12/27/2010

There Will Be Blood, Paul Thomas Anderson

Blut, Wasser, Öl. Mischt sich schlecht und klebt doch aneinander. TWBB schafft zum einen eine Aktualisierung des Dickehosekinos mit Dickehoselandschaften und Dickehosegesten. Das Heimkino kann ausgefahren werden. Zum anderen schafft der Film das ohne zu nerven, zum Beispiel mit Frauen, die dann auch noch darüber reden wollen.

Erstkonsum war hier. Warum ist das ein guter Film für (die) Feiertage? Weil es das mischpokige Klapperwortgestell namens Familie auseinanderschaselt. Es ist letztlich alles zweckmäßig: das Öl muss aus der Tiefe, das Blut hilft dabei zeitweise und irgendwann muss man sich von beidem reinwaschen. TWBB ist ein Geologiethriller, der die Menschen als Teil des flüchtigen Gerölls entlarvt, das die Sedimente zu manipulieren trachtet.

Und wieder: BOWLINGBAHN!! Wer die Spielregeln nicht versteht, bekommt eins mit dem Kegel drüber. Recht so. Der perfekte Ort für die perfektesten Schlussworte, die ein egomanischer Hypercharakter wie Daniel Plainview (Berg weg = Sicht frei) von sich geben könnte: "Ich bin fertig." Das hat er uns allen voraus.

12/26/2010

No Country for Old Men, Coen Bros.

Bring it, friendo. Da. Muss man eigentlich nicht viel zu sagen, jedenfalls nicht unbedingt mehr als da.

Beim Neukonsum fällt die Dopplung stärker auf. Welch großes Gleichnis doch die Welt des Kriminalstückes ist: hier gibt es Ursachen und Wirkungen sowie Täter und Opfer. Welches davon ist der Sheriff? Ist er letzte Systeminstanz oder doch nur Oberfläche, auf der sich die Fluchtlinien niederschlagen? Vielleicht ist es wirklich so. In der zweiten Lebenshälfte trennt sich etwas ab, etwas das vorausgeht und Feuer macht.

A Heartbreaking Work of Staggering Genius, Dave Eggers

Hier die Memoiren von dem da. Er hat sie alle gekannt und kam viel herum und trotzdem ist Dave Eggers nicht wirklich in den GenX-Kanon eingegangen. Warum? Vielleicht liegt es am Humor. Diese unverfrorene Erinnerung an seine Verwaisung ist ziemlich lustig. Fast schon zu cinemascopemelodramatisch um wahr zu sein.

Beide Eltern rafft der Krebs dahin und Mr. Eggers muss als Frühzwanziger seinen kleinen Bruder versorgen - und schreibt dann eben diesen Romanreporttatsachenbericht darüber. Kalifornien über alles. Eggers ist eben kein Orakel vom Berg, das ab und zu weise Zeilen ausstößt: er ist Journalist, aber einer von den Guten. Das Medium Taschenbuch nutzt er aus, indem er es mit diversesten Fußnoten ausstattet. Dabei ist es der Lesefluss, der zählt und nicht das Gesamtwerk zwischen den Buchdeckeln. Fast schon Realismus. Die kleinen Scherze tragen von Zeile zu Zeile und am Ende hat man doch ein Kind großgezogen.

Und hier ein Bild von einem Tacker.

12/21/2010

Supernatural, Eric Kripke

Fünfte Staffel durch. Alles am Ende.

Eigentlich war gar keine sechste Runde geplant, doch sie kommt nun doch - wegen des genialen Konzepts und der treffsicheren Durchführung. Denn es ist immer noch die optimale Mischung aus Buffy und den Dukes of Hazzard, die Supernatural so gemütlich macht wie die zentrale Rindsledercouch über dem Blutfleck im Wohnzimmer.

Ja, OK, irgendwann verlieren die dämonenpfählenden Brüder den Vater ans große Hollywood, aber sie sind ja groß genug. Mit dem schönsten Auto der Welt prescht man durch das Niemandsland zwischen Nebraska und Oklahoma - und das ist wichtig. Gotham ist fern, denn die Welt ist flach in dieser Welt. Kalifornien mit seinen apres-ski-Lykanthropen ist ebenso weit weg. Dunkle, nasse Tannen dräuen am Highway-Rand. Hier kommt der Tod weniger von oben sondern eher von der Seite. Der Teufel wartet an den Straßenkreuzungen und mitten im verlorenen ländlichen Idyll: nur ein Städter (irgendein iPod-Opfer halt) kann sich nicht vorstellen, dass Höllenadvokaten bei den Sauen im Stall erscheinen. Die Winchester-Brüder führen einen juvenilen Kampf weiter: kaum haben sie Benzin und einen (mit derben Dingen) gefüllten Kofferraum steuern sie die Ferne an und entkommen der Vorstadt mit ihren kleinen Rasenparzellen. Aber nur zeitweise: genau hier, bei den soccer moms und den F-150s schleicht sich die Höllenbrut ein, hier wandeln die Toten und töten die Wände. Die Brüder bleiben mobil. Motels sind die Hüllen. Jeans und Karohemd können auf dem Rücksitz kaum zerknittern. Was nehmen Sam und Dean noch mit auf die Reise? Die Posen der TV-Cowboys und unverwüstlichen classic rock. Es passt halt.

Wenn die Puritaner von Salem jetzt hinaufblicken aus ihrem lodernden Kerker dann sehen sie diese Fernsehserie und freuen sich. Mit so wenigen filmischen Mitteln und so effizienter Dramaturgie (eine Scheune ist eine Scheune und eine Lagerhalle ist eine Lagerhalle) auch noch so viel konsumkulturellen Charme zu versprühen ist wahrhaft edel. Die epochalen X-Files wollten zum Schluss immer mehr sein und sich des TVs entledigen (vielleicht schafft das ja der dritte Kinofilm) - Supernatural hingegen ist die Erbsensuppe im Werktagsmenü. Passt immer, und der Abwasch ist auch fix gemacht. Da kann man dann sorgfältiger Salz auf die Türschwellen streuen.

Bild ist von DC's/Wildstorm's Folgeprodukt.

Dead Men Don't Wear Plaid, Carl Reiner

Hier und hier und hier. Die Puppe kam herein und sie hatte Beine bis zum Boden. Das private Auge muss ermitteln und kann sich gar nicht an ihnen satt sehen. Dieses best-of des schwarzweißen Gangsterfilms ist ein Zusammenschnitt der greatest hits und so spielt Steve Martin mit allen üblichen Verdächtigen. Seine damsel in distress bekommt einmal tüchtig eine gelangt und kann dafür sehr gut (Kugeln aus Steckwunden) saugen.

Ein Klassiker. Witzlos für die Ahnungslosen. Wie im echten Leben.

Out of Our Heads, Alva Noe

Na, wo ist denn das Hirnchen? Und das Seelchen? Wenn die Augen zugehen, wie soll es dann noch feststellen, wo oben ist? Die Körperlichkeit ist furchtbar mundaner Ballast und mit der kartesischen großchristlichen Propaganda bricht Noe ebenso wie mit der bequemenen (fixen) Idee eines Ichs als CPU im Netzwerk der Suprakommunikation.

Flink kann Noe schreiben und ohne schwerste Worte. OK, es gibt popkulturelle Fragmente: aber The Matrix wird nicht gehypt und Blade Runner als immer noch spannende Inspiration entlarvt. Recht so. Embodied cognition scheint ein spannendes Feld zu sein - vor allem, da anscheinend bis vor einem Jahrzehnt kaum jemand die Umgebung in die Darstellungen von Identität und "persönlichem" Bewusstsein einbezogen hat.

Die weihnachtliche Zombiecalypse bekommt jetzt einen frischen Drall. Ist sie doch nur ein verzweifeltes Festhalten an der endlichen Fleischlichkeit und dem Wunschtraum einer unsterblichen Seele?

Der Wiki-Knoten ist gar nicht schlecht.

Orgazmo, Trey Parker

Oja. Hier. Der züchtige Mormone kommt nicht umhin und muss Geld verdienen. Das geht nur im Erotikfilmsegment. Als Orgazmo hat er einen sidekick mit Phallus auf dem Helm und einen stunt cock. Freilich ist der Humor berechenbar und nirgendwo lauert die ordnungsschaffende Instanz. Als bester im Film genannter Filmtitel muss "Schindler's Fist" gelten.

Uh, Ron Jeremy spielt auch mit. Anbei sei erneut Pornucopia: Going Down in the Valley empfohlen, eine HBO-Doku über das krisensicherste Geschäft seit der Erfindung der Kleenex-Box.

12/18/2010

LA Noire

Das kann ja was werden. Gollum war vorgestern und hier sind sogar Gesichtsflächen aus Mad Men und Fringe (und Charmed?!) beteiligt.



Danke, ZachSeinBlog.

12/11/2010

The Walking Dead, Frank Darabont

Fasst der eine noch die Stirn, schreit der andere schon nach Hirn. Da. Die Vorlage kommt von Robert Kirkman.

Der erfolgreichste Serienstart im Serienland überhaupt - Halloween macht vieles möglich.

Hier erstmal der Link zu io9, die eine Collage in Bild und Ton mit jedem (!?) Schädelbruch aus Notwehr aufgetrieben haben. Und warum? Weil es geht! Das große Z ist und bleibt eine massive Mär für die Massen: es scheint etwas furchtbar Wahres oder etwas furchtbar Drängendes zu kommunizieren, aber man kann irgendwie nicht so wirklich den Finger drauf (in die Wunde) legen. Ähnliches wurde schon bei Brooks' WWZ gedacht.

Die wenigen Folgen, die jetzt liefen, umfassen einen schönen Erzählbogen in dem die menschlichen Nichtinfizierten als Getriebene durch Stadt und Land irren. Sie sind Nomaden, genau wie die Wandernden Toten: ein Leben on the road und on the move und on the run. Packt nur das Nötigste ein. Denkt schnell und verschwendet keine Munition, denn man weiß nie, was hinterm Berg noch lauert. Das ist amerikanischer Pragmatismus in voller eiterauftupfender Blüte.

Und wieder der Ekel, das Abjekt. Zombies stoßen die Lebenden ab und vor sich her. Fleischliche Grenzen scheinen die einzigen plot-stützenden Elemente zu sein, deshalb wird auf ihnen herumgeritten bis der Brustkorb bricht. (Anders und prägnant hier. Anders und massiv hier.)

Und wieder ist es schön. Die Zombies hier sind langsam, old-school. Vielleicht kommt in der schnellstens beauftragten zweiten Staffel eine Schar grunzender Rennzombies dazu, wie man sie aus dem letzten Jahrzehnt kennt.

Der große Erfolg macht wirklich stutzig, zumal diese Serie keinesfalls den genreüblichen gore ausgeschaltet hat. Und da denkt man immer, dass die Mehrheit bei (sehr echt wirkendem) wiederholtem Spitzhackeneinsatz in Schläfen und Gesichtsresten wegschaltet. Und die Geräuschkulisse passt ebenso. Das fade Pastell der Bilder wird durch die sparsamen aber herben Glitsch-, Matsch- und Bruchlaute perfekt ergänzt.

Was verbindet die Konsumentenwelten? Das Ende der Welt. Und da dachte einmal jemand, Romeros Kinder seien subversiv. Der Herr selbst ist seit 2009 Kanadier. Lasst sie kommen.

Feuchtgebiete, Charlotte Roche

Tschu, tschuuuu: hier hat jemand den Hype-Zug verpasst. Stattdessen hat der Konsument viel zu spät 140 Minuten seines Lebens geopfert, um die geplante Verfilmung dieses Gassenhauers von 2008 noch weniger zu verstehen.

Nicht jeder schreibt über Mädchen so wie Herr Eugenides.

Warum überhaupt der Konsum dieses Dings? Es ist mit seinen guten 200 Seiten Großdruck sehr wenig furchteinflössend. Es lag auf dem Stapel oben. Es hat so eine keck grelle Farbe. Was ist denn nun drin? Nichts, was man nicht erwartet hätte: eine ganze Menge Ekel. Alles, was eine erwachsenwerdende Protagonistin eben so anzubieten hat.

