10/12/2012

Infinite Crisis, Geoff Johns

Hier. Lies doch mehr DC, haben sie gesagt. Du musst deine Hausaufgaben machen, haben sie gesagt. Du verstehst die Wucht der Zahl und Marke "52" nie ohne Infinite Crisis, haben Sie gesagt.

Dass es hier um einen bösen Superboy geht, der mit einer Teilrüstung erst durch eine Sonne geschmissen werden muss, um von seinen Verwüstungen abzulassen, davon sagten sie nichts. Es geht bei Infinite Crisis eher um einen atmosphärischen Kampf: das alte DC Universum mit seinen Helden und lachenden Vagabunden und bunt-kosmischen Herrlichkeiten will das neue(re) DC Universum ausschalten. Letzteres ist nämlich zu dunkel, die Charaktere sind hier zu selbstzweifelnd und Batman weint im Schlaf und manche sidekicks haben Heroin genommen ("Speedy!!!").

Das ist natürlich ein verlegerischer Alptraum. Und es ist wahrlich eine gute Idee, diesen formalästhetischen Konflikt für einen serienübergreifenden Rundumschlag zu nutzen. Da kann man dann so DC lesen und sich voll literaturtheoretisch stimuliert fühlen.

Nachteil an IC ist die Wonne und die Hingabe der Illustratoren. Leider kann der Konsument kaum drei oder vier Seiten blättern, ohne dass ihm vor lauter Farben, split frames und Detonationen schlecht wird. Dieses Produkt hat tatsächlich geschafft, was ein Film nie schaffte: eine optische Übersättigung, ein Zuckerschock. Dadurch kann man der Handlung auch nur bedingt folgen... der Wikipedia-Eintrag klärt (monochromatisch) über die Details auf.

Die letzte DC-Neuerung scheint derweil aber wieder andere Ziele zu folgen: eine deutlichere Orientierung an der Filmwirtschaft und eine Abkehr von den halberwachsenen Fans, die eh nur nörgeln, hin zu den Kindern, die mit bunten Kostümen noch nachhaltig unterhalten werden können. Wo man wieder bei Superboy wäre: der hat ein neues Schwarz-Rotes-Naniten(?)-Ding an, das besser ist als jede Variation des klassischen Superman-Leibchens.

10/07/2012

The Horse Soldiers, John Ford

Hier und hier. Täratetäretääätetäääreteräää! Zwei edle Streiter für das Gute mit unterschiedlichem m. o. werden durch das große Projekt des rechtschaffenen Krieges geeint und dürfen ihre unterschiedlichen Meinungen und Fähigkeiten präsentieren.

Dies ist eine embryonale Vorstufe des Buddy-Movies - hier wird nicht zusammen geblutet, hier wird vielleicht mal die Hand geschüttelt. Das muss reichen und für echte Kerle reicht das auch.

Die Handlung erhält Bewegung durch den Bürgerkrieg, der mit edlem Pathos als humanistische Notwendigkeit ohne klare Abwertung des Gegners inszeniert wird. Ist klar, denn der Duke ist ja auch im Süden beliebt. Verblüffend dabei die beiden Frauen: die sehr weiße southern belle muss erst vom nordischen Rauhbein gezähmt werden, um dann unfrisiert und abgeregt endlich mitzuhelfen. Die schwarze Frau ist besorgt und eifrig und vollkommen unsichtbar. Dann gerät sie ins Sperrfeuer und dient der weißen Frau zur Entrüstung und zur Inbetriebnahme eines südstaatlichen Stolzes im Sinne der Nordstaaten.

Allen zeitgeistigen Irritationen zum Trotz: John Ford ist großartig in seiner Deutlichkeit und Kraft; seine Bilder erzählen von ganz allein, wie die Welt ist oder zumindest, wie sie zu sein hat. Hier wird nicht angedeutet, hier wird abgeschossen.

The Perks of Being a Wallflower, Stephen Chbosky

Hier. It was the best of times, it was the worst of times. Zum Glück verschwendet Chbosky keine Zeit und keine Zeiten sondern erzählt präsent und stetig von der ersten Seite an von den Abenteuern und Erkenntnissen des pubertären Helden. Selbiger scheint zerebral irgendwie besonders: ein teils beklemmender Autismus zieht sich durch den Briefroman (die Kapitel sind direkt an den unbekannten Leser gerichtet), der teils aber auch als etwas exaltierte Ausdrucksweise durchgehen mag.

Am tollsten an diesem Roman ist der Sex, denn der ist weder sensationell, noch lächerlich oder traumatisch. Diese Dimension tut sich einfach allmählich auf und das Mauerblümchen hat eine einmalige Perspektive auf das Geschehen, ohne sich am Ende dafür rächen zu wollen. Dies scheint ein Menschenbuch zu sein, für Menschen bevor sie ausziehen und eigene Menschen produzieren und somit etwas anderes werden.

Bald im Kino nebenan.