6/22/2013

Mind The Gap, Vol. 1: Intimate Strangers, Jim McCann & Rodin Esquejo & Sonia Oback

Hier. Das konnte nicht gefallen. Attraktive Menschen in rund-gerenderten Bildern hopsen durch Nahtod-Erfahrungen und vermeiden dabei Geisterbeschwörungsgeschwurbel. Aber warum?

Nichts spritzt, weder Gedärm noch Enthusiasmus. Es gibt auch keine markante SciFi-Landschaft zu bestaunen.

Die nächsten, bitte.

The Devil All The Time, Donald Ray Pollock

Noch einmal dieses, hier und hier. Noch immer einer der erfreulichsten und eindringlichsten Romane des Jahres, der einem die Erbärmlichkeit des Menschengerümpels in feinem Sepia vor die Seele führt.

Am Ende laufen die Ameisen über das Gesicht des perversen Krüppels. Längst hätte er verrecken sollen.

Die kleine Pistole der Mörderhure schießt nur Luft. Geschieht ihr recht.

Der Teufel sorgt dafür, dass der Abschaum so zäh ist und so lange überlebt. Dann muss er gar nichts mehr machen. Dann lehnt er sich unten in der Hölle zurück und lauscht den unterdrückten Gebrüll des Packs da oben.

6/21/2013

Man of Steel, Zack Snyder

Hier und hier. Ausgangsmaterial. Einer für alle: Snyder muss es jedem Recht machen, denn jeder kennt das Kernprodukt. Und selbiges ist so flach und ausgehöhlt und bekannt, wie eben ein Kernprodukt sein kann. Superman ist wie Dosensuppe und Apfelkuchen - immer greifbar und präsent, immer nett und wenig überraschend. Der Erste seiner Art ist irgendwann auch der ödeste seiner Art.

Materialpotential. Und eben aus dieser Allgegenwart kann man etwas fast schon erhabenes machen: an der Comic-Front war es vor allem Grant Morrison (hier und hier), der diesem auf den ersten Blick so verbrauchten (und teils eher merkwürdigen) Charakter erfrischte und renovierte, ohne ihn grundlegend umzubauen.

Materialschlacht. Snyder und seine Schergen machen das genauso. Hier geht es um's Auswälzen des Bekannten und eine Neuerfindung des Rades ist nicht erwünscht. Längst haben Comic-Verfilmungen (nicht zuletzt durch Snyder selbst) ein Höchstmaß an Wucht und Pixelkrach erreicht. Dieses Höchstmaß muss gehalten werden - und wird es auch. Ein lebendiges Superman-Franchise musste längst her, denn DC läuft Marvel audiovisuell schon lange hinterher. Superman Returns war kommerziell gesehen der falsche Weg, eben weil es sich der Materialschlacht des gegenwärtigen Kinos fast schon verweigerte. Fokus des Materials ist der wundervolle Gegenspieler: General Zod ist der essentielle Superschurke, der auf elementarer Ebene dem Helden entgegensteht.

Spielmaterial. Michael Shannon ist nicht Terrence Stamp. Er ist besser. Er füllt seine Rolle viel fulminanter aus, da er freilich auch viel expliziter in seinen Harnisch, sein Raumschiff, seine Waffe, sein Zeug hineingeschweißt wurde. Spandex ist anders - gleiches gilt für den frischen und abgedunkelten Superman. Das Gelb ist weg, das Blau ist dunkel, und das Rot knallt nicht sondern markiert den einzig Wahren.

6/18/2013

The Manhattan Projects, Vol 1, Jonathan Hickman & Nick Pitarra

Hier und hier. Nicht nur das BPRD schlägt sich an Schlüsselmomenten des zwanzigsten Jahrhunderts mit paranormalem und außerweltlichem Gebrumme auseinander. Das Manhattan Project, das schließlich nukleare Resultate bringt, wird in eine wilde Jagd integriert: da gibt es Dimensionslöcher und Schizo-Geister, UFO-Krieger und allerlei berühmte Gehirne.

Die Zeichnungen sind eigenwillig, eindeutig und charmant. Und doch hätte man sich bei dieser Thematik ein wenig weniger Krümel gewünscht. Keine einzige gerade Linie gibt es hier, irgendwie könnte das auch alles mit Kugelschreiber entstanden sein. Vielleicht gibt es irgendwann einen Realitätenwechsel und einen neuen Zeichner?

6/16/2013

Invisible Monsters Remix, Chuck Palahniuk

Hier und hier und hier. Remix? Was soll das denn? Doch, macht Sinn. Zunächst einmal ist dies das eigentliche Debüt von Herrn P., das in dieser Form hätte eigentlich publiziert werden sollen. Es war dann, auch in der bisher verfügbaren rundgeschliffenen Version, dem Verlag zu krude. Der hat als erstes dann doch lieber Fight Club vermarktet.

IMR ist also legitim. Und zur Lektüre passt es auch: durch das ständige  Hin- und Herblättern verliert der Leser das implizit anscheinend stets vorhandene Gefühl für das nahende Ende (normalerweise gegeben durch die Seiten, die zwischen den rechten Fingern verbleiben, die Prozentanzeige beim Kindle...). Es endet irgendwo in der Mitte - wie ein Tornado oder ein Strudel. Und da auch die Geschichte selbst von kurzen Sequenzen (Polaroidesk, geradezu - implizit und explizit in IMR vorhanden) getragen wird, die sich irgendwann verdichten um dann die Gesamtgeschichte zum Kollaps zu bringen, macht das auch Sinn. The only way out is through. Herr P. ist super darin, die Grenzen von Belletristik zu erkennen und dann ganz offensiv brechen zu wollen - das ist diese ganz besondere Autorenpersönlichkeit, die seine Marke trägt. Im sehr süffigen Vorwort steht noch mehr dazu. Sehr fein.

The Purge, James DeMonaco

Hier und hier. Sequel kommt wohl auch bald.

Zuerst denkt man, es ist ein weiterer Familienverteidigungsfilm, bei dem Daddy kurz vor Schluss sagt "Bis hier und nicht weiter, du schmutziger unbekannter Mensch!" Doch dann stellt sich der Film als Genre-Hybrid heraus, denn er kippt in's rape-and-revenge-Genre. Das macht den Film spannend und fein: Sadismus-Motor anschmeißen! Mit Wonne wird der Einsatz der Schrotflinte (und das Absichern durch Kopfschüsse) erlebt. Auch der Nasenbruch am Ende bringt Freude und Erleichterung.