Unglücklich kann man nur werden, da so viele Leute dieses Ding kauften, es somit zum Bestseller für Dumont machten und schlussendlich höchstwahrscheinlich nur "Iih" und "hihi" gesagt haben. Aber halt. Das klingt ja wieder so elitär. Aber Bestseller sind nun mal Produkte, die von seltsamen homo sapiens gemacht werden: nämlich den Nichtlesern.

Heinz Strunk und Helge Schneider sind viel tollere Massengermanisten.

OK, mit gutem Willen ist etwas drin. Das Hauptthema der Novelle ist traditionsreich: der Körper als Schlachtfeld und Schlacht-Feld. In einer hypermedialisierten, also entkörpernden Welt kann man sich in Zeiten der Not nur auf das Wesentliche konzentrieren: die Materie, die einem nicht wegläuft. Die Kindheit der Protagonistin soll geheilt werden, deshalb ergeht sie sich so in den Heilungsprozessen des eigenen Körpers. Mit der fitzeligen Kontrolle der Gegenwart gegen eine übermächtig erinnerte Vergangenheit. Für eine Großtat in Sachen Borderline-Aufklärung ist der Text dann aber doch zu dünn.

Verstimmt muss auch gefragt werden: wie kann man sich einer so hinreißenden Metaphorik wie Verdauung, Ausscheidung und Müllproduktionen denn ohne eine tüchtige Brechszene widmen? Es fehlt diesem Ding ganz sicher an Vomitationen. Der Emetophobie darf kein Raum geschaffen werden! Man kann nunmal oft gar nicht so viel essen, wie man speien möchte. Das wäre doch mindestens ebenso zeitgeistig wie die transkörperliche Verstopfung/Inkontinenz.

Sequel und Film kommen auf keine ToDo-Liste hier.

The Graduate, Mike Nichols

1967. Quasi die Ursache von 1968. Oder nicht? Das ist eine Dramedy, denn man kann der spannenden schusswaffenfreien Handlung nicht den Witz entziehen. Es ist aber ein guter Witz. Ein menschlicher. Einer, der zu soften Akustikgitarren passt - Nichols hat einen durchgestylten Blockbuster geschaffen, da musste alles passen.

Am schönsten ist der Blick des Paares in der letzten Busreihe in den letzten Sekunden. Die Flucht ist gelungen, das Lachen verfliegt, die Zukunft dämmert. Das Ereignis ist eingetreten, die Kapsel gebrochen, das Tischtuch zerschnitten. Nun lauert da der Schatten von Mrs. Robinson. Alter, Bruch und libidonös bedenklicher Utilitarismus.

Eine Antwort auf The Graduate ist Garden State. Das ist dann in der Quersumme nicht mehr so witzig. Que sera? Die einzige Frage in Schulbussen, Brautkleidern und swimming pools, die wirklich zählt und massiv verdrängt wird.

Mad Men, Matthew Weiner

Noch so'n Klopper. Werbung und Manhattan und die 1960er. Die Protagonisten sind (nicht nur Männer und) zunächst enorm fremdartig. Hier zieht man sich noch gut an. Hier herrscht eine WASPy Monokultur, die sich gewaschen und rasiert hat. Allein das Bühnenbild verblüfft - selten wurde eine Epoche so vollständig abgebildet. Hyperreal? Egal. Die Autos sind fundamental.

Die Ignoranz und die grobe Unschuld auch: es wird geraucht und gesoffen wie doof, gerade im rigiden tabakfürchtigen Wellness-Amerika muss das ja eine Schau sein. In einer Folge macht die Familie Picknick. Wie wird man den Müll los? Decke ausschütteln, einpacken und wegfahren.

Die historischen Zitate (das TV-Bild war regelrecht anti-HD damals - und erst der Ton! So kann man doch von keinem Attentat auf den Präsidenten erfahren!?) sitzen und alle gemeinsam haben wir Teil an der großen amerikanischen Erzählung und erleben den verhaltenen Aufstand der Minderheiten.

Die Figur des Don Draper hat in den Top10s Homer Simpson überholt. Klar: da kommt die Sehnsucht nach Leitkultur durch, und sei es eine tragische. Don ist enorm karikierbar und Teil einer gewaltigen Nostalgieklamotte, die bloße Seifenopern weit übersteigt. Kein Wunder, dass die Mad Men derweil auch akademische Beachtung finden (was ja für sich genommen nicht viel heißt, aber man gönnt dem Produkt jede Aufmerksamkeit).

Der Wahnsinn dieser Herren ist zeitlos.

Breaking Bad, Vince Gilligan

Drogenabhängige sind erfahren im seriellen Erleben bzw. streben es an. Endlich dürfen gesunde und Schlange-stehende Steuerzahler auch einmal diese Lebensführung besichtigen und böse brechen.

Mehr meth. Mehr Substanzen. Mehr von allem. Diese Serie ist ein Höhepunkt des televisionierten letzten Jahrzehnts. Da gibt es New Mexico und das wüste Grenzgebiet zum gesetzlosen Mittelamerika, dazu noch die Ferne zu Ost- und Westküste. Da gibt es einen wundervoll schwarzhumorigen Niedergang des Bürgertums. Chemielehrer und Assel tun sich zusammen, um mit Methamphetamin endlich Geld zu verdienen. Ersterer muss es tun: Krebs frisst ihn auf und die Logik des Todes befreit und befähigt ihn zur rücksichtslosen finanziellen Absicherung der Familie. Ja, Lügen. Ja, schlechtes Gewissen. Ja, die Hölle auf Erden. Aber geniale Sonnenuntergänge und -aufgänge.

Verblüffend ist das moralische Vakuum, das hier umtanzt wird. Das hat Dashiell Hammett nicht anders hinbekommen, doch hier geht es quer durch die Vorstadt und durch die eigentlich vorzeigbaren Familien. Wer will was und wie werden die Motive gebündelt? Der Urtumor, der MacGuffin der Geschichte, verschwindet bald und hat viele kleine Metastasen gebildet, die die Handlung auf unerhört dichte Art und Weise voranbringen. Jede Episode ist ein Gedicht mit eigenem cold open und Abschlussszene. Die Cliffhanger sind teils gewaltig und so verwundert es nicht, dass die dritte Staffel sehr feist endet und den Konsumenten cold turkey gehen lässt.

Rauchen, schnupfen, mischen, drücken. Mehr, mehr.

12/06/2010

A Million Little Pieces, James Frey

Skandal! Hier. Ungestüm wurde mit diesem Produkt umgegangen, denn es stellte sich die Frage, ob der Autor einen Roman oder eine Autobiographie geschrieben hat. Bei Oprah Winfrey kam es zum Eklat, so geht die Legende. Es stellt(e) sich wieder die alte Frage: ist eine gute Geschichte immer noch eine gute Geschichte, wenn sie in der vorgetragenen Form nicht stattgefunden hat? Herrn Frey kann man fix verzeihen: als Romancier hat man ja immer Hunger. Der hat an die vielen Dosen gezuckerte Ananas gedacht, als ihm sein Verleger ausrechnete, wieviel die Vokabel "Tatsachenbericht" auf dem Cover seines Buches bringt.

Sei es drum. Das ist ein gutes Ding. Biochemische Eskapaden und Ruinen wurden selten so schmissig präsentiert.

Es geht um einen längere Kur. Hans Castorp winkt lässig vom Liegestuhl nebenan? Fast: hier gibt es rehab deluxe, der Held und Ich-Erzähler ist ein multi-user twen und zerschrammt bis auf die Knochen. Nach und nach kommt die Vergangenheit in die ernüchternde Seele und mit den Mitinsassen muss man sich auch arrangieren. Dann ist da die Liebe. Dann ist da die Familie. Auch eine amerikanische Karriere, die sich hier verfolgen lässt.

Frey schreibt schön schnell, in vielen kurzen Sätzen und uferlosen Absätzen. Seltsamerweise fällt das Verzichten des Blocksatzes dabei besonders positiv auf. Wie eine EKG-Lebenslinie zieht sich die Geschichte den Seitenrand hinunter, auf das bittere Ende hin. Über AMLP lässt sich vortrefflich streiten, vor allem, weil man sich immer über Sinn und Nutzen der Junkie-Persona in Theorie und Praxis auslassen kann. Dabei macht Frey und auch das Getöse um diesen Roman deutlich, wie zeitgemäß doch dieser Prototyp des Totalkonsumisten eigentlich ist.

11/29/2010

The Virgin Suicides, Jeffrey Eugenides

Haare, Haare, Haare. Hier. Der obskure Mädchendunst erobert die amerikanische Vorstadt im Zeitalter der muscle cars, wo und als die amerikanische Welt eigentlich noch in Ordnung war. Fünf Schwestern fallen um, nacheinander. Vier folgen der Pionierin in den Tod, da sie ihren Ur-Suizid nicht in die kollektive Lebenswelt integrieren können. Letztere ist eh in Gefahr, da das Erwachsenwerden den geschwisterlichen Bund zu sprengen droht. Vielleicht hat das erste Opfer diese Apokalypse geahnt oder dies ist nur ein weiterer letztendlich nutzloser Erklärungsversuch.

Eugenides lässt den Chor erzählen: die erste Person Plural verdeckt die staunende Jungsmeute, die sich in der Gegenwart an das tragische Idyll erinnert. Somit ist TVS auch ein Roman, der das unheimliche Gebiet der Nostalgie erforscht. Um-Heim-lich. Kein Heim. Heimatlos. Nicht hier, aber auch nicht richtig da. The Uncanny.

Wie kann man so jung schon so konservativ und konsequent sein? Diese Frage kann man sowohl den Protagonistinnen (man darf sie nicht Heldinnen nennen, denn der Freitod entlarvt ja die Saboteure) als auch dem Autoren stellen. Bei so einem Debüt konnte ja nur das ebenso grandiose (aber auch viel umfassendere) Middlesex folgen.

11/21/2010

Chronic City, Jonathan Lethem

Uff. Doch! Hier. Endlich wieder die letzte Seite eines Buches erreicht. Und wie war die Reise?

Der Titel hat den Konsumenten auf die Zeitmechanik-DonnieDarko-SeelenSciFi-Schiene gelockt. Schon falsch. So ist es ja nun einmal hier nicht, obgleich sich alles in einer Art Paralleluniversum abspielt: in einem trüben Moloch namens Manhattan mit seltsamen Einwohnern und noch infameren Namen. Ein Tiger gräbt sich durch die Schluchten und Starlets konspirieren mit Politikern. Lethem nutzt surreale Elemente, wie zum Beispiel auch in Gun with Occasional Music. Utopia, Dystopia - somit schifft der Autor in ähnlichen Gewässern wie Michael Chabon.

"Chronic" bezeichnet hier das Symptom einer kollektiven Geisteskrankheit, exemplifiziert an dem Über-Nerd Perkus, der sich am geistigen Schluckauf der Popkultur verhebt und dann an der physischen Variante zugrunde geht. Ein auf Marlon Brando oder antike Kelche (Gräle?) ausgelegter Fan-Kult zerstört da mehr als dass er hilft. Der Erzähler ist ebenso Fiktion wie die gesamte Stadt - er ist in eine verschollene Astronautin verliebt, die unerreichbar und engelsgleich Nachrichten aus dem interstellaren Minenfeld sendet (hier hat er von Coupland abgeschrieben). Jener Erzähler war einmal Schauspieler. Im Fernsehen. Metametameta.

So ist das mit Lethem. Pop wird nicht groß oder sonstwie geschrieben sondern ist längst in die Zeilen eingesickert. Keiner entkommt dem Jahrmarkt der Nichtigkeiten - die einen bauen sich eine Hütte und die anderen genießen das Wetter. Der Leser beobachtet beides.

Kurzum: die Reise war lang, aber keineswegs so erhaben wie bei Motherless Brooklyn oder der Fortress of Solitude.

11/19/2010

November ist grausam...

... denn man kommt zu nichts mehr. Das Blog ist nicht tot, doch es wurde tatsächlich gar nichts vollständig konsumiert.

Hier liegen herum: Lethems Chronic City, Hammetts The Dain Curse und U-Schrunz von Abercrombie. Mal sehen.

