10/11/2013

Behind the Candelabra, Steven Soderbergh

Hier und hier.

Immer wieder zeigen manche A-list Darsteller, warum sie das tun was sie da tun und warum sie das schon so lange tun und eben nicht auf der B-list vereumeln. Mit BtC bauen sich Damon und Douglas mit einem unprätentiösen BioPic (heisst doch heute so, oder?) ein Ferienhaus im queer interest, aber eben auch im erträglicheren und sorgfältigen mainstream. Der Filmverleih sah es nicht so und verneinte dieser Wucht an Tuckigkeit die ungeteilte Aufmerksamkeit.

Aber trotzdem und gerade dessen: das ist einer der besten Filme des Jahres und baut eben nicht Brokeback Mountain nach sondern das vermeintliche echte Leben eines echten Klavierunterhalters nach. Siegfried und Roy und ganz wahrer Wahnsinn. Klimper, klimper. Wie verstrahlt kann man unter Kristall sein? Und trotzdem sind diese Helden keine Freaks, sondern sehr, sehr weit draußen (wo auch immer drinnen sein mag).

Und: Sterbeszene im Originalbett. Alles zählt.

10/08/2013

This Book Will Save Your Life, A. M. Homes

Hier und hier. Ob es nun Leben rettet sei einmal dahingestellt - eigentlich wurde Homes hier nur konsumiert, weil sie mit The End of Alice so begeisterte.

Und das hier ist das Gegenteil der grimmigen Alice. Lebensbejahend (am Ende) und menschenfreundlich (einigermaßen). Letztlich aber nur mittelgut, weil man die Geschichte der lebenssatten Kalifornier mit Dreifachgarage und Krankenversicherung schon oft gelesen hat. Warum nicht ein bisschen mehr Lebowski? Der ist auch Kalifornier und der lebt den Traum.

In Between Days, Andrew Porter

Hier und hier. Endlich einmal wieder was man Literatur nennt - und gleich rein in die defekten Familien. Mama und Papa sind getrennt, der Sohn hadert mit seinem eigenen Bildungsroman, und die Tochter wird von den Umständen zur schlimmen Aktion getrieben (falsche Freunde und so).

An allen Orten brennt es und jeder der vier Protagonisten könnte eine eigene Geschichte erzählen, jeweils mit dem Hintergrund des genealogischen Niedergangs, doch Porter macht alles leicht und fluffig und wechselt die Perspektive. Dies tut er nicht zu hektisch, aber auch nicht zu versöhnlich. Sehr elegant. Ein tagesaktueller und erfreulich ernster Roman.

Eat, Pray, Love, Elizabeth Gilbert

Auweia. Hier. Besser: kill, fuck, marry. Oder: Eat, puke, repeat. Oder: die, die, die. Mit unübertrefflicher Gutmenschlarmoyanz trampelt Frau Gilbert durch ihre eigene Biographie und richtet sie für eine verachtenswerte Zielgruppe in aller Selbstherrlichkeit an. Es ist ja alles wahr, jaja, umso schlimmer. Es ist vielleicht das amerikanische Dilemma, dass sich in diesem Produkt am unangenehmsten widerspiegelt.

Schnell weg damit. Am Ende wird die Olle doch eh den Typen heiraten und dann ist sie weg vom Fenster und gibt Ruhe. Das Zaudern ist doch nur erzwungene Eitelkeit. Worship, behave, give up.

Liebe und Tod auf Bali, Vicky Baum

Hier. Der Titel täuscht und es ist weniger Schmonz drin als angenommen. Dafür bleibt dieses Panorama aus der Weimarer Republik trotzdem recht klumpig hängen: Frau Baum benutzt einen allzu breiten Weichzeichner, um die edlen wilden Balinesen vor und während ihrer nationalen Katastrophe zu skizzieren. Schön allerdings, dass nicht explizit für eine koloniale Überlegenheit argumentiert wird. Aber was soll an Genozid auch heroisch und progressiv sein.

