12/19/2011

Apocalypse, Bill Callahan

Wegen der Besinnlichkeit und dem ganzen Mist hier einmal wieder ein wenig fast aktuelle Musik.

Hier.

The Haunted World of Superbeasto, Rob Zombie

Hier und hier und hier.

Was kann man dazu sagen? Was darf man dazu sagen? Dieses Juwel der Filmkunst besticht durch seine ausgeklügelte Narration und seine detaillierte Veranschaulichung von Problemen, die wohl jeder kennt.

Diese Probleme wären zum einen Roboter, die nach dem Kindchen-Schema entworfen wurden und trotz Gauss-Kanonen im Bauch auch eine Libido haben. Zum anderen ist da die Disziplinierung von Brustwarzen, die sich in jeder Lebenslage freilich der Zukunft entgegenrecken sollten. Und auch die traurige germanische Gegenwart schildert Herr Zombie in majestätischen Bildern: konsternierte Nazi-Untote, die sich die eigene Bräsigkeit nicht eingestehen wollen und noch immer nach dem Führerkopf im Einmachglas gieren.

Mittendrin ist Superbeasto, ein Mutant aus mexikanischem Wrestling und spätkapitalistischer Ergo-(Aero-)dynamik. Das Beste beider Welten quasi. Der hiesige Dr. Satan in diesem dramatischen Epos ist sein Widersacher und wahrscheinlich nur ein entfernter Vetter des gleichnamigen Charakters in der bezaubernden Vorstadtkomödie House of Thousand Corpses. Wahrscheinlich möchte der Autor auf die Mehrdimensionalität der schmerzhaften Katharsis hinweisen, die so ein moderner Sisyphus für uns darstellen kann.

12/18/2011

Continental Drift, Russell Banks

Hier. Ah, Realismus, hu? Richtige Erzählung, die zackzack nach vorne schreitet und richtige Menschen erfindet und ausleuchtet und gegeneinander ansetzt.

Mit Affliction hat Russell Banks nachhaltige Spuren im Konsumgraben hinterlassen, mit Rule of the Bone haben sich die Wogen ein wenig geglättet. CD ist ziemlich süffig, zumal es die nötige Härte ausstrahlt, die ein Autor, der auch einen Roman namens Trailer Park veröffentlicht hat, besitzen dürfte. Da gibt es den unschlüssigen jungen Arbeitervater aus dem Norden, und da gibt es die Flüchtlinge aus Haiti. Beide Parteien treffen sich im illegalen Grenzgebiet von Florida. Es wird überall betrogen, gehofft und gestolpert. Schwere Materie zählt: Fleisch, Drogen, Benzin, fangfrischer Hochseefisch. Man könnte Banks Voodoo-ploitation vorwerfen. Benutzt er die Nicht-Amerikaner nicht eigentlich nur für ein Ethno-Theater, das die Tragik der (materiell und geistig) armen Weißen besser leuchten lässt?

Die ein wenig predigenden Passagen über Orogenese und Plattentektonik sind sehr gelungen. Davon hätte der Roman mehr vertragen können. Weniges verdeutlicht die erbärmliche menschliche Existenz so treffend wie Erdbeben und hohe Wellen. Am Ende werden die Leichen an- und weggespült. Das ist stimmig und grimmig und wäre durch mehr finstere Geophysik noch tosender in der Wirkung.