11/08/2010

The Girl with the Dragon Tattoo, Stieg Larsson

Das musste ja so kommen. Der Mainstream lachte und der Konsument sprang rein. Wieder einmal ging es um die alte Frage: was rechtfertigt den Hype?

Ganz einfach: Männer, die Frauen hassen (aber auch umgekehrt). Uh, die alte Geschichte: all die gegengeschlechtliche Aggression, die eine Trennung in xx und xy mit sich bringt, findet Halt in der Unterhaltungsliteratur. Sexploitation? Das konnte schon Edgar Wallace ganz gut.

War es nett? Ja, aber eigentlich sehr zahm. Die Triebtäter sind moralisch äußerst untief es wird enorm viel nebenbei gegessen. Dauernd kocht jemand Kaffee und es gibt Brote und Abendessen und Frühstück. Der Held geht sogar einmal zu McD und schaut Herr der Ringe im Kino. Ist das der Erfolg eines Gassenhauers? Die Ähnlichkeit des banalen Lebens abbilden und ein bisschen Totschlag dazu? Nee, Mr. Poe und andere hatten stets mehr im Sinn.

In diesem ersten Buch von dreien gibt es kein Anzeichen auf einen durchgehenden Handlungsbogen - die Protagonisten bekommen wohl einfach ein paar neue Probleme. Wie bei Tarzan oder Bonanza. Da es viel zu viele viel vielversprechendere Werke im Regal gibt, wird das Sequel wohl nicht mehr dieses Jahr konsumiert werden. Warum auch? Jetzt wird erst einmal die US-Filmversion abgewartet. Die schwedische hat wohl schon einige Rekorde gebrochen.

"In 2010 David Fincher was set to direct a Hollywood adaptation of the book, for release in December 2011.[17] According to The Guardian, George Clooney, Johnny Depp, and Brad Pitt were all interested in playing the central role of Mikael Blomkvist, but Daniel Craig was officially confirmed as the lead in July."

10/30/2010

Happy Halloween

Der wichtigste Feiertag des Jahres kündigt sich an.

Für alle, die den Fleischer schon sahen oder sich noch auf das Treffen vorbereiten hier die frischesten Deftones:


500.000 rock & metal videos on ROCKTUBE and METALHEAD

- oder: -

Boy, James Hanley

Kurz, simpel, 1930er. Ach, wir hatten ja nichts! Der Protagonist, der Junge, ist ein Arbeiterkind und wird entsprechend gebeutelt, geprügelt und winselt sich so durch. Dann flüchtet er auf ein Schiff und scheitert als Nachwuchsmatrose. An den Docks waren es die anderen Jungs, die ihn triezten und an Bord sind es die Seemänner samt Offizieren.

Jawohl, hier wird es recht herb, vor allem im Rotlichtviertel von Alexandria, wo die noch nicht mal Englisch sprechen. Eine Auflage des Romans wurde, nicht unüberraschenderweise, gleich indiziert.

Freudvoll ist die Lektüre nicht und erhabener sind Hogg und Blood Meridian (der Film kommt wohl auch bald) allemal, wenn es um geschundene Jungs geht.

10/26/2010

Neuer Link: Rumpus.net

Dieses... Magazin (?) hat ein sehr feines und langes Interview mit Jonathan Lethem und ordentlich viel Bolaño (dessen weitere Werke neben [unter?!] 2666 erst noch zu ernagen sind): Rumpus.net.

Låt den rätte komma in, Tomas Alfredson

Mörderteil. Superding. Ganz großes Tennis. Hier. Die noch nicht konsumierte US-Version gibt es hier.

Nervige Kinder gibt es ja viele im Kino. Und gerade bei latentem bis herbem Grusel sind die Bälger seit The Shining ein willkommenes Mittel zur Pulsfrequenzerhöhung. Aber hier wird die Kindheit selbst in all ihrem Stumpfsinn und Horror in die Mitte gestellt - dass dann das neue Nachbarskind nachts barfuß nicht friert, verwundert da auch nicht mehr. Der Konsument musste dauernd an tiefgekühlte ostdeutsche Kinderleichen im Plattenbau denken.

Ein wundervoller leiser Film über das unausweichliche Grauen des Aufwachsens (≠ Erwachsenwerden). Ah, Schweden: Schnee schluckt die Schreie. Das Vampirgelumpe ist ja in der Unterhaltungsindustrie so gegenwärtig wie Werbepausen und Nabelflusen. Vielleicht ist das eine der Großen Erzählungen, die geblieben sind? Dieser Relationsdruck, der durch den "Infizierten" und seinen Blutdurst auf seinen Wohnblock ausgeübt wird, bringt immer wieder gute Geschichten hervor - wenn man sie denn so wundervoll wie Herr Alfredson bebildert. Hunger bleibt Hunger. Da kann man nichts machen. Letztlich ruft der Magen von unten hoch: "Friss oder stirb." Ist das eine Drohung? Nein, eine Erinnerung.

Tree of Smoke, Denis Johnson

Das war eine sehr schwere Geburt. Dammrisse konnten verhindert werden. Hier. Wie war das doch gleich mit Vietnam? Niemand weiss es eigentlich genau... das Dickicht des Dschungels versperrte die Sicht. Die VC versteckten sich in Tunneln. Einer der Helden von ToS spekuliert, dass ganz Asien unterwandert ist, dass es enge Tunnel aus Lehm gibt, die von Saigon bis Peking reichen und dass in diesen Katakomben, die stetig neu gegraben werden, Geister aus Vergangenheit und Zukunft hausen.

Die dunkelsten Tunnel führen von Hanoi bis nach Ohio. Her mit dem Opium!

ToS ist Metaparanoia. Einfache Kausalketten enden im Schlamm. Das erschwert die Lektüre, belohnt aber mit einem Panoramabild des potentiellen und potenzierten Horrors. Der Baum aus Rauch des zwanzigsten Jahrhunderts ist vieles: Atompilz, Streubomben, ein X auf einer Karte, eine Ablenkung, ein Manöver, ein Ablenkungsmanöver, ein Ende|Anfang|Knoten - ein weißer Wal zum Inhalieren.

Jawohl, Artaud wird zitiert und Bataille auch. Da hat der Autor ordentlich querrecherchiert. Mit dem Ende der Mehrzahl amerikanischer Dinge hat sich Johnson schon in Fiskadoro auseinandergesetzt. Im Vergleich dazu ist ToS äußerst unprägnant und wolkig statt knackig. Rauchig halt.

10/08/2010

Generation A, Douglas Coupland

Die Bienen sind tot und die Apfelernte wird ein Problem. Fünf Menschen werden dennoch von ersteren gestochen und können sich letztere kaum leisten. Wie schon bei Generation X beleuchten abwechselnde Perspektiven und Unterhandlungen ein größeres Panorama - dieses umfasst vor allem die Pharmaindustrie, die wahrscheinlich einzige Institution in der ad nauseam durchglobalisierten Welt mit spirituellem Potential.

Selten ist eine Wiederaufbereitung eines Erstlings so gelungen: Coupland kann es wirklich. Enorm süffig perlt das Zeitgeistinferno über die Seiten und William Gibson's Name steht als Referenz auf der Rückseite. Die Lektüre ist fast schon zu schnell, um wahr zu sein: lernt man diesen unprätentiösen Sprachgebrauch in Kanada? Coupland thematisiert nicht nur memes und Kollektivgedächtnis und Kulturkluften sondern arbeitet auch mit ihnen. Der Aufbau seines Romans mag zufällig, albern und unkonzentriert wirken, doch am Ende spiegelt sich Inhalt in der Form.

Oh, und lustig ist das Ding auch noch.

Hier bei DC auf der Heimseite.

Resistance: Fall of Man, Insomniac Games

Der Platzhirsch auf der Konkurrenzkonsole kam jüngst als "Reach" heraus. RFoM erinnert nicht nur daran - die Schergen so wortlos wie bei Doom und die Weltkriegsoptik wie bei diesen unzähligen Shootern, die nach Saving Private Ryan aufkamen. Der Held redet eher wenig - Gordon Freeman tat das ja auch nie. Und die Aliens haben ihn irgendwie infiziert: das erinnert an den ins Fleisch gegrabenen Kristallsplitter von Diablo.

Kurzweilig, jawohl. Aber das Ding wird nicht kurzfristig erneut durchgespielt, um neue Vehikel freizuschalten. Wahrscheinlich ist das wieder so ein Multi-Player-Ding, welches erst im PS-Netzwerk fesselt. Uriger Charme wie bei GTA baut sich so nicht auf.

10/04/2010

I Write Like... FAZ testet die Schreibe

Friedrich Schiller


Was würde JCF von Schiller nur selbst dazu sagen? Schreibt er eigentlich wie er selbst? Und heißt das nun, dass die Aufklärung (die olle Spaßbremse) den Konsumgraben im Griff hat? Schnell wieder sitcoms schauen, zur Beruhigung.

Gentlemen of the Road, Michael Chabon

Die Widmung lässt tief blicken: Michael Moorcock will Chabon ehren, einer jener Giganten, die mehr als nur pulp for pulp's sake geschrieben haben. Im zwanzigsten Jahrhundert scheint der Buchmarkt ja explodiert zu sein, und sowohl an der einen als auch an der anderen Flanke formten sich Intertextualitäten, die nebeneinander existieren. Und jetzt, anything goes, findet das Ganze wieder zusammen. Chabon hat dazu maßgeblich beigetragen, als er die genialen Kavalier and Clay verfasste.

Und so geht es um die Haudegen und Schurken der phantastischen Literatur, die Chabon hier auf genreunüblichen 200 Seiten paradieren lässt. Da wo Orient und Okzident am wildesten sind trifft man sich und hetzt von Scharmützel zu Stand-off, zum Todesstern und zum Showdown. Geradezu tollkühn aber irgendwie funktionabel ist die Erwähnung diversester Ethnien. Juden werden zu Elben, der Afrikaner zur Gimli-mäßigen Axtmaschine. Das ist echt genug für eine spannende Handlung. Echt: ha!

Nach dem kurzen Vergnügen fragt man sich aber doch, wann Chabon sich einmal wieder die volle Distanz zutraut und einen schicken 600-Seiter braut.

God Jr., Dennis Cooper

Mit God Jr. widmet sich Dennis Cooper einem toten Sohn und schickt den Vater in ein mittelmäßiges Konsolenspiel.

Bemerkenswert ist die Kunst des Minimalen - der Roman hat nur 150 Großdruckseiten und es fehlt kein einziger Buchstabe. Die großmütterlichen Leser können da gern mit dem Konzept Trauma (der erzählende Vater hat den Unfall verursacht, bei dem der Sohn starb und er selbst im Rollstuhl landete) kommen: das arme Opfer kann ja gar nicht "richtig" erzählen... Unfug. Hier geht es nicht um Sinn, der sich auf der letzten Seite enthüllt. Es ist eher eine Expedition in die Sinnsuche, die auch zu den Pixelavataren führt, mit denen der Sohn seine letzten Tage verbracht hat. Der Vater nimmt den gespeicherten Spielstand auf und sucht nach obskuren Blaupausen für eine Architektur, die der Tote mit sich herumtrug. Da kann man nicht mit vielen Worten kommen: Spiele und Bauten erklären sich ja auch nicht.

9/30/2010

Inglourious Basterds, Quentin Tarantino

Hier. Außerhalb des PR-Rummels, der bei der Erstemission nötig war, ist das Ding immer noch super. Befreiend wird ein unfeines Gleichnis über Filme, Menschen und Rache gedichtet. Deutschlands Anti-Elvis ist endlich Imperator im Sinne von Endgegner und keiner der beteiligten Schauspieler missversteht die Art des Filmes, der hier gedreht wurde.

So hätte es Tarantino wohl gern und es hat ja auch etwas Rührendes: Es dichtet sich alles im Kinosaal zusammen, auf diesem ultraflachen Stoffteil, das Leinwand heißt und die sogenannte echte von der sogenannten fiktiven Welt trennt. Wer die Welt verändern will, der muss es im Kino machen und dabei den Bildschirm, den Bilder-Schirm, das, was die Bilder (oder die Bebilderten) abschirmt, zerstören. Ratatatata macht der Filmprojektor und auch die Maschinenpistole. Bilder wie Kugeln. Und wie immer: "Bingo!" Nummern aufrufen, notieren, vergleichen, nach vorne kommen.

