2/02/2009

Last Argument of Kings, Joe Abercrombie

So, jetzt aber: der letzte Teil der Hard-Noir-Low(bzw. Medium)-Fantasy-Epik. Abercrombie rumpelte mit den anderen beiden Teilen schon erfolgreich durch den Graben. Und nun? Macht er den Kasten zu? Jein.

Das Schlimme vorweg: Teil drei ist viel zu dick. Dummerweise hat der Verlag auch noch das Format des Taschenbuchs aufgeblasen, so dass es im Nerd-Regal neben den Vorgängern blöd aussieht. Außerdem könnte man noch darüber mimosieren, dass keine frischen Charaktere eingeführt werden sondern dass Abercrombie seine ollen Recken lieber nochmal durch den Mist jagt, statt einfach nur die Handlungsfäden zuende zu bringen. Ja, es werden noch ganze Kreuzzüge begonnen. Das ist ein wenig ermüdend. Aber HdR ist ja auch nicht sehr ausgewogen komponiert und es hat nicht wirklich geschadet.

Das Gute überwiegt, da Abercrombies Auffrischung des Genres (bzw. die Schaffung eines Subgenres) so gelungen ist. Endlich trifft Conan nicht nur auf Phallozentrismen. Endlich gibt's kein hobbiteskes Gekasper. Endlich vibriert ein Fantasy-Schinken mit gründlichem Kulturpessimismus und es geht ordentlich ums Gedärm.

Ein dicker letzter Brocken, aber lecka.

All the Boys Love Mandy Lane, Jonathan Levine

Mandy ist eigentlich ein furchtbarer Name, aber mit dem richtigen Hintergrund (die ländlich-sommerlichen USA) und der richtigen Trägerin (blond, rein, Zentrum der Katastrophen) kann das vergessen werden.

Tja, ist das nun ein Splatter- oder ein Teenie-Slasher-Film? Es gibt keine Kettensägen oder gothic-Elemente, nur die Gruppendynamik in einer jugendlichen Clique. Spannung kommt dabei durchaus auf, eben weil die Konventionen nicht so eindeutig bedient werden. Es ist auch interessant, dass das Werk vom Event namens Columbine beeinflusst ist.

Die Fleischlichkeit der Hauptdarstellerin ist nett anzusehen. Doch leider kann sie nicht die übersinnlich-posterotische Aura ausstrahlen, die das Drehbuch verlangt hätte. Aber Wes Craven und Natalie Portman können ja in diesem Leben nicht mehr zusammenarbeiten.

Aliens vs. Predator 2, Brothers Strause

Ein geschlechtsunreifer junger homo sapiens muss früh dran glauben und die genreübliche (Frucht-)Fluchtblondine wird überraschend früh entzweige-frisbee-t. Das sind Indizien für eine mutige Herangehensweise der Macher dieses jüngsten Produktes des Alien-, Predator- bzw. AvsP-Franchises. Der Film muss ja auch Rated R sein, sonst wird er in den Videotheken nicht richtig einsortiert von Personal und Kunde.

Gibt es Neuerungen? Nö. Die üblichen Zutaten funktionieren immer noch. Es gibt Schleim und Blut und Fortpflanzung, Kontaminationen aller Art und auch eine Mutationen: der im ersten Teil entstandene Alien-Predator-Hybrid ist der Endgegner dieses Sequels. Die Zerlegung der Kleinstadt geschieht dann natürlich von Menschenhand selbst. Das ist angemessen, da doch die Ureinwohner der Erde sonst nur Nebendarsteller in der überschaubaren Handlung sind.

Und der Klapp-Speer des Predators ist freilich die genialste Waffe in seinem Arsenal.

Malignant Sadness: The Anatomy of Depression, Lewis Wolpert

Alvarez' Savage God ist besser. Wer Fakten, Fakten, Fakten zum Thema Depression benötigt, der ist mit Wolperts klarer und kompakter Abhandlung hier gut bedient. Bis hin zu den Wirkstoffen einzelner Medikamente geht die präzise Betrachtung des Themas durch den Biologen. Zwar erwähnt er auch sein eigenes Leiden, doch bei Alvarez hat man als Leser eher den Eindruck, dass sich hier ein Autor vor dem wuchtigen soziokulturellen Gesamtphänomen begreift. Vielleicht haben Geisteswissenschaftler im Graben einfach generell mehr Erfolg (durch schärfere Spaten?).

Aber Perspektiven wie Wolperts sind freilich wichtig, nicht nur hinsichtlich der Rolle der Pharmaindustrie in der melancholisierten Gesellschaft. Sedierte Einzel-Seelchen haben freilich wiederum Einfluss auf die sogenannte Leitleidkultur.