Gegenwartsautoren. Außerdem sollte einmal wieder etwas ohne Laserkanonen und Untote gelesen werden.

Hier geht es also um Baseball in den Anstalten der höheren Bildung, es ist also ein Campusroman der den humanistischen Bildungsauftrag mit körperlichen Belangen auflockert. Das Ding spielt jetzt, es ist weder politisch noch sonstwie explizit aufgeladen. (Sozialkritische Lesarten sind allerdings trotzdem möglich.) Das Thema ist nicht neu, doch derart wurde es im College-Kontext selten aufgearbeitet: der ritualisierte Umgang mit Körpern im Rahmen einer höchstzivilisierten Gesellschaft des Überschwangs und der Planlosigkeit bringt einen großen Schluck Existentialismus in die Biographien der Protagonisten. Es geht eben nicht immer nur um Beischlaf, sondern auch um Kontrolle: über sich selbst, über den Ball, den Schläger, die erwünschte Harmonie des Spielens. Zen and the Art of Bodycycle Maintenance.

Warum Harbachs Roman solch eine Freude macht, ist klar: er schreibt voran. Er will vor allem seine Geschichte abliefern und hält nicht inne, um die Zerworfenheit der Figuren zu beschreiben. Hier treffen Generationen aufeinander, teils blutsverwandt und teils wahlverwandt, und müssen sich aneinander abarbeiten beziehungsweise auseinander dividieren. Fast schon an Tom Wolfe erinnert dies, aber ohne die süffisante und zügellose Naivität.

10/07/2012

The Perks of Being a Wallflower, Stephen Chbosky

Hier. It was the best of times, it was the worst of times. Zum Glück verschwendet Chbosky keine Zeit und keine Zeiten sondern erzählt präsent und stetig von der ersten Seite an von den Abenteuern und Erkenntnissen des pubertären Helden. Selbiger scheint zerebral irgendwie besonders: ein teils beklemmender Autismus zieht sich durch den Briefroman (die Kapitel sind direkt an den unbekannten Leser gerichtet), der teils aber auch als etwas exaltierte Ausdrucksweise durchgehen mag.

Am tollsten an diesem Roman ist der Sex, denn der ist weder sensationell, noch lächerlich oder traumatisch. Diese Dimension tut sich einfach allmählich auf und das Mauerblümchen hat eine einmalige Perspektive auf das Geschehen, ohne sich am Ende dafür rächen zu wollen. Dies scheint ein Menschenbuch zu sein, für Menschen bevor sie ausziehen und eigene Menschen produzieren und somit etwas anderes werden.

Bald im Kino nebenan.

7/21/2012

Against Happiness: In Praise of Melancholy, Eric G. Wilson

Hier. Dieses längere Essay wird von der Zielgruppe vielleicht aus Trotz gekauft, da selbige schlechte (also situativ irgendwie unpassende) Laune mit intellektueller Tiefe verwechselt. Oder von denen, die diese vielen, vielen Selbst-coaching-Fibeln durchprobiert haben und die erst spät feststellten, dass sie aktiv etwas suchten und ihren Bedarf erst danach formulieren konnten. Oder es sind Zeitungsleser, die auf den jahrzehntealten Prozac-Zug aufspringen wollen.

All diese Leser bedient der Autor sehr süffisant. Das ist merkwürdig und macht den Konsumenten betroffen. Mit der ganzen Wucht eines Englisch-Professors wuchtet Wilson klassische Zeilen heran und weidet sie fein aus. William Blake zum Beispiel.  Wilson lässt sich sogar zum Plumpen hinreißen: Melancholie ist doch tief und wir wollen doch alle nicht so oberflächlich wie die Grinsdeppen sein. Damit wehrt er sich (recht spät) gegen Peter D. Kramer und die Tyrannei der Oprah-nisten. Er sieht tatsächlich die Gefahr, dass Melancholie (deren klare Definition vor allem in Abgrenzung (oder Ergänzung?) zur Depression er schuldig bleibt) zum heilbaren Ausnahmezustand wird. Die schöne neue Welt der Emotionshygiene ist sein Feindbild.

Wilson taumelt also in den Begriff Gesundheit hinein und kann auf so kurzer Strecke freilich den Elfenbeinpalast nicht verlassen/rekonstruieren. Seltsam ist das Herbeizitieren moderner Popkulturauswüchse, die Wilson neben Blake etc. positionieren will. Naja. Yoko Ono? Echt? Hmm.

Aber OK. Ist ein feiner Keks, das Büchlein.

6/10/2012

In the Dust of this Planet, Eugene Thacker

Hier und hier. Thacker verrichtet in knapper Form hier wertvolle Arbeit: er erneuert Schopenhauer und nähert zwei Dinge an, die einander eigentlich bedürfen. Zum einen ist das ein neuer Materialismus, der sich eben eine Welt denken kann, der ohne Menschen auskommt und indem es eher um Ströme, Erosionen und Schwerkraft geht als um leidenszentrierte Propaganda. Das ist endlich nicht mehr posthumanistisch (denn da ist ja der Mensch noch im Begriff aufgeführt), das ist auch nicht postökologisch (denn die dämlichen tree hugger können woanders Badesalz rauchen). Leben ist ein windiger Unfall und es ist gar nicht gesagt, dass es sonstwie über eine Ganzheit reflektieren kann, die es eh nur teilweise durchdringt, von der es sogar abhängig ist.

