8/31/2010

Falling Angel, William Hjortsberg

Zerbrochen und verwesend liegt die Stadt darnieder und einzelne Partikel (Menschen) intrigieren gegeneinander. Dann gibt es auch noch Voodoo-Orgien im Kanalsystem. Cloaca maxima an allen Fronten: und dann muss natürlich der Protagonist, unser aller messianisch verklärtes private eye/I erkennen, dass Hygiene nie eine Option war.

Der Engel fällt nicht, er stürzte schon: er merkt nur erst jetzt, wie der Aufprall war. Die Filmversion hatte Mickey Rourke und de Niro - das könnte passen. Mal sehen.

8/30/2010

Dragon Age: Origins, Bioware, Electronic Arts

Das ist ja so ein Sache mit den Marken... da gibt es die originalen Kerker-und-Drachen-Spezialisten, die das erfunden haben und in den 1970ern all den Nerds was Dauerhaftes schenkten. Und da gibt es das Spielprinzip, das in diversesten Inkarnationen nachwievor die Unterhaltungsbranche durchzieht. Dragon Age hat keine Lizenz. Aber: sie hatten sie mal und haben damit Baldur's Gate gemacht, welches die Blocks bustete. Sie haben ihre Hausaufgaben so gut gemacht, dass sie keinen großen Markenschatten mehr brauchen.

Dieses Produkt bringt also eine neue, eigene Kosmologie mit und bietet die zwangsläufig kosmologieerschütternde Hintergrundgeschichte mit. Der Schinken von Herrn Williams wird erinnert: Shadowmarch. Ja, so ist die Atmosphäre. Klar und aufgeräumt und weitläufig. Funktional, geradezu.

Was gefällt? Das Inventory-System. Das Verletzungs-Heilungs-Kampfsystem. Der Grundgedanke der Entwickler, eine mainstream fantasy mit fließender Epik abzuliefern. Die Innovation liegt hier in der Sorgfalt. Dragon Age ist wohl wirklich der Platzhirsch des Genres derzeit und beweist, dass Rüstungen alle Farben haben dürfen, solange die Schulterplatten überproportioniert sind. Akzeptabel - und vielversprechend für ein kräftiges franchise. Das Sequel ist schon längst auf dem Weg.

Ninja Assassin, James McTeigue

Uh, da fliegt ja alles. Brauchen digitale Effekte eine andere Farbe außer Rot? Bestimmt, aber das spritzende Blut steht klar im Mittelpunkt. Der Held chopt und masht sich durch die Feindeskörper als gäbe es kein Morgen (und wenn Ninjas im Spiel sind, dann gibt es nicht mal Vollmond!).

Die Geschwindigkeit ist super und wie immer beim martial arts Theater seien hiermit die tüchtigen Athleten gelobt, die so eifrig mit der CGI interagieren. Schweißfrei filmen geht anders. Vor allem diese fiese Kette mit dem Haken: Lobo hatte auch so eine, aber der war ja auch space hooligan von DC Comics. Optisch einwandfrei.

Die story ist ein dickes B: Frauen machen Probleme durch ihr Tun und ihre bloße Existenz und wenn man wirklich richtig steht, sieht man wie die Wunde zu geht. Ja, klar, alles Ninja-Reiki. Letztlich ist die Geschichte nur ein Beiwerk für die Performance, die es ermöglicht, sowohl den herben Dojo-Terror als auch die urbane Schatten-Slasherei darzustellen.

Irgendwie hat man aber von McTeigue, gerade durch seine Nähe zu den Wachowskis, ein wenig mehr erwartet. Ein ganz klein wenig. Er hat schließlich auch V for Vendetta gemacht. Vielleicht trübt Natalie Portman auch wieder das Urteilsvermögen...

Uh, und der Spaß findet in Berlin statt. Berliner wissen warum.

Grand Theft Auto IV: Episodes from Liberty City, Rockstar Games

Episoden und Eskapaden: so wird die GTA4-Philosophie am besten veranschaulicht. Zwei neue Protagonisten, zwei neue Sortimente von Problemen. Einmal als crustiger Rocker und einmal als fescher Diskothekenbeschützer macht man Liberty City weder sicherer noch unsicherer sondern sichert das eigene Bestehen. Die Wege kreuzen sich mehrfach und so können Szenen des Hauptproduktes nun durch die Augen etwaiger Statisten betrachtet werden. Eine Quersumme verschieden schattierter Thriller, von Tarantino bis Mann, erlebbar mit zwei Daumen.

Blut, Benzin, Beton, Zuckerglasuren - und alles strudelt durcheinander. Die Kosmologie bestätigt sich: alle wollen irgendetwas in dieser tosenden Stadt und manchmal wollen manche so manches. Die Diamanten des einen sind die Motivation des anderen. Der Rufmord des nächsten ist der Nebeneffekt der Queste eines Dritten. Jawohl, dies ist ein Spiel, aber die Welt, die es so herrlich hyperironisch darstellt (bei normaler Ironie ist die Verzerrung wenigstens ersichtlich - aber dieses New York wirkt so erschreckend schlüssig), ist kompliziert: der Spieler ist nur einer von vielen und eine vollständige Eroberung. Jeder Raum ist begrenzt und jeder Erfolg hat seine Zeit. Am Ende gewinnt die Stadt, und zwar immer. Das Meta-GTA hieße dann nur noch Sim City, hu? Das ist aber in der Klassiker-Sammlung verschollen.

Mit GTA4 ist Rockstar Games wahrscheinlich ein größerer Pädagoge als ganz Iowa, nicht nur von der Reichweite her. Die Lektionen der Komplexität, vermittelt durch die drei Spieler (nicht Helden) dieses Epos', ermöglichen recht viel amerikanische Demut. Amen?

Wenn Red Dead Redemption nicht mehr so teuer ist, wird es hohe Erwartungen zu erfüllen haben, schon allein wegen diesem pseudospiritistischen Hokuspokus.