3/20/2009

3/19/2009

Twitter

Die weitere Kontamination des WWW könnte durch TWITTER gewährleistet werden...
Hier die Seite des Konsumgräbers: o_ben.

Mehr Oberfläche, mehr Rauschen, mehr von allem.

3/18/2009

The Hellbound Heart, Clive Barker

Dieser klassische Horrorstoff aus den 1980ern bedient viel ältere Gruselmotive: die Gier nach Lust verursacht Verderben, der Pakt mit dem Teufel kann nur finster enden und die Hölle, das sind die Anderen. Klare Sache.

Die Geister, die hier gerufen werden, heißen Zenobiten und sind Chirurg und Patient in einem: ledrig fasern die multiplen Fleischesarten an ihnen herum und sie werden wie Flaschengeister durch das Betätigen eines mysteriösen Würfels herbeigerufen. Fleisch wollen sie und Kunden bekommen sie - Menschen, die mehr aus ihrem Leben machen wollen und dafür gern davon ein Stück aufgeben.

Clive Barker half auch bei der Filmversion von Pinhead und Konsorten mit, zumindest beim Original. Allerdings ging die noch nie durch den Graben hier.

The Fall, Tarsem Singh

Fincher und Jonze haben dieses Produkt gelobt/empfohlen, also musste es konsumiert werden. Und daher weht der Wind: es ist ein Film für Filmemacher.

Ein gelähmter Stuntman erzählt im Krankenhaus einer fünfjährigen Patientin eine Geschichte. Diese ist bunt, sehr bunt: ein pathetisches Quest wird unternommen und sowohl Unterhaltung als auch Manipulation ereignen sich gleichzeitig. Ja, das ist mal wieder so ein Kopf-Film. Das kleine Mädchen fügt die Bilder in dieser Ära des eigentlich stummen und monochromen Kinos zu einem totalitären Konzept zusammen und irgendwann übernimmt sie, die vielleicht für die Rolle des Publikums im Unternehmen "Kino" steht, auch einen Teil der Autorenschaft.

The Fall ist absichtlich vielschichtig und ein sehr, sehr schöner Film.

3/15/2009

Watchmen, Alan Moore & Dave Gibbons

Das zweite Lesen dieses graphischen Romans hat Beunruhigung verursacht: wie soll ein so dichter, komplexer, ununterschätzbarer Stoff fürs Kino fitgemacht werden? Da gibt es Nebenlinien, Anspielungen, Zitate und auch noch intertextuelle Spitzfindigkeiten. All das macht wiederholte Lektüren spannend und steht in einem so krassen Gegensatz zu den üblichen Comicheftserien, die jahrein, jahraus eigentlich sehr Ähnliches machen.

Jeder der einzelnen Wächter steht für eine genial ausdifferenzierte Spielart des Comic-Superhelden und zusammengenommen stehen sie für die Probleme des Besonderen in einer Gesellschaft der Masse und der Massenvernichtung. Aber das ist auch nur eine Lesart, die man Watchmen angedeihen lassen kann: es kann auch "nur" eine verflixt dichte SciFi-Geschichte sein.

Wundervoll ist die gleichzeitige Strenge und das Verspielte: zum einen sind die Rahmen gleichmässig und exakt auf der Seite arrangiert, so dass eine filmartige Optik entstehen kann. Zum anderen ist die Geschichte vollgesogen mit Motiven der neueren nordamerikanischen Geschichte und in diesem fiktiven Jahr "1984 plus x" kandidiert irgendwann ein "RR" als Präsident, ein Cowboy: nicht Ronald, sondern Robert. Kitty Genovese verursacht eine Heldengenese und das Fernsehen bezwingt den Unbesiegbaren.

Es scheint alles um das Geschriebene des Gezeichneten zu kreisen: Rorschachs Tagebuch ist Ende und Anfangspunkt für eine Geschichte mit wahrlich epischen Merkmalen.

Ohne Überlänge ist hier keine Filmversion zu drechseln. Mal sehen.

Alle Familien sind verkorkst, Douglas Coupland

Coupland ist strategisch vorgegangen: er hat auf einem blanken Blatt Papier alle Assoziationen versammelt, die man mit mit dem Begriff "Familie" im ausgehenden zweiten Jahrtausend verbinden könnte. Diese hat er dann durchhysterisiert und anschließend einen extremistischen Roman verfasst, der in einer unwirklichen amerikanischen Provinz namens Florida spielt.

Enorm kurzweilig reihen sich hier die Absonderlichkeiten aneinander: da geht es um Blutsverwandtschaft vs. HIV und Kinder, die nicht nur das Nest sondern gleich den Planeten verlassen. Es wird gestritten und versöhnt und einige ödipale Verwirrungen gibt es auch. Sexbestien und Wandschrankwaffen und Leihmütter und das Ende der Monarchie runden das Buffet ab.

Das Wort "verkorkst" passt nicht in den Titel, da es nicht wirklich die Übersetzung von "psychotic" ist, aber Genauigkeit ist man bei Rowohlts Taschenbüchern leider eh nicht gewohnt.