Zum anderen führt Thacker Lovecraft als Philosophen an - nie plump, aber als wertvoller Stichwortgeber für eine Erörterung der menschenlosen Welt, der titanischen Ausmaße des Kosmos und der Unfähigkeit des menschlichen Hirns, auch nur einen Bruchteil der Frequenzen des Seins und Werdens in sogenannte "ernsthafte" Betrachtungen einfließen zu lassen.

Horror ist dabei durchaus auch ein Nebeneffekt beim - eigentlich als literarisches Genre bekannt, wandelt sich der Begriff hier zum Ausdruck der Endlichkeit kognitiver, rationalistischer, aber auch empir(ist)ischer Prozesse. Besonders die Trinität von Welt-für-uns, Welt-für-sich und Welt-ohne-uns macht froh und ist so knackig, dass sie in jeden Kühlschrank gehört.

3/28/2012

A Visit from the Goon Squad, Jennifer Egan

Hier. Eine sehr gelungene Überraschung. Einfacher geht es kaum: eine Gruppe von Menschen hat etwas miteinander zu tun, Einzelne driften in Summen und verlieren sich und finden sich. Eine Handvoll Kapitel, die für sich genommen auch als Kurzgeschichten funktionieren, bieten kompakte Eskapaden aus dem Getümmel. Irgendjemand hat eine Band, irgendjemand wird reich, irgendjemand verliert Herzen und Verstand. Mittendrin wird auch noch geheiratet und gesoffen und gebrochen und gehetzt.

Politisch ist das nicht. Schockierend und entnervend ist das auch nicht. Aber beruhigend und weise... wenn das Kitsch ist, dann von der guten Sorte. Am beeindruckendsten bleibt die an vielleicht an DF Wallace und nicht an William Gaddis erinnernde Form - und trotz der etwas komplizierteren Zeitlinie bleibt alles süffig ohne allzu harmlos zu bleiben. Das allerschönste Kapitel ist jenes der heute noch ungeborenen Tochter, welches nur aus Schautafeln besteht. Der Kindle hakte ein wenig, aber gut.

Eines der wenigen Bücher, das fast ausschließlich auf dem Fussboden gelesen wurde, und zwar nur in zwei Sitzungen. Der deutsche Titel ist freilich sehr senil. Wie alles irgendwann, inklusive der Helden hier.

2/27/2012

The Marbled Swarm, Dennis Cooper

Hier und hier und sehr gut auch hier. Cooper zerdeppert das Genre der gothic fiction und baut sich aus den aufgesammelten Scherben eine hübsche neue Karaffe. Die er dann mit Absinth füllt und ganz, ganz nah an die ledergebundenen Marquis-de-Sade-Prachtausgaben und eine abonnierte Einrichtungszeitschrift stellt.

Es geht um Falltüren und Burgen und Kavernen und Höhlen. Paris. Gucklöcher. Die typische Pädophilie, der Masochismus und auch Kannibalismus sind bei Cooper immer da - der Ultraekel wird aber nur ein Element von vielen. Vielleicht ist der Konsument schon abgestumpft (auweia!).

Aber obacht: die tiefste Höhle ist die Sprache. Der Schwarm aus dem Titel ist eine bestimmte Art des kunstvollen exaltierten Sprechens, des blasierten Dahingeplauder eines Sprechers, der niemals nur Butter und Brot auf dem Tisch hatte sondern immer nur Menüs zusammenstellte. Ein Mensch der Qualitäten, nicht der Quantitäten. The Marbled Swarm ist das Gegenteil von Abstumpfung. Es ist das ständige Gefasel, das sonore Beschreiben einer Welt mit zuviel Detail. Also doch wieder Stümpfe. Diese Einsicht kommt... unerwartet.

In früheren Werken von Cooper war der Abgrund viel präsenter. Das schmerzhafte Gelaber von TMS lässt den Leser früher oder später mit den Augen rollen. Der murmelnde Schwärmer deckt die Tiefe zu, er leuchtet alles aus. Er serviert lieber Tee mit Keksen (sieben Sorten!), anstatt auch nur ein wenig ernsthaft seine Lust auf Jungenfleisch zu deuten.

2/16/2012

Drive, James Sallis

Die Vorlage dieses Herrn für den derweil recht gelobten Kinofilm. Auch wieder so ein seltsam kurzer Noir-Brocken. Der leidende, kämpfende, umtriebige Held setzt seine Physis ein, um als Stuntman oder Schurke seiner Umwelt zu entkommen. Dabei ist er ausgehöhlt, ein Vakuum: kalt bewegt er sich durch die erbarmungslose Stadt und mit kalter Präzision haut er auch die Gänge hinein.

