5/30/2014

My Week with Marilyn, Simon Curtis

Hier und hier. Seufz, ach, seufz, die Legende, schnief. Was war sie doch einmalig, diese nicht gealterte Legende. Diese Biographie ist nun recht bescheiden in ihrem Umfang, zeitlich gesehen, und umreißt ihre Hauptattraktion doch maßgeblich: die Unsicherheit, die Unberechenbarkeit, die teils verstörende Verletzlichkeit und auch die uneingeschränkte Strahlkraft. Das Prinzip "star" übersteigt (überstrahlt!) gängige Konzepte von Person und Schauspieler. Dieser eigentlich recht leise Film (mit einer unglaublichen Hauptdarstellerin) hat das verstanden.

5/28/2014

A Serious Man, Ethan & Joel Coen

Encore von jenem. Diesmal fällt die Kürze auf, aber nicht unangenehm: es steuert alles sehr zügig auf das nachhaltige Ende hin, auf den dunklen Himmel. Das Erhabene und Unmenschliche lässt sich ja immer am besten erkennen, wenn es visuell zu erfassen ist und nicht durch Menschenworte erst kommuniziert werden muss.

Bleibt die Frage, wer der ernsthafte Mann ist. Der Verlassene? Der Frauenräuber? Der Sohn, der in einem vollkommen veränderten Amerika aufwachsen wird? Der driftende Bruder? Ernsthaftigkeit ist eines dieser Worte, die stets flüchtig und implizit erscheinen. Wenn der Tod männlich ist, dann ist er natürlich der ernste Mann. Der grim reaper macht eben seinen Dienst nach Vorschrift und lässt nicht mit sich spaßen. Der Humor der Coens akzeptierte das immer.

Fack ju Göhte, Bora Dagtekin

Hier und hier. Die Überraschung schlechthin: deutsche Filme können lustig sein ohne brachialst die RomCom-Sau durchs Dorf zu reiten. Freilich wird hier auch umherverliebt, aber vor allem geht es hier enorm schnell und bunt geschnitten zur Sache. Kinder beschimpfen kommt eigentlich immer gut, ist leider unpopulär. Hier ist es famos und zu recht. Junge Menschen sind aus besonderem Grund meist besonders verachtenswert. Lehrer sind in Theorie und Praxis sowieso furchtbare Beispiele für die Nichtigkeit der Welt. Hier auch.

FJG kommt nur ganz zum Schluss in die Nähe von "Hurra, die Schule brennt" (Wer würde bei einem Remake wohl Theo Lingen ersetzen?). Richtig so. Ansonsten ist das ein wirklich grundsympathischer atemloser Film, der Hoffnung gibt. Wenn das vergorene Lehrerpack eines Tages zu recht durch Cyborgs ersetzt wurde wird der Referenzrahmen leider fehlen.

Kiss & Kill, Robert Luketic

Hier und hier. Der Film ist amüsant durch kurzweiligen Schusswaffenhumor. Außerdem macht er Werbung für seine Vorbilder. Doris Day und Rock Hudson sind die Referenzen hier, die leider auch charmanter bleiben. Insgesamt eine Ansammlung von hübschen Landschaften, Häusern und zarten Genrezitaten. Für den richtig derben schwarzen Humor reicht es dann doch nicht, und deswegen wird es wahrscheinlich auch kein sequel und keine neue Kollaboration geben.

5/25/2014

The Fuck-Up, Arthur Nersesian

Hier. Endlich: Bukowski, Rechy, der tränengesottene Asphalt der schlaflosen Stadt ohne Gewissen. Nersesian erzählt über die Bemühungen des Helden ohne Mitleid, aber auch ohne Scham und Urteil. Der Junge verpfuscht es einfach alles. Er kriegt es nicht hin und dies ist keine Tragikomödie, wo das Leben eines Taugenichts dann doch noch in warme Bettchen führt.

Der Held stolpert durch die 1980er und seine 20er und aus Beziehungen heraus und herein. Teils weiss er, dass nur die Bedeutungslosigkeit auf ihn wartet. Er weiss dass er eigentlich nur ein Simulant ist, der auf Zeit spielt. Ein illustres Ensemble verwirrt ihn nachhaltig und lässt ihn hoffen und natürlich wird auch viel gesoffen - schließlich muss er sich aber seinem Status stellen: männlich, blass, hetero, arm und kraftlos. Er wollte nicht durch die üblichen Ringe springen und wird somit zur bluesigen Version eines älteren Holden Caulfield (der leider immer noch die Referenz für New Yorks härteste Einsamkeit herhalten muss).

Total Recall, Len Wiseman

Alles neu. Seufz. Hier und hier. Leider ziemlicher Quatsch. Die Bauten rocken allerdings: Erdkerntunnel und Mehrstufenautobahn und Waffen und Sonden und Displays. Alles schick. In der Summe leider seltsam seelenlos und dem durchaus ruppigen Original nicht wirklich ebenbürtig.

Zum Glück haben sie die dreibrüstige Prostituierte drin gelassen. Die gehört dazu. Mars hin, Erde her: an den sex workern wird man eine Gesellschaft erkennen.

Dark Shadows, Tim Burton

Hier und hier. Es sollte eine eigene Genre-Bezeichung für Burton-BonhamCarter-Depp Filme geben. Wieder ist es schrullig und süss, wieder ist es düster und liebenswert.

DS ist also ein Film zu einer von vielen TV-Serien vergangener Zielgruppen, und so wirkt die Geschichte auch eigenständig leidlich originell. Schlimm wird nur so langsam, dass Depp scheinbar nur noch Depp spielen kann oder will oder soll. Freilich geht Karriere auch so. Aber liegt die Kunst in diesem Geschäft nicht auch beim Erzeugen von neuen Bildern, und keiner Reanimation bekannter Motive?