12/08/2008

Zwei neue Links

Ein "Hussa!" auf die Kritik der reinen Unterhaltung - analog, autonom und monochrom. Zweierlei neue Orte hierfür wurden gefunden:

Bei den Bookgeeks handelt es sich um eine bibliophile Vereinigung mit Lesezirkeln. Sie haben "zombies" als tag. Hussa!

The Cimmerian hat sich der Pflege des schwer zu überschauenden und zu überschätzenden Vermächtnisses von Robert E. Howard angenommen und betont seine Bedeutung seit nunmehr fünf Jahren. Eine ganze Menge howardeskes wird natürlich auch genannt und zerkaut.

Where the Roots Reach for Water, Jeffery Smith

Kein Roman, sondern ein Erfahrungsbericht. Smith versinkt in betäubender Melancholie und sucht Hilfe. Nachdem das Zoloft nach einiger Zeit nicht mehr wirkt, wähnt er sich am Ende seiner Existenz. Er setzt alle Medikamente ab und versucht auf andere Art und Weise, sein Leben irgendwie fortsetzen zu wollen.

Das Buch ist ein Spaziergang mit einem Betroffenen, nicht mehr und nicht weniger. Es ist kein "Zehn Schritte zum Hurra"-Ratgeber. Smith stellt viele literatur- und kunstgeschichtliche Quellen vor und positioniert seine eigene Biographie vor diesem Hintergrund. Allerdings erscheinen einige Einschübe aufgrund der schweren Thematik allzu belanglos: die Relevanz einer Huldigung von Grandmas Keksen bleibt wahrscheinlich den meisten Lesern verschlossen. Wahrscheinlich muss irgendwie die humanistische Wucht der Depression auf das Un-Wort "Zuhause" heruntergebrochen werden.

Smith erlangt eine neue Perspektive, die Landschaften, Raum und Natur miteinschließt. Ganz holistisch scheint er langsam seinen Platz zu finden, um dort gepflegt zu wurzeln - das schließt eine wiederkehrende Religiösität mit ein. Der Autor/Patient/Protagonist scheint sich am Ende sicher: ein bisschen Walden kann jeder finden und Thoreau hat eigentlich auch keine Serotonin-Wiederaufnahmehemmer gebraucht.

New York für Anfänger, Robert B. Weide

Beim unschuldigen Leser wird für folgenden kleinen Ausbruch um Verzeihung gebeten. Also: Wer zum Arsch ist für die Übersetzung bzw. Ersetzung von Filmtiteln verantwortlich und welches schlampig abgetriebene Mastschwein hat ihn oder sie ausgepisst und unerklärlicherweise nicht sofort totgebissen?! Welcher hirnverkackte Schaumpfützensäufer wählt so heititei-ausgehöhlte abgewichste durchgenudelte küchenschrankzerschrammende blutgerinnselnde Titel aus um die einigermaßen innovativen englischen Titel einfach so zu ersetzen? Was ist denn falsch an "How to Lose Friends & Alienate People" auf deutsch? Denkt der dumpfe Eingeborene hierzulande da an Vin Diesel oder Katie Hepburn oder Jenna Jameson? Ist die Zielgruppe zu "Junge Union" im Kopf um das zu verstehen? Den verantwortlichen Übersetzern und Marketing-Missgeburten sind nur von ganzen Herzen Glasscherben in der Harnröhre und Schraubenzieher im Jochbogen zu wünschen, nicht nur bei diesem Werk sondern insgesamt und überhaupt.

So, Ausbruch zu Ende. Jedenfalls sollte damit zum Ausdruck kommen, dass durch eine solche unsinnige und austauschbare Betitelung von Filmen (und somit die mutwillige Zerstörung der Illusion, dass das Produkt etwas einzigartiges sei) dem Konsumenten die eigene Verblödung vorführt. Aber das gilt es ja zu verhindern, denn Konsum findet nur statt wenn man bei der ganzen Aktion frohen Mutes ist. Der Kauf von Zerstreuung ist Teil der Suche nach Glück und diese bärtigen Klärschlammfotzen (verzeihung) von Werbeidioten sabotieren dies.

Blöd halt nur, dass der Titel, so er denn auch auf deutsch genutzt worden wäre, mehr versprochen hätte als der Film schlussendlich halten kann. Der als Zombiebolzer Shaun bekannt gewordene Hauptdarsteller Simon Pegg ist hier so unlustig wie selten. Er ist bald der neue Scottie - vielleicht muss das so sein. Immerhin ist Kirsten Dunst hier mehr als die treudoofe Mary Jane.

Ein unentschlossener Film, der sich selbst ausbremst und als unsicheres Einstandswerk von Hollywood-Noobies so austauschbar ist wie sein deutscher Titel.