Und dann bekommt er einen Sprung und das Vakuum will sich füllen. Es zischt: der Fahrer kommt vom Kurs ab.

Drive ist sehr elegant durch seinen Minimalismus. Es geht weniger um die Geschichte, die irgendwann enden soll, sondern um die Ordnung, die solch ein Kosmos vermittelt: es gibt nur Fahrer und Gefahrene. Man sitzt im Auto oder nicht. Ereignisse sind manchmal kompliziert aber immer endlich. Wer sich mit Geschwindigkeitsmaschinen einlässt, der sollte wissen was Beschleunigung bedeutet. Einschalten. Ausschalten. Hochschalten.

Hier ein Link zur logischen Konsequenz dieses Textchens.

1/12/2012

Less Than Zero, Bret Easton Ellis

Ah, Differenz bei der Wiederholung. Hier. Freilich ist Ellis ein Popstar und LTZ ein legendäres Debut, das sehr gerne zur Darstellung der apathischen MTV-Generation benutzt wird. Wie ein obdachloser Gatsby rast Clay durch Kalifornien. Anti-episch geht er vor, mit vielen Referenzen zur flüchtigen Gebrauchskultur. Unreflektiert und stumpf ergibt sich ein fein gekachelter, aber eiskalter swimming pool.

Erst diese neuerliche Lektüre lässt vermuten, dass der Held gesund wird: da ist eine Vermittlung zu verorten, eine Re-Humanifizierung. Der Cyborg der ersten Seiten, der sich nur schwer von der sinnentleerten Materie absetzt, erlangt eine Fähigkeit zur Erinnerung zurück. Am Ende belohnt er den Argwohn des Lesers und erklärt seine Heimatwelt für bankrott. Ellis menschelt. Es wird dann an Patrick Bateman liegen, die halbgaren Reste einer moralischen Sicherheit hinwegzufegen. Und mit Glamorama wird dann eine infernalische Party draus. Wichtige Dinge.

1/06/2012

The Flinch, Julien Smith

Hier. Wer zuckt denn da? Generell geht es in diesem Gute-Vorsätze-Routinen-Revolutions-Büchlein um die Überwindung des eigenen Zurückschreckens, des staunenden Unglaubens und der Vermeidung unangenehmer Begegnungen.

Gut so. Wichtige Sache, das. Besonders super ist an diesem Text seine Kürze. Er bleibt im Imperativ und stutzt die komplexe Wirklichkeit schön zurecht - Endziel ist stets die (Re-)Aktivierung eigener Impulse.

Das Ding war und ist umsonst, da es mit einem Haufen angeschlossener Leseproben ähnlicher Bücher kommt. Und das macht einen teils schon verlegen, dass es da so einen gewaltigen Markt gibt. Anscheinend sind Menschen im Buchkaufmodus oft von Zweifeln zerrissen und meinen, sich ihrer Vermeidungstaktiken stellen zu müssen. Ist das latenter Masochismus? Sei's drum. Ein praktischer Ausflug in die leicht testosteronoide Gebrauchsliteratur.

12/27/2011

Vollkommen leblos, bestenfalls tot, Antonia Baum

Die TAZ findet es OK. Der Konsument murmelt beim Lesen: "Na, dann mach doch, du Kuh." Die Protagonistin ist so ein versprengtes verbildetes großstadtinkompatibles Käsemädchen, dass eigentlich in irgendeiner Dorfschenke Schmalztöpfe spülen sollte statt neben irgendwelchen Werberaffen mit Koks kokettierend durch die Gegend zu ziehen. Na hui, und dann gibt es auch noch eine herbe Gewaltphantasie in der Mitte des Romänchens, da fühlt man sich dann als sei es 1985 oder so. Dann will sie sich auch noch, umringt von einer Herde abgesägter Erziehungsberechtigter, umbringen. Ach, wie neu. Und so überraschend und tragisch, auch wegen des ganzen jugendlichen Potentials. "Mach doch, du Kuh." Dumpfdreist wird sie schwanger und ist freilich erstmal voll crazy drauf. Richtiges Interesse kann für sie niemand entwickeln.

Zu wenig, zu spät, zu alt, zu bräsig. Sprachlicher Ausdruck wie einer dieser Amseln, die in den Vorstädten mittlerweile Klingeltöne imitieren und von denen es genug gibt. Bei irgendwelchen Preisvergabestellen, die sich auf das Leiden junger Menschen im Allgemeinen und den Preisverleihungs-Event im Speziellen vorbereiten ist das Produkt hier bestimmt erste Wahl. Hier nicht. Noch nicht einmal zur Mitleidsabgewöhnung langt dieses Textlein. Es ist einfach nur pffffft. Hat der Konsument ein Ironiegewitter verpasst? Will Frau Baum genau das? Immerhin diese Frage bleibt am Ende im faden Raum stehen.