3/14/2014

Drei kesse Bienen auf den Philippinen, Sigi Rothemund

Hier. Alternativer Titel des pittoresken Kammerspiels: Cola, Candy, Chocolade. Man muss es eigentlich gesehen haben um es zu glauben. Dieses enorm debile Machwerk lässt den verzagten Humanisten natürlich weiter verzagen: wie kann man eigentlich mit Film *kein* Geld verdienen und wo hört Unterhaltung auf, selbige zu sein? Steht dieses Ding in der Tradition von Gunter-Philipp-Peter-Alexander-Theo-Lingen-Klamauk? Und wenn ja: was ist denn da schief gegangen? Wieviele Preise hat Herr Rothemund erhalten? Ist er eine Art Roger Corman für den deutschen/europäischen Filmmarkt?

Der Menschenfeind von nebenan sieht in diesem fast anderthalbstündigen Badeunfall eine Bestätigung die zuletzt die Twilight-Filme ebenso bedienten: die junge Masse frisst alles, es muss nur tüchtig durchgezuckert sein. Sobald man irgendwie nicht mehr mit dem Zeitgeist und der Zielgruppe kongruent ist, wird einem beim Konsum sogleich atemberaubend schlecht an Magen und Seele.

Synecdoche, New York, Charlie Kaufman

Hier und hier. Der erneute Konsum offenbart was längst vermutet wurde: nämlich dass ich dieses Vehikel einer eindeutigen Vereinfachung entzieht. Ein herrliches und teils auch bildgewaltiges Werk über Nachdenken, Erinnern, Gestalten. Es ist eine sehr schwelgerische Arbeit über "Bühnen" - innere, äußere, das Casting, das Proben, die Vorführungen und die Kritiken.

Kaufman ist eine Wucht und es ist sehr schön, dass er seine Nische im business gefunden hat(te).

3/13/2014

Monuments Men, George Clooney

Hier und hier. Diese liebreizend rund-gefilmte Geschichte lässt an Opa denken, eben weil WW2 eine alte Geschichte ist, hier auf jeden Fall.

Die humanistische Botschaft ("Kunst retten, hurra") wird nicht weiter hinterfragt. Hat diese Spezies wirklich ein Anrecht auf Erbauung? Ist Kunst nicht vor allem Kapitalanlage? Somit ist der Fund des Goldes in der Mine eine schöne Provokation: bei diesem Material ist der Wert zumindest offensichtlicher im Sinne von "populärer": irgendwelche Michelangelo-Statuetten können schlecht in Aktienanteile getauscht werden. Gold hat einen eigenen Index. Und man kann es in Barren besser stapeln.

3/12/2014

Nymphomaniac Vol. 1, Lars von Trier

Hier und hier und hier. Wie können Produkte mit Rammstein und Bach im Soundtrack schlecht sein? So auch nicht dieses. Der erste Teil der Orgasmusqueste beeindruckt durch die erwartete leichte Bockigkeit des Regisseurs: langsame Einstellungen provozieren eine Trennung von Auge und Hirn, von Beobachten und Reflektion. Die Genitalien sind zwar wichtig, aber keine Handlungsträger. Letztlich sind sie sogar ziemlich langweilig.

Der episodenhafte Aufbau ist herrlich und macht Sinn und schafft eine fast schon profane Gesamtsituation. In öligem Beige geraten die Leiber aneinander und es wird sogar Humor gewagt: nicht dieser erleichternde Humor, der einen von Schuld befreit sondern eine Art konstruktiver Zynismus: jawohl, das Herumvögeln ist furchtbar trivial und die allgegenwärtige Einsamkeit ist furchtbar unzersetzbar.

Danke. Let's stay tuned/ecstatic.

3/09/2014

The Rules of Attraction, Roger Avary

Hier und hier. Ein Film der sich am post-post-ironischen Ellis-oeuvre verhebt. Vor allem ein Vehikel um den Dawson-Darsteller von Dawson zu befreien (ach, so eine Sau ist er hier). Das Produkt richtet sich an die Erschreckbaren, die Menschen mit Ernährung und Bausparvertrag jenseits des Abgrundes amerikanischer Campussys - also jene Klientel, die durch letztere produziert werden.

Gute Momente gibt es auch. Die Kamera darf befreit fahren, durch Zeit und Raum. Nicht dass dadurch die Narration geprägt wird - aber dekorativ ist das allemal.

Hedwig and the Angry Inch, John Cameron Mitchell

Hier und hier. TBA. Wie konnte das verpasst werden? The internationally ignored song stylist Hedwig kolportiert den Transenkosmos enorm kurzweilig auf den Schirm. Dabei schwingt immer die Bühnenherkunft mit. Der Film könnte auch als Werbung für das Stück verstanden werden. Wie hiess der Trend damals? Grunge, genau. Das ist grungy with a vengeance. Das ist natürliche Performanz durch die Erfragung von Natürlichkeiten. Das ist sehr großer Spass - nicht durch Imitation sondern durch subversive Inversion. Und Michael Pitt war ja voll das Bübchen einst. Sowas.