10/13/2007

Firewall, Richard Loncraine

Wir wolln den Indy sehn, wir wolln den Indy sehn, schalalalalala.

Wie, noch nicht? Ach so. Erstmal Firewall. Mr. Ford ist Yuppie-Dad bei der Bank und fiese Gangster vergeiseln seine Familie damit er ihnen Geld rüberhackt.

Die technifizierte Welt ist Gefahr, Chance und Schlachtfeld hierbei. Cell phone, iPod, xp und so weiter. Entspannenderweise wird der Film nie politisch, so wie vielleicht "Der Staatsfeind Nr. 1" mit Hackman und Smith es ansatzweise war. Ford ist halt vor allem Vati. Das Ende mit der Spitzhacke war dann aber doch ein wenig abrupt, wenn auch erfrischend analog in der Ausführung. Der WASP und seine issues.

Uh, der wiki dazu sagt:
The plot line is similar to a real life robbery (the Securitas depot robbery) that occurred in Southern England on 22 February 2006, twelve days after the movie's release in the USA. The raid was the biggest to date in the history of English crime as armed thieves abducted and threatened the manager (and his family) of a cash storage depot for the Bank of England in order to gain access to over £53 million (approximately US$92.6 million).

Jetzt aber bald die Kristallschädel, ja?

The Darkling, Leong Po-chih

Manche Filme sind gut im Kontext. Dieser hier ist für sich genommen ein furchtbares Machwerk - aber im Zusammenhang mit anderem Konsum durchaus nützlich. Denn durch so einen Schrott merkt man, wie verwöhnt man doch eigentlich ist. Eine erfrischende Spei-Kur.

Charmefrei und spannungsarm robbt sich die Geschichte nach vorne, umschifft Hürden wie Logik und Sinn und fährt die Karre schliesslich gegen die Wand. Splatter-Elemente hätten das alles wenigstens witzig gemacht. Doch nein, da sitzt nur ein embryonaler Chucky in einem Vogelkäfig und lumpt sich durch die Köpfe. Ja, Vogelkäfig. Eine Leitidee kann unter Umständen unterstellt werden: der ehrliche Arbeiter zerbricht zwischen dem Innen und dem Aussen der Familieneinheit denn er will eigentlich nur an Autos schrauben. Klare Sache.

Die Kunden bekommen, was sie verdienen, hu? Wie im wirklichen Leben.

10/12/2007

Captain America 2.0

Der Kapitän ist tot, es lebe der Kapitän.

Ja freilich war es klar, dass der Über-Patriot nicht tot bleibt. Im Schlusskapitel der beachtlichen Civil War Storyline wurde der blonde Steve von Snipern erschossen und nun wurde die Ikone wiederbelebt.

Hier der Artikel bei Comic Book Resources und hier bei Marvel.

Das schwarze Spandex passt irgendwie nicht zu dem lackierten Torso. Aber man darf nicht vergessen, dass man sich auch an die Flügel an den Schläfen gewöhnt hat.

An Cap scheiden sich die Geister. "You think the 'A' on my head stands for France?" Jau, Cap, zeig's ihnen, den Feiglingen.

Es ist unklar, ob der neue Cap auch blond ist. Jedenfalls ist er nicht Steve. Revolutionär ist das da in der rechten Hand. Eine Waffe? EINE PISTOLE?!?! Das kann nicht richtig sein. Mal schaun, was passiert. Vielleicht ist das auch nur eine weitere verlegerische Finte.

In Rainbows, Radiohead

Welch ein neuartiger Vertrieb. Das ganze Album solls zum Download geben und man bezahlt keinen fixen Preis, sondern was man will. Hier geht das los. Da geht es aber tüchtig rund und teils geht der Server ziemlich unter.

Also wie kommt der Kram nun hier in den Graben? Erst mal nicht. Denn was nützen mp3s wenn man von Radiohead so fantastische Über-Verpackungen erwarten konnte? Ein Verweis auf die Bilderbuch-Edition von Amnesiac muss reichen. Radiohead bieten immer ein wenig MoMA-Feeling für den Karstadt-Kunden. Und wenn bei den ersten Durchläufen alles nach Hirnfrost klingt, helfen die Graphiken durchaus bei der Verdauung des Menues. Zum Glück soll das auf Materie fixierte Album auch noch erscheinen, dann allerdings auch nicht im normalen Rahmen: Bonus-DVD und Vinyl-Trallala liegen bei.

Kostet dann ja auch nur 40 £.

Diese Vorgehensweise können sich nur Giganten erlauben. Kleinere Acts müssen weiter bei myspace rumkrebsen und nur juveniler Enthusiasmus kann das Knarzen im dortigen Getriebe verzeihen. Niemand kann bestreiten, dass die Musikindustrie sich an Gegenwart und Zukunft anpassen muss. Aber ob Radiohead als Paradepferdchen in neue Marketing-Lösungen führen können ist zweifelhaft.

10/09/2007

Red Harvest, Dashiell Hammett

Oi, welch body count. Wahrlich eine rote Ernte, denn am Leben bleiben die wenigsten.

Anders als Chandlers Big Sleep geht es hier nicht in L.A. zur Sache, sondern in der depressionsgeschüttelten Provinz - Personville, aka Poisonville. Der Tonfall von Hammett ist erwartungsgemäss gelenkig, salopp und kantig. Doch anders als genannter Kollege geht es hier viel mehr um die Dialoge der Charaktere. Wo Chandler ab und an eine wahrlich existentialistische Wahrheit aufblitzen lässt, ist Hammett viel näher am Plot und lässt keine innere Reflektion zu. Somit kommt der wahre Horror erst in der Retrospektive des Lesers, also beim Tippen dieser Zeilen.