World War Z: An Oral History of the Zombie War, Max Brooks

Hier. Das Ding wurde Gerüchten zufolge bereits erfolgreich in Hollywood herumgepitcht und wird bald das Kino erfreuen. Gut so.

Denn dies ist eine Dokumentation aus der Zukunft, die in Episoden und Mini-Reportagen das Überleben der Menschheit gegen die schlurfenden Massen beschreibt. Die Seuche kam aus China und richtete einiges an: Minenräumroboter wurden zu Schädelbruchmaschinen, Napalm wurde zu teuer um ein ganzes Stadtgebiet von Zombies zu säubern und Russland ist zu einem Gottesstaat mit maximaler Hygiene geworden. Die US Air Force bekam Probleme, da dieser Feind sich nicht an übliche Taktiken hält und partout nicht fliegen kann.

Schießbudenfiguren sind für die Unterhaltung ja immer wichtig - aber die wandelnden Toten (egal ob nun durch Biotechnologie oder Voodoo-Fluch erweckt) sind mehr. Das meme des Zombies überlebt weiterhin und bekommt in jeder Dekade neues Futter. Es kriecht vorwärts, auch wenn ein Panzer längst den Torso halbiert hat. Das Z-Prinzip eignet sich herrlich dazu solche Komplexitäten wie Globalisierung, Massenbewegung und Konsumkultur zu bewältigen. Die Farbe Z kann das unvorstellbare des Genozids, der erst im letzten Jahrhundert so enorm effizient durchführbar geworden ist, bequem und oberflächlich zu illustrieren und verdaulich zu machen. Denn ohne Verdauen kein Weiterfressen und letzteres ist oberste Bürgerpflicht.

Damit macht der Zombiemythos das gleiche wie die Maschinenparks des Multimedialen Journalismus - und Brooks' Buch lebt davon: alle kennen diese Stimme des Reporters, diese fragmentierte Form der Medienwirklichkeit. Letztlich schreibt er ein Buch von allerhöchster Romantik: es gibt nicht einen Helden, sondern die gesamte Spezies kann sich durch diesen Feind einen. Massen sterben, doch die Überlebenden werden durch Menschenblut und Zombieeiter reingewaschen und fitgemacht für eine Zukunft, die zumindest das Problem der Überbevölkerung wieder ein paar Jahre lang ignorieren kann. Endlich können die Reporter etwas Einheitliches berichten und eine kulturstützende "große Erzählung" weben.

Brooks hat schon den Zombie Survival Guide mit nützlichen Tipps für das Beschützen des Zivilisationsprojekts verfasst. Das wird schätzungweise nächste Woche sehr wichtig werden, wenn das Internet zusammenbricht und die Kanaldeckel sich heben und Flugzeugwracks die Innenstädte verstopfen.

9/20/2010

The Great Gatsby, F. Scott Fitzgerald

Gatsby? Gatsby? Wer ist Gatsby? Offizielle Lesarten gibt es freilich viele. Vom armen reichen Mann ist da die Rede. Hach, can't buy me love. Trallala. Melodrama deluxe. Was interessanter ist, ist die Unstetigkeit, der Rausch, der Taumel: Gatsby strengt sich an. Und scheitert freilich. Er könnte die Welt aus den Angeln heben und findet keinen ruhigen Angelpunkt, nur einen gewaltigen prunkvollen Hebel.

Und wer denkt, dass Carraway eine ehrliche erzählende Haut ist, der hat sich geschnitten. Care away. Cares anyway. Carried away. Daisy ist ein Gänseblümchen unter vielen, weiß es, und will es nicht wahr haben. Wie Gatsby stürzt sie so umher, längst ausgehebelt und abgekapselt.

Meine Herren (und Damen), was wird hier gesoffen. Bei der ersten Lektüre vor gefühlten 999 Jahren ist einem das gar nicht aufgefallen. Hoch die Tassen. Hauptsache, es knallt - und es fährt fort mit der Knallerei.

Gut so, Herr F. Gern mehr.

9/19/2010

Last Days, Gus Van Sant

Hier. Auch schon wieder fünf Jahre alt.

Jaja, von wegen Pseudo-Journaille und so. Klatsch und Tratsch zweiter Ordnung. Aber sollen ikonenhafte Erzählungen der Kulturindustrie deshalb für ernsthafte Bearbeitungen tabu sein? Mitnichten.

In langsamen, ja, elegischen Bildern fällt alles auseinander. Selbige haben die gleiche Farbkomposition wie die Berichterstattungen damals auf CNN und MTV - die gleichen graugrünen Büsche, die im amerikanischen Nordwesten anscheinend jeden Kalifornier verstören.

Der Held stolpert durch solches Gebüsch. Dickicht, quasi. Solches hat er auch im Kopf. Er nuschelt und befindet sich im freien Fall. Den Aufschlag erwartet er minütlich. Auf altmodische Art ergreifend ist die eine Szene, in der wirklich musiziert wird: im Haus, mit allen Instrumenten, aber allein. Der Held ist allein. Er macht seine Arbeit ohne die Anderen. Ach, die. Die Hölle sind immer die Anderen.

Ein Film wie kein zweiter. Bleibt zu hoffen, dass Courtney L. dafür sorgt, dass sich das geplante Biopic eher an Ray und Walk The Line orientiert. Die Meute will verdauen - mit Van Sant bleibt man im Geröll stecken, hustend.

9/17/2010

Nothing, Janne Teller

Das Ding verkauft sich recht gut, da es als gefährliche Literatur eingestuft wurde und im eigentlich liberalen Dänemark der jugendlichen Zielgruppe vorenthalten werden sollte. Skandale sind gut. Aber wird das Ding dem Hype gerecht? Ja. Denn es ist schön, vor allem schön radikal. Ein kurzer Text, der sich auf des Wesentliche beschränkt und inhaltlich beweist, dass es nichts Wesentliches gibt, für das es sich zu leben lohnt. Wir haben es doch alle gewusst und suchten etwas in Büchern und Filmen und Jobs und solchem Quatsch. Nothing räumt auf.

In der fabelhaften und fabel-haften Geschichte geht es um einen jungen Menschen, der sich in den Pflaumenbaum setzt und nihilistische Propaganda weitergibt. Ein Inkubationsherd, quasi. Die Mitinsassen seiner Schulklasse sind verstört und sammeln Dinge, die sie in einem Bedeutungshaufen zusammenlegen. Reihum fügen sie erst schöne Fahrräder und schließlich Blut und Tränen und Essentielleres zusammen. Wie beim Herrn der Fliegen wird der junge Mensch hier dem jungen Menschen ein Wolf, und zwar ein tollwütiger. Nach so viel Zerstörung endet alles in einem unversöhnlichem Crescendo, das man der Autorin hoch anrechnen sollte. Radikal von Anfang bis Ende.

Wie jeden Text sollte man auch diesen auf eigene Gefahr lesen. Einen Schauer zweiter Ordnung verursacht Nothing, weil es so offene Türen einläuft. Das traut sich sonst niemand. Warum wohl? Was soll das bedeuten?

Neuer Link: Quiet Earth

Wenn die verdammten Stimmen endlich schweigen herrscht Frieden auf Erden. Über Entwürfe des unumgänglichen Weltenendes bloggt Quiet Earth.

9/12/2010

Never Let Me Go, Kazuo Ishiguro

Kaum gelesen, schon als Film von Mark Romanek im Anmarsch.

Der Text selbst ist unterschätzbar. Es sind mehr Seiten als man denkt, vor allem wegen des aufgedonnerten Plaudertons, den die Erinnererin anschlägt. Watteweich und flauschig wird hier eine analoge Welt geschildert, in der elternlose Internierte nur einander hatten bzw. haben. Jane Austen my ass. Und noch'n Spaziergang und ein entschämter Blick und eine verlorene Geste am Tisch.

Die folgende Frage ist schon ein spoiler, also Obacht: könnte man NLMG als science fiction bezeichnen? Freilich ist das Ding phaserfrei und zivilisiert, aber doch wird ein England (was auch sonst?) geschildert, wie es nur von Engländern im phantastischen Versionsvergleich getan werden kann. Sehr schön ist es, das Ishiguro seiner Figur und seinem Roman Zeit gibt, ohne auf die nächste Plot-Rakete zu schielen. Er hat alles unter Kontrolle ohne ein Staunfaschist zu sein. Den moralisch Entrüstbaren, die das Thema von NLMG gerne in die Tagespolitik der öden Jetztwelt ziehen wollen, setzt der Autor beiläufig einen Haufen aufs Buffet. So einfach ist das nämlich nicht mit der Genetik und der Wirtschaft und dem Überlebensmanagement in der Technokratie.

Gut so. Lasst mich nicht gehen. Entlasst mich nicht. Teil von euch, Teile von mir. Teil mich. Zerteilt mich nicht.

The Wild One, Laslo Benedek

Hier. Liebe anglophone Mehrheit: wie konnte Herr Brando mit so einer Stimme so gigantisch werden? Vielleicht lag es am Medium, doch als Rebellen-Johnny piepst er sich durch die Bar wie ein Heliummodell am Yachthafen. Akuter Fall von Weltverfälschung durch Fremdsynchronisation.

Jedenfalls sind die Motorräder zahlreich und seltsam antik. Sicher, Autos (cages, wie sie beim GTA-Spin-Off The Lost and the Damned, beim TV Biker-Melodrama Sons of Anarchy und vielleicht auch in der richtigen Welt [ha!] genannt werden) altern schneller. Aber auch Motorräder passten sich der Aerodynamik an: die Rebellen um den Einen Wilden und er selbst sitzen jedenfalls seltsam aufrecht. Sie ducken sich nicht, weder in den Wind noch in die Konformität. Huahua. Es geht ja auch nicht ums schnelle Reisen... es geht vielleicht um die Option zum schnellen Beschleunigen. Die Fluchtlinie offenhalten. Den Kopf jederzeit durch Fliegenschlucken freibekommen können.

Bemerkenswert auch die Darstellungen von Weiblichkeit - jenseits der 25 oder so gibt es keine. Praktisch. Ja, die Muddis wollen mit solchen Lausern nichts zu tun haben. Mit diesen schwarzweißen Stiefeln stapfen sie auch jede frisch gebohnerte Oberfläche kaputt.

9/10/2010

Fallout 3, Bethesda Softworks, Ubisoft

Ach, was wäre hier für eine Lobhudelei fällig. Ein posting, sie alle zu knechten und ewig zu binden. Ach, was tost das Herz des Konsumenten und wie freudig erkundete er das nuklearverseuchte Zukunftsland rund ums zerbombte Washington, DC. Wie wehmütig dachte er an die verrottenden niedersächsischen Landschaften rund um Gorleben, die ganz ohne Bomben bald Supermutanten und Riesenkakerlaken hervorbringen werden.

Ach, was war die Freude groß.

Ach, wie schnell stellte sich der Frust ein.

Warum? Käfer, also bugs. Das Ding hängt sich auf, Schnittstellen des Plots hängen sich ab, der Spieler legt sich Kabel um den Hals.

Auf anderen System vielleicht das beste Spiel des Jahres 2008. Aber die kennen wir hier nicht - und auf der PS3 ist das ganze nur mit einem Bonus an Geduld machbar. Vor allem die mission packs sind schlichtweg schlampig programmiert. So muss es wohl sein. Oder gibt es bei Sonys Hardware eine "Innovationssperre," die ein Spiel sabotiert, sobald dessen Idee zu kreativ und wundervoll ist?

Ach. Im Sequel geht es nach Vegas. FO3 ist trotz aller Schlampigkeit zu gut, um dies zu ignorieren.

