8/03/2012

The Breakfast Club, John Hughes

Hier und hier. Campy? Cheesy? Was mag das korrekte nonchalante Adjektiv für einen solchen Klassiker sein, der auf der einen Seite ziemlich doof aber auch sehr rund daherkommt?

Die Archetypen müssen also nachsitzen. Doch anstatt zu kritisieren, dass es überhaupt Archetypen gibt, ergeben sie sich in ihre Rollen und seufzen im Kollektiv ob ihres Gefängnisses. Letzteres ist selbstredend nicht das Nachsitzen am Samstag (ist das überhaupt legal?) sondern die Geworfenheit in der routiniert abgehandelten Jugend durch sogenannte öffentliche Institutionen. Hurra, die Schule brennt. Einmal muss man kurz innehalten: sitzt da bereits ein geistiger Onkel von Harris und Klebold nach? Achwas: "It went off in my locker." Na dann.

Doof und irgendwie doch herzlich ist freilich die Musikeinlage, die bar jeder Vernunft die Nähe zu Footloose (?!) vermuten lässt. Sei's drum! Ohne John Hughes wäre die gefilmte Jugend anders. Bestimmt auch öder.

The Dark Knight Rises, Christopher Nolan

Tja. Hier und hier. Alles richtig, alles gut, kein Gramm zuviel an dieser fast dreistündigen Wuchtbrumme. Der affine Konsument macht artig Männchen, denn mit den entsprechenden Comic-Trivia-Hausaufgaben macht TDKR noch mehr Spaß als vergleichbare Blockbuster.

Nolan tut gut daran, jetzt nichts mehr bezüglich Batman zu tun. Hoffentlich hält er das durch. Die Trilogie ist ein stimmiges Stück Bombastkino und wird noch in einigen Jahren die Filmwirtschaft beschwingen. Es gibt eine Unzahl guter Szenen in diesem Film, eine enorme Menge passender Dialogzeilen. Die Figuren gehen, wie gewohnt, als mehrdimensional durch und flüchten sich nicht in die Karikatur - eine enorme Leistung, selbst wenn man kein Spandex mehr verwendet. Marvel's The Avengers ist eine all-you-can-eat Pfannkuchenorgie mit einer Unzahl Obst und Glasuren. Auch toll. TDKR ist ein Rehbraten am zweiten Weihnachtstag. Mit Klößen - und jeder darf tranchieren und der Waldspaziergang später ist nur optional, nicht verpflichtend.

Aber es gibt einen Aspekt, den man nicht oft genug preisen kann. Die Waisenknaben schauen nach oben. Sie schauen ironiefrei dem Prinzip des Helden hinterher. Erheben Sie sich für das finale Urteil. Look to the skies for He has risen. Himmelfahrt, Auferstehung, in Ewigkeit, amen. Hier bekommt Bruce Flügel und mit ihm das ganze Nolan-verse. Kann eine audiovisuelle Kapitalanlage mehr erreichen?

Warum beginnt dieser Textfetzen mit dem unschönen Wort "tja"? Tja. Weil man nun monatelang auf diesen Film hingefiebert hat, drei Stunden voller Augensabber im Dunklen saß und nun weiß, dass das alles vorbei ist. Jeder Bluray-Konsum wird ein Stellvertreter sein. Es gibt immer nur *eine* Auferstehung, sonst ist man beim Zombiefilm gelandet. Tja.

7/30/2012

Nothing: A Portrait of Insomnia, Blake Butler

Hier und hier. Von Butler gab es schon Scorch Atlas, da ging es um Schlamm und Fäulnis... eine Horrorgeschichte ohne Plot. Hier geht es nun also um Schlaflosigkeit.

Und plotfrei bleibt letztlich auch Nothing, denn Butler schreibt keine klinischen Textbücher zum Zitieren und Wissen sondern sperrige Prosa, mit der man dann Reflektieren und Hinterfragen kann. Aufgemischt wird alles durch biographische Einsprengsel, die teils sehr stark im Vordergrund residieren und die spezifische Schlaflosigkeit darstellen bzw. kontextualisieren. Und wie sollte er es auch anders machen? Die Schlaflosigkeit, als solche einmal wahrgenommen und bemängelt, zwingt den Wachen ins Zentrum. Und der der ist immer einer oder eine. Kein Herdenhurra, dass einen mitreißt. Auf sich selbst geworfen erschöpft man an der eigenen Unfähigkeit zur (vermeintlichen) Erholung. Und Butler tut gut daran, dann auf Laken zu sprechen zu kommen, auf leuchtende Uhren, auf den ganzen Quatsch der zivile Schlafstätten ruiniert. Biographien zum Beispiel.

Nothing verdeutlicht, was für eine bizarre Angelegenheit das Schlafen eigentlich ist und wie seltsam ein Konzept wie Ermüdung sein kann, da es doch die gesamte Perspektive des Müden auf die anderen Räume des Hauses und das Draußen verändert. Wachheit ist vermutlich nur Teil eines Spektrums und kann mindestens soviel Qual enthalten wie der erlangte Schlafzustand. Durch innere oder äußere Gewalt verursachter Schlafentzug lässt Horizonte entgleiten und die Welt sowohl dumpf und grau als auch erschöpfend grell und kristallin erscheinen. Butler schafft das mit seinem Text sehr gut ohne gleich Ratschläge für das fittere bessere Leben zu emittieren/imitieren. Ganz nebenbei erinnert er daran, wie fein doch ein ganzkörperliches Gähnen sein kann.