6/19/2009

Drag Me to Hell, Sam Raimi

Die Protagonistin ist eigentlich winzig klein! Kann man im Film gar nicht richtig erkennen. Aber blond ist sie, und diese Haarfarbe hat es beim Horror schwer. Ulkige Vorstellung.

Raimi tut, was Raimi kann (bevor er mit den nächsten Spider-Man-Schinken Trilliarden verdient): campy herumschocken geht anders. Mit einer furchtbaren alten Frau steht das Urthema des körperlichen Horrors im wankenden Ich-Haus: Verfall, Hässlichkeit, Tod im Leben, Leben am Tod. Und was für eine olle Wachtel! Die spielt bestimmt auch die nächste MJ - und Peter wird kuschen müssen. Es wird ordentlich erschreckt und auch geekelt. Modder, Schnodder. Sehr gut. Ein ganz leichtes Echo vom Tanz der Teufel kann auch vernommen werden. Das mag aber auch wohlwollende Einbildung sein.

Und hier im Konsumgraben war man immer der Meinung, dass Ziegen und alles ziegeneske furchtbar und ungenießbar ist. Drag Me to Hell bestätigt dies wohlwollend.

6/15/2009

Lunar Park, Bret Easton Ellis

Dieser mittlerweile dritte Konsum des letzten Romans von Herrn Ellis ging sehr flüssig von statten. Süffig geradezu. Warum? Weil er es kann und wollte.

In den Werken davor schuf Ellis Subversives, dazu auch noch mainstreamformierend und -kompatibel. Und was passiert, wenn die Subversion keine mehr ist und als Marketing-Gag entlarvt wird? Ja, dann kommt der simple Grusel. Die serienmäßige Produktion erhabener Gefühle.

Aber Lunar Park kommt harmlos daher und ist doch doppelbödiger als die Werke davor. Ellis simuliert einen Avatar/Filter: sich selbst. Der Protagonist scheint weitestgehend deckungsgleich mit Ellis selbst zu sein - am Ende fragt er (wer?) auch ganz pathetisch, wer wen per Text erschaffen kann und wer nicht. Der Leser kann sich in eine Stephen-King-Landschaft einkuscheln: mit frischen Thrillerelementen und bewährter Heim-Herd-Vater-Symbolik wird der weinerliche Bret abgewatscht. Wir können und wollen es doch auch. Im Mittelpunkt steht doch eh nur die spannende Lektüre, oder? Wir lassen uns doch eh gern vereiern, oder? Haben wir das neue Werk des ordinären Amerikaners gekauft, weil wir uns um ihn sorgen, da doch Less Than Zero so erbarmungslos und Gerüchten zufolge autobiographisch war? Nein. Lesen wollen wir, uns zerstreuen. Wir wollen es. Wir bekommen es. Leide, Bret, leide für uns. Opfere deine fiktive Zukunft für unsere Flucht aus der Gegenwart.

Lunar Park ist eine Satire zweiter Ordnung und die Pointe verteilt sich gleichmäßig auf alle Beteiligten. Eines der schönsten Bilder im Roman ist der graue Mondstaub, der fast schwerkraftsfreie eiskalte Raum, in dem keine Luft die Worte und Schreie trägt. Aber vielleicht ist ja auch alles ganz anders. Haha.

So ist das mit den Lunar Parks von heute: Sagt einer: "Ich hab den Bateman gesehen!" Darauf der andere: "Echt? Erzähl!" Und mehr als erzählen kann der Augenzeuge dann auch nicht. Jetzt wieder Glamorama. Er will es doch auch. Oder? Darf er wollen?

Terminator Salvation, McG

Vorfreude ist die schönste Freude, was für ein Trost. Jetzt, da das Ding nun endlich seinen Weg in die Welt der abzulenkenden Kunden gefunden hat, ist der schönste Teil der Verarbeitung vorbei.

Aber was bleibt? Kein ganz so übler Nachgeschmack, aber auch keine ekstatische Verzückung. Die Terminator-Geschichte ist erquickender als ihre praktische Umsetzung. Zunächst: die Effekte herrschen. Die Explosionen sind vielgestaltig und interessanterweise wird ein zu beruppendes LA gar nicht wirklich vermisst. Die Stimmung macht Lust auf einen neuen Mad Max und die Hunter/Killer-Flugmaschinen zu sehen ist freilich sehr schön.

Blöd ist die wahrscheinlich nachträglich reingebrachte Verdumpfung: warum hat Marcus ein menschliches "Herz"? So einen preiswerten Verweis auf den ozischen Blechmann hat das Terminator-franchise doch eigentlich nicht nötig. Und warum gibt es in einer Maschinenwelt Tastaturen? Das versteht doch niemand, der es verstehen will. Aber es ist ja SciFi und es muss sich, als Blockbuster ausgelegt, für jeden Superbowl-Interessierten als Produkt anbieten. Dennoch wünscht man sich, dass McG ein wenig mehr auf die Nerds gehört hätte, so wie es die Wachowskis einst taten.

Wenn John Connor nicht der Messias ist, dann vielleicht der Silver Surfer. Vorwärts immer, rückwärts nimmer.