9/06/2010

Prince of Thieves, Chuck Hogan

Dieser Konsum zog sich hin: warum? Weil das Produkt so öööööööde war. Erst der Banküberfall. Dann die romantische Verstrickung. Dazu ein demographisch kniffliges Umfeld. Der Held leidet und untersteht bei aller Kriminalität dem *Gesetz* des Guten. Wichtig ist die auch die Maskerade des Verbrechers, die diverse Systeme kausal verknüpft. Von Entführer zu Liebhaber, von Blutsbruder zu Verräter, von... gähn. Am Ende wird aufgeräumt und keiner muss ein (schlechtes) Gewissen haben. Was nutzt einem Spannung, wenn sie nicht am Ende detoniert?

Und was soll das denn immer mit den Verbrechern der Ostküste? The Departed hat ihnen schon so seltsam frenetisch gehuldigt. Ben Affleck macht einen Film daraus (aus Prince of Thieves, nicht The Departed) und nennt ihn anders. Kann gut gehen. Muss aber nicht.

8/31/2010

Falling Angel, William Hjortsberg

Zerbrochen und verwesend liegt die Stadt darnieder und einzelne Partikel (Menschen) intrigieren gegeneinander. Dann gibt es auch noch Voodoo-Orgien im Kanalsystem. Cloaca maxima an allen Fronten: und dann muss natürlich der Protagonist, unser aller messianisch verklärtes private eye/I erkennen, dass Hygiene nie eine Option war.

Der Engel fällt nicht, er stürzte schon: er merkt nur erst jetzt, wie der Aufprall war. Die Filmversion hatte Mickey Rourke und de Niro - das könnte passen. Mal sehen.

8/30/2010

Dragon Age: Origins, Bioware, Electronic Arts

Das ist ja so ein Sache mit den Marken... da gibt es die originalen Kerker-und-Drachen-Spezialisten, die das erfunden haben und in den 1970ern all den Nerds was Dauerhaftes schenkten. Und da gibt es das Spielprinzip, das in diversesten Inkarnationen nachwievor die Unterhaltungsbranche durchzieht. Dragon Age hat keine Lizenz. Aber: sie hatten sie mal und haben damit Baldur's Gate gemacht, welches die Blocks bustete. Sie haben ihre Hausaufgaben so gut gemacht, dass sie keinen großen Markenschatten mehr brauchen.

Dieses Produkt bringt also eine neue, eigene Kosmologie mit und bietet die zwangsläufig kosmologieerschütternde Hintergrundgeschichte mit. Der Schinken von Herrn Williams wird erinnert: Shadowmarch. Ja, so ist die Atmosphäre. Klar und aufgeräumt und weitläufig. Funktional, geradezu.

Was gefällt? Das Inventory-System. Das Verletzungs-Heilungs-Kampfsystem. Der Grundgedanke der Entwickler, eine mainstream fantasy mit fließender Epik abzuliefern. Die Innovation liegt hier in der Sorgfalt. Dragon Age ist wohl wirklich der Platzhirsch des Genres derzeit und beweist, dass Rüstungen alle Farben haben dürfen, solange die Schulterplatten überproportioniert sind. Akzeptabel - und vielversprechend für ein kräftiges franchise. Das Sequel ist schon längst auf dem Weg.

Ninja Assassin, James McTeigue

Uh, da fliegt ja alles. Brauchen digitale Effekte eine andere Farbe außer Rot? Bestimmt, aber das spritzende Blut steht klar im Mittelpunkt. Der Held chopt und masht sich durch die Feindeskörper als gäbe es kein Morgen (und wenn Ninjas im Spiel sind, dann gibt es nicht mal Vollmond!).

Die Geschwindigkeit ist super und wie immer beim martial arts Theater seien hiermit die tüchtigen Athleten gelobt, die so eifrig mit der CGI interagieren. Schweißfrei filmen geht anders. Vor allem diese fiese Kette mit dem Haken: Lobo hatte auch so eine, aber der war ja auch space hooligan von DC Comics. Optisch einwandfrei.

Die story ist ein dickes B: Frauen machen Probleme durch ihr Tun und ihre bloße Existenz und wenn man wirklich richtig steht, sieht man wie die Wunde zu geht. Ja, klar, alles Ninja-Reiki. Letztlich ist die Geschichte nur ein Beiwerk für die Performance, die es ermöglicht, sowohl den herben Dojo-Terror als auch die urbane Schatten-Slasherei darzustellen.

Irgendwie hat man aber von McTeigue, gerade durch seine Nähe zu den Wachowskis, ein wenig mehr erwartet. Ein ganz klein wenig. Er hat schließlich auch V for Vendetta gemacht. Vielleicht trübt Natalie Portman auch wieder das Urteilsvermögen...

Uh, und der Spaß findet in Berlin statt. Berliner wissen warum.

Grand Theft Auto IV: Episodes from Liberty City, Rockstar Games

Episoden und Eskapaden: so wird die GTA4-Philosophie am besten veranschaulicht. Zwei neue Protagonisten, zwei neue Sortimente von Problemen. Einmal als crustiger Rocker und einmal als fescher Diskothekenbeschützer macht man Liberty City weder sicherer noch unsicherer sondern sichert das eigene Bestehen. Die Wege kreuzen sich mehrfach und so können Szenen des Hauptproduktes nun durch die Augen etwaiger Statisten betrachtet werden. Eine Quersumme verschieden schattierter Thriller, von Tarantino bis Mann, erlebbar mit zwei Daumen.

Blut, Benzin, Beton, Zuckerglasuren - und alles strudelt durcheinander. Die Kosmologie bestätigt sich: alle wollen irgendetwas in dieser tosenden Stadt und manchmal wollen manche so manches. Die Diamanten des einen sind die Motivation des anderen. Der Rufmord des nächsten ist der Nebeneffekt der Queste eines Dritten. Jawohl, dies ist ein Spiel, aber die Welt, die es so herrlich hyperironisch darstellt (bei normaler Ironie ist die Verzerrung wenigstens ersichtlich - aber dieses New York wirkt so erschreckend schlüssig), ist kompliziert: der Spieler ist nur einer von vielen und eine vollständige Eroberung. Jeder Raum ist begrenzt und jeder Erfolg hat seine Zeit. Am Ende gewinnt die Stadt, und zwar immer. Das Meta-GTA hieße dann nur noch Sim City, hu? Das ist aber in der Klassiker-Sammlung verschollen.

Mit GTA4 ist Rockstar Games wahrscheinlich ein größerer Pädagoge als ganz Iowa, nicht nur von der Reichweite her. Die Lektionen der Komplexität, vermittelt durch die drei Spieler (nicht Helden) dieses Epos', ermöglichen recht viel amerikanische Demut. Amen?

Wenn Red Dead Redemption nicht mehr so teuer ist, wird es hohe Erwartungen zu erfüllen haben, schon allein wegen diesem pseudospiritistischen Hokuspokus.

8/20/2010

Batman: Arkham Asylum, Eidos Interactive et al.

Verdammt, es ist Batman! Hier. Viel Furcht tat sich eingangs auf beim Konsumenten: manche Entwickler lassen die Lizenz allein das Produkt verkaufen und scheren sich einen Dreck um innovatives Gameplay und ein insgesamt wohliges Konsumerlebnis. Aber Arkham Asylum ist ein gutes Ding, da es sich an den aktuellen Comics orientiert und nicht an den diversen Filminkarnationen des Protagonisten. Auch schön: es nervt kein Robin. Die Optik ist schön gotisch, es gibt eine finstere Insel voller Irrer und am Horizont verbreitet Gotham City einen mattschwarzen Glanz.

Ums Schleichen geht es, denn Bruce Wayne ist ein Mensch. Nur der olle Clark kann sich ins MG-Stakkato werfen. Wenn geprügelt werden darf, dann im Arcade-Stil, bei dem es vor allem um die Optik geht. So soll es sein: wenn das Verbrecherkinn das Bat-Knie berührt, gibt's eine Zeitlupe. Das Auge prügelte schon immer mit, eigentlich macht es kaum etwas anderes.

Aber kurz ist das Spiel. Ein Drittel mehr Spielzeit wäre schon gut gewesen, aber nur wegen der Story: die Spielmechanik hat man dann durch. Wer sich schon die Bat-Claw erweitert hat, der will keine Batarang-Wurfmaschine aus dem Allzweckgürtel zerren. (Echte Fans dürfen manche Episoden mit der Stoppuhr durchspielen und Boni suchen und dergleichen.) Ein Auftritt von Twoface wäre sehr erwünscht gewesen und eine echte Arena-Auseinandersetzung mit Killer Croc auch. Vielleicht in Teil Zwei? Eine Existenzberechtigung hätte jener schon. Und in dieser Reihe könnte man ja auch den Joker wieder auftreten lassen.

Dead Space, Electronic Arts

"I have seen the dark universe yawning
Where the black planets roll without aim,
Where they roll in their horror unheeded,
Without knowledge, or lustre, or name."
— H.P. Lovecraft

Uh, ja. Hier. Der Weltraum ist schon viel zu oft viel zu bunt und hell und lauwarm dargestellt worden. Nieder mit der Todesstern- bzw. Holodeckromantik! Dead Space orientiert sich an Alien oder auch Event Horizon, um die Unbarmherzigkeit der blanken Astrophysik darzustellen.

Die Umsetzung begeistert mehrfach. Sowohl die kleinen Rätsel als auch die süffisanten Feuergefechte (bei denen ständig die Munition ausgeht oder man vor Furcht einfach mal wegläuft) wurden so noch nie gesehen. Sogar das Ableben des Hauptdarstellers trägt zur Atmosphäre bei - klamm und karg verhallen seine Schreie im komprimierten Raum. Und es macht eben doch einen Unterschied, ob man vom Schweißlaser verstümmelt oder vom Sauerstoffmangel erdrückt wird.

Überhaupt Ton: wie wunderfurchtbar kann man das noch machen? Da schabt etwas an der Wand lang, da röchelt etwas hinter der Tür... eine fast so gnadenlose Tonkulisse wie in der ostdeutschen Provinz. Selbst die Akustik der Waffen gibt ihnen erst richtige Wucht und Durchschlagskraft. Am feistesten wird dieser Umstand freilich im gravitationslosen und luftleeren Raum: da sind es nur die stumpfen Vibrationen innerhalt der Anzugspelle, die dem Spieler Feedback geben.

Kein Platz für Fleischlinge im toten Raum. Stärke ist hier Beharrlichkeit: nicht der Zellhaufen überlebt, der einen Namen und einen Auftrag hat, nein, es sind die Mutanten und die Chimären, die einfach genug Zellen und Biomasse ansammeln, um Krallen und Zähne auszubilden. Ah, das Fleisch. Zerbrechlich und doch asteroidenschwer.

Shadowmarch, Tad Williams

Hier. Welch Epos. Ständig etwas los in dieser klassischen fantasy-Klitsche. Freilich gibt es Invasionen: von Außen, von Innen und von der Seite. Williams stellt sich der Genrepflicht und wandelt die Dogmen geschickt um, so dass sie sein eigen werden ohne Erwartungen zu verletzen. Sehr schnell rumpelt der Ochsenkarren voran und in den folgenden drei (!) nochmal so dicken Vehikeln soll dann der Rest des erdachten Kosmos erforscht werden, inklusive seiner Versionen von Orient, Okzident und Nahostkonflikt.

Was bleibt, ist das gute Gefühl, ein umfangreiches Fluchtbuch gelesen zu haben, bei dem kein Platz verschenkt wurde. Mindestens ein Dutzend Charaktere eifern darin herum und es ist eine Freude, ihre Kollisionen mitzubekommen. Aber irgendwie fehlt die Brutalität... die Äxte, die abben Beine, der Kannibalismus... daran ist Abercrombie schuld. Der hatte Epik wie Williams, aber eben auch einen Schlagring neben der Tastatur. Ist ja auch jünger, der Rabauke.

Grand Theft Auto IV, Rockstar Games

Haut die Bullen platt wie Stullen? Hier.

Leicht kann man hier in der Rhetorikmühle der verdorbenen Jugend landen. Pfui, wie unmoralisch, diese kosmische Freiheit des Ungehorsams. In zwei Jahrzehnten sind die nichtspielenden Zeterer aber wahrscheinlich eh verstorben. Das Tagesaktuelle ist im Konsumgraben insgesamt sehr egal, deshalb werden folgende Gedanken notiert.

