12/27/2010

There Will Be Blood, Paul Thomas Anderson

Blut, Wasser, Öl. Mischt sich schlecht und klebt doch aneinander. TWBB schafft zum einen eine Aktualisierung des Dickehosekinos mit Dickehoselandschaften und Dickehosegesten. Das Heimkino kann ausgefahren werden. Zum anderen schafft der Film das ohne zu nerven, zum Beispiel mit Frauen, die dann auch noch darüber reden wollen.

Erstkonsum war hier. Warum ist das ein guter Film für (die) Feiertage? Weil es das mischpokige Klapperwortgestell namens Familie auseinanderschaselt. Es ist letztlich alles zweckmäßig: das Öl muss aus der Tiefe, das Blut hilft dabei zeitweise und irgendwann muss man sich von beidem reinwaschen. TWBB ist ein Geologiethriller, der die Menschen als Teil des flüchtigen Gerölls entlarvt, das die Sedimente zu manipulieren trachtet.

Und wieder: BOWLINGBAHN!! Wer die Spielregeln nicht versteht, bekommt eins mit dem Kegel drüber. Recht so. Der perfekte Ort für die perfektesten Schlussworte, die ein egomanischer Hypercharakter wie Daniel Plainview (Berg weg = Sicht frei) von sich geben könnte: "Ich bin fertig." Das hat er uns allen voraus.

12/26/2010

No Country for Old Men, Coen Bros.

Bring it, friendo. Da. Muss man eigentlich nicht viel zu sagen, jedenfalls nicht unbedingt mehr als da.

Beim Neukonsum fällt die Dopplung stärker auf. Welch großes Gleichnis doch die Welt des Kriminalstückes ist: hier gibt es Ursachen und Wirkungen sowie Täter und Opfer. Welches davon ist der Sheriff? Ist er letzte Systeminstanz oder doch nur Oberfläche, auf der sich die Fluchtlinien niederschlagen? Vielleicht ist es wirklich so. In der zweiten Lebenshälfte trennt sich etwas ab, etwas das vorausgeht und Feuer macht.

A Heartbreaking Work of Staggering Genius, Dave Eggers

Hier die Memoiren von dem da. Er hat sie alle gekannt und kam viel herum und trotzdem ist Dave Eggers nicht wirklich in den GenX-Kanon eingegangen. Warum? Vielleicht liegt es am Humor. Diese unverfrorene Erinnerung an seine Verwaisung ist ziemlich lustig. Fast schon zu cinemascopemelodramatisch um wahr zu sein.

Beide Eltern rafft der Krebs dahin und Mr. Eggers muss als Frühzwanziger seinen kleinen Bruder versorgen - und schreibt dann eben diesen Romanreporttatsachenbericht darüber. Kalifornien über alles. Eggers ist eben kein Orakel vom Berg, das ab und zu weise Zeilen ausstößt: er ist Journalist, aber einer von den Guten. Das Medium Taschenbuch nutzt er aus, indem er es mit diversesten Fußnoten ausstattet. Dabei ist es der Lesefluss, der zählt und nicht das Gesamtwerk zwischen den Buchdeckeln. Fast schon Realismus. Die kleinen Scherze tragen von Zeile zu Zeile und am Ende hat man doch ein Kind großgezogen.

Und hier ein Bild von einem Tacker.