5/28/2011

American: The Bill Hicks Story, Matt Harlock & Paul Thomas

Hier und hier. Die stumpfeste Erkenntnis zuerst: manchmal sieht Bill Hicks aus wie Bret Easton Ellis. Die Pausbäckchen sind es. Inhaltliche Ähnlichkeiten gibt es auch, aber eine nähere Analyse dessen wäre sogar für den Konsumgraben zu gewollt und erzwungen.

Hicks ist einer dieser ekelhaft mutigen Menschen. Wie schon bei der Biographie von Steve Martin beobachtet gibt es anscheinend Kinder, die den Traum von der individuellsten aller Bühnenarbeiten haben und den auch nicht aufgeben. Sapperlot. Die Dokumentation beschreibt einen Menschen, der an allen Enden brennt und der mit Hingabe von Texas nach LA und dann nach NYC rast, um dann viel zu früh zu sterben.

Es ist eine Dokumentation und keine Komödie. Freilich ist es lustig. Aber noch eher geht es um die Art und Weise der Lustigkeit, die mit diesem Menschen verbunden ist. Ist das noch lustig? Vielleicht ist Hicks der Erfinder der inconvenient truth, er beschreibt den ganzen menschlichen Alptraum ohne Geiseln zu nehmen. Denken macht traurig, sagt man. Wer Hicks zuhört, könnte ohne ein Lächeln nach Hause gehen, aber doch mit einem latent guten Gefühl, irgendwo.

Der Film lebt von den vielen Fotos, die ein Nordamerikaner jener Generation wahrscheinlich erzwungenermaßen von sich hat. Das bringt ein bündiges, moderatorenfreies Seherlebnis und hat sogar einen zeitgeisty Beigeschmack. Herr Hicks hatte noch so viel vor. In ein bis zwei Jahrzehnten hätte man die ollen Bilder nicht mehr gebraucht, da gäb es 96 Blu-rays voller frenetischem Beifall.

Die nächste Doku auf der Liste: Conan O'Brien Can't Stop. Ob die sich verstanden hätten?

5/27/2011

The End of Alice, A. M. Homes

Hell, yes. Hier. Der Typ steckt halt gern Finger in Mädchen rein. Und es gibt auch noch Mädchen, die es drauf anlegen. Klingt schlimm, oder? Wieder ist es der Verweis auf Nabokovs Lolita, der diesen Päderastenroman verkaufen soll. Hat er das nötig? Nicht wirklich.

Denn hier ist das Übel noch verwirrender polarisiert: eine junge Frau wird Brieffreundin eines Kinderschänders und läuft selbst den minderjährigen Jungs der Nachbarschaft hinterher. Der unheilbare Triebtäter (was für ein Wort), längst an die Abgründe der Einkerkerung gewöhnt, sieht die Briefe von draußen als Lohn, Hohn, Strafe. Vor langer Zeit war es Alice, die ihn hinter Gitter brachte und ein Unfall, der in den Augen der Obrigkeit keiner war, gab seiner traurigen Biographie den Rest.

Klar ist das ein derbes Ding. Aber die sorgsam arrangierten Worte schaffen feine Haarrisse in der Schauergeschichte und reißen sie aus der bloßen Thriller-Schublade heraus. Es ist ziemlich einleuchtend, dass die Marke Lolita ob der Schwere des Tabus immer bedient/zitiert werden muss. Und ihre Qualitäten will auch keiner verneinen. Aber TEOA macht klar, dass da noch so viel zu beschreiben ist: das Unaussprechliche ringt weiterhin nach Worten. Ein dumpfer Grund-Slogan aller Poesie: seek the unseekable, speak the unspeakable. Mannigfaltige Penetrationen bestärken das nur. Menschen haben verwirrend viele Geschlechtlichkeiten zu durchleben.

Wer hängt von wem ab und wie hängen wir drin? Eigentlich ist Homes Roman ein Blick nach Suburbia, in das beschauliche Inselreich der Kinderaufzucht und der sanft-rigiden Lattenzäune (Ha! "Lattenzäune"... hihi... sorry). Was sind Nachbarn eigentlich für Wesen? Wie weit hinein lässt man ihre Blicke und Begierden? Und wie verknüpft das Gewebe der Medien (der "Maschendrahtzaun", ha!) das Ganze? Nur schauen, nicht anfassen. Alice wollte es anders. Sie wollte es doch, oder? Ach, Alice.

5/22/2011

The Blues: Warming By the Devils Fire, Charles Burnett

Diese Dokumentation ist fast schon für den Schulunterricht geeignet. Sie ist die erste konsumierte aus der Reihe, die Martin Scorcese produzierte (und hier und hier). Das schadet ihr gar nicht. Mit Originalaufnahmen verschaltete Spielszenen beleuchten Originalschauplätze und -stimmen. Der Konsument hier ist unschlüssig, ob man das als US-Bürger vielleicht als "zu volkstümlich" abtun kann, ob dieser Erzählstil Sinn macht. Gibt es vergleichbares? Nö.

Kulturwissenschaftlich ultrainteressant: ist das schon Pop, ist das echte Sub? Sind Armut und Kreativität notwendig verknüpft? Das grundlegend Literarische am Blues schüttelt wiederum Hirne und Herzen: ja, die Geschichte ist alt und zu Ende erzählt, aber sie muss noch einmal intoniert werden. Ja, der Lebenssinn wird fraglich und trotzdem können Menschen zum fertigen Produkt tanzen, weinen, vögeln, saufen.

Tell No One, Harlan Coben

Was war das denn? Und die Werke von dem Herrn kommen ins Kino? Warum denn? Das war einer der unspannendsten sogenannten Thriller, die dem Konsumenten je untergekommen sind. Nach einem lau-dumpfen Beginn steigert sich das Ganze gar nicht und endet in einer ausgerundeten Harmonie. Fast zwei Stunden Lebenszeit verschwendet.