Ein Knopf bewegt den Avatar in der Welt um ihn herum und der andere ändert die Position des Spielerauges, das sich auf ebenjenen konzentriert. Bewegen und Anschauen. Das (und ein herrlich diverses Waffenarsenal) reicht. Bei Doom war Bewegen und Anschauen noch eins.

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird mit Liberty City wunderbar überzeichnet. Es sind die Einwanderer und andere demographisch Auffällige, die hier für Aktionen und Reaktionen und Massaker sorgen. Durchpflügt wird alles von Nico, dem Veteranen vom Balkan. Neue Welt, alte Welt: letztlich sind Ortsnamen nur Dekoration. Die alte Noir-Schule: keiner kommt hier narbenfrei rein oder raus. (Auf der Strukturebene bleibt freilich alles blütenweiß: die Stadt kann nicht dauerhauft beschädigt werden und Nico verliert keine Finger oder Augen. Ist das nicht beruhigend? Sturmgewehre im Berufsverkehr und morgen wird alles wieder gut sein - eine der Explosionen muss die letzte sein...)

Wundervolle Metapher dabei ist der Autoklau: man nimmt sich das, was man braucht, also einen temporären Käfig, mit dem in der Außenwelt navigiert werden kann. Durch die Autotür gerät man in die Geschwindigkeitswelt, die aus mehr besteht als die statische Stadt auf einer endlichen Anzahl Inseln. Und wer zu fix gebremst wird, steigt durch die Frontscheibe wieder aus.

Der Spieler ist kein Aufdecker, kein private eye, sondern ein Mitmacher. Der kleine arme Serbe in der Fremde ist ein Korrumpierer im (außergerichtlichen oder metajudikativen?!) Korruptionsprozess: es herrscht die Direktive des Überlebens, aber eine Vielzahl von Methoden treffen aufeinander. Bei GTA4 ist sogenannte Kriminalität auf der Inhaltsebene das Dogma der Strukturebene: subversiv sein, nie schlafen, eine Geschwindigkeitsparanoia entwickeln.

Ommmmm... und jener Text könnte sogar auf einem der Radiosender in einem der Wagen in der Spielwelt gefaselt werden. Jawohl, so reflektierend ist dieses Produkt. Wenn ein Spiel weiß, was es ist, was bleibt dem Spieler dann zu tun?

Ist doch nur Spaß.

8/09/2010

True Grit, Charles Portis

Allerhand! Kaum wurde das Ding konsumiert, da wird auch gleich eine nahende neue Kinoversion von niemand geringerem als den Coens erspäht (auch noch mit dem Dude in der Hauptrolle). Ob der Konsument diesen kleinen Roman von 1968 deshalb auf die Einkaufsliste setzte?

Vorweg die erste Bonusinformation: der Coen-Film wird ein Remake sein, denn kurz nach seinem Erscheinen wurde der Roman auch gleich mit John Wayne verfilmt.

Der Text selbst lässt das zu. Auf gerade einmal 200 Seiten stellt eine alternde Junggesellin (?) aus Arkansas ihre Eskapaden durch den Wilden Westen vor. Den Tod ihres Vaters will sie rächen und landet am Ende in einer Schlangengrube - metaphorisch und tatsächlich. Die Tonart ist der Erinnererin angemessen: äußerst abgekocht erzählt sie, wie sie als Vierzehnjährige antike Pistolen effektiv nutzt, wie sie einen Arm verliert. Eine eigenartige Metakomik setzt ein... verflixt... man bekommt die Coens wirklich nicht mehr aus der Betrachtung dieses Textes heraus. Kein Wunder, dass sie sich den vorgenommen haben.

Ein feistes Teil, dessen Umsetzung für's Kino vielleicht sogar schon vom Autoren selbst angelegt war. Das ist keine Anklage. Wenn gute Bücher gute Filme verursachen freuen sich Spaten und Gräber gleichermaßen.

8/05/2010

Beat the Reaper, Josh Bazell

Die Geschichte der Gewalt gegen Obdachlose ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Obgleich BTR damit beginnt, ist die Handlung sehr fix erzählt: Ex-Mafia-Scherge lebt im Zeugenschutzprogramm in der Fremde und wird auf einmal mit seiner finsteren Vergangenheit konfrontiert. In dieser Vergangenheit ging es um Schuld, Sühne, KZs, Haifischbecken, Knochenbrüche, Ladehemmung und plastische Chirurgie. Die Vergangenheit wird in gleichem Maße spannend erzählt wie sich die Gegenwart in eine unangenehme Menschenjagd verwandelt.

Und kurzweilig ist das Ding wie selten: jawohl, es ist Dr. House vs. Sopranos, da hat die Buchrückseite recht. Herrliche Abfahrten in den Splatter werden auch genommen, wenn der Protagonist (in dem sich vielleicht James Ellroy und Frank Miller spiegeln) einen Messerkampf mit dem Skalpell der Natur fechtet (der menschliche Körper hat zwei davon, sagt er).

Diese wenigen Filmsekunden sind recht treffend:



Hier steht es im Regal: [LINK].

8/04/2010

Inception, Christopher Nolan

Huch! Nolan hat sich mit Inception vom übergroßen Welterfolg von The Dark Knight (was ja für sich genommen eine erfreuliche Sache ist) freigeschwommen: er kann einen Oberliga-Thriller schaffen, der auch noch Elemente der Phantastik beinhaltet, ohne in schöne oder unschöne Klischees abzudriften. Inception ist näher an Memento dran und fragt, wie denn der suchende menschliche Geist Raum und Zeit verstehen und/oder sogar kontrollieren kann.

Im Konsumgraben standen die Vorzeichen für Inception eigentlich weniger gut. Mit Sleepless wurde das Thema Traumschlafterror schon (super) bearbeitet. DiCaprio hat kürzlich einen Kopf|Gefängnis|Mentalorientierungs-Film gemacht. Der verdammte Stern fand Inception super, was ja meistens verdächtig ist.

Vielleicht ist es die Humorlosigkeit, die das Ding so schön machen. Hier gibt es keine Rollen, die als Clowns für den comic relief sorgen... und in Ekelwelten muss auch nicht abgebogen werden, um Spannung/Affekte zu erzeugen: nein, die feiste Geschichte schafft das selbst schon. Ist das Realismus? Neo-Realismus? Nouvelle Vague? Die Erhabenheit kommt aus dem modernistischen Ansatz, der den Träumer als Gott und Opfer zugleich darstellt. Die pfundige Filmmusik und die grandiose Optik, die nie die Darsteller zu lauter Keanus reduziert, sind ein markiger Rahmen für die Geschichte.

Selbige ist ein Wunder: wenn man versucht, sie mit den drei (Traum-) Ebenen zu erklären, scheitern die meisten. Im Film macht das alles Sinn (DIY, do your self, your self does you, image of thought, sensory-motor regime...). Und es ist schlüssig und tritt ordentlich in Freuds toten kalten Arsch, so wie es sein soll.

Dank Inception freut man sich jetzt schon auf die Zeit NACH dem Sequel zu The Dark Knight, wenn Nolan wieder frei und unbekümmert eine neue Geschichte finden/erdenken kann und sie dann hoffentlich so souverän umsetzt.

Was ist schlimm an Inception? Vielleicht der Verlust von Gordon-Levitt für das versteckte Kino des Mittelstands (siehe das Juwel Brick und der unterirdische GI Joe - gut, dass er sich bei letzterem unter dem ganzen Latex versteckt hat... ein patentes Emetikum für Jung und Alt). Jetzt kann er auch die ganz dicken Dinger drehen. Schwerelos im Hotel, und das auch noch so eindrucksvoll. Da bekommt auch Newton sein Fett weg. Nimm das, Aristokratensau.

Dort bei IMDB.

8/02/2010

Sleepless, Charlie Huston

Uh. Ein sehr guter für sich allein stehender Thriller mit einem ziemlich dicken Haufen guter Ideen, die auch noch stromlinienförmig gestaltet Platz für eine innovative Handlung lassen.

Interessanter als die ferne Zukunft ist ja die nahe Zukunft, und die beleuchtet Huston in der Hölle auf Erden, nämlich im von Schlaflosigkeit infizierten Los Angeles. Die Unterscheidung zwischen Analog und Digital ist endlich überwunden und so vermengen sich hier Netz- und Straßenkulturen auf einzigartige Art und Weise. Der Teufel steckt im Detail, nein, in der Speisestärke und im MMORPG. Es ist seltsam, wie alles immer wieder auf nackte Information hinausläuft, ob nun in Genen oder (anderen) Medienservern. Vielleicht ist die grassierende Seuche der Schlaflosigkeit ein Informationsverarbeitungsdefekt: wer nicht schläft, kann weder träumen noch vergessen, alles häuft sich in der furchtbaren Halde des Jetzt an. Und wer sich vollends auf die Echtzeit bzw. Nicht-Zeit diverser Online-Welten einlässt, mag eine ganze Kultur entraumen.

Die Protagonisten spielen wunderbar zusammen und schenken sich nichts - auch keine versöhnlichen Posen, die aus Thrillern bekannt sind. Huston begnügt sich nicht damit, eine interessante Dystopie vorzustellen, er lässt sogar Dinge geschehen. Enorm. Der Konsumgräber hat nie etwas ähnliches gelesen - wenn True Grit nun ein zweites Mal verfilmt wird, dann kann David Fincher sich doch bestimmt Sleepless annehmen?! Zeit für eine Petition.

The Sea, John Banville

Hier. Frau stirbt langsam und dann wirklich, Mann erinnert sich an Badeurlaube vor vielen Jahrzehnten.

Mehr passiert nicht. Oder? Doch! Das ist Melancholie, die Scherzen und Klischees keine Angriffsfläche bietet. Der Tod und das Erinnern, also das Zerschellen am Zeitengetöse, für das das Wogen der See die unbezwungen beste Allegorie zu sein scheint, haben hier die Hauptrolle. Der Suff, der Tran, die Tränen, die Galle sind alles Nebenprodukte und Werkzeuge und Dekoration. Die Flut kommt rein und ihr ist das Schnappen der Synapsen egal, die da an irgendwelchen Stränden aufgeladen werden und vergehen.

Sehr gut. Das Buch hat den Booker Prize verdient, den es bekam.

Dragon War, James Wyatt

Finale von diesem hier und noch öder. So ein Quatsch. Total verfahren würgt sich das Ding dem Ende entgegen... Die Schwertstechereien nehmen nicht zu und unter lauten Gähnen des Lesers wird ein Oberdämonendings in eine Erdspalte gekloppt. Es sind einfach zu viele Gestaltwandler unterwegs. Wer will denn Spionagegedusel in der high fantasy? War das etwa eine Grundanlage der Eberron-Kosmologie? Nervig. Schade.

7/24/2010

Tell-All, Chuck Palahniuk

Er schreibt und schreibt und schreibt.



Tell-All ist ein kurzes Buch - eine Novelle, sozusagen, die in Layout und Schreibweise ein Bühnenstück und somit eine (wenn nicht DIE) "letzte große Show" emuliert. Es geht um die heilige Öffentlichkeit der Unterhaltungsindustrie. Einer der letzten hellen Sterne am Hollywoodhimmel steht kurz vor dem Kollaps in ein schwarzes Loch und ihre Lebensberaterin|Zofe|Coach|Sidekick|Sklavin arbeitet dem entgegen (ja, Herr P. beachtet noch immer die Ruinen einer amerikanischen "Unterklasse" der Diener und Servierer - denn nur nah am Boden der Tatsachen ist Subversion eine echte Option?). Orientierung im eiskalten luftleeren Raum bieten für alle Beteiligten andere Sterne und vermeintliche Glanzansammlungen. BE Ellis schwingt mit. Freilich gibt es die Allgegenwart des Todes im "fame"-System, denn der macht schlank, hält wach und garantiert eine strahlende Zukunft.

Jeder Satz ist wie immer geschliffen und offenbart kalte Fakten, die romantische Leser als zynisch erachten könnten. Diese Leser möchte der Autor nicht irgendwo abholen, denn die sind eh verloren. Insofern wagt der Autor keine Revolutionen - er übertrifft auch nicht Rant, sein bestes Produkt und wahrscheinlich einer der Top5-Texte der 00er Jahre.