Alles ist getränkt in Schmutz, jeder ist sich selbst der nächste, und alle haben genug Gründe für Mord und Totschlag. Das ewige Gerede perlt dahin und der namenlose Protagonist-Ermittler kann freilich auch am Ende nicht das Böse so ausmerzen, wie es der Leser wohl gern hätte. Die Gangster werden zu Cops und die Klienten zu Tätern.

Nichts wird gut.

10/08/2007

Haunted, Chuck Palahniuk

Ist doch nur Spass.

Just you and what you bring in your one suitcase.

In leicht brodelnder Galle richtet uns' Chuck allerlei herzhafte Kurzgeschichten an. Diese sind gewohnt krass - hier hat der Künstler nur wenige Seiten zur Vefügung, um den Erwartungsdrang der Leser zu erfüllen. Angerichtet wird alles in einer grotesken Rahmenhandlung, die gewohnte Motive wie Klaustrophobie, Zwang, und Paranoia nutzt und schmückt. So manch ein Satz bebt vor Kraft und bildet zitternd einen ganzen Absatz. Kein Wort ist zuviel. Der Autor als Täter, inhaltlich wie auch stilistisch.

Chuck will nie die Hölle zeichnen - er will nur das Diesseits so grundlegend vernichten, dass man taumeln muss und mit einem leisen Wimmern weiterblättert.

Jede (j-e-d-e) der Geschichten beseitigt jedweden Appetit. Freilich gehts auch oft ganz direkt ums essen und gefressen werden. "I passed out and you - you ate my ass?" Katzen, Penisse, Frühgeburten. Chop, chop. Dann wieder gehts um Penetrationen jedweder Art - am glorreichsten ist die Geschichte um Betty, die gang-gebangte Beatmungspuppe.

Am bekanntesten mag der Opener "Guts" sein - sie bedient die urban myths der Masturbationsunfälle und ist so grotesk, dass die Lesungen derselben selbst zum Mythos wurden. Immer wieder kippten nämlich Teile der Hörerschaft in Ohnmacht. Das ist literarische Effizienz. Oder doch nur Biologie? Oder ein weiterer Hoax? Auch Palahniuks Epilog kann ihn nicht wirklich freisprechen.

Ausgezeichnet. Aber gut, dass es vorbei ist.

Ist doch nur Spass, hu?

Batman Begins, Christopher Nolan

Nanna-nanna-nanna-nanna-nanna-nanna-nanna... jawohl. Dem allgemeinen Lob für diese Umsetzung des Batman-Motivs kann man sich nur anschliessen.

Die Geschichte spielt jenseits aller Zeit, in einer fiktiven Stadt: es wird stets auf die Depression verwiesen und Elemente der 20er/30er verbinden sich mit aktuellen Motiven. Batman's Kosmos ist ein Symbol für seine Geschichte als Konsumgut. In Zeiten der Hard-Boiled Unterhaltung entstanden, schwang er sich neben anderen Maskulinitäten wie Spade und Marlowe auf, um Teil der westlichen Fast Food Kultur zu werden. Gotham's Name verweist an die Vorgänger jener U-Kultur, die im 19. Jahrhundert mit einem gewissen Poe grosse kommerzielle Erfolge feierte. Alles ist verknüpft, in Gotham und um Gotham herum, strukturell wie auch historisch.

Furcht als Motiv und Farbe zu benutzen war eine ausgezeichnete Idee. Die Zerstörung von Wayne Manor und die zeitweise Anarchisierung Gothams ist den jüngsten Entwicklungen im Bat-Universum entnommen. Der Schatten des Zombies umtost die Stadt.

Die Batman-Renaissance wurde übrigens mit Frank Miller eingeleitet, welcher auch für das jüngst gelobte Sin City verantwortlich ist.
Danke, Frank.

Bald kommt Nolans (und Bales) zweiter Batman. Statt des Tumblers wirds ein Batpod geben (eine Fledermaus-Harley quasi) und der Helm soll beweglich sein - eine Revolution. Vor allem aber wird Heath Ledger das Maul zu weit aufreissen.

Munich, Stephen Spielberg

Ein Thriller. Munich ist ein Thriller mit historischen Motiven. Sowas! Irgendwie ist Ryan hier im Graben immer noch als besonders besonders verankert, als grosse epische Parabel auf die grosse WW2-Narration. Aber Munich... die Erinnerung tangiert Carlito's Way und irgendwas mit Gene Hackman... Respektlose Zyniker mögen sagen, dass Spielberg hier auf den Hail-70's-Zug aufspringt (erst die Sitcom, dann die Remakes von Shaft bis TCM) der dann von Fincher mit Zodiac weiter geritten wurde.

Der Nahost-Konflikt ist so furchtbar blutig und verzwickt, dass er weder in einem Blog noch in einem Hollywood-Blockbuster auch nur ansatzweise sinnvoll erklärt werden kann. Bei Munich weist da aber leider nichts drauf hin.

Die Bilder sind freilich gelungen und als Drama geht das alles gut. Bana ist besser als damals, als er Banner sein sollte. Doch als Einführung in historisch-kulturelle Komplexitäten langt das nicht, dafür ist der Plot zu bekannt. Da reicht es auch nicht, in der Schlussszene die Türme ragen zu sehen. Mal wieder. Soll dies wirklich der Identitätsknoten für diese Generation sein, das Millenniums-Plateau für die westlichen Zivilisationen?