Madagascar 3: Europe's Most Wanted, Eric Darnell, Tom McGrath, Conrad Vernon

Hier und hier. Ein zweites Sequel musste ja sein, denn Kinder schauen sich alles auf Endlosschleife an. Hier gibt es also Tiere in wilder Bewegung. Und Zirkus. Kinder mögen Zirkus. Man kann aber auch den Ton ausmachen und dann einschlafen. Dann kurz aufwachen und das Bild ausmachen.

Die Lemuren rocken aber. Die dürfen bleiben.

Bridesmaids, Paul Feig

Hier und hier. Dies ist der überraschendste Film des Jahres denn er ist fantastisch. Aus dem Stand wusste er zu bezaubern und seit langem, seit sehr, sehr, sehr langem wurde eine Komödie wieder als selbige wahrgenommen. Die tumblr-memes haben alle recht, denn Bridesmaids ist der fast perfekte Film zu seiner Zeit. Die Apatow-Aura bleibt angenehm auf Abstand und endlich dürfen einmal wieder ein paar sehr feine Pointen abgeliefert werden. Und die menschliche Botschaft stimmt sogar. Seltsam, dass man für einen erträglichen Humanismus und eine einigermaßen stimmige Empathie Motive wie Erbrochenes und Durchfall braucht.

Cowboys & Aliens, Jon Favreau

Hier und hier. Favreau hat Iron Man gemacht und weiss wie der Saal voll bleibt und Popcorn ist. Rundherum feine Unterhaltung in seltsamer konservativer 1960er-Western-Manier. Die Aliens sind die neueren Indianer (die mit den alten Indianern bekämpft werden können).

Schade ist die angezogene Handbremse bezüglich Daniel Craig: durch das andere dicke franchise in dem er steckt ist er unterfordert und hier zeigt er verzweifelt, wie toll er auch Nicht-Agenten spielen kann. Er trägt den Film mehr als Herr Ford es überhaupt will oder nötig hat (über den man sich freilich auch freut denn das ist ja Herr Ford, hui!). Könnte nicht Idris Elba endlich die Doppelnull übernehmen und Craig noch ein ein paar richtig feine Filme spielen lassen? Nicht unbedingt C&A 2, aber andere laute Teile?

G.I. Joe: Retaliation, Jon M. Chu

Hier und hier. Das ist großer Quatsch und sowohl Willis als auch Johnson können das nicht entquatschen. Das unheimlichste an diesem debilen Machwerk ist, dass es immerhin besser ist als sein Vorgänger. Bang, bang, mitten in den Schädel.

Admission, Paul Weitz

Hier und hier. Tina Fey ist immer eine Freude und RomCom geht immer. Aber hier wurde der Film schon arg um die Dame herum geschneidert: intellektueller Bezug, ein tapferes Herz, große Lebensfragen, und am Ende wird es dann doch noch gut.

Insgesamt ein schönes Ding, bei dem man sonntags tiefer in die Sessel sinkt und vielleicht zu viel Apfelkuchen nebenher ist.

The Great Gatsby, Baz Luhrmann

Hier und hier. Alright, ol' sport. Der Roman ist einer der wichtigsten, schönsten und herzlichsten und klügsten Dokumente seines Jahrhunderts und solle am besten jährlich gelesen werden. Deswegen ist eine weitere Filmadaption mehr wie eine Messe, wie eine weitere Werkschau eines einmaligen Romans.

Und Luhrmann fährt seine Perspektive schön durch und die lässt sich unter "Opulenz" zusammenfassen. Menschen, Torten, Attraktionen: Konfetti rieselt perfekt hernieder und alle Kristalle kristallisieren und funkeln und wenn das Unglück geschehen ist, dann sind alle voller mehrdimensionalem Schmerz. Gut so. In zehn Jahren bitte die nächste Verfilmung, dann vielleicht als einstündiger Schwarzweiss-Cartoon ohne Ton.