Sehr fix geht Tell-All zuende - es ist aber eine Punktlandung, die durch jene Kürze einen rostig-scharfen Charme entwickelt. Vielleicht traut sich Herr P. demnächst einen 400seiter zu? Die Chancen stehen gut, dass das grandios wird.

Native Tongue, Carl Hiassen

Uh, ja. Eine Komödie. Ehrlich! Hier. Damals akquiriert mit Stingray Shuffle und keine Reue stellt sich ein. Anders als bei Dorsey ist der Wahnsinn hier eher im System als im amoklaufnahen Protagonisten. Bei Native Tongue geht es um Murmeltierratten, die, um als Attraktion in der Vergnügungsparkwelt von Florida existenzberechtigt zu sein, eine andere Zungenfarbe bekommen.

Herrliche Menschen treffen aufeinander. Da ist der Unternehmer, der kopulierende Disney-Charaktere als Tätowierung hat und auch sonst kein wirklicher Tierfreund ist. Da gibt es den steroidabhängigen Knochenbrecher, der sich der Libido eines Tümmlers unterlegen fühlt. Und noch so viel mehr.

Was ist nur das Problem von Florida? Ist es die Hitze? Die seltsamen Sümpfe? Deutsche Touristen? Solange die Orangenrepublik solche Literaturen wie Native Tongue hervorbringt, darf sie weitermachen mit dem Wahnsinn.

7/19/2010

Die Jugend von heute, Joachim Lottmann

Die Zeit schreibt (via Perlentaucher), dass Lottmann mit einem Houllebecq-Status liebäugelt - das ist geradezu unanständig, letztlich aber auch nur Hörenlesensagen.

Das Romänchen kommt in bequemen Latschen daher und erzählt alltagssprachlich wie der Protagonist, selber laut Pass eher unjugendlich, versucht, aus Berlin zu entkommen. Alles easy, beziehungsweise knifflig. Dann wird tüchtig mit dem Neffen gefeiert, der als Paradebeispiel ebenjener Jugend herhalten muss. Drogen nehmen, umherreisen, unterstreichen, dass alte Menschen eher sterben als junge Menschen, und fertig. Banale Beischläfereien dürfen auch nicht fehlen, konkreter Matrizid bleibt aber aus. Interessant ist die Langhans-Connection, quasi die genealogische Verknüpfung mit einer einstigen politischen "Jugend" in voller Huld und Alternativhaftigkeit.

Kurzweilig, ja, aber substanzlos. Oh nein! Mag dies das vernichtende Urteil über die Jugend von heute sein? Achwas. Old skool + New skool = No skool, oder so.

7/15/2010

Tours of the Black Clock, Steve Erickson

Achje. Hier. Die Vorfreude war groß, denn die Kaufargumente vibrierten: Delillo, Pynchon, Gaddis sollen hier weitergeführt werden. Aber nö. Dies ist eine wüste Mär des zwanzigsten Jahrhunderts, die sich durch diverse Zeitknoten hangelt, um die Protagonisten zu wechseln und auf fragmentarische Art und Weise erhaben zu wirken. In einer der Mitten der Handlung steht Geli Raubal, feister Tomboy des großen Popstars besagter Ära. Ach, der Inzest: wenn eine Geschichte es mit sich selbst treibt, dann können die Menschen ja nur folgen.

Die dreihundert Seiten sind eine ziemliche Qual. Freilich ist das vergangene Jahrhundert grausam und hypertief - aber muss die Lektüre dann so masochistisch sein? Als SOTA der US-Literatur der 1980er taugt TOTBC vielleicht, immerhin.

Predators, Nimród Antal

Da. Das von Rodriguez produzierte Franchise-Erfrischungs-Produkt gefällt. Warum? Weil es maßvoll ist. Es gibt einen neuen Predator, eine Über-Gesichtsgrätsche, als Endgegner - aber keine Raumstation mit Supernova und Zeitreise. Und: die Predatoren reden immer noch nicht. Ihr leises Zirpen-Knacken-Schnarren ist immer noch da und erfreut nach wie vor. (Diese Labsal haben jene Monster mit den Aliens gemein: sie reißen nicht das Maul auf [jagut, das schon] und erklären einem nicht die Menschlichkeit [oder sich selbst] mit Worten. Worte sind scheiße.) Schön ist auch, dass die 1980er nicht unangenehm wieder auftauchen, die ja eigentlich die Dekade der Bombast-Aktions-Filme waren. Brody imitiert keinen kalifornischen Politiker und bekämpft auch nicht seinen Schatten. Außerdem ging das ganze nicht in Richtung einer Gaudi wie bei Planet Terror. Das wäre ja auch nicht angemessen.

Das Ende stimmt, die Effekte sowieso. Die unter "Aliens-vs.-Predator" laufenden früheren Produkte haben zum Glück nichts mit dem vorliegenden Werk von Antal zu tun. Sie werden auch nicht indirekt mit Charme aufgeladen.

Antal ist ein Guter, denn er schuf auch Motel. Aber vielleicht ist der Konsumgräber auch nicht ganz zurechnungsfähig, denn der fand ja auch Alien 4 in Ordnung (freilich bis auf die letzten fünf Minuten, die gehören verbrannt, vergraben und ausgemerzt). Es wäre schade, wenn jetzt keine weiteren Filme nachkommen... vielleicht könnte man ganz behutsam den Heimatplaneten (falls vorhanden) erkunden.

7/06/2010

Dragon Forge, James Wyatt

Uff. Teil zwei der Draconic Prophecies. Nicht ganz so erfrischend wie der erste. Bemerkenswert ist die Brutalität: die aufgebauten Nebencharaktere sterben teils tatsächlich und sind dann für immer tot. Das ist selten im Land der saving throws. Aber OK. Teil drei wird bald auch noch verdaut.

7/05/2010

Flicker, Theodore Roszak

Das hat gedauert. Roszak ist ein sehr umtriebiger Wissenschaftler und offensichtlich auch Filmfan. Dabei sind Fans immer so anstrengend. Der bloggt bestimmt auch.

Es wird gepriesen als "Der Name der Rose" mit Kino-Bezug, und das mag stimmen: wie auch Eco erleuchtet Roszak den geneigten Leser über die Geschichte und die Bedingungen des Kinos. Sein literarisches Alter Ego begibt sich auf die Suche nach einem geheimen, obskuren und okkulten Spezialregisseur, der eine besondere kinematographische Spezialität hat: den sogenannten Flicker. Dies bezeichnet den Abgrund zwischen den Bildern und mitten im offen Sichtlichen. Ja, da kann schön gepost werden. Freilich mit I-vs.-"eye" und auch mit platonischem Höhlengleichnis. Was für Schatten werden von wem an welche Wand geworfen? Und ab wann? Wird das Ich gleich mitgeworfen oder "riskiert" man doch eher einen Blick und dessen Verlust? Kameras stehlen Seelen. Weißer Mann macht Blitzfeuer.

Historisch gesehen geistert die Handlung durch das zwanzigste Jahrhundert und endet in der Steinzeit - gerade vor dem Hintergrund von Avatar und sonstigen vermeintlichen Neuerungen des Kinos ziemlich interessant. Der Roman ist tatsächlich eher als theoretische Stimulanz zu verstehen als als Vergnügungsliteratur: Roszak zeigt, dass das Filmemachen furchtbar kompliziert ist und der Allgemeinkonsument viel zu oft über die stillschweigend akzeptierten Regeln hinwegsieht. Wie leicht ist es doch, eines der vielen Bilder auszutauschen... und schon sehen Tyler Durdens Opfer kurz offene Schenkel und dann wieder Bambi. Unruhe infiziert das Dunkel des Kinosaals.

6/28/2010

Voyage of the Mourning Dawn, Rich Wulf

Kann der Titel cheesier sein? Eberron schon wieder, und schon wieder diese seltsamen Dinosaurier-Hobbits aus der indianerfreien Prärie. Was würde dieser Kosmos nur ohne Luftschiffe machen? Die bieten aber auch ein herrliches Sprungbrett in Plot und Leere. Huahua. Sorry. Falls es irgendwie zählt: die Handlung beginnt westlicher als alle zuvor gelesenen Eberron-Produkte, in Wroat. Kalifornische Grundstimmung? Naja. Besser als Doom of Kings.

6/20/2010

Very Mercenary, Rayo Casablanca

Bang, bang. Man nehme herbe Actionszenen aus den lautesten Filmen des Sommers und versuche, sie in eine Geschichte einzubauen. Casablanca gelingt das sogar: mit großer Leichtigkeit gestaltet er Wahnsinnige, die mit illustren Werkzeugen durch das Feld der Träume (Nordamerika) hetzen und schließlich mit Hollywoodkulissen ihren eigenen Mad Max feiern. Laut, ja. Süffig sogar. Unbedingt Eiswürfel nachlegen und nicht aus der Hängematte fallen.

Splice, Vincenzo Natali

Diese Beine, diese wundervoll-furchtbaren Beine.

Wikipedia sagt: Laufen ist ein inhärent fortlaufender Prozess, im Gegenteil zum Gehen; ein zweibeiniges Wesen oder Gerät befindet sich, wenn es effizient läuft, in einem andauernden Zustand des Vorwärtsfallens. Dies wird nur durch das wiederholte Selbstauffangen zum richtigen Zeitpunkt, aber im Falle des Laufens eben nur mit dem Aufschieben des fast unausweichlichen Falles für die Dauer eines weiteren Schrittes als relativ gleichmäßige Bewegung aufrechterhalten.

Hier.

Nun könnte ein Thriller erwartet werden, in dem gelaufen wird und auch geschossen und am Ende jemand in die Lava fliegt. Aber nein: hier wird das Fleisch erforscht, welches sich seit wenigen Dekaden programmieren lässt. Auch sehr hübsch sind die Fleischsäcke im Terrarium. Sie veranschaulichen die alte Genetikergewissheit, dass nicht das drin sein muss, was anatomisch vermutet wird. Fleischsäcke als Wundertüten.

Splice gefällt vielfach. Einmal die Schauspieler: das Paar ist nicht in böse-gut aufgeteilt sondern macht eine individuelle Entwicklung durch, die dann wieder auf ihre Zweisamkeit Effekte hat. Bei den Beteiligten kann man dies lesen. Außerdem die Struktur der Geschichte: liebevoll wird jedes ödipale Klischee bearbeitet und mit frischen Bildern dargelegt. Die Implikationen der XX|XY-Fortpflanzung von homo rapiens werden sehr schön zusammengefasst und wie immer stellt sich die Frage nach der sozialen und der biologischen Komponente. Zu Recht kommt der Film zu dem Schluss, dass zwischen diesen beiden Polen nicht unterschieden werden kann. Niemand gibt Zellmaterial einfach so her, niemand liebt/hasst einfach so ein anderes Individuum. Und Männer und Frauen sind nicht gleich und sie können weder gleich gemacht werden noch gleiche Kinder haben. Dynamiken türmen sich auf. Es gärt im Fleisch und in der Seele.

Unlauterer weiterer Bonus: die Klamotten und die Requisiten stimmen auch. Sehr gut. Jetzt aber Predators, Herr Brody.

6/16/2010

The Doom of Kings, Don Bassingthwaite

Nicht so toll ist dieses erste Drittel der sogenannten Legacy of Dhakaan. Zu langsam, zu campy. Zu unoriginell. Deutlicher kann man einen Ringsiezuknechten nicht verbauen. Und die Endgegner sind Trolle. Herrje! Die bringen höchstens 1400 xp. Pfff.

Aber es gibt Schlimmeres. Und Dreck reinigt den Magen.

6/14/2010

Don's Plum, R.D. Robb

Kids? Kevin Smith? Weit gefehlt: hier.

Lange vor Titanic bzw. Spider-Man 1 abgefilmt verscholl das Ding in den Rechtsabteilungen diverser Medienunternehmen. Zwei derweil millionenschwere Schauspieler oder auch deren Vertreter zetern herum und verhindern eine Entsaftung des Films in Nordamerika. Warum genau will keiner sagen. Bestimmt nicht wegen der "Kunst" - das ist schließlich Hollywood, CA, wo das Ding liegt. Eine Geschichte formt sich und die Vokabel "Jugendsünde" wird mit den beiden Megastars in Verbindung gebracht. Uh, spannend. Gibt es da was besonderes zu sehen? Nein. Viel Lärm um Nichts? Naja, um weniger als erwartet auf jeden Fall.

Gefilmt wurde im Dogma-Stil und das verstört wie immer. Rüde Sprache und Gestik, Improvisationstheater von coolen Hüllen und ordentlich Nikotin. So richtig was los ist in dem Film nicht. Nur am Ende formt sich die versöhnliche Pose der gutherzigen Rowdies, die sich doch eigentlich ganz doll lieb haben in der Stadt der Engel. Weder ist der Humor der Beteiligten einprägsam noch die Bildersprache. Nur weil's low budget ist, ist's noch lange kein Prachtstück.

Viele Filme sind viel besser. Zum Beispiel Clerks oder Short Cuts. Und die zwei Blockbuster-Recken mit den Anwälten können mit anderen Filmen ihr Können ganz gut illustrieren.

6/11/2010

Friends, David Crane & Kevin Bright & Marta Kauffman

Zehn Staffeln kleinster gemeinsamer Nenner.

Es ist verblüffend, wie viel Geld mit dieser Marke verdient wurde. Aber wie ging das? Was passierte da? Nur mit Vielleichts kann so ein Blog-Gesumpfe darüber ausgestattet sein.

Vielleicht kommt das hohe Maß an Massenkompatibilität durch den unbestimmten Begriff. Es sind nicht THE friends, nicht SOME, sondern schlicht friends im Allgemeinen. Welch demütige kleine setcard: auch noch die graffiti-handschriftmäßige Schreibart. Hier fasst niemand etwas in steinerne Lettern, nein, hier notiert jemand eine flüchtige Zusammenkunft einiger Leute mit denen man sich mehr oder weniger auseinandersetzen kann, wenn man denn will.

Vielleicht ist es das Fehlen der Kinder. Die Familienstrukturen sind im Aufbau, aber auch das Scheitern jener Bemühungen wird dramaturgisch genutzt. Ah, furchtbare Kinder. Da kann man gleich dressierte Pudel einbauen, die die Zuschauer dann zum "ooooch"-machen triezen. Jagut, irgendwann gab es dann (Klein-)Kinder. Und sogar junges Geflügel.

Vielleicht ist es das perfekte Maß an Vorabenderotik. Der Konsument ist derweil bei Cheers (noch so'n Dauerbrenner) in der dritten Staffel. Mit dem Maß an Frivolität hat er nicht gerechnet. Das lebt bei Friends weiter. Beischlaf... ergibt sich. Immer munter im Kreis herum. Will das der Zuschauer? Wünscht sich das der Zuschauer? Verachtet er/sie es und genießt die moralische Überlegenheit?

Vielleicht ist es der Kaffee. Wann begann die Starbucks-Invasion? Wann trafen sich Menschen auf Kaffee anstatt um sich tüchtig zu besaufen (Cheers, s.o.)? Und dann auch noch so komplexer Kaffee, jenseits von allein "heiß" und "schwarz". Die Individualisierung des Kaffees als Konsumprodukt bezeichnet eine Überversorgung durch dasselbe. Fast schon dekadent. Lernt man echte potentielle Freunde (oder "friends") nicht dadurch kennen, dass man ihnen beim speien morgens die Haare hält oder halten läßt? Achja, das Alter. Die friends sind ja schon gewissenhaft und ausgelernt. Trotzdem benötigen sie eine Gastronomie, um juvenile Verhaltensweisen der außerfamiliären Zusammenkunft und Kommunikation aufrecht zu erhalten.

Vielleicht ist Friends einfach nur eine effiziente Verkörperung des viel älteren amerikanischen Volkstheaters namens sitcom: am Zielpublikum orientiert, auf geschmeidige gute 20 Minuten getrimmt und mit nicht fetten Menschen besetzt (denn da ist ja ein erotischer Unterton, s.o., und Fett und Sex schließen sich im mainstream derzeit aus, da eh alle viel zu viel zu essen haben und wer ist denn schon Rubens und trallala...). Dazu Seifenopernelemente, da der Zuschauer heute mehr Zeit zum schauen hat und die Puzzleteile, Anspielungen und Links eher verstehen kann.

Vielleicht ist es ganz allein Chandler, der den für die 1990er typisch gewordenen Prototypen des arbeitsentfremdeten Großstädters mit tödlich-humorigem modus operandi am eindringlichsten anhand diffuser Sexualität und exorbitant überspielter Selbstzweifel erleuchtet.

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NACHTRAG: Vielleicht sollte man auch noch How I Met Your Mother erwähnen. In mehrfacher Hinsicht gibt es eine Fortführung der Friends-Mechaniken, außerdem spricht niemand geringeres als Bob fuckin' Saget aus der Zukunft. Im Zuge der dritten Staffel scheint HIMYM dem überlangen Schatten von Friends entkommen zu sein (Konsumprozess ist derweil in der Mitte der vierten angekommen.) Ganze zehn Staffeln traut der Gräber jenem Vehikel aber nicht zu. Vertiefend dazu dieser Artikel bei popmatters.com.

The Mystic Arts of Erasing All Signs of Death, Charlie Huston

Warum knackte das Produkt nicht wirklich? Zu hohe Erwartungen. Verdammt, Herr Huston!

Hier kommt eine Unterstellung: der Autor will es endlich in die finanziell sicherere (?) Riege der Filmideeproduzenten schaffen. Die vorliegende Geschichte passt recht gut ins Kino: mit den derben Details der Tatortreinigung kann der Trailer durchschockt werden, mit der zartherben love story kann der Konsument dann in die Nacht entlassen werden.

Wie wäre es besser? Mehr räudige Schmutzdetails. Die ersten hundert Seiten sind so schön derb, da ist einem die später enthüllte Räuberpistole um Mandeln und Menschen in der Enge eher weniger wichtig. The Shotgun Rule macht da einiges richtiger: nicht eindeutig im pulp angesiedelt aber doch eindringlich trotz (oder gerade wegen?) der knochentrockenen Splatterelemente.

Die Daumen für Sleepless sind gedrückt.

6/06/2010

Sea of Death, Tim Waggoner

Der letzte Teil der "Blade of the Flame." Tatsächlich Werhaie und recht viel Herumgeprügel mit einer viel zu großen Party, die so taktisch wertvolle Rollen wie tank und damage dealer außen vor lässt. Homogenes Ding, obgleich eine sequel Trilogie nicht wirklich erwartbar ist. Gut so. Next!

5/31/2010

Iron Man 2, Jon Favreau

Mehr Kino.

Ein kleiner Schritt zur Seite im Vergleich zum ersten Teil, aber das war ja kaum zu verhindern. Das Ding läuft gut und in Erwartung von Captain America, Thor und schließlich den Avengers muss IM2 seinen Platz in der Riege einnehmen. Keine Angst, schaffta. Die Geschichte ist nicht sehr kompliziert und die Effekte wuppen ordentlich an den Lidern - allerdings wird aus dem Schurken (Gesamtkunstwerk Rourke) nicht viel gemacht außer einem gruseligen Immigranten-Klischee und auch Rockwell könnte ein wenig mehr Farbe vertragen. Scarlett Johansson verdient einen eigenen Film, mit mehr Text aber bitte den gleichen Klamotten.

Teil eins war frischer, nicht nur dank des allseits beliebten Hallodris Downey Jr., sondern auch aufgrund Favreaus erdiger Herangehensweise ans Genre. In der Bildfarbe schwang irgendwie auch Very Bad Things ganz latent mit.

Man warte nun auf den dritten Teil, seinem Erscheinen auf DVD o. ä. und einem weiteren Zenit der Marvel-Wertschöpfungswelle, die vom Hype rund um's Spider-Man-Reboot trotzdem wahrscheinlich überboten werden wird.

5/30/2010

Robin Hood, Ridley Scott

Ah, Kino.

Klassiker sind herb. Ist der Versuch, selbige ein hundertstes Mal möglichst innovativ erzählen zu wollen, ehrbar und ein Pluspunkt? Bei diesem Scott-Schinken ist das so eine Sache. Die Bilder: sehr gut. Fein fotographierte Äcker, Beulen, Rabenschnäbel und pathetische Gesten. Die Geschichte (das ist dieses theoretische Konstrukt, das die Bilderfolge irgendwie in einen (Kausal-?) Zusammenhang setzen soll(-te)): naja. Zunächst einmal gibt es viel zu viele alte Menschen in dem Ding. Halloooo? Mittelalter! Mit drei Dekaden Sendeschluss! Ein Greis ist OK, aber der Hauptdarsteller ist über 45, sein love interest auch fast. Außerdem gibt es keine wirklich fokussierbaren Gegenspieler. Ein trotteliger Löwe mit viel zu großer Krone und Boa-Attaché war einprägsamer. An den Texten ist nicht wirklich gefeilt worden, so dass manche Situationen seltsam überkommentiert sind.

Und wenn das Ding beim RTL kommt, werden irgendwelche Forunkeleltern ihre Blagen beruhigt ins Plasma schauen lassen, weil sie das für Geschichtsunterricht halten. Auch hier könnten Rabenschnäbel die Lösung sein.

Auf dieses Ding hat die Welt nicht gewartet. Auf Predators wartet jeder. Letzterer wird auch keine ungerechtfertigte Überlänge haben.

Aber immerhin Kino.

Dennis Hopper, RIP

Forge of the Mindslayers, Tim Waggoner

Das Sequel zur ersten Piratenvampiroper, diesmal mit einem psiforged Nebendarsteller. Und jetzt fällt auch auf, welches pulpy Vorbild der Protagonist hat: Howard's Solomon Kane nämlich, den hexenjagenden Super-Puritaner, hier rechts. Dessen Verfilmung ist schon fertig, hat es aber wohl nicht in die germanischen Kinos geschafft.

Im letzten Teil soll es um Werhaie gehen. Ja, WER-Haie. Wie sehen die eigentlich das Mondlicht in der Tiefsee? Das ist ja vollkommen unglaubwürdig.

5/25/2010

Storm Dragon, James Wyatt

Das ist der erste von freilich drei Teilen unter dem Titel The Draconic Prophecies. Erfreute es? Doch! Erstens ist Eberron sehr OK und zweitens ist der Protagonist zwar ein halbgarer Luke#Frodo#JohnMcClane-Praktikant mit Fieberträumen und Tetsuo-mäßigen hidden forces, aber die Geschichte um ihn herum baut auch darauf auf und führt ihn nicht nur vor.

Leer. Den Nächsten, bitte.

5/21/2010

Electroboy, Andy Behrman

Diese Autobiographie eines Bipolaren ist ein kurzweiliger Einstieg ins Thema, wie auch die entsprechende Initiative des Autoren zeigt.

Über die Theorie einer sogenannte Gemütstörung/(Geistes)-krankheit wird nicht direkt durch den Erzähler reflektiert. Dafür gibt es einiges an zähneschlotternden Beispielen. Infame Essgewohnheiten morgens um vier sind da noch das Akzeptabelste. Bei Behrman vermischt sich seine sogenannte Erkrankung, die in ganzes Heer von Kopfdoktoren nicht behandeln, aber aushalten konnte, mit diversen schlechten Eigenschaften. Da ist die Sucht nach Substanzen, Sex, und Ehre und da ist auch der Moloch New York, der Menschen wie Behrman nicht nur beheimatet sondern auch zu drillen weiß. Der Protagonist ist Kunsthändler - eine absolut von sog. "Realwerten" befreite Wirtschaft, die dennoch enormes Kapitalpotential hat. Der Kunstbetrieb, wie ihn Electro Boy womöglich realistisch darstellt, ist monströs und hohl und doch voller Wucht. Andy Behrmans scheitern kann sehr wohl als gesunde Reaktion auf eine hirnzersengende Ökonomie